Für Distanz zu viel Nähe

Mimi81

New member
10. März 2022
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Ich weiß nicht, ob die Überschrift für andere so passend ist. Für mich irgendwie schon.
Vor 2,5 Jahren lernte ich einen Mann kennen: gutaussehend, eloquent, politisch interessiert, humorvoll, spendabel, interessant. Für mich die perfekte Mischung aus all dem, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Ich zog recht zeitnah bei ihm ein, bekam seinen Schlüssel. Nach ca. zwei Monaten gestand ich ihm meine Wohnsituation mit einem Mitbewohner/Freund/Seelenverwandten. Er ging an die Decke, war verletzt, zog sich zurück und es war ein hartes Stück Arbeit, ihn davon zu überzeugen, dass er sich keine Sorgen machen brauchte - zumal ich ja bereits bei ihm wohnte und nur noch Restbestände meines Besitzes holen musste. Ungefähr sechs Wochen später klingelte sein Handy und ein Name tauchte parallel auf dem IPad auf, den ich bis dahin noch nicht gelesen oder gehört hatte. Weiblich. Mit seinem Nachnamen. Just an dem Tag hatte ich eine Übernachtung bei meiner alten WG geplant, weil ich noch einiges erledigen musste. Also googelte ich als ich in der WG ankam und fand ein Profil mit zahlreichen Bildern. Kosmetik, Party, Selfies, Weisheiten, Hochzeitstagbild. Soweit nichts Tragisches, wenn auf dem Bild zur Feier des Hochzeitstages nicht mein Partner zu sehen gewesen wäre. Mir zog es den Boden unter den Füßen weg: "Danke für die letzten 16 Jahre!". Wir hatten bis dahin bereits über Kinder gesprochen und er versicherte mir glaubhaft und sehr deutlich, dass er weder heiraten wolle noch Kinder haben wolle. Er könne mit Kindern generell nichts anfangen. Klar, warum sollte er auch nochmal heiraten, wenn er noch verheiratet war zu dem Zeitpunkt!? Dasselbe mit den Kindern. Er bog es schnell so hin, dass ich mich einwickeln ließ. Vertrauensbruch inklusive und damit einhergehend auch all die Probleme, die so eine Story mit sich bringen. Dabei beließ er es ja nicht. Es folgten weitere Lügen und ich entlarvte eine nach der anderen. Je weiter ich von ihm weg wollte, desto näher kam er wieder in mein Leben. In meinem Kopf war und ist die Idee, dass ich keinen mehr finde, den ich so lieben würde. Ich weiß, dass das bei den meisten sauer aufstößt. Hab ich wirklich so wenig Selbstliebe, dass ich bei einem Menschen bleibe, der es sich zum Hobby gemacht hat, mich zu belügen. Und auch 2 Jahre später, mit Kind und gemeinsamer Wohnung glaube ich ihm nicht viel von dem, was er mir versucht zu versichern. Inzwischen verkauft er es als "Mein Problem", weil ich immer wieder mit den gleichen Themen um die Ecke käme. Es geht aber noch weiter und klar: ich muss mir den Vorwurf gefallen lassen, dass ich an so einer Beziehung festhalte und dann auch noch ein Kind hineinsetze. Seine Mutter verstarb kurz vor der Geburt unserer Tochter ohne zu wissen, dass es mich oder die Kleine gibt. Seine gesamte Familie weiß nichts von uns. Auch nicht seine Kinder oder seine Exfrau - ja, richtig: inzwischen sind sie geschieden. Angeblich hat er alle Schulden übernommen, zahlt fleissig den Unterhalt (worauf ich aber auch vehement bestehe!), zahlt aber auch zahlreiche Rechnungen noch, die eigentlich an seine Frau gehen. Zuletzt telefonierte er mit einem Telefonunternehmen und sprach von Sky und einem Paket, für das er monatlich 107 Euro zahle... natürlich hatte ich nie sky und die Rechnungen hier zahle überwiegend ich, Verträge laufen ausschließlich auf mich. Tja und seit meine Kleine auf der Welt ist, bleib ich größtenteils auf den Kosten für Möbel, Klamotten, Vereine oder Kurse,... hängen. Ich geh halbtags arbeiten während die Kleine das Laufen lernt (bin im Homeoffice, aber dennoch ist das eine riesen Herausforderung) und bin die liebende Freundin, wenn der Herr nachhause kommt. Den Haushalt habe ich inzwischen an ihn abgedrückt, weil ich einfach nicht mehr kann nach zehn Monaten nachts aufstehen, mich rund um die Uhr um die Kleine kümmern und nach drei Monaten wieder im Job hängen. Meist kümmere ich mich noch darum, was es zu Essen gibt und was eingekauft wird. Und wenn ich nicht noch Eventmanagerin spiele, dann erlebe ich überhaupt nichts mehr! So hab ich mir das nicht vorgestellt. Aber anscheinend bin ich zu feige, das Projekt "Kind" alleine durchzuziehen. Was mich aber richtig belastet ist, was er letztes Jahr an ganz bestimmten Tagen abgezogen hat. Meine Tochter wurde 8 Tage vor meinem Geburtstag per Kaiserschnitt geboren und am Tag der Geburt war er - obwohl wir ein Familienzimmer hatten - ab mittags einfach nicht mehr da. Angeblich weil er Zuhause noch aufräumen wollte. Ich war fünf Tage im Krankenhaus und er hat gerade mal zwei Nächte bei uns verbracht. Urlaub nehmen? Wieso denn? Und das wäre so hilfreich gewesen, denn ich konnte z.T. die Kleine nicht mal aufnehmen oder mich um das Füttern kümmern. Wir kamen nachhause und kurz darauf hatte ich meinen Geburtstag. Am Abend zuvor hatte ich sehr enttäuscht festgestellt, dass er sich keinen Urlaub nehmen würde, auch nicht überraschend. Teilte ihm dann mit, dass ich an dem Tag mit der Kleine zu meinen Eltern fahren werde. Das war dann Grund genug für Streit. Ich schlief mit der Kleinen auf der Couch, er gratulierte mir weder am Morgen noch nachmittags. Am Abend hatte ich den mega Zoff an der Backe, weil ich ihm sagte, wie bescheiden ich sein Verhalten fand. Valentinstag war gut einen Monat früher und auch der wurde einfach "vergessen". Ein Jahr zuvor gab es Rosen, wir gingen Essen und so weiter... Da erwartet man doch, dass es jedes Jahr so schön wird. Tja Erwartungen sind bei diesem Mann so eine Sache. 2024: auch dieses Jahr habe ich Geburtstag und auch dieses Jahr gibt es einen Valentinstag. Nachdem ich letztes Jahr so verletzt wurde, schmierte ich es ihm natürlich auch öfter mal aufs Butterbrot. Ich konnte das einfach nicht so wegschieben und ich wollte es auch nicht. Und dieses Jahr fühlt es sich jetzt so an, als würde er planen und etwas unternehmen wollen aber für mich hat das keinen Wert mehr. Er macht das nicht aus sich heraus, sondern weil ich es erwarte. Und gerade das will ich nicht. Ein Mann der wie eine Marionette macht, was ich will. Ich wollte nie meinem Gegenüber etwas verbieten oder vorschreiben. Das wollte ich nie. Aber ich habe den Eindruck, dieser selbstbewusste Mann, den ich kennenlernte, war und ist auch in dem Punkt nicht das, was er mir vorgab zu sein. Ich bin nun sehr verunsichert, wie ich an den beiden Tagen agieren soll. Am liebsten würde ich meinen Geburtstag mit meinem ehemaligen WG-Mitbewohner feiern, weil er mit den Tag immer so nett gestaltet hat mit selbst gebackenem Kuchen, Frühstück und gemeinsamer Zeit auf der Couch oder einer kleinen Wanderung oder einem Abendessen - je nachdem wie das Wetter eben war. Und den Valentinstag? Den würde ich am liebsten mit meiner Mutter beim abendlichen Essen verbringen. Sie einfach so einladen und einen schönen Moment verbringen. Nach dem letzten Jahr habe ich überhaupt kein Bedürfnis mehr, gerade diese Tage mit meinem Partner zu verbringen. Mit der Kleinen ist er leider hier und da schon Zucker und so lange sie noch so anstrengend ist, entlastet er mich ja auch, wenn er sie nur mal ne halbe Stunde übernimmt. Aber am liebsten hockt er mit seiner Zigarette vor der Tür, spielt an seinem Handy rum, chattet oder spielt dämliche Klick-Spiele. nach 10-20 Minuten kommt er dann wieder rein und bei der nächsten Gelegenheit (zum Beispiel wenn ich die Kleine wickle oder ihr etwas zum Essen mache,...) schwuppst ist er wieder draußen. Dass die Arbeit hauptsächlich an der Muddi hängenbleibt, war mir schon bewusst, aber wie rücksichtslos und egoistisch ein Mann ist, wenn es darum geht, sich Freiräume zu verschaffen - das war mir nicht klar. Da steckt so viel Stresspotential drin und Ärger. Wo wir schon beim nächsten Thema sind: Urlaub 2024. Nachdem er mir an Weihnachten "versprochen" hat, dass wir keinen Urlaub mehr parallel nehmen werden - und das, obwohl ich ihm zu Weihnachten (mehr mir als ihm) ein Ferienhaus für eine Woche geschenkt habe, bereits bezahlt - meldete er sich gestern von der Arbeit und wollte wissen, wie wir den Urlaub legen dieses Jahr. Ich meinte zu ihm: nicht gemeinsam, sagtest du ja. Und er antwortete: "So machen wir das." Es läuft scheinbar alles genau so, wie er sich das vor seinen Aktionen vorgestellt hat.
Gestern teilte er mir dann im Vorbeigehen mit, dass er sich um einen Job im Ausland kümmern werde. Kein: "Kommt ihr dann mit?" oder "Dann bauen wir uns was auf" oder nicht einmal die Info, wo er es sich denn vorstellen könnte. Nichts. Natürlich werde ich nicht mit ihm gehen und mich damit noch abhängiger von ihm machen. Und natürlich braucht er nicht mehr an der Tür zu klingeln, wenn er einmal in einen Flieger sitzt und "Bis Bald" winkt. Ich weiß nun überhaupt nicht, was ich mit dem Post bezwecke. Ich möchte einfach nur nicht mit dem Ganzen alleine sein. Es fühlt sich so hilflos und kraftlos bei mir an und ich glaube grade, dass ich mich in eine Sackgasse buxiert habe. Alles schreit in mir, wenn ich diese Zeilen lese und mir vorstelle, Unbeteiligter zu sein: "Geh, lauf, so schnell es geht und vergiss dabei deine Tochter nicht!". Aber meine Fußsohlen kleben fest und ich komm keinen Zentimeter nach vorne. Unterstützung in Familie oder in einem Freundeskreis habe ich nicht. Vielleicht gibt es da draußen jemand, der sich diesen Roman angetan hat und einfach nur ein paar warmherzige, gern auch kritische aber vor allem unterstützende /helfende Worte für mich hat.

Eine gute Nacht wünsche ich euch!
mimi
 
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Hallo
Deine Geschichte tut mir leid. Ich bin auch eine Frau und Mutter.
Du bekommst von deinem Freund nicht das, was du dir wünschst. Vielleicht ist seine Ehe genau deswegen auch zerbrochen. Du hast dich auf einen verheirateten Mann eingelassen und wurdest von ihm schwanger ohne seine Familie gekannt zu haben. Er hat dir gesagt, er möchte kein Kind. Ihr habt trotzdem eins gezeugt. Ihr beide seid unverantwortlich und er liebt dich nicht so, wie du es verdienst. Er soll dich verlieren an einen besseren Mann, der für dich emotional da ist. Suche dir einen neuen Mann. Nimm dir psychologische Hilfe. Vielleicht suchst du in ihm etwas, was dir in deiner Kindheit gefehlt hat. Es gibt Männer, die machen alles richtig, aber feiern nie Geburtstage usw. Mein Vater ist so einer. Er war nie romantisch. Meine Eltern waren fast 30 Jahre verheiratet. Er kam nicht einmal zur Geburt von mir oder meiner Geschwister. Damals durfte der Vater aus hygienischen Gründen nicht dabei sein bei der Geburt. Für viele Männer ist es schlimm, dabei zu sein. Mein Vater machte seinen ,,Job“ als Ehemann, indem er das Geld nachhause brachte. Meine Mutter arbeitete aber auch, weil sie ein schönes Haus haben wollten. Wir Kinder waren zu viert. Ich selber habe mein Kind ohne Ex grossgezogen, welcher immer sehr bequem war und mir auch nie im Haushalt oder mit dem Baby half. Er wae aber bei der Geburt dabei und hielt meine Hand, beschützte mich die gesamten 12 Stunden. Zuhause dann ging arbeiten und abends ging er nach dem von mir gekochtem Essen ins Bett oder vor den Fernseher, während ich 100% arbeitete, unser Kind täglich in die KITA oder zu den Eltern fuhr, alleine die Wohnung pflegte, kochte und Wäsche machte. Ich war k.o. Mein Ex war im Haushalt und in Bezug auf das Baby für nichts zu gebrauchen. Auch Glühbirnen konnte er nicht auswechseln. Er erwartete, dass ich alles allein mache. Ich war deswegen völlig abgeturnt. Ich hatte keine Lust mehr mit ihm zu schlafen. Er war für mich nicht mehr sexy. Er nahm an Gewicht zu. Ich war immer gestresst und haute irgendwann ab, als er mir auch noch eine Ohrfeige gab, als ich mich beschwerte, dass er trotz meiner Bitte am Morgen ,,vergessen“ hat, die Wäsche abzuhängen. Ich bat ihn selten um etwas und wenn ich dann etwas Hilfe versuchte bei ihm zu holen, kriegte er es nicht gebacken. Seine Faulheit und Gleichgültigkeit führte zum Aus neben seinen Aggressionen. Ich war sehr jung und konnte viele tolle Männer haben. Ich entschied mich jedoch, ihn zu verlassen und mich um mein Kind und um mein Weiterkommen im Beruf zu kümmern. Ich war nicht bereit für die Männerwelt für mehrere Jahre, nachdem ich ihn verliess. Angebote bekam ich von Männern, die mich nach wenigen Dates schon bei sich einziehen lassen und heiraten wollten. Ich habe aber das Vertrauen in Männer verloren und ging nicht zum Psychologen. Das bereue ich jetzt. Ich wünschte, ich hätte mich mehr um mich gesorgt von Anfang an. Ich hoffe, du nimmst dich und dein Kind an erster Stelle. Vergiss diesen Mann. Er hat dich belogen und ist nicht für dich da. Du verdienst etwas besseres. Aber kriege bitte nie wieder ein Kind mit einem Mann, der dir von Anfang an sagt, dass er keine Kinder will und der dich belügt. Ein Mann wird sich nicht nach einem Kind für dich verbessern! Ein Kind und eine Ehe multiplizieren nur die Probleme, die vorher da waren. Zu glauben, dass sich ein Lügner ändert, sobald man mit ihm eine Familie hat, ist naiv. Ich habe mir oft vorgeworfen, dass ich mit einem aggressiven Mamasöhnchen eine Familie gegründet hatte. Ich konnte mir selber nicht verzeihen, dass ich mir meinen Traum von einer glücklichen Grossfamilie nicht erfüllt und den Falschen wollte. Ich hoffe wirklich, dass du es anders machst als ich und deine Zeit nicht länger mit ihm vergeudest. Er wird sich nicht ändern. Zieh den Schlussstrich, mache Sport, denn du brauchst diese Energie als Mutter und heile deine Wunden. Das wirst du schaffen. Wir Frauen sind stärker als wir denken. Du brauchst diesen Typ nicht.
 
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Er wird sich vermutlich nicht mehr ändern. V.a. so, wie du ihn gerne hättest, wird er wohl nie sein. Wie alt ist er?
Es ist eher unwahrscheinlich, dass du je in dieser Beziehung glücklich sein wirst, oder?
Du hängst aber nicht unbedingt an dieser Beziehung.. Unüberlegte Entscheidungen solltest du jetzt trotzdem nicht treffen, v.a. wenn du sonst von niemandem Unterstützung bekommst. Wenn du dich trennen möchtest, solltest du es gut planen, es gibt Beratungsstellen und auch Unterstützung vom Staat. Erkundige dich, wo du als alleinerziehende Mutter Hilfe bekommen würdest.
Eine Frage: Kann es sein, dass er depressiv ist? Vielleicht kommt er mit der finanziellen Belastung nicht klar?
 
Keine schöne Situation. Es war ein Fehler. Du hast erkannt das er nicht das ist was du in ihm gesehen hast. Jetzt liegt es an dir etwas zu ändern. Bist du schon soweit das du ohne ihn weitermachen willst? Kannst du auf ihn verzichten? Auch ich war mal in der Situation ein Kind ohne Partner zu bekommen. Und ich hatte eine scheiss Angst davor. Hab mir dann gesagt, das haben schon andere geschafft. Allein, Berufstätig und ein Baby das nicht ganz gesund ist, das ist schon hammerhart. Aber ich wollte es schaffen. Und es geht. Wahrscheinlich einfacher wie mit dem falschen Partner.
 
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Also kurz und knapp gesagt "Im Grunde bist Du schon gemeinsam recht einsam". Und auch wenn er (mal) anwesend ist, scheint es doch eh schon so, als wärst Du alleinerziehend. Meinst/glaubst Du, das es OHNE ihn stressiger sein wird? Eher nicht, denn so wie es aktuell ausschaut, ist die jetzige Situation um einiges anstrengender.
 
Hallo
Deine Geschichte tut mir leid. Ich bin auch eine Frau und Mutter.
Du bekommst von deinem Freund nicht das, was du dir wünschst. Vielleicht ist seine Ehe genau deswegen auch zerbrochen. Du hast dich auf einen verheirateten Mann eingelassen und wurdest von ihm schwanger ohne seine Familie gekannt zu haben. Er hat dir gesagt, er möchte kein Kind. Ihr habt trotzdem eins gezeugt. Ihr beide seid unverantwortlich und er liebt dich nicht so, wie du es verdienst. Er soll dich verlieren an einen besseren Mann, der für dich emotional da ist. Suche dir einen neuen Mann. Nimm dir psychologische Hilfe. Vielleicht suchst du in ihm etwas, was dir in deiner Kindheit gefehlt hat. Es gibt Männer, die machen alles richtig, aber feiern nie Geburtstage usw. Mein Vater ist so einer. Er war nie romantisch. Meine Eltern waren fast 30 Jahre verheiratet. Er kam nicht einmal zur Geburt von mir oder meiner Geschwister. Damals durfte der Vater aus hygienischen Gründen nicht dabei sein bei der Geburt. Für viele Männer ist es schlimm, dabei zu sein. Mein Vater machte seinen ,,Job“ als Ehemann, indem er das Geld nachhause brachte. Meine Mutter arbeitete aber auch, weil sie ein schönes Haus haben wollten. Wir Kinder waren zu viert. Ich selber habe mein Kind ohne Ex grossgezogen, welcher immer sehr bequem war und mir auch nie im Haushalt oder mit dem Baby half. Er wae aber bei der Geburt dabei und hielt meine Hand, beschützte mich die gesamten 12 Stunden. Zuhause dann ging arbeiten und abends ging er nach dem von mir gekochtem Essen ins Bett oder vor den Fernseher, während ich 100% arbeitete, unser Kind täglich in die KITA oder zu den Eltern fuhr, alleine die Wohnung pflegte, kochte und Wäsche machte. Ich war k.o. Mein Ex war im Haushalt und in Bezug auf das Baby für nichts zu gebrauchen. Auch Glühbirnen konnte er nicht auswechseln. Er erwartete, dass ich alles allein mache. Ich war deswegen völlig abgeturnt. Ich hatte keine Lust mehr mit ihm zu schlafen. Er war für mich nicht mehr sexy. Er nahm an Gewicht zu. Ich war immer gestresst und haute irgendwann ab, als er mir auch noch eine Ohrfeige gab, als ich mich beschwerte, dass er trotz meiner Bitte am Morgen ,,vergessen“ hat, die Wäsche abzuhängen. Ich bat ihn selten um etwas und wenn ich dann etwas Hilfe versuchte bei ihm zu holen, kriegte er es nicht gebacken. Seine Faulheit und Gleichgültigkeit führte zum Aus neben seinen Aggressionen. Ich war sehr jung und konnte viele tolle Männer haben. Ich entschied mich jedoch, ihn zu verlassen und mich um mein Kind und um mein Weiterkommen im Beruf zu kümmern. Ich war nicht bereit für die Männerwelt für mehrere Jahre, nachdem ich ihn verliess. Angebote bekam ich von Männern, die mich nach wenigen Dates schon bei sich einziehen lassen und heiraten wollten. Ich habe aber das Vertrauen in Männer verloren und ging nicht zum Psychologen. Das bereue ich jetzt. Ich wünschte, ich hätte mich mehr um mich gesorgt von Anfang an. Ich hoffe, du nimmst dich und dein Kind an erster Stelle. Vergiss diesen Mann. Er hat dich belogen und ist nicht für dich da. Du verdienst etwas besseres. Aber kriege bitte nie wieder ein Kind mit einem Mann, der dir von Anfang an sagt, dass er keine Kinder will und der dich belügt. Ein Mann wird sich nicht nach einem Kind für dich verbessern! Ein Kind und eine Ehe multiplizieren nur die Probleme, die vorher da waren. Zu glauben, dass sich ein Lügner ändert, sobald man mit ihm eine Familie hat, ist naiv. Ich habe mir oft vorgeworfen, dass ich mit einem aggressiven Mamasöhnchen eine Familie gegründet hatte. Ich konnte mir selber nicht verzeihen, dass ich mir meinen Traum von einer glücklichen Grossfamilie nicht erfüllt und den Falschen wollte. Ich hoffe wirklich, dass du es anders machst als ich und deine Zeit nicht länger mit ihm vergeudest. Er wird sich nicht ändern. Zieh den Schlussstrich, mache Sport, denn du brauchst diese Energie als Mutter und heile deine Wunden. Das wirst du schaffen. Wir Frauen sind stärker als wir denken. Du brauchst diesen Typ nicht.
Liebe Dena, danke dir erstmal für deine Nachricht. Vieles von dem, was du erlebt hast, habe ich gerade auch mit der Ausnahme, dass er das Geld nicht zu mir Nachhause bringt sondern anscheinend woanders hin. Beim Kaiserschnitt selbst war er dabei. Da kann ich nichts Negatives berichten. Es ist ja auch nicht alles schlecht an ihm oder der Beziehung. Ich bin nur so wahnsinnig enttäuscht, weil er mir einen Menschen anfangs vorgespielt hat, der er nicht ist. Hätte ich ihn so kennengelernt wie er heute ist: launisch, unzuverlässig, egoistisch, ignorant - neben auch guten Eigenschaften wie.. oh und jetzt musste ich ganz schön lang überlegen. Ja, er schmeißt hier und da mal den Haushalt und ja er nimmt die Kleine max. einmal die Woche mit zum Einkaufen für ne Stunde oder spielt mit ihr während ich koche oder kocht während ich mit ihr spiele. Sind das schon ausreichend viele Eigenschaften für einen Partner, den man sich gewünscht hat? Wohl nicht! Ich mag es, wenn ich bei schlechter Laune ein Lachen, Witz oder Ablenkung vor die Füße geknallt bekomme. Das zieht mich sofort wieder aus dem Loch des Alltags. Ich liebe Harmonie, mit dem anderen ein Team zu sein, Lachen, das Leben erleben. Für mich absolut unbegreiflich, wie dieser Mensch mir so viel bedeuten kann, denn er wird aggressiv im Straßenverkehr, verzeiht keine Fehler, wenn man mal Essen geht. Das Restaurant (stellvertretend für alles, was man als Dienstleistung betrachtet) ist dann von der Liste gestrichen. Da geht man gefälligst nicht mehr hin und die Bewertung im Netz ist entsprechend. Er lacht wenig, stiert nach der Arbeit gerne auf Handy oder TV, ist gerne in seiner eigenen Welt, redet mit mir sehr wenig über das, was ihn beschäftigt. Ich bekomme lediglich die Launen ab, wenn ihn was beschäftigt. Früher hat er ab und zu Blumen mitgebracht, hat sich entschuldigt mit Blumen, wenn er sich daneben benommen hat. Bei Streitereien war es ihm wichtig, dass wir den Streit beilegen. Heute schweigt er mich an, schläft lieber auf der Couch als im Bett, entschuldigt sich per Whatsapp am nächsten Morgen. Das Liebevolle fehlt mir. Und blicke ich auf die letzten Zeilen wird mir klar, dass dieser Mann, den ich kennengelernt habe, schon lange nicht mehr der Mann ist, der neben mir herlebt. Damals hätte und hab ich ihm fast alles verziehen, weil ich dachte, wir schaffen alles! Waren ein so gutes Team. Niemals wäre ich sonst auf die Idee gekommen, das Kinderthema gerade mit ihm anzugehen. Wenn ich aber das Kind anschaue, dann bereue ich - ehrlich gesagt - nichts. Ich will nur nicht, dass sie in einem Haushalt aufwächst, in dem sich die Eltern irgendwann hassen.
Was du beschreibst, kenne ich gut: Das Vertrauen in die Männer verloren zu haben. Warum bereust du, dich nicht auf einen anderen eingelassen zu haben? Darf ich fragen, wie es heute bei dir ist? Auch was das Vertrauen in die Männerwelt angeht?
 
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Er wird sich vermutlich nicht mehr ändern. V.a. so, wie du ihn gerne hättest, wird er wohl nie sein. Wie alt ist er?
Es ist eher unwahrscheinlich, dass du je in dieser Beziehung glücklich sein wirst, oder?
Du hängst aber nicht unbedingt an dieser Beziehung.. Unüberlegte Entscheidungen solltest du jetzt trotzdem nicht treffen, v.a. wenn du sonst von niemandem Unterstützung bekommst. Wenn du dich trennen möchtest, solltest du es gut planen, es gibt Beratungsstellen und auch Unterstützung vom Staat. Erkundige dich, wo du als alleinerziehende Mutter Hilfe bekommen würdest.
Eine Frage: Kann es sein, dass er depressiv ist? Vielleicht kommt er mit der finanziellen Belastung nicht klar?
Er ist 42 - wie ich. Danke für deine Einschätzung und den Hinweis, nichts zu überstürzen. Depressiv? Ich habe darüber noch nie nachgedacht. Er hatte in seiner Jugend viel mit Drogen zu tun und ich dachte, die Stimmungsschwankungen seien ein Überbleibsel aus der Zeit. Und was die finanzielle Belastung angeht: er scheint über beide Ohren verschuldet zu sein. Das muss ich mir aus ziemlich vielen Puzzleteilen zusammenreimen, weil ich von ihm dazu keine richtige Auskunft bekomme. Warum auch? Wir sind ja nicht verheiratet - und werden das wohl auch nie sein. Und dabei hatte ich mir das so gewünscht. Das Bitterste ist wohl, dass ich nur einen Bekannten von ihm kenne, der ihm gegenüber aber zu 100% loyal ist und bei jedem Versuch, über das zu reden, was mich in die Beziehung beschäftigt, sofort das Telefon in die Hand nimmt und ihm alles brühwarm erzählt. Keine Eltern, die über seine Kindheit berichten. Keine Freunde, die von alten Zeiten sprechen. Keine Geschwister, die ein Bild von seiner Herkunft zeichnen. Niemanden. Nicht, dass es diese Menschen nicht gäbe - sie wissen nur nichts von mir, können mir somit auch keine Hilfe sein.
 
Das ist schon komisch, dass du seine Familie nicht kennen lernen durftest, obwohl ihr ein Kind habt. Es sind sehr viele Geheimnisse, ich würde so jemandem nicht vertrauen können. Aber gleichzeitig scheint er viele Probleme zu haben und vermutlich ist er nicht stolz darauf und gehört offenbar auch nicht zu den Menschen, die aktiv nach Hilfe fragen oder gerne Hilfe annehmen.
Wenn du dich noch nicht entschieden hast, für oder gegen Trennung, könntest du ihm eine Paartherapie vorschlagen, einfach um zu schauen, wie er reagiert, ob er Sinn darin sehen würde, ob er die Beziehung retten will, oder schon aufgeben hat. Vielleicht wird er die Entscheidung sogar abnehmen. U.U. versucht er, sich mit seinem Verhalten von dir und der Beziehung zu distanzieren und bereitet selbst die Trennung vor. Es wäre schon sinnvoll, darüber offen zu sprechen.
 
Heute schweigt er mich an, schläft lieber auf der Couch als im Bett, entschuldigt sich per Whatsapp am nächsten Morgen. Das Liebevolle fehlt mir. Und blicke ich auf die letzten Zeilen wird mir klar, dass dieser Mann, den ich kennengelernt habe, schon lange nicht Wenn ich aber das Kind anschaue, dann bereue ich - ehrlich gesagt - nichts. Ich will nur nicht, dass sie in einem Haushalt aufwächst, in dem sich die Eltern irgendwann hassen.
Was du beschreibst, kenne ich gut: Das Vertrauen in die Männer verloren zu haben. Warum bereust du, dich nicht auf einen anderen eingelassen zu haben? Darf ich fragen, wie es heute bei dir ist? Auch was das Vertrauen in die Männerwelt angeht?
Liebe Mimi81
Vielleicht stimmt wirklich psychisch etwas nicht mit ihm, wenn er so schlecht gelaunt ist immer. Ich weiss nicht, wie alt ihr seid. Ca. ab 30 kriegen viele psychische Probleme, weil sie in der Kindheit Schlimmes erlebt hatten. Er vermeidet viel. Restaurants, neben dir zu schlafen, sich direkt bei dir zu entschuldigen, sondern lieber über Whatsapp… ich bin keine Psychologin, aber das könnte eine posttraumatische Belastungsstörung sein oder Ängste… Da du sehr viel Positives an ihm aufgezählt hast, könnte das alles wieder retour kommen. Wenn du denkst, es besteht noch Hoffnung und ihn lieber nicht verlassen möchtest, kannst du ihn mal fragen, ob er eine Paartherapie machen würde mit dir oder, ob ihr beide je alleine hingehen möchtet. Ist aber schon krass, dass er dir seine Familie verschwiegen hat und seine Eltern nichts von dir wussten.
Ich war fast 8 Jahre single nach dem Vater meines Sohnes. Ich bereue es etwas, da ich 8 Jahre hätte geniessen können mit jemandem, aber ich entschied mich, niemanden in mein Leben zu lassen. Ich war in meinen 20-ern und war nur am arbeiten und mein Kind am grossziehen. Irgendwann brannte ich aus. Ich gönnte mir fast nichts. Ich wollte nur stark sein für mein Kind und war verschlossen. Ich hatte zwar viele Dates in dieser Zeit, aber keinem konnte ich vertrauen. Ich suchte immer nach Fehlern und liess mich auf keinen ein. Das ist typisches Verhalten eines traumatisierten Menschen. Ich ging zur Therapie und jetzt ist es besser. Ich arbeitete an meiner Sozialkompetenz, ich machte Körpertherapie, Kunsttherapie, ich hatte viele Gespräche mit verschiedenen Psychologen… habe gelernt zu verzeihen und zu verstehen, warum mein Ex sich so benahm und dass seine Verhaltensmuster entstanden sind, weil er narzisstisch ist wie sein Vater und er eigentlich kein Selbstbewusstsein hat und ein trauriger Mensch ist. Jetzt habe ich inneren Frieden gefunden für mich und bin jetzt verliebt in einen sehr tollen Mann, den ich in 6 Monaten heiraten werde. :)
Ich hoffe, du wirst wieder glücklich, ob mit oder ohne ihn. Du scheinst eine sensible und nette Person zu sein, die einfach geliebt werde und ihre Familie um sich haben möchte.
 
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