Emotionale Probleme mit Streit/ fehlende Streitkultur?

Lyssa

New member
13. Apr. 2023
1
0
1
Hallo
Ich bin mit meinem Freund seit 2,5 Jahren zusammen. Seit einem Jahr wohnen wir zu Viert als Patchworkfamilie. Unsere beiden Kinder sind aus früheren Beziehungen und im (vor)pubertären Alter.
In diesem Jahr des Zusammenlebens gab es vermehrt Streit. Zum einen da wir sehr unterschiedliche Erziehungsstile haben und zum anderen, weil wir beide Schwierigkeiten haben zu streiten. Er fühlt sich mit streiten generell sehr unwohl, hat in seinen beiden früheren Beziehungen kaum bis nie gestritten. Die Streitsituationen sind für ihn emotional sehr belastend und rauben ihm viel Energie. Für mich ist es schwierig, weil ich teilweise extrem wütend oder traurig werde. Ich möchte dann sehr gerne seine Nähe, mit ihm diskutieren um sich wieder zu versöhnen. Vermutlich kommt das für ihn zu früh.
Für mich ist es sehr schwierig in einem Streit auseinander zu gehen und dann getrennt von ihm zu sein. Ich fühle mich dann zurückgewiesen, ungeliebt und hätte das starke Bedürfnis danach in den Arm genommen zu werden. Er kann das nach dem Streit nicht für ihn ist da gefühlt ein Graben. Am nächsten Tag ist dann für ihn alles "in Ordnung" und er möchte nicht mehr darüber reden.
Wir haben da einfach sehr unterschiedliche Bedürfnisse, die beide so ja verständlich sind. Nur, wie bringen wir das zusammen? Gibt es eine Anleitung für gutes Streiten? 🙂
 
Für mich ist es sehr schwierig in einem Streit auseinander zu gehen und dann getrennt von ihm zu sein. Ich fühle mich dann zurückgewiesen, ungeliebt und hätte das starke Bedürfnis danach in den Arm genommen zu werden
Hast du ihm das so gesagt?
Hast du schon an eine Paartherapie gedacht, Beratung o.ä? Oft ist es hilfreich, wenn eine dritte unbeteiligte Person solche Wünsche/Erwartungen/Bedürfnisse erklärt und sie vielleicht verständlich ausdrückt. Da bekommst du die Anleitung, die du suchst.. es gibt auch Leute, die sich mit dem.Thema "Streiten" auskennen, z.B..Mediatoren.
Wenn dein Freund es komplett ablehnt, kannst du ihm.vielleicht in so einer Situation einen Brief schreiben, um alles sagen zu können, was du aussprechen möchtest.
 
Wenn ich etwas in der Partnerschaft verabscheue, dann ist es Streit. Wenn es Gründe zum streiten gibt, frage ich mich ob ich im falschen Film bin oder mit dem falschen Partner zusammen. Ich diskutiere. Und das oft und viel. Aber es gibt keinen Streit, kein anschreien, keine bösen, beleidigenden Wörter. Sind wir unterschiedlicher Meinungen, dann reden und diskutieren wir. Wir streiten nicht. Wenn streiten an der Tagesordnung wäre oder häufiger vorkäme, würde ich mich ebenfalls zurückziehen oder sogar über Trennung nachdenken. Diskutieren ja, streiten NEIN.
 
Wenn ich etwas in der Partnerschaft verabscheue, dann ist es Streit. Wenn es Gründe zum streiten gibt, frage ich mich ob ich im falschen Film bin oder mit dem falschen Partner zusammen. Ich diskutiere. Und das oft und viel. Aber es gibt keinen Streit, kein anschreien, keine bösen, beleidigenden Wörter. Sind wir unterschiedlicher Meinungen, dann reden und diskutieren wir. Wir streiten nicht. Wenn streiten an der Tagesordnung wäre oder häufiger vorkäme, würde ich mich ebenfalls zurückziehen oder sogar über Trennung nachdenken. Diskutieren ja, streiten NEIN.
Zunächst könntet ihr klären, was jeder unter Streit überhaupt versteht. Ich sehe es ähnlich wie >Sonnenschein<.
Ich habe ebenfalls immer gesagt: "Ich streite nicht / wir streiten nicht", sondern wir tauschen Meinungen aus und diskutieren darüber.
Ich kann dabei sehr emotional reagieren, je nach Thema, und ich beschäftige mich auch damit, kläre Fragen usw. auch gern im Nachhinein, naja, sowas mag nicht jeder. Am schlimmsten finde ich, wenn mir meine Meinung aus Bequemlichkeit "gelassen" wird, und ich später feststelle, sie war falsch. Da hätte ich lieber, der Gesprächspartner hätte etwas ausführlicher begründet ...
Schon meine Schwester hat mich da (bei Meinungsungleichheit und meiner Art) früher (und auch später noch) gern gemaßregelt und in`s Korsett gezwungen, deshalb ist das leider ein Thema, was ich nicht richtig hinkriege.
Für mich persönlich ist ein richtiger Streit jedoch etwas völlig anderes als diskutieren, und da reagiere ich auch anders bzw. "meckere" herum.
Mein Ex hat das anders gesehen, für ihn war jede Meinungsabweichung (und Äußerung derselben) gleich ein Streit. Und das war nicht akzeptabel für ihn.
Vermutlich liegt die Ursache in der "Streitkultur" seines Elternhauses, da gab es auch keine, nur eine Meinung, und die galt. :sneaky:

Hallo
Ich bin mit meinem Freund seit 2,5 Jahren zusammen. Seit einem Jahr wohnen wir zu Viert als Patchworkfamilie. Unsere beiden Kinder sind aus früheren Beziehungen und im (vor)pubertären Alter.
In diesem Jahr des Zusammenlebens gab es vermehrt Streit. Zum einen da wir sehr unterschiedliche Erziehungsstile haben
Aus eigener Erfahrung rate ich dazu, nicht zu sehr vom bisherigen Erziehungsstil beim jeweils eigenen Kind abzuweichen. Das kann sehr schnell in Frust ggü. dem Partner und dessen Kind führen, das eigene Kind fühlt sich dann womöglich zurückgestoßen.
Ich weiß nicht, ob es vorher schon Partner gab, für die Kinder wird ja, je älter sie sind, die bis dahin gewohnte Zweisamkeit und uneingeschränkte Zuwendung des Elternteils irgendwie ein Stück verloren. Und wenn dann noch andere Regeln als bisher gelten sollen ... :unsure:
Das stelle ich mir schwierig vor.
Das war jetzt nicht die Frage. 🙈

Nur, wie bringen wir das zusammen? Gibt es eine Anleitung für gutes Streiten? 🙂

Ja, sowas gibt es. Anleitung zum Streiten oder so ... Habe ich aber noch nicht ausprobiert. (Google hilft bestimmt.) ;)

Was ich Dir empfehlen kann, ist, Dich mal mit den "vier Arten des Verstehens" / "4 Ohren Modell" auseinanderzusetzen. Auf jede Beziehung im Leben anwendbar.

Das 4 Ohren Modell kannst Du dann, wenn Du es für gut und machbar befindest, auch mal Deinem Freund an`s Herz legen.
Wenn ihr beide Interesse am Lösen eures Streit - Themas habt, kann man zusammen an der Umsetzung arbeiten, ggf mit "Stop"-Zeichen im Gespräch.
Bis 10 zählen oder die Situation (kurz) verlassen sind auch Ansätze ...
Ich hatte mir eine Skizze gemacht mit Themen, die bei mir aktuell waren, und die 4 Arten notiert, wie ich das denke / wahrnehme. Usw. Nur für mich selbst und mein eigenes Verständnis zum Thema.

Auf alle Fälle muss aber auch ein gewisses Maß an Akzeptanz dasein, den anderen zu lassen, wie er ist. Man muß damit umgehen lernen. Er braucht Zeit, Du nicht. Du könntest lernen, ein wenig "auszuhalten", bis er bereit ist für eine versöhnliche Geste. (Schwer!) Er könnte lernen, ein wenig kürzer "zu schmollen".
 
  • Like
Reaktionen: Leela