Festhalten an toxischer Beziehung?

Lenova29

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10. Apr. 2022
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Hallo liebe Forenmitglieder,

Ich bin neu hier und brauche dringend Rat von unbefangener Seite. Ich lebe seit 5 Jahren mit einem 20 Jahre älteren Mann zusammen. (Ich 29 und er 50) Der Altersunterschied hat uns nie gestört, es hat eben damals einfach gefunkt.

Die erste Hälfte der Beziehung lief eigentlich ganz gut. Wir haben viel unternommen, nie gezofft, alles war gut. Leider hat mein Freund  ein paar ziemmlich komplizierte Charaktereigenschaften. Es gilt zu erwähnen, dass auch ich nicht immer die Umgänglichste bin und in dieser Beziehung sicher auch Fehler mache.
Mein Freund hat so diese ziemmlich unattraktive „ Ich bekomme immer das, was ich will“ Seite an sich. Heisst: Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, wird dies umgesetzt, ganz egal wie oder zu welchem Preis. Nicht selten hat er dabei schon bereits die Bedürfnisse und Gefühle anderer mit Füssen getreten. Als Partnerin kassiere ich leider meistens die Konsequenzen, weil ich ja auch mit ihm zusammenlebe. Ob er dies in vollem Bewusstsein tut, oder ob er es gar nicht merkt, ist mir leider noch schleierhaft. Mit ihm reden bringt nichts, er streitet es ab.

Nun: Im Grunde genommen ist er ein todlieber Mann, man kann total gut mit ihm reden, er versteht mich und gibt sich mittlerweile auch grosse Mühe, mir im Alltag zu helfen. Doch immer mehr überschattet sein egoistisches Verhalten unseren Alltag. Er hat in den letzten Jahren immer wieder versucht den Kontakt zu meiner Mutter massiv einzuschränken, da sie seinen Charakter von Anfang an durchschaut hat und ihr der Altersunterschied einfach zu gross ist. Da ich ein sehr enges Verhältnis zu ihr pflege, hat mich das sehr gestört, doch ich habe es erduldet. Immer wieder musste ich geplante Familientreffen absagen, weil es ihm nicht recht war, dass ich meine Mutter alle 2 bis 3 Wochen sehen wollte. Ich wäre auch gerne mal spontan zu ihr gegangen, aber das war nie möglich.

Seit ich in dieser Beziehung lebe, setzt er seine Bedürfnisse immer durch, während er meine sauber im Keim erstickt. Ich investiere so viel in diese Beziehung, zurück kommt praktisch nichts. Ich bin dauergestresst, weil ich ständig damit beschäftigt bin, seine Bedürnisse zufrieden zu stellen. Und auch unter dem massivem Druck stehe, es immer allen Recht machen zu wollen. Ich kann nie entspannt irgendwas für mich machen, ohne dass ich Angst haben muss, dass es Stress gibt. Mache ich mal was mit meiner Mutter, komme etwas später nach Hause oder sonst was, was ihm nicht passt, dann schmollt er wie ein kleiner Junge und es gibt Stress.

Vor ein paar Wochen hat mich mein Bruder dazu eingeladen, bei einem Online Game mitzumachen. Ja, wir sind eine Zockerfamilie und es ist uns egal, ob das andere komisch finden. Leben und leben lassen. Ich hab das dann angefangen, als Ausgleich für mich. Nicht einmal habe ich wegen dem Spiel irgendwas zu kurz kommen lassen, Weder Arbeit, noch Freund oder sonst was. Ich spiele etwa 2 Stunden pro Tag, was meiner Meinung nach absolut ok ist. Ich arbeite wegen chronischer Krankheit ja auch nur Halbtags und mache den Rest des Tages noch viel anderes. Problem: Meine Mutter spielt auch mit. Mein Freund versucht nun mit allen Mitteln mir das mieszumachen und wenn ich den Computer nur schon anblinzle, geht’s schon wieder los.

Anfangs wollte ich diese Probleme nicht sehen. (Rosarote Brille halt) Nun habe ich endlich begonnen, mich zu wehren, infolgedessen gibt’s halt leider ständig Zoff. Ich fühle mich emotional und körperlich ausgesogen, während er immer profitiert und seinen Willen bekommt. Wenn ich wüsste, dass er das alles bewusst und mit vollem Kalkül macht, hätte ich schon lange gepackt. Und doch frage ich mich immer wieder, ob ich im Unrecht bin und tatsächlich zu viel zocke, oder dies und das falsch mache. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass mein Freund einfach verhindern will, dass ich mich sozusagen „emanzipiere.“ Ich meine seit wann muss ich mir im 21. Jh. von einem Mann sagen lassen, was ich darf und was nicht?

Es geht mir nicht mehr gut, der Druck wird immer grösser und langsam habe ich immer mehr das Gefühl, dass ich mir wertvolle Lebenszeit nehmen lasse, in denen es mir verwehrt bleibt, mal an mich zu denken. Ich bin ein vielseitiger Mensch, ich gehe viel in die Natur, mache was mit Freunden, zu Hause habe ich Hobbies, etc. Eines Tages werde ich es bereuen, dass ich so vieles verpasst habe, was ich gern getan hätte. Mir fehlt total der Mut endlich einen Schlussstrich zu ziehen.

Falls ihr bis zum Ende durchgehalten habt, würde ich mich über einen guten Rat sehr freuen.

Danke und Grüsse

Lenova29

 
Also schon beim Titel dachte ich die Antwort wird ”Nein” sein. Und ja, kurz und knapp: nein, an sowas sollte man nicht fest halten. Was du beschreibst klingt nach den typischen Charaktereigenschaften eines Narzissten. Man behandelt die Partnerin schlecht, aber macht ihr klar, dass es ihre Schuld ist. Dann wird sie von allen Freunden und Bekannten abgegrenzt meistens mit der Aussage solche Leute hat man ja nicht nötig…dann stehst du irgebdwann alleine da und hast niemanden mehr… er wird dir immer 10 % Zucker und 90 % Peitsche geben…. Hör mir gut zu! Du bist es Wert geliebt zu werden. Deine Bedürfnisse und Wünsche sind echte Anliegen. Du darfst auch nein sagen.  Um auf die initiale Frage zurück zu kommen: Nein, an sowas hält man nicht fest, aber das Loslössen ist ein schwieriger Prozess. Das du dich fragst ist Schritt 1. War bei mir auch so. Nur hat es von der Erkenntniss bis zur Trennung noch ein paar Jahre gedauert. Am Ende versteht man es erst ganz, wenn man am anderen Ende angekommen ist.

 
Hallo Lenova29,

...Wenn ich wüsste, dass er das alles bewusst und mit vollem Kalkül macht, hätte ich...
ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Freund das alles weder bewusst, noch mit vollem

Kalkül macht. Schließlich liebt er dich aufrichtig und ist schon so lange mit Dir zusam-

men,  wo er Dir "jeden Tag" seine Wertschätzung entgegen bringt.

Na, wie fühlt sich das für Dich an? Gut und richtig hoffentlich nicht.

Denn, lies Dir hier mal deine eigenen Worte in Kurzzusammenfassung noch mal durch:

Nicht selten hat er dabei schon bereits die Bedürfnisse und Gefühle anderer mit Füssen getreten.

Als Partnerin kassiere ich leider meistens die Konsequenzen

Mit ihm reden bringt nichts, er streitet es ab.

immer mehr überschattet sein egoistisches Verhalten unseren Alltag

immer wieder versucht den Kontakt zu meiner Mutter massiv einzuschränken

....hat mich das sehr gestört, doch ich habe es erduldet.

Immer wieder musste ich geplante Familientreffen absagen, weil es ihm nicht recht war

setzt er seine Bedürfnisse immer durch, während er meine sauber im Keim erstickt.

Ich investiere ...()..., zurück kommt praktisch nichts...

Ich bin dauergestresst...

Ich kann nie entspannt irgendwas für mich machen, ohne dass ich Angst haben muss...

Mein Freund versucht nun mit allen Mitteln mir das mieszumachen ...

Nun habe ich endlich begonnen, mich zu wehren, infolgedessen gibt’s halt leider ständig Zoff...

Ich fühle mich emotional und körperlich ausgesogen

Es geht mir nicht mehr gut, der Druck wird immer grösser und langsam habe ich immer mehr das Gefühl, dass ich mir wertvolle Lebenszeit nehmen lasse...

...Eines Tages werde ich es bereuen, dass ich so vieles verpasst habe, was ich gern getan hätte...


Ja, da hast Du wirklich ein liebevolles Schmuckstückchen an deiner Seite, das Dir so richtig gut tut!

Richtig, es wird höchste Eisenbahn, dass Du aus dieser Beziehung gehst und auf dich selbst besser

achtest! Selbst, wenn er alles nicht mit Absicht machen würde (wie soll das bitte gehen), ändert das

an dem Ergebnis nichts, dass Dir diese Beziehung zu konkret diesem Mann nicht gut tut. Also, da gibt

es nichts mehr zu überlegen.

Und wie war das gleich nochmal, er lässt ohnehin nicht mit sich reden bzw. sind ihm die Gefühle, Be-

dürfnisse anderer eh egal? Genau. Deshalb wird sich daran auch nichts ändern, egal, wie Du ihm ver-

suchen möchtest, etwas recht zu machen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Natürlich sollte man nicht an toxischen Beziehungen festhalten. Man isst ja auch keine Giftpilze.

Aber: Wenn man schon so lange in einer derartigen Beziehung ist und ein eingespieltes Team wurde, muss man sich schon fragen, ob man dieses Gefüge mutwillige auseinanderreissen möchte. Und was der Sinn davon sein sollte. Denn letztlich verursacht man damit vor allem bei IHM grösseres Leid, und da er ja ein so toller und liebevoller Mann ist, der voller Aufmerksamkeit sich seinen Aufgaben widmet, würde er das kaum verstehen. Er macht alles, was möglich ist und du würdest dich so undankbar zeigen?

Natürlich hast du noch Stress, weil du dir nie sicher bist, ob du es wirklich richtig machst, so wie er es will. Das braucht eben auch seine Zeit. Und da würde ich nicht so schnell den Bettel hinwerfen. Da das menschliche Verhalten immer auch ein wenig irrational ist, kann man schlecht voraussehen, was nun angesagt ist. Aber sicher weisst du schon vieles, was er bestimmt nicht mag und wo er patzig reagiert. Daher gilt es, dass du dich eben da, wo du es schon weisst, nicht so verhältst, dass er Ärger hat. Und da, wo es dir noch nicht gelingt, musst du eben aufmerksam sein und dir nach und nach merken, wo es lang geht.

Das Ziel ist schliesslich eine harmonische Beziehung, in der alle wissen, wo sie stehen und welche Rolle sie haben. Dann wird auch der Stress abfallen und du kann dich voll und ganz seinen Sachen widmen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nicht festhalten. 

Aus welchen Gründen heraus auch immer du an der Beziehung festgehalten hast, frage dich, ob du das noch so willst. Ganz klar. Und das kommuniziert du, wenn er damit nicht klar kommt, überleg dir was du tun willst. 
Willst du daran festhalten, kein Leben zu haben? 

ich finde das geht gar nicht, hat was mit psychischer Gewalt und Macht zu tun - sorry für die ehrlichen Worte