Parentifizierung

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30. Nov. 2010
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Hallo zusammen. Ich würde mich gerne mit anderen austauschen, die als Kind die Rolle der Eltern übernehmen mussten. Meine Mutter war/ist unselbständig. Vereits als vierjährige musste ich ihr den Weg zurück zum Hotel zeigen, als wir in den Ferien waren. Mit 11 musste ich für mich selber kochen und administrative Sachen wie Briefe an Ämter oder Kündigung des Mietvertrages schreiben. Damals hatte sie auch mit Alkohol Probleme und versuchte sich in regelmässigem Abstand das Leben zu nehmen. Sie arbeitete damals schon nicht mehr (gut über 20 Jahre her). Die war/ist depressiv, im Autismusspektrum und ich muss auch jetzt (vor allem seit ich wieder Single bin) 24h für sie sorgen. Ich mache alles administrative, renne sofort zu ihr, wenn sie mit dem Fernseher Probleme hat etc. ich will wissen wie ich da raus komme. Ich habe einen Suizidversuch hinter mir und ich sehe wie ich wieder hinunter falle. Ich habe kein eigenes Leben, nur das Sorgen für meine Mutter. ich bin leer. Ich fühle nichts mehr und obwohl die Trennung von meinem Ex das beste seit langem war, ist quasi der Puffer verschwunden und ich gehe Stück für Stück kaputt.

 
Erstmal eine ganz liebe Umarmung.

Ich denke, es sind zwei Sachen, die du lösen solltest. 

1) Akute Krisenbewältigung. Hole Hilfe. Verwandte, Freunde, Nachbarn? Kann dir irgendwer etwas abnehmen? Ansonsten ehrenamtliche Helfer zB Caritas, es gibt sicher Beratungsstellen, die weiterhelfen können. Du musst das nicht alles alleine machen. Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben. Es gibt an einigen Orten zB auch ehrenamtliche Besuchsdienste. Da kommt jemand einmal pro Woche vorbei zum plaudern. Das ist keine professionelle Hilfe, aber wenigstens ein bisschen Verantwortung abgeben.

Was hat deine Mutter für einen Alltag? Was passiert, wenn du das Telefon nicht abnimmst? Macht sie dir Vorwürfe? Oder ruft sie sonst jemanden an? 

2) Lösen der emotinalen Verstrickung. Schwierig bei den eigenen Eltern, aber möglich. Langfristige Organisation, wer sich um deine Mutter kümmert. 

weil wenn du zusammenklappst, braucht sie auch Hilfe von andern. Also organisiere die Hilfe bevor du wieder zusammenklappst. 

 
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Die war/ist depressiv, im Autismusspektrum
Vielleicht würde sie eine Pflegestufe bekommen,  so dass jemand regelmäßig vorbeischauen würde. Du kannst die Situation deinem Hausarzt schildern,,er wird es beurteilen können. 

Bist du aus Deutschland? Dann kannst du "psychosoziale Beratung" googeln,  eine Bekannte hat sich an so eine Beratungsstelle gewandt,  als sie nach einem Todesfall überfordert war und sie war sehr zufrieden. 

 
Und es gibt auch sowas wie "betreutes Wohnen" für Menschen,  die alleine nicht zurechtkommen. Da sind regelmäßig Sozialarbeiter o.ä., die nach dem Rechten sehen. Und man lebt in einer Wohngemeinschaft,  man fühlt sich nicht alleine.

 
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Hallo,ich kann sehr gut verstehen wie es dir geht.

Meine Mutter war seit ich denken kann Alkoholikerin.Meine Eltern ließen sich scheiden da war ich noch sehr klein, meine Mutter hat meinem Vater den Kontakt mit mir verboten,habe diesen erst mit 12 das erste Mal wieder gesehen, daher ist unsere Beziehung eher kalt...

Meine Mutter war immer wieder mal für ein paar Monate trocken aber nicht lang.Habe eine große Schwester die sich als ich noch klein war viel um mich gekümmert hat wenn meine Mutter wieder mal besoffen in der Ecke lag.

Als ich 15 war hat meine Mama die Diagnose Krebs bekommen.

Ab da gings richtig bergab mit ihr.Die trank und nahm Morphium und ich wusste nie was mit erwartete wenn ich Nachhause kam .Meine Schwester war damals schon ausgezogen , als ich ca 14 war..

Oft hat sie mich im Rausch beschimpft, bedroht (dennoch nie geschlagen)

Und als ich 18 war , hatte ich keine Kraft mehr für sie und ließ sie in ihrem Schicksal alleine (habe ihr davor immer geholfen, Therapeuten geholt und und und)

Bin damals viel mit Freunden unterwegs gewesen und als nach einem schlimmen Streit meine Sachen packte und meiner Freundin übernachtete war der Augenblick gekommen. Als ich am nächsten Tag heimkam fand ich meine Mutter tot im Wohnzimmer .

Sie hat den Krebs eigentlich besiegt aber durch den ganzen Alkohol und Co hat sie eine Lungenembolie bekommen.

Ich weiss was du durchmachst und so hart es klingt:

Solche Menschen (Alkoholiker) kann man nicht helfen, sie ziehen alles und jeden mit sich runter und ich weiss viele werden sich jetzt denken dass ich nicht richtig ticke, aber könnte ich die Zeit zurück drehen würde ich sie einfach schon viel früher fallen lassen und endlich auf mich schauen. 

Um manche Alkoholiker aufzuwecken hilft nur der harte Schlussstrich mit diesen Personen . Bei manchen ist es noch nicht zu spät, bei meiner Mutter wäre es nicht mehr geworden...

 
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Es ist leichter gesagt als getan wenn jemand sagt, schau auf dich. Kümmere um dich selbst.

Ich hatte immer das Gefühl das ich meiner Mutter etwas schuldig bin. Weil ich die jüngste war? Weil sich die anderen direkt abgenabelt und die Beziehung zu ihr blockiert haben? Ich habe das übernommen weil es die anderen nicht gemacht haben. Ich, die nie eine herzliche oder überhaupt eine Beziehung zu meiner Mutter hatte. Aber sie hat mir leid getan. Ich habe meine bescheidene Freizeit ihrer Pflege gewidmet. Aber sowas von ungern. Ich habe mir ihren Tod gewünscht. Als der Eintraf verschlang mich mein schlechtes Gewissen und ich benötigte 3 Jahre Psychotherapie und danach eine Affaire mit einem Latino um wieder ins normale Leben zurück zukommen. 

Heute würde ich eine Pflegestelle suchen, sie jede Woche einmal besuchen. 

Hast du dir sowas schon mal überlegt? Tu es für dich. So eine Bürde macht einen fertig. Und ob Mutter oder nicht, du bist ihr das nicht schuldig. Oder du bist ihr NICHTS mehr schuldig.

 
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Das stimmt, so eine Bürde würde jeden in die Knie zwingen

 
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Nun ja es ist doppelt schwierig. Sie hat niemanden ausser mir und ich habe auch niemanden. Zwischendurch vergisst man sich auch wieder und möchte mit der Mutter über etwas reden, was einem beschäftigt, nur um dann wieder festzustellen, dass das gar nicht geht. Zeitweise versteht sie es sogar und nimmt sich zurück, aber dann zu sehr, dass sie sich selbst dann nicht meldet, wenn sie ärztliche Hilfe bräuchte. Ich kann sie in kein betreutes Wohnen oder so tun. Sie hat sixh von sich aus für eine Alterswohnung angemeldet, aber dass kann noch gut fünf Jahre oder länger dauern. Ja.... es ist schwierig und in momenten, wo es mir dann nicht gut geht, da sehe ich dann sowieso alles schwarz und habe das Gefühl so zu enden wie sie, einfach mit dem Unterschied, dass ich keine Kinder haben werde.