Was ist noch "normal"?

Shanon

New member
14. Sep. 2018
130
50
0
Hi zusammen, 

Ja mit meinem Freund ist alles i.o. Ich habe an mir gearbeitet und bin glücklich. 

Aber auch wenn ich dachte meine Ex-Beziehung (ging vor 1.5 Jahren von meiner Seite her auseinander, für mich war der Entscheid aber schon länger klar) drüber weg bin merke ich jetzt immer wieder, dass ich Verhaltensweisen Zeige wo ich vermute, dass sie Überbleibsel aus dieser Beziehung sind. 

Wir waren 3.5 Jahre zusammen, es war nicht alles schlecht, aber alles in allem würde ich es nicht als gesunde Beziehung bezeichnen. Ich frage mich aber gerade, ob ich mit meiner Sichtweise übertreibe. 

Ich kann und möchte niemandem die Schuld für etwas geben, oder mich rechtfertigen damit. Das ich was an meinen Verhaltensweisen die ich nicht mag ändern sollte und das meine Aufgabe ist ist mir klar. 

Mir fällt das aber leichter, wenn ich weiss, woher das ganze kommt. 

Z.b. sind da Sachen dabei wie dass ich mich bei meinem Freund entschuldige wenn ich mal keine Lust auf Sex habe oder seinen Wünschen diesbezüglich mal nicht gerecht werden kann. Bei meinem Ex wurde das oft zum Problem und er hat da emotional viel Druck auf mich gemacht, sodass ich des öfteren auch mit ihm geschlafen hab wo ich das eigentlich gar nicht wollte. Und ich erwische mich immer öfters dabei das auch bei meinem Freund jetzt zu tun, ohne ihm zu sagen, dass ich eigentlich gar nicht möchte. Schon bereits mit der Erwartung, dass ein Streit oder eine elend Lange Diskusion folgt wenn ich es nicht tue. 

Ich trau mich auch nicht Verabredungen abzusagen, weil auch das bei meinem Ex zu emotionalem Druck geführt hat. Oder wenn ich zum gemeinsamen Hobbie nicht hin kann oder mal nicht möchte mach ich mir danach starke Sorgen abgewiesen zu werden. 

Mein Ex war eigentlich ein sehr lieber Mensch und er hat nichts von allem je böse gemeint, ganz im Gegenteil. Aber er hat mich stark für sich vereinamt, unbewusst von meinen Freunden distanziert (weil es oft streit gab wenn ich was mit Freunden gemacht hab und mal keine Zeit für ihn hatte oder dann einfach unaufgefordert dazugestossen ist), bei Familienfesten so mit mir geredet, dass ich kaum mehr mit den anderen interagieren konnte. Und vorallem hat er sehr oft Druck auf mich gemacht, sei dies wie oben genannt in Bezug auf Sexualität aber auch in Bezug auf Treffen, telefonieren, schreiben (musste ihm z.B. immer guten Morgen schreiben, wenn ich es mal vergass kam irgendwann die Frage, ob zwischen uns noch alles gut sei und Schlimmstenfalls eine halbstündige Diskussion). Zu Neujahr hab ich mal ein panischen Anruf bekommen, nur weil wir Neujahr nicht zusammen verbringen konnten etc. Vor Weihnachten eine lange Diskussion weil ich nach einem Schicksalsschlag bei meiner Familie sein wollte und nicht mit zu seiner gefahren bin (wo er unbedingt hin wollte, da er sie wegen der Distanz selten sah). 

Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich mir selber verbiete so über die Beziehung und ihn zu denken und die Beziehung als ungesund darzustellen. Weil er eben auch ein sehr lieber Mensch war und für mich alles getan hätte. Aber da fängts eben leider auch schon wieder an er hätte/wollte alles für mich tun hat dabei aber nicht darauf gehört, was ich denn wollte. Und so hat er mir was geschenkt wenn ich es eigentlich nicht wollte, Zeit investiert wo mir lieber gewesen wäre er hätte es nicht gemacht und wäre dann weniger gestresst gewesen etc. Und ich konnte dagegen kaum was sagen/tun weil wenn ich das gemacht hab war er daraufhin so traurig und getroffen, dass ich ihn teilweise Stundenlang wieder "aufbauen" musste und ihm erklären dass es lieb sei aber... 

Was haltet ihr davon? 
Ich weiss alles Vergangenheit aber genau deswegen möchte ich es endlich hinter mir lassen. Ich hoffe, dass mir mal eine Sichtweise von aussen darauf dabei hilft. 

Was haltet ihr davon? 

 
Guten Abend!

Ich finde es kommt drauf an. Du kennst Deinen Freund ja nicht erst seit gestern. Hast/hattest Du irgendwann bei ihm das Gefühl das Fu quasie wie früher reagieren wolltest, weil Dich sein Verhalten wieder an die vergangene Erfahrung erinnert hat?

 
Das sind Verhaltensweisen,  die du über Jahre praktiziert hast, Verhaltensmuster.. Du brauchst jetzt wieder Zeit und etwas Anstrengung,  um dir das abzugewöhnen,  daran musst du arbeiten, wie an allen schlechten Gewohnheiten. Es ist schwer, etwas von einem tag auf den anderen abzulegen,  sich so dramatisch zu verändern, es kostet alles Arbeit und man braucht etwas Willenskraft, Motivation.. Gut, dass du es so klar erkennst,  so kannst du jetzt schon damit anfangen,  und wenn es nicht auf Anhieb klappt,  dann einfach nicht aufgeben,  wie mit anderen Sachen, mit denen man aufhören möchte. sowas kann man sich aber einfacher abgewöhnen als ein Suchtverhalten(da bei einer Sucht starker Belohnungseffekt durch Glückshormone. Du brauchst daher nur ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen,  du musst quasi die alten Verhaltensmuster mit neuen überschreiben.

Das ist aber sicher noch ein normales Verhalten- du hast es zugelassen,  weil du ein netter Mensch bist. Vielleicht auch harmoniebedürftig und schlecht im Nein Sagen. Aber auch das kann man lernen und je älter man wird, desto deutlicher erkennt man eigene Bedürfnisse.. Man hat auch irgendwann sogar keine Kraft mehr,  alles hinzunehmen,  alles zu akzeptieren,  was einem nicht gut tut, Das Zusammenleben erfordert Kompromisse auf beiden Seiten und Rücksichtnahme. Du hast das Recht darauf, dass man auch deine Bedürfnisse respektiert. 

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Like
Reaktionen: Minusch
Hast/hattest Du irgendwann bei ihm das Gefühl das Fu quasie wie früher reagieren wolltest, weil Dich sein Verhalten wieder an die vergangene Erfahrung erinnert hat?
Nein das eigentlich gar nicht, eher im Gegenteil, er schaut mich dann z.B. verwirrt an wenn ich mich unnötigerweise bei ihm entschuldige, meint es sei alles gut oder nimmt mich einfach grinsend in den Arm. Ich frag mich auch wie lange es dauert bis er sich ernsthaft fragt ob bei mir alles stimmt wenn ich mich so komisch verhalte. Er mag diese "nachlauf-Frauen" eigentlich gar nicht. Und ich bin eigentlich gar nicht so. Aber verhalte mich halt teilweise wie eine. Aus Gewohnheit oder aus Angst vor diesem Druck denn ich so lange hatte ich weiss es nicht. Ich mag mich selber so auch ganz und gar nicht. 

Ich bin eher jene die Mühe hat das los zu werden. Und ich Zweifel irgendwie an mir selber.

Danke Leela, ja vielleicht hast du Recht womöglich brauch ich auch einfach Geduld. Ich gehe mit mir selber da einfach recht Hart ins Gericht wenn ichs wieder mache. 

 
Aus Angst vor dem Druck, aber gleichzeitig bedrückt dich auch dein eigenes Verhalten, das ist doch auch Druck.  Kannst du nicht mit deinem Freund offen darüber sprechen, vielleicht kann er dir diese Angst, oder was immer die Ursache ist, nehmen. Ich würde es tun, du möchtest deine Fehler doch nicht wiederholen. Vielleicht wird er dich unterstützen.

 
  • Like
Reaktionen: Minusch
Es ist ja interessant, was man unter "Liebe" so alle unterbringen kann: Totale Überwachung, Emotionaler Druck, Übergriffiges Verhalten.

Aber alles ok, weil: Der Mensch ist so lieb, meint es ja nur gut...

Und du fragst dich nun, ob DU einen Knacks ab hast und die Sache falsch siehst, während ER sofort losheult, weil am Morgen mal keine SMS mit "guten Morgen" kommt?

Schlimm daran ist ja nicht, dass er sich so verhalten hat, dass du dich so verhalten hast. Man macht eben, was man kann. Denkt nicht weitter darüber nach. Fehlt sich einfach unwohl und meint, man werde das schon so hinkriegen, dass es stimmt. Und so ist es auch - es stimmt zwar nicht, aber man kriegt es hin, dass wenigsten ER sein Glück findet und alles so läuft, wie ER das möchte. Klar bleibst du da auf der Strecke. Aber fatal daran ist doch, dass du eben genau verlernst, dich zu wehren, zu äussern.

Der andere kommt mit der Keule der Liebe, und darf man sich gegen Liebesaktionen wehren? Ist das in einer Beziehung möglich, erlaubt? Natürlich nicht, wenn ER dich sofort mit Liebesentzug bestraft. Da lernt man schön, wie man sich verhalten muss und fragt sich kaum, ob man selber neben der Spur ist oder Er.

Es ist immer ein Risiko, seine eigenen Wünsche gleichberechtigt in die Beziehung zu bringen. Wer weiss, was IHM dann alles einfällt, wenn er sich dadurch nicht mehr geliebt fühlt? Man weiss es eben nicht und es kann ganz bös enden. Aber es kann auch gut gehen, weil er dann von dir erfährt, was überhaupt Sache ist. Wenn du nur kuschst, dann weiss er ja nicht, was du eigentlich willst. Das ist für IHN auch nicht einfach.

 
Hallo Shannon,

Für mich hört sich das ziemlich zwanghaft an. 

Bist du die Zwanghafte? Oder dein Partner? Es dreht sich alles um Erwartungen, um Ängste, Zwänge,  eingepackt in "Liebe".  Das ist doch sehr anstrengend. Wer erwartet denn jetzt mehr vom anderen? 

Das du die eine Beziehung mit der anderen vergleichst, ist verständlich. Aber jeder Mensch ist doch anders. Jetzt geht es nur um jetzt und hier. Da gibt es Dinge die dir nicht passen. Und du versuchst es passend zu machen, setzt dich damit unter Druck. Aber das willst du garnicht. Er will öfter Sex wie du. Rede darüber. Sprich über deine Gefühle. Bei Männern geht es ja oft nur um die eigene  Befriedigung. Bei Frauen geht es um mehr. Und dieses Mehr ist für manche völlig ausreichend...von Zeit zu Zeit. In der Zwischenzeit könnte er selbst Hand anlegen. Muss er ja nicht heimlich machen. Eine Freundin hat das so mit ihrem Mann kommuniziert und fabriziert. Soll angeblich gut klappen. 

Du beschreibst ihn als lieben Menschen. Auf der anderen Seite überlegst du ob eure Beziehung ungesund ist. 

Er war enttäuscht und hat dir Stress gemacht weil du dich an Weihnachten nicht für ihn und seine Familie entschieden hast. Ich kenne die Hintergründe nicht warum deine Familie dir wichtiger war. Es war eben so. Aber es ist verständlich  das er enttäuscht war. Oder deine Gründe waren so trifftig, das seine Enttäuschung reiner Egoismus war. 

Es ist gut das du darüber geschrieben hast. Vielleicht siehst du das ein oder andere dadurch etwas klarer.

 
Danke für eure Antworten. 

@tontondanke dir, es tut gut das mal so zu lesen. 

Ja es geht um Zwänge, definitiv. Aber das war in der Ex-Beziehung. Vielleicht etwas unklar geschrieben im ersten Post. Die ungesunde Beziehung ist nicht die aktuelle, sondern die zu meinem Ex. Er war auch das mit Weihnachten und allem. Und ja er hatte auch außerhalb der Beziehung Probleme mit Zwängen. Mein Fehler war es, dass ich zu schwach war und mich da hab rein ziehen lassen. Wobei anfangs war das sogar noch so, dass es Aussagen gab wo ich mir ernsthaft Sorgen gemacht hab, dass er sich was antut wenn wir uns zerstreiten oder ich mich trenne. Der Druck war also auch nicht ganz ohne. 

Mein Freund jetzt ist ganz anders. Ja er möchte mehr Sex als ich, aber er akzeptiert (im Gegensatz zu meinem Ex) mein Nein.

Und das ist der Grund warum ich mich frage, ob mit mir was nicht stimmt (mal extrem ausgedrückt). Weil wie ihr richtig schreibt, was war das war und wichtig ist, was jetzt ist. Trotzdem fällt es mir schwer, die ganzen antrainierten Verhaltensmuster los zu werden. Das ich eher schüchtern bin, und durch meine Mobbingvergangenheit zusätzlich vorbelastet und daher manchmal unsicher ist mir klar. 

Aber da mein Freund jetzt mir immer wieder zeigt, wie unkompliziert er ist und wie er MICH respektiert wie ich bin und leben lässt stellt sich mir einfach die Frage warum ICH es dann nicht schaffe mich daran zu adaptieren. 

Überreagiere ich auf das was war oder hat mein Ex mich wirklich so weit getrieben und ich es einfach nicht gemerkt? Und wie bringe ich das wieder weg? Ich mag mich so gar nicht. Und das Verhalten zeige ich auch erst seit ich mit ihm zusammen bin, vorher (auch beim daten) war das anders. 

 
Trotzdem fällt es mir schwer, die ganzen antrainierten Verhaltensmuster los zu werden
Das fällt doch jedem schwer, aber da du damit unglücklich bist, muss du daran arbeiten.  

Und das Verhalten zeige ich auch erst seit ich mit ihm zusammen bin
Das sind Verlustängste,  du tust alles,  um ihn glücklich zu machen,  das ist verständlich,  wir bemühen uns um Menschen, die uns wichtig sind,  manchmal bis zur Selbstaufgabe.  Du darfst  deswegen aber nicht leiden, ein gesundes Maß ist wichtig.  Schreib das alles nicht in "was ich dir gerne sagen würde", sondern sag es ihm einfach,  wenn du ihm auch wichtig bist,  wird er es verstehen.  

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Guten Morgen,

Ich habe deinen Text wohl falsch gelesen. Ich dachte es geht um deine aktuelle Beziehung.

Und das ist der Grund warum ich mich frage, ob mit mir was nicht stimmt (mal extrem ausgedrückt).
Das sicher nicht. Aber du bist ein Mensch der sich zuviel Gedanken macht. Deine Gedanken kreisen ständig um die Situation die dich beschäftigt. Und alles was passiert beschäftigt dich.

Weil wie ihr richtig schreibt, was war das war und wichtig ist, was jetzt ist.

Trotzdem fällt es mir schwer, die ganzen antrainierten Verhaltensmuster los zu werden. 
Das ist von allein auch kaum möglich.

Aber da mein Freund jetzt mir immer wieder zeigt, wie unkompliziert er ist und wie er MICH respektiert wie ich bin und leben lässt stellt sich mir einfach die Frage warum ICH es dann nicht schaffe mich daran zu adaptieren. 

Überreagiere ich auf das was war oder hat mein Ex mich wirklich so weit getrieben und ich es einfach nicht gemerkt? Und wie bringe ich das wieder weg? I
Entweder benötigst du einfach mehr Zeit oder Hilfe.

Ich selbst hatte eine, ich sage mal eher verklemmte Kindheit und Jugend. Ich bin die jüngste von 3 Geschwistern, musste früh Verantwortung übernehmen und mich meiner Situation ergeben. In meiner ersten Ehe ging es ebenso verklemmt zu und ich benötigte Jahre bis ich feststellte das ich garnicht so bin wie ich mich gebe. Ich habe auch nicht bemerkt das ständig versuche es recht zu machen. Ich wollte einfach nur Friede, Freude, Eierkuchen um mich und habe versucht es allen recht zu machen. Nach dem Tod meiner Mutter, die ich gepflegt habe, riet mir meine Hausärztin eine Therapeutin aufzusuchen. Letztendlich habe ich, eher ungewollt, vieles aus meinem alten Leben "wegtherapiert". Bin mir jetzt selbst am wichtigsten. Es war ein schleichenden Prozess. In 1,5 Jahren habe ich meine Kindheit, Jugend und weiter, aufgearbeitet. Um von den Gedankenschleifen die mich ständig festgehalten haben wegzukommen, habe ich ein Achtbarkeitstraining gemacht. 

Was ich dir sagen möchte: Ich habe mich da rausgearbeitet. Habe etwas dagegen unternommen. Ich hätte nicht geglaubt das ich mich in meinem Leben nochmal so frei fühlen könnte. Frei von selbstauferlegten Zwängen.  

 
@Sonnenschein aus HE

Danke für deine Antwort und Erfahrungen. 

Ja, ich habe ein sehr guten Therapeuten und bin das Thema Ex-Freund mit ihm auch schon angegangen. Er hat mir damals auch dabei geholfen, dass ich mich überhaupt aus der Beziehung lösen konnte (weil ich für mein Ex sehr viel Verantwortung übernommen habe, ich "musste" ihn glücklich machen). 

Der Therapeut ist auch der einzige, der die ganze Geschichte kennt, so wie sie wirklich war. Der einzige wo ich wirklich ehrlich darüber sein kann und konnte wie es mir in der Beziehung ging. Allen anderen gegenüber nehme ich mein Ex stark in Schutz. So langsam schaffe ich es, mich meiner Mama gegenüber zu öffnen. Und je mehr ich ihr erzähle desto erstaunter ist sie, weil unsere Beziehung und mein Ex gegen aussen "perfekt" wirkte (ja daran bin auch ich Schuld). Nur wenige Menschen (eine Tante und ein Bekannter) haben gemerkt, dass nicht alles gut ist. 

Ich hatte in meiner Kindheit Mühe mit Mobbing und darum auch damit Nein sagen zu können. Zwar wurde das immer besser, aber bei meinem Ex hat ein "Nein" nicht gereicht und nach dem dritten (was mich schon einiges an Überwindung kostete) kam es zum Streit. Ich selber habe damit kein Problem, wenn es auch mal Streit gibt. Aber mit der Reaktion von meinem Ex auf Streit. Es musste ausdiskutiert werden bis alles wieder 100% im Lot war und dann musste es kompensiert werden mit kuscheln und Sex. Dabei hat er nicht viel Rücksicht darauf genommen dass z.B. 2 Uhr in der Nacht war, ich am nächsten Tag auf musste und tod müde war. Es wurde dann einfach bis 3 Uhr diskutiert. Und ja ich hab versucht es auf den nächsten Tag zu verschieben aber dann kamen Antworten wie "ich kann jetzt sicher nicht schlafen, dann geh ich jetzt halt 2 Stunden spazieren" und wenn ich mir dann Sorgen gemacht habe weil er mitten in der Nacht einfach mal rumspazieren wollte kamen Antworten wie "dir ist es ja egal wenn mir was passiert". 

Da ich jemand bin, der sich halt kümmert um meine Mitmenschen konnte ich solche Sachen nicht einfach ignorieren. Und wenn ich dann wieder anrief war er Meistens tatsächlich draussen und hat es auch nicht sein lassen in teilnahmslosen Ton zu erzählen, dass gerade "komische" Menschen rumlaufen oder er ein "Drogen-Deal" beobachtet hat. 

Ja, irgendwann habe ich es sein gelassen zu diskutieren und einfach geschaut, dass er wieder zufrieden ist. Irgendwann hört man einfach auf sich zu wehren. Ich vielleicht etwas früher, weil ich dazu eigentlich eh nicht der Typ bin und jemand der eigentlich anspricht wenn was nicht passt, die andern Menschen leben lasse wie sie es wollen und auch schnell verzeihen oder Dinge abhacken kann. Und ja das Mobbing in der Kindheit hat sicher auch dazu geführt, dass ich teils Schwierigkeiten habe hinzustehen und meine eigenen Interessen zu vertreten. 

Ich dachte einfach das mit dem Ex sei abgeschlossen und das ist es auch. Aber ich hätte nicht erwartet, dass trotzdem so viele Verhaltensmuster zurück geblieben sind. 

Aber du hast Recht vermutlich braucht das einfach Arbeit von mir an mir selber. Und wenns alleine nicht geht, dann werde ich mein Therapeut halt nochmals um Hilfe bitten. 

@Leela ja das stimmt, ich sollte es bei meinem Freund ansprechen. Ich glaube sowieso, dass er vieles eh spürt. Er ist nur einfach nicht der Typ es anzusprechen oder mich zu fragen. Ich muss auf ihn zugehen wenn ich ihm was sagen oder über etwas reden möchte. Aber dann hat er immer ein offenes Ohr für mich. 
Ich hatte bisher einfach Angst, das so direkt zu tun... vielleicht auch gut so, weil die Beziehung noch so neu war und einiges erst entstehen musste, wir den andern erst besser kennen lernen innerhalb der Beziehung. Und vorallem ich erst vertrauen fassen (da bin ich immer noch dran). Das letzte mal wo was nicht gut war hab ich 3 Stunden Autofahrt gebraucht und hab meine Tränen zurückgehalten bis ich was gesagt hab. 
Seine Reaktion war sehr verständnisvoll und das was ich mir eigentlich immer gewünscht habe. Nicht viel Worte (die hätten nichts geändert) aber Trost, Verständnis und eine Umarmung. 

Aber ich glaub das braucht auch einfach noch etwas Zeit bei mir, ich arbeite daran. 

Danke euch für die Inputs und Tipps! 

 
Hey Shanon,

vorab: ich habe nur deinen Eingangspost gelesen, die Diskussionen darunter nicht.

Ich finde gut, dass du deine frühere Beziehung so reflektierst. Es klingt, als wärst du deinem Ex wirklich wichtig gewesen, als hätte er sich aber auch sehr auf dich fokussiert. Dass du dich eigentlich umgekehrt nicht genauso auf ihn fokussiert hast, hat ihn scheinbar verunsichert, daher dann der Druck auf dich. Ich glaube er war stellenweise super sensibel und unsicher, evtl. waren da ja auch Verlustängste, eben weil du so wichtig warst, und umso vereinnahmender wurde er. Ich schreibe das hier bewusst wertfrei, weil eine Bewertung hier glaub ich wenig bringt. Wichtig ist, dass seine Art etwas mit dir gemacht hat, was unschön war, und das darfst du auch so benennen. Dass diese Erfahrung dich prägt, ist normal und verständlich.

Wichtig ist nun umso mehr, dass du in deiner aktuellen Beziehung immer mal inne hältst, und dich reflektierst. Dass du also fragst: Stopp, wieso fühle ich das gerade (zB Druck)? Wieso will ich gerade anfangen, mit meinem Freund zu schlafen (will ich oder hab ich Angst vor Konflikt)? Und wenn du dann merkst, dass du diesen Druck spürst, mach dir bewusst, dass dieser vielleicht ein Überbleibsel aus deiner alten Beziehung ist. Es ist vergangen. Sag dir das dann im Geiste, nimm dich raus und atme durch. Setze deine Grenzen, kommuniziere was du willst und was nicht, sowas kann man üben. Es kann auch sehr helfen, wenn du deinen Freund ins Boot holst und ihm sagst, dass du "Altlasten" mitbringst, dann könnt ihr ja vielleicht ein Codewort ausmachen, das du sagst, wenn du zB diesen Druck spürst. So verhinderst du alte Muster. Ist Übungssache.

Es ist okay und wichtig, seine Bedürfnisse zu äußern, und es ist wichtig, sich nicht wegen allem rechtfertigen zu müssen.
Auch in einer Partnerschaft ist es wichtig, ein Individuum zu bleiben, manchen fällt das schwer (auch mir fiel es bereits schwer!).

Ich wünsche dir alles Liebe.