"Zögern"

Olé

Neuer Benutzer
23. Jan. 2006
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Hallo Leute,

ich war lange nicht hier, doch nun brauche ich etwas Rat von euch. Ich bin 44 Jahre alt habe keine Kinder.
Meine Freundin hat dafür zwei. 6 und 14. Wir sind jetzt 1,5 Jahre zusammen. Wir lieben uns und haben sehr intensive Momente und wir blicken auch in die selbe Richtung. Wir sprechen auch drüber, zusammen zu ziehen. Doch dies ist ein großer Schritt, besonders für mich. Vielleicht weil ich schon immer allein gelebt habe, noch nie mit einer Frau zusammen gelebt habe?
Aber auch wegen der Kinder, besonders wegen dem Kleinen. Ich mag ihn sehr und natürlich die Tochter, doch der kleine ist Autist und mitunter sehr anstrengend. Ich kam einige male an meine Grenzen.
Sie hat auch eine für mich neue Art der Erziehung. Sie arbeitet nicht mit Belohnung & Strafe. Sondern es wird auf die Bedürfnisse eingegangen. Sie macht das wirklich Großartig! Ich gehe da auch mit, doch ist dies besonders mit einem autistischen Kind, für mich eine Herausforderung.
Überhaupt, dies ist eine große Verantwortung und ich habe Ängste in mir, die sich zeigen und der Grund sind warum ich so zögere. Und sie spürt das!

Sie ist eigentlich auch fein damit, es erst mal so zu belassen, weil eine Wohnung in Berlin zu finden, die bezahlbar ist und in dem Einzugsgebiet in dem wir leben, ist das fast unmöglich. Auch weiß sie um meine Geschichte des lange allein seins und ist sehr verständnisvoll. Gibt uns, mir Raum.
Ich habe einen Plan. Mein Elternhaus, dort möchte ich mit ihr und den Kindern hin, irgendwann. In ein paar Jahren. Damit ist sie eigentlich auch fein.

Aber ich spüre sie braucht jemanden jetzt! Und ich zögere, möchte meine Höhle hier irgendwie noch nicht aufgeben, dieses Leben was ich schon so lange gelebt habe.
Was ist das? Warum kann ich nicht mein altes Leben nicht so einfach loslassen?
Ich liebe sie doch und habe mir immer eine Familie gewünscht. Mit allem drum & drann.

Ist es weil ich so lange allein war, nie eine Familie hatte, immer allein gelebt habe, der Umgang mit Kindern, besonders mit dem Kleinen, für mich ungewohnt ist?
Brauche ich einfach Zeit, die sie aber kaum geben kann?
Oder braucht es einfach eine Entscheidung?

Es fühlt sich an als hielte ich die nächte Seite in meinem Buch in der Hand. Ich kann sie fast umblättern und scheitere irgendwie.

Was kann ich tun? Was würdet ihr tun?

Ich danke Dir fürs lesen und wenn Du magst, hinterlasse mir doch ein Kommentar.

Der Olè
 
Lieber Olè,

es ist verständlich, dass du dich in einer solchen Situation unsicher fühlst. Die Verantwortung, die damit einhergeht, mit Kindern zusammenzuleben, kann überwältigend sein, insbesondere wenn eins davon autistisch ist. Es ist wichtig, dass du dir Zeit nimmst und deine Ängste und Bedenken akzeptierst. Es ist normal, dass du an deinem bisherigen Leben hängst und Zweifel hast, ob du bereit bist, es zu verändern.

Es scheint, dass deine Freundin Verständnis dafür hat und dir Raum gibt, deine Entscheidung zu treffen. Es ist großartig, dass sie auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht und eine andere Erziehungsweise wählt. Es ist jedoch auch wichtig zu bedenken, dass diese Art der Erziehung mit einem autistischen Kind eine Herausforderung sein kann und es verlangt viel Geduld, Anpassung und Verständnis von allen Beteiligten.

Vielleicht könnt ihr einen Mittelweg finden, indem ihr eine Zwischenlösung findet, wie zum Beispiel mehr Zeit miteinander zu verbringen, ohne gleich zusammenzuziehen. Das kann dir helfen, dich an die Dynamik als Teil einer Familie zu gewöhnen, während du immer noch dein eigenes Leben und deine eigene Höhle behalten kannst. Es könnte auch hilfreich sein, mit deiner Freundin über deine Ängste und Bedenken zu sprechen und zu sehen, wie ihr gemeinsam eine Lösung finden könnt.

Am Ende des Tages musst du jedoch eine Entscheidung treffen. Denke darüber nach, was du wirklich willst und ob du bereit bist, die Verantwortung, die damit einhergeht, zu übernehmen. Es könnte hilfreich sein, auch mit Freunden oder Familienmitgliedern zu sprechen, die deine Situation besser verstehen können und dir Ratschläge geben können.

Vergiss nicht, dass es normal ist, Zweifel zu haben und Zeit braucht, um eine so wichtige Entscheidung zu treffen. Höre auf dein Herz und tue das, was für dich am besten ist.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du die richtige Entscheidung für dich triffst.

Liebe Grüße,
(Dein Name)
 
Wie läuft es denn gerade? Gehst du abends nach Hause um dort nur zu schlafen?
Man könnte ein Probewohnen machen, das bedeutet ja nicht gleich die Wohnung aufzugeben.
Nebenbei könntest du Dich mit dem Thema Autismus und deren Entwicklung beschäftigen, um in diesem Bereich gefestigter zu sein.
 
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Es gibt sehr schöne Bücher (Belletristik), die einem das Thema nahe bringen, ohne als Ratgeber zu fungieren.
Ich habe z. B. "In den Augen der anderen" v. Jodi Picoult sehr gut gefunden (Bibliothek ist da immer sehr hilfreich).

Die Fragen meiner Vorschreiberin stellen sich mir auch.
Ich persönlich würde mit zusammenziehen nicht (mehr) so schnell im wünschen sein, aus Frauensicht verstehe ich das allerdings total. Wollte ich auch immer, zumal wenn Kinder im Spiel sind, weil es sehr anstrengend und zeitraubend sein kann, Tage, Zeit, Zweisamkeit usw zu planen, die aber unbedingt nötig sind.
Und autistische Personen brauchen ein sehr beständiges Umfeld, soweit ich weiß.

Deshalb die Frage, wie regelt ihr das jetzt?

Ein nicht tägliches kommen und gehen fände ich gut, vielleicht, je nach Paar und Alltagsablauf, entweder feste Tage, an denen jeder bei sich ist, oder immer im Gespräch bleibend sporadisch festgelegt.
Die eigene Wohnung würde ich erstmal behalten, so oder so.

In meinem Umfeld gibt es einen Mann, der gerade eine neue Frau kennengelernt hat, er ist älter als Du. Der Junge ist auch ein wenig "anders" --> nicht falsch verstehen! , ich weiß nicht ganz genau, wie es bei ihm heißt, aber geht in die Richtung. Er tritt nach dem Mann und bekommt die Grenze nicht aufgezeigt, weil er ja "so ist" ... Nur als Beispiel.
Das wäre für mich ein Punkt, bei dem ich nicht einmal darüber nachdenken würde, zusammenzuziehen.
 
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Vielen Dank für eure Antworten!

Eigentlich läuft es sehr gut. Wir sind zärtlich, ehrlich und zugewandt zueinander. Wir haben eine gute Kommunikation und stritten noch nie.
Aber wir haben tiefe emotionale Momente.
Nun habe ich letztes Wochenende beim unserem sein davon gesprochen, das es anstrengend ist mit dem Kleinen. Da gab es auch im letzten halben Jahr ein paar Situationen mit Ihm, die mich ganz schön gefordert haben. Und sie spürt das auch.
Ich war auch sehr Authentisch in einer Sprachnachricht letztens. Erzählte von meinen Zögern und das es Anstrengend ist.
Ich habe auch Fehler gemacht, ihre "offene Tür" nicht genutzt.
Und das alles macht etwas mit ihr und seither zieht sich zurück.

Und auf die Frage wie wir das regeln. hmm, eigentlich garnicht. Spontan oder wenn notwendig. Also ziemlich unbeständig. Und sie spürt meinen Zweifel und hält mich ein wenig von den Kindern fern.
 
Und auf die Frage wie wir das regeln. hmm, eigentlich garnicht. Spontan oder wenn notwendig. Also ziemlich unbeständig. Und sie spürt meinen Zweifel und hält mich ein wenig von den Kindern fern.
Das war jetzt für meine Begriffe sehr wenig Info. 😅

"Spontan oder wenn notwendig" trefft ihr euch? Immer bei ihr?
Da habt ihr wohl noch nicht mal paar Tage am Stück zusammen verbracht? Ein paar Tage Urlaub vielleicht?

Was ist denn ein "notwendiges" Treffen? "Spontan" ist mir klar. Aber inwieweit geht das, mit einem 6jährigen Kind?

Nun, Verständnis für Deine Zweifel darf sie schon haben, finde ich. Es ist weniger schön, wenn sie Dich da auf Abstand hält.
Ich kenne es umgekehrt, als Mutti mit Kindern. 1 1/2 Jahre sind nicht viel, wenn man überlegt, den Kindern eine neue Bezugsperson auf Dauer vor die Nase zu setzen.
 
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Wie groß ist das Haus deiner Eltern? vielleicht könntest du da ab und zu übernachten, falls es dir doch zu viel wird. Wenn Zusammenziehen, dann wäre es wichtig, dass die Wohnung groß genug ist.
Es gibt in Berlin auch viele WG-s, auch für Leute, die arbeiten, vielleicht könntest du dir ein kleines Zimmer in einer WG suchen, als Arbeitszimmer, wenn ihr zusammen wohnt. So hättest du Ruhe, wenn du sie brauchst, für 350 € kann man schon ein kleines WG-Zimmer finden
 
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Ich kann deine Ängste und Befürchtungen sehr gut nachvollziehen. Deine Überlegungen machen dir zu schaffen. Es ist ein Schritt, ein Schritt in ein für dich andere Art von Leben. In eine Familie. Und die damit verbundene Verantwortung.
Vor was hast du Angst? Es ändert sich nichts, ausser das du immer präsent bist. Das du ein Puzzelteil in eurer Beziehung bist, das seinen Platz findet. Deine Partnerin hat Vertrauen in dich. Du schaffst das. Es haben schon ganz andere geschafft. Stürz dich einfach rein, in das Abenteuer Familie und Verantwortung. Alles andere kommt von alleine.
Ich hatte 2x im Leben Schlaflose Nächte und Ängste denen ich mich nicht stellen wollte. Ich habe befürchtet, ich schaffe es nicht. Ich kann es nicht, ich versage, ich mache mich und der um den es geht, nur unglücklich. Aber so war es nicht. Die erste Entscheidung die ich fällen musste war, bekomme ich das Kind? Obwohl es keinen Vater hat. Obwohl ich keinerlei Unterstützung meiner Familie habe, obwohl ich gezwungen bin voll Arbeiten zu gehen um weiterhin meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. OBwohl ich so alt bin? Im Nachhinein bin ich einfach nur froh das ich gegen meine Ängste und für das Abenteuer Kind gehandelt habe.
Und Jahre später, hatte ich nochmal eine Entscheidung zu treffen, die mir einfach nur schlaflose Nächte bereitet hat. Auch da hab ich mich selbst geschüttelt, um mir klar zu machen das meine Weigerung, mir nur im Weg steht, glücklich zu werden.
Machs einfach.
 
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Vielen Dank für Eure Antwoten!

Ein paar Tage sind nun vergangen. Wir haben Kontakt. Zwar ist der Kontakt gedämpft aber es gibt ein kleines Licht. Ich freue mich darüber.

Sonnenschein vielen Dank für deinen "Arschtritt". Du hast vermutlich recht! Warum mache ich es nicht einfach? Ich bin dran...
Danke auch an Leela, doch in dem Haus ist leider kein Platz für uns alle. Der Tipp mit dem WG-Zimmer ist auch toll, doch wohne ich echt "um die Ecke".

Chaosmaus vielen Dank für deinen Tipp mit der Struktur. Ich habe vorgeschlagen, das wir einen Tag fix machen und der Rest bleibt "spontan". Sie findet die Idee gut. Danke auch für dein Verständnis. Es tut gut es zu lesen. Es stimmt, 1,5 Jahre sind nicht viel und sie hat auch ihre Themen. Das ist auch der Grund warum sie sich so "entfernt" ...sie meinte, es ist schon anstrengend genung mit einem Autisten und nun noch dieses Beziehungsgedöns.

Wir sind uns beide bewusst, unsere Wunden sind alt. Doch sie zeigen sich in unserer Begegnung. Es fühlt sich gerade an wie eine Prüfung unser noch so jungen Liebe. Diese dumpfe Ungewissheit ist schwer zu ertragen.

Vielen Dank fürs lesen
Bis bald
 
Zuletzt bearbeitet:
1,5 Jahre ist keine junge Liebe. Ich meinte, du solltest dich trauen, also zusammen ziehen, dir aber vorsichtshalber einen kleinen Rückzugsort suchen, ein Zimmer bei deinen Eltern oder woanders, um etwas Ruhe zu haben, falls es dir manchmal zu anstrengend wird. Vielleicht wirst du es gar nicht benötigen, oder nur am Anfang, aber es könntedir helfen, diese Entscheidungzu treffen, vor der du offensichtlich Angst hast. Und ich würde es diplomatisch als Arbeitszimmer bezeichnen, um niemanden zu kränken.
 
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