Du unreifer Bengel!

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19. Jan. 2011
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Ich arbeite an einem Aphorismus über das Verständnis von Reife und/oder Erfahrung. Ich wäre froh um Input und Denkanstösse von eurer Seite. Würde mich freuen über Lob/Kritik/Meinungen/Ideen/... usw. :)

Das habe ich bisher zusammengetragen:

Ich wehre mich immer wieder gegen Ausdrücke wie "unreif" oder "unerfahren". Fakt ist: Man hat immer nur so viel Erfahrung wie man alt ist. Man kann nicht als 20 jähriger 40 Jahre Erfahrung haben. Jeder macht andere Erfahrungen.

Manche Erfahrungen sind von aussen gut sichtbar, andere wiederum finden sehr im Verborgenen statt,

Manche Erfahrungen sind sehr intensiv und andere werden fast übersehen,

Manche Erfahrungen prägen mehr andere weniger,

Manche Erfahrungen werden aufgezwungen, andere wiederum sind freiwillig. 

Manch einer macht im Krieg Erfahrungen mit Tod und Leid, ein anderer macht Erfahrungen mit Liebeskummer, ein anderer mit Existenzängsten usw. Oft bestimmen die Umstände, was wie wann erfahren wird und nicht wir selbst. Natürlich kann mir etwas widerfahren und ich schaue anschliessend einfach weg. So wird eine Erfahrung verdrängt anstatt verarbeitet. Allerdings kann fast sicher damit gerechnet werden, dass eine verdrängte Erfahrung immer wieder gemacht wird, so lange, bis ich bereit bin sie zu verarbeiten. 

Manche Leute sind extrem geschickt darin, anderen vorzugaukeln, sie wären reif und erfahren. Meist kommt das tatsächlich aus einer inneren Überzeugung, dem wäre tatsächlich so. Allerdings: Umso mehr man das glaubt, um so schwerer wird es an den Punkt zu kommen, an dem man eigene Erfahrungen und die eigene Reife in einenem realistischen Bild sieht. 

Das realistische Bild? Kann man es sehen? Lehne ich mich nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich tatsächlich den Anspruch hege, dies erkennen zu können? Wahrscheinlich ist dem wirklich so. Doch in diesem Fall ist der Weg das Ziel.

Unsere Erfahrungen sind einseitig und auf unsere persönliche Perspektive beschränkt

Manchmal werden Erfahrungen erzählt und man erhält einen kurzen, kleinen Einblick in die Welt eines sonst so gänzlich Fremden. Doch es wird deswegen nicht zu einer eigenen Erfahrung. Man reimt sich das, was nicht ganz zusammenpasst oder fehlt einfach zusammen und bastelt sich daraus eine ganz eigene Geschichte. Das ist gefährlich. Ist man sich jedoch dieser Problematik bewusst, kann man die Dinge tatsächlich etwas objektiver betrachten und bewerten. Man darf aber nie die Gefahren dahinter ignorieren oder unterschätzen. 

 
Hast du schon mal in einem Lexikon geguckt, was dazu schon geschrieben ist?

Kann man dazu in kurzen Schlagsätzen wirklich etwas wesentlich neues beitragen?

Wie wäre es denn damit: Manche sind mit 20 so reif, wie andere mit 15. Und welche bereits, wie andere erst mit 30. Wie reif man erscheint oder ist, hängt auch davon ab, wie man die Umwelt aufnimmt, seine Schlüsse aus den Ereignissen zieht. Es gibt Leute, die machen immer den gleichen Fehler, weil sie nicht daraus lernen, andere nur einmal, weil sie die richtigen Schlüsse ziehen . . und so weiter.

Aber meine persönliche Meinung zum Thema: Allgemein bekannt und daher auch etwas platt. Wozu das ganze?

Vielleicht auch mal bei Kant (Kritik der reinen Vernunft) oder Hegel, Schopnehauer oder Heidegger (Sein und Zeit) beginnen. Die haben auch schon wesentliches dazu beigetragen und es in einen Gesamtkontext gestellt.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wie wäre es denn damit: Manche sind mit 20 so reif, wie andere mit 15. Und welche bereits, wie andere erst mit 30. Wie reif man erscheint oder ist, hängt auch davon ab, wie man die Umwelt aufnimmt, seine Schlüsse aus den Ereignissen zieht. Es gibt Leute, die machen immer den gleichen Fehler, weil sie nicht daraus lernen, andere nur einmal, weil sie die richtigen Schlüsse ziehen . . und so weiter.
Eben genau diesen Eindruck will ich eigentlich in Zweifel ziehen. Auch dadurch, dass man immer wieder die gleichen Fehler und/oder Erfahrungen macht ändert sich das Bild auf die Ursache. "Reife" ist mMn ein Bild, zusammengetragen aus persönlichen und gesellschaftlichen Idealen, also etwas extrem subjektives. Voneinander zu erwarten wir wären "reif" ist demnach ein Anspruch der keinem zusteht. Ich arbeite noch an der Ausformulierung.

Warum ich das mache? Muss ich denn ein Motiv haben?

Hauptsächlich deswegen, weil ich einige Ideen, Erfahrungen und Beobachtungen meinerseits zu einem Gesamtbild zusammenfügen will. Das muss nicht zwingend von anderen gelesen werden. Aber wenn ich schreibe, kann ich meine Gedanken am besten ordnen und verknüpfen. Aber gut möglich, dass vielleicht auch jemand anderes mal davon profitieren kann. Kann sein, muss aber nicht.

Danke für die Buchtips. Ich hatte schon lange vor mich mit besagten Personen mal genauer auseinanderzusetzen. Ich besorg mir mal die Bücher.