Verlust des Vaters, komplett überfordert

FlugzeugeImBauch

New member
22. Okt. 2015
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Hallo Leute, ich weiß nicht ob ich so recht hier richtig bin aber ich lese viel mit und merke wie gut es vielen tut sich einfach mal alles von der Seele zu reden und Tips zu bekommen,daher versuche ich es nun mal selbst.

Ich weiß garnicht so recht wie und womit ich anfangen soll.....angefangen das alles schwere wurde hat es im Dezember 2016; meine Mutter meldete sich abends , eigentlich eine ungewöhnlich späte zeige um mich zu fragen ob wir mal eben vorbei kommen könnten.....da war für mich schon klar das es wohl um nichts alltägliches geht......als ich kam hörte ich meine beiden kleinen Schwestern (21 und 19) schon weinen......Mein Papa (60) kam direkt zu mir (25) nahm mich in den Arm und sagte er hätte heute die Diagnose Magenkazinom (Krebs) bekommen, es sei aber alles halb so wild, es sei früh genug. Die OP ist nächste Woche schon wir sollen uns keine sorgen machen......

mein Freund und ich planten gerade uns ein Eigenheim aus seinem elterlichen Hof zu bauen. Mein Vater war Maurer und hat sich riesig darüber gefreut und sagte gleich wir sollen bloß weiter machen mit den Bauantrag etc.,er wäre bald wieder fit um zu helfen denn es sei sein Projekt das er für mich machen möchte.....ich wusste nicht was ich davon halten sollte......mein Freund und ich haben uns dann dafür entschieden alles so erstmal einzuleiten und es im Notfall abzubrechen wenn es nicht so kommen würde wie meine Papa es geplant hat......

die OP verlief super sie konnten alles entfernen, dafür hatte er nur noch 1/5 seines Magens aber man sagte ihm das sei alles halb so wild. Nach 4 Wochen bangen kam dann die erlösende Nachricht, alle eingeschlafen proben waren negativ, er hat also noch nicht gestreut. Wir waren alle sehr erleichtert. Von dort an hatten wir alle gedacht, wir hätten es gemeinsam geschafft.......Er war anschließend in Reha um wieder auf die Beine zu kommen denn durch die große des Magens baute er sehr ab.......Aber durch die Reha lerne er was er essen konnte und kam wieder zu Kraft. Mit seinem Chef hatte er besprochen das wenn er soweit fit ist, das er die Wiedereingliederung bei uns auf den Bau macht......ich hielt es für keine gute Idee, ich hätte Angst das er sich übernimmt, aber er ist ein Sturkopf, wenn er das will kann ihm das auch niemand nehmen. Er hat dann in 4 Wochen unser komplettes Erdgeschoss mit uns hochgezogen....Anfang Mai ist er dann wieder arbeiten gegangen......er verlor immer und immer mehr an Gewicht sodass ich nach 3 wochen irgendwann gesagt habe das Schluss ist das ist nicht normal er solle zum Arzt gehen.......als er bei seinem Hausarzt war hat der ihn direkt in Eingewiesen, aufgrund seines schlechtes Allgemeinzustand ( 63Kilo) die haben ihn auf den Kopf gestellt und dann Anfang Juni festgestellt das er Metastasen an der Leber hat......

Ab da an wurde für mich dieser Bau und generell mein Leben ansich für mich zur Achterbahnfahrt......denn neben der Diagnose und dem Bau, kam erschwerend hinzu das meine beste Freundin unter Depression litt für die ich aber weiterhin die 1 anlaufstation war (was nach 11 Jahren Freundschaft ja auch normal ist ), zudem noch das die ex Frau meines Freundes uns das Leben bezüglich Umgang der Kids zur Hölle machte und das meine Beziehung auf der kippe stand weil ich immer und immer mehr an meinen ex denken musste und gemerkt habe wie sehr er mir fehlt als Person an sich wie auch als Kumpel......

ich habe mich in Der Zeit auch für knapp zwei Wochen von meinem Arzt aus dem Verkehr ziehen um selbst erstmal wieder klar zu kommen. Und geholfen hat mir dabei tatsächlich am meisten der Kontakt zu meinem ex......auch wenn dies alles mit viel ärger verbunden war....und auch wenn ich dadurch auch gegenüber meinem ex zu scheiß Mitteln gegriffen habe um den Kontakt herzustellen......[Anmerkung der Moderation: die Warnung, die sich aus datenschutzrechtlicher Perspektive hier im Forum daraus ergeben hat, ist immernoch aufrecht.] Seine Nähe und seine Umarmung und den Mut den er mir gemacht hat waren Gründe dafür wie ich es am Ende dann doch irgendwie geschafft habe klar zu kommen. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar, auch wenn der Kontakt wieder abgebrochen ist....Leider....Aber das ist ein anderes Thema....und nicht mein wesentliches Problem.....

Durch die Diagnose bei Papa bestand mein Leben nur noch aus Angst...die größten Probleme hatte ich vernünftig zu schlafen.....der Grund dafür ist ganz klar der,das ich mit 12 meinen Opa auch an dieser scheiß Krankheit verloren habe.....der für mich genau wie mein Papa es immer war einfach meine Bezugsperson war......mein Papa wurde dann nach zwei Wochen entlassen und bekam ab da an Chemo.......die Chemo selbst fand alle zwei Wochen statt.....nach der ersten ging es ihm schlecht wo alle sagten es sei normal, die zweite viel aus Weiler erkältet war.....zwei Wochen später fand wieder statt.......ich selbst fand das er immer kranker aussah.....weil er auch echt Probleme hatte die Ernährung in sich zu behalte.......er machte immer wieder Anspielungen wenn er mal nicht mehr sei soll ich den Kopf nich in den Sand stecken.....wo ich immer gefragt habe Papa wenn du mehr weißt sag mir das bitte.. .er sagte immer nur es sei alles gut.....

am 14.08.rief meine Mutter mich an ich solle vorbei kommen, Papa würde schlecht aussehen und er möchte nicht mehr essen und trinken....ich bin hin und habe gesehen das er erbricht und habe gedacht das sieht ganz schön merkwürdig aus da ist was im Busch......Habe mir ihn gesprochen das ich glaube da ist mehr auch das hat er mir verneint sei nur sehr kaputt von der Chemo und das sei alles normal....

am Freitag rief mich meine Schwester an sie hätten Papa mit dem rtw abgeholt......ich bin sofort nach hause und wir sind zu seinem Chemo Arzt gefahren und ihn zur Rede gestellt.....dann kam der Schock auch wenn ich selbst es schon lange vermutet habe.......Papa hat uns angelogen.....um uns zu schützen......der Krebs saß nicht nur in der Leber sondern auch inner kompletten Bauchdecke und er ist schnellwachsend.....Heilung ausgeschlossen......ab da an ist für uns als Familie die Welt zusammen gebrochen...

wir haben uns alle aus den Verkehr ziehen lassen......wir haben nach Möglichkeiten gesucht, haben seine Unterlagen am 28.8. In Hamburg in einer spezialklinik abgegeben als letzten Strohhalm wir wollten alle kämpfen......der Arzt rief einen Tag später an Papa könnte an 7.9.vorstellig werden....wir haben uns alle gefreut und gedacht es geht bergauf, auch Papa hatte wieder Mut....Doch leider holte uns die Realität ein.....am 1.9. ging alles bergab......die Tumoren in der Bauchdecke sind so schnellwachsend und aggressiv das er es ohne Morphin nicht mehr ausgehalten hat. Er hat uns alle nochmal zu sich geholt gesagt es macht keinen Sinn mehr, er merkt das der Krebs fortgeschritten ist und das er den Kampf verloren hat. Ab da an hat er seine Ernährung etc eingestellt......es waren quälende Tage für und als auch für ihn und ich weiß das es für ihn der richtige weg war damit er sich nicht mehr weiter quälen muss.......nachts am 7.9. hat er es geschafft war erlöst.

Seit dem habe ich echt Schwierigkeiten auf den Bau zu gehen.....ich weiß er hat immer gesagt er will nicht das wir trauern wir sollen weiter machen um unseren Traum zu erfüllen......Aber ich gucke an die Wände und würde am liebsten direkt wieder raus rennen......ich weiß ich müsste es als gute Erinnerung sehen aber das ist garnicht so einfach.

Auch der Punkt das ich das Gefühl habe meine Familie alleine zu lassen weil ich nicht mehr zu hause wohne sind Dinge die mich quälen......wir streben eine Familientherapie an weil wir alle sehr darunter Leider auch meine Oma 84 ( Papas Mutter lebt bei meiner Mama und meinen zwei Schwestern im Elternhaus) die sind aber alle voll.....wir haben erst einen Termin am 2.11.:-(

Ich spielen oft mit dem Gedanken einfach zurück zu gehen weil ich das Gefühl habe das ich als große in der Pflicht bin sie aufzufangen und zu unterstützen......niemand verlangt es von denen......Aber ich weiß nicht ob das hier jemand nachvollziehen kann aber als große Schwester hat man einfach das Bedürfnis dazu.....

Die erste Woche nach seinem Tod verging fast wie im Flug.....viel zeit zu trauern hat man ja auch nicht denn wie das so ist gibt es doch viel was geklärt werden muss wie Rente, Finanzamt,Versicherungen,Bank etc)

Ich gehe seit letzte Woche auch wieder zur Arbeit weil dieses zu hause sitzen es auch einfach nicht besser macht......auch dort sitze ich oft einfach anteilnahsmlos wo meine Kolleginnen sagen ich solle nach hause fahren......ich weiß Einfach nicht was ich noch tun soll....ich weiß das es wichtig ist zu trauern um all das zu verarbeiten, Aber ich muss doch auch stark sein für meine Mama und vorallem auch für Oma und meine Geschwister. :(  

Liebe Grüße

FlugzeugeImBauch

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Liebe ____________

Erstmals möchte ich Dir mitteilen, wie sehr leid es mir tut, dass Du so schwierige Zeiten durchleben musst. Ich kann Dir sehr gut mitfühlen. Als meiner Vater mit 65 (überraschend) starb, war für mich auch eine Welt zusammen gebrochen. Bis dahin waren wir in unserer sechsköpfigen Familie von solchen Schicksalsschlägen verschont geblieben. Als dann das Telefon kam (meine Mutter hatte angerufen), kam mir alles so unwirklich vor. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Traum. Es zog mir den Boden unter den Füssen weg...

Schön war, dass wir als Familie ganz nah zusammen gerückt sind. Unsere gemeinsamen Gespräche kamen mir jeweils auch vor wie eine Gruppentherapie, was sehr geholfen hat. Nach der Beerdigung musste mein Leben auch wieder weiter gehen. Trotzdem hat es mich verändert. Plötzlich waren mir gewisse Dinge überhaupt nicht mehr wichtig und ich habe mich schon für ein paar Monate ziemlich zurückgezogen. Es ist wirklich unbeschreiblich schwierig, wenn man einen lieben Menschen für "immer" verabschieden muss. Man fühlt sich so machtlos und verlassen.  

Wie geht es Deiner Mutter und den Geschwister? Ich denke, auch für sie ist ganz, ganz schwierig. Aber was kannst Du ausrichten, wenn Du fix zurück gehst? Immer wieder für sie da sein, ist sicher wichtig, aber Dein Leben geht auch weiter. Was würde Dein Vater wollen? Ihm lag der Neubau so sehr am Herzen, dass er seine Krankheit dafür zu verdrängen suchte. Durch die Fertigstellung des Hauses handelt ihr im Sinne des lieben Verstorbenen. Wenn es dann vollendet ist, hat Dein Vater auch seinen Anteil daran geleistet und ist sicher stolz auf Euch! So schwer es zurzeit vielleicht auch fallen mag: Das Haus wird auch eine Erinnerungsstätte für ihn. 

Vermutlich nützt es Dir im Moment nicht viel, wenn ich schreibe, dass in meinem Fall das Leben aller eine Fortsetzung fand. Nachher habe ich auch noch von meiner viel zu jung verstorbenen Schwester und zuletzt noch von meiner Mutter Abschied nehmen müssen. Es tut jedes Mal weh, auch wenn man spürt, dass der Tod für die Verstorbenen eigentlich eine Erlösung darstellte, weil ein Leben nicht mehr erträglich gewesen wäre. Es war bei allen drei schlimm, aber bei meinem Vater hat es mich am Meisten durchgeschüttelt. Damals wurde mir so richtig bewusst, dass wir hier auf der Erde nur Gäste sind und das Ableben unser aller Schicksal hier sein wird.  

Ich wünsche Dir unendlich viel Kraft in der Bewältigung des Verlustes. Die Trauer zulassen ist ganz bestimmt wichtig. Versuche daran zu denken, an was Dein Vater jetzt die grösste Freude hätte.

Lieber Gruss
Francesco 

 
Lieber Francesco,

Danke für diese lieben Worte......Meine Mutter sagt ihr geht es so besser, weil sie weiß ihm geht es dort gut. Ich bin aber auch zu selten da um das beurteilen zu können ob das stimmt. Und meinen Geschwistern geht es ähnlich, Jedenfalls die kleine weiß ich leidet sehr. 

Sie sagt immer wieder das sie sich Vorwürfe macht sich nicht richtig verabschiedet zu haben.....wir also meine Mama , Meine andere Schwester und ich waren viel bei ihm auch in den letzten Stunden wo er sich gequält hat,die kleine ist kurz rein und hat nur geweint und konnte ihn nicht mehr in den Arm nehmen oder so......Sie sagte die ganze Zeit sie könne das nicht so wie wir.....wir hatten da keine Berührung'sängste. Wir haben ihr gesagt es ist okay und Papa merkt trotzdem das sie da ist aber nun ja.....Sie kommt mit ihrem Verhalten nun nicht klar das wir uns alle anders verabschiedet haben wir sie......

Wir haben jetzt Dienstag einen Termin zusammen beim Tattoovierer und möchten uns eine kleine Erinnerung stechen lassen. Ich hoffe das ihr das ein wenig dabei hilft. 

Nein mein Papa hätte all das nicht gewollt was jetzt so meine Gedanken sind und das weiß ich auch. Aber nichts desto trotz ist es für mich einfach sehr schwer in dieses Haus zu gehen und glücklich zu sein.....ich hoffe einfach das es mit der Zeit besser wird und das mit vllt auch die Therapeutin ein Stück weiter hilft. Ich mache mir auf jedenfalls eine Collage mit Erinnerungen von ihm Auf'm Bau und auch generell mit Fotos aus unserem Leben als Familie , Dieses wird dann einen Ehrenplatz im Eigenheim bekommen.  :)  

Danke das du mit Mut machst, das stärkt noch ein bisschen.

Liebe Grüße

Flugzeuge Im Bauch

 
Liebe _______

Vielen Dank für die Rückmeldung. Nochmals zum Haus: Auch wenn es zurzeit noch so schwer vorzustellen ist. Irgendwann wirst Du vor allem Freude für das Haus empfinden, weil es Dich an Deinen lieben Vater erinnert. Er hat damit für Dich eine Art ganz persönliches Denkmal gesetzt. 

Dass ich meinem Vater damals nicht richtig "Auf Wiedersehen" sagen konnte, fand ich auch schlimm. Für Deine jüngere Schwester war der Anblick des leidenden Vaters einfach zu viel. Wer sieht einen so lieben Menschen schon gerne so schlimm leiden? Die Menschen reagieren unterschiedlich darauf. Euer Vater hat sie mit Bestimmtheit verstanden und wie ihr richtig gesagt habt ganz genau gespürt, dass sie in seiner Nähe war. Sie braucht sich deshalb wirklich keine Vorwürfe zu machen. Wichtig war und  ist, was sie für ihn fühlt. 

Die Idee mit der Collage finde ich eine super Sache. Vielleicht würde es auch Deiner jüngeren Schwester gut tun, wenn sie da mitmachen könnte. In nächster Zeit immer wieder viel zusammen sein stärkt bestimmt alle. Darüber reden, dass und wie er fehlt,  Anekdoten aus dem Leben erzählen, zusammen weinen, für einander da sein. Geteiltes Leid ist halbes Leid, heisst es nicht nur so. Das schweisst zusammen, hilft verarbeiten und gibt vor allem viel Kraft in dieser ganz, ganz schwierigen Zeit. 

Auch wenn der riesige Verlust derzeit noch so unbeschreiblich schmerzt: Es kommt der Tag, an dem die Trauer der unendlichen Dankbarkeit weicht. 

Lieber Gruss
Francesco

 
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Liebe Matilda, lieber Francesco,

Ich weiß das dass alles nicht von jetzt auf gleich besser wird aber ich bin leider auch Jemand der recht ungeduldig ist.....jemand der nicht wirklich versteht wieso das nun nicht so einfach ist.

Aber ich denke auch das nach einiger Zeit, wenn das Haus fertig ist und wir erstmal eingezogen sind das sich dir Gefühle bei mir dann einfach wirklich in stolz und weniger in Trauer umschwenken.....

Für mich persönlich wird Weihnachten und Silvester der Horror, das waren immer Tage die ich nicht sonderlich feiern konnte, Sie sind für mich immer schon seit dem mein Opa nicht mehr da ist eine Tortur.....zudem wollten wir es auf Papas Wunsch alle zusammen im neuen Haus feiern, er hat immer wieder gesagt das er das noch schafft,das wir uns darüber keine Gedanken machen müssen, das seien die Feste die er mit uns als Familie nochmal genießen möchte.... :-( 

Weihnachten ist nun ja auch noch ein bisschen hin und vorher kommt noch der Geburtstag von der kleinsten und der von meiner Mama,ich denke danach werden wir mal sprechen wie wir Heiligabend zusammen "feiern" möchten......

Mit der Collage ist eine Gute Idee mein geschwister mit einzubeziehen, da unsere Eltern super gerne unseren Alltag fotografiert haben hat jeder von uns eine Menge Alben aus der Kinderzeit :)

Vielen Dank auf jeden Fall für die ganzen Tips , Aufmunterungen und Ratschläge :)  

 
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