Was macht eine Freundschaft aus?

So, da waren sie, die feinen, unbedachten Bemerkungen, auf die ich gehofft hatte, als er noch am Leben war. 😢
Warum im Nachhinein? Was veranlasst Menschen, Dinge auszusprechen, wenn man wirklich gar nichts mehr damit anfangen kann?
Ich kann es mir nicht erklären.
Es sind ja nun keine unempathischen Menschen, maximal jene, die sich in so eine Situation nicht reinversetzen können, weil sie seit den Kindergartentagen ihren festen Partner haben ... 😔
Oder wollen sie nur ihre Gedanken noch loswerden, um jeden Preis. Also den Preis, dass der andere Gesprächspartner wieder alles aufrollt, was er schon tausende Male durchdacht hat ...?

Ich werde wohl sagen müssen, ich möchte es nicht mehr hören. Sachen, Dinge, die emotionale Befindlichkeiten auslösen können. Allein diese Einschätzung wird vielen Menschen sehr schwer fallen ...
 
Oder wollen sie nur ihre Gedanken noch loswerden, um jeden Preis. Also den Preis, dass der andere Gesprächspartner wieder alles aufrollt, was er schon tausende Male durchdacht hat ...?
Wenn es deine Freunde sind, dann ist es sicherlich nicht böse gemeint. Du kannst ihnen aber sagen, dass es dir nicht gut tut. Ohne ihnen Vorwürfe zu machen, direkt sagen, was du fühlst und wie es dir geht. Erklären, was du brauchst und was dich verletzt..sie werden es verstehen. Und im Zweifel werden sie erst dann wissen, was du erwartest, wenn du es klar und deutlich gesagt hast.
 
Welche waren es und von wem kamen die Bemerkungen?

Ich habe ja seitdem keine wirklichen Freunde mehr, außer die aus dem Thread.
Wenn es deine Freunde sind, dann ist es sicherlich nicht böse gemeint. Du kannst ihnen aber sagen, dass es dir nicht gut tut. Ohne ihnen Vorwürfe zu machen, direkt sagen, was du fühlst und wie es dir geht. Erklären, was du brauchst und was dich verletzt..sie werden es verstehen. Und im Zweifel werden sie erst dann wissen, was du erwartest, wenn du es klar und deutlich gesagt hast.

Das stimmt. In dem Moment wußte ich gar nicht, wie ich reagieren soll und was es mit mir macht. Das wurde mir erst im Nachhinein langsam klar.
Was haben sie gesagt?

Im Grunde z. B. Worte über die Art der Trennung, die ich mir vorher erhofft hatte, um reagieren zu können. Auf etwas anderes reagieren zu können als nur auf meine eigenen Gedanken im Karussell. Seine vagen Worte zum Thema ... Nun bleibt es im Raum stehen.
Jetzt muss ich all das "er hat dies und jenes dazu und darüber gesagt" nur noch schlucken, ohne es für meinen Seelenfrieden verarbeiten zu können. Mit der beteiligten Person.
Das, was ich mit ihm tun wollte, wenn die Zeit gekommen wäre für mich. Man soll ja warten, nicht im Zorn oder in der Traurigkeit antworten oder Entscheidungen treffen, in Ruhe überlegen ... Das schien mir auch das einzig richtige in diesem Fall. Ich war noch nicht fertig mit dem ordnen der Gefühle. Die neue Tussi an seiner Seite hat es mir so schwer gemacht, sonst hätte ich zeitnah reden können und wollen. Aber ich wäre sicherlich schnell ungerecht und traurig oder wütend geworden, wenn er mir strahlend vor neuem Glück gegenüber gesessen hätte, das wollte ich nicht, wegen all der Zeit, die wir uns kannten. Bei anderen Trennungen war das leichter, aber nach 40 Jahren insgesamt will man diese Jahre auch nicht alle in die Tonne werfen mit unbedachten Worten.
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Naja und sowas wie "er war doch scheinbar wieder glücklich, wieso also hat ihn das nicht von seinem Schritt abgehalten" - ehrlich, wer will das als noch Trauernder nach der Trennung denn wirklich hören? Das tut auf jeden Fall weh!! Noch dazu war er ja angeblich lt seinen eigenen Worten mir ggü bis zum letzten Tag noch mit mir glücklich.
Ich habe meine eigene Einschätzung, aber so etwas gesagt zu bekommen ist bei allem Respekt nicht einfühlsam.
Im selben Moment soll ich aber widerum einfühlsam sein für alle anderen Reaktionen ...
Es sind eben Themen, nicht so sehr einzelne Worte, die erstmal tabu sein sollten, wenn sie der Betroffene, in dem Fall ich, nicht selbst anspricht. So jedenfalls wünschte ich es mir.

Das ist alles noch zu frisch, um mich mit sowas rumzuschlagen, ich weiß doch gar nicht, an welcher Stelle der Gefühle und Gedanken ich selbst gerade bin. Es ist alles so wirr und durcheinander und schwer.
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Durch den Austausch mit anderen Betroffenen weiß ich, es geht den meisten so, und Schuldgefühle haben ganz viele, weil etwas offen war und der Angehörige trotzdem gegangen ist, ohne Wort, ohne Brief, ohne Versöhnung, ohne Erklärung ... Im Gegensatz zu Menschen, die durch Unfall oder Krankheit sterben, haben diese Menschen das Ende selbst bestimmt, und das tut so weh. Anders weh.
 
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Das, was ich mit ihm tun wollte, wenn die Zeit gekommen wäre für mich. Man soll ja warten, nicht im Zorn oder in der Traurigkeit antworten oder Entscheidungen treffen, in Ruhe überlegen ... Das schien mir auch das einzig richtige in diesem Fall. Ich war noch nicht fertig mit dem ordnen der Gefühle
Ob so ein Moment gekommen wäre? Ich vermute, dass in dem Moment, wo es nicht mehr weh tut, wenn man nicht mehr trauert, dass dann auch alles andere unwichtig wird. Und man nichts mehr besprechen muss, weil
einen das aktuelle Leben beschäftigt, und nicht mehr die Vergangenheit. Ich hoffe zumindest, dass es so ist, dass man nicht mehr das Bedürfnis hat, etwas zu erklären oder eine Erklärung zu bekommen.
Und auch wenn die Traurigkeit nie wirklich komplett vergehen soll: irgendwann kann man sich alle Fragen selbst beantworten, das habe ich schon selbst erlebt. Aussprachen braucht man eher, um etwas zu hören, was man unbedingt hören möchte. Und das passiert ohnehin sehr selten
 
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irgendwann kann man sich alle Fragen selbst beantworten
Oder man legt sie sich so zurecht, um endlich aus der Traurigkeit zu kommen... klappt übrigens auch um Menschen nicht mehr zu lieben oder die Zeit mit dem Menschen, aus den Gedanken zu verbannen.

Aussprachen braucht man eher, um etwas zu hören, was man unbedingt hören möchte
Wer will ja auch, schon eine Aussprache, in der man zu hören bekommt, was man lieber nicht hören sollte, damit es einem danach, noch schlechter, als davor geht.
 
Oder man legt sie sich so zurecht, um endlich aus der Traurigkeit zu
Das kann ich leider nicht😪
will ja auch, schon eine Aussprache, in der man zu hören bekommt, was
Ich meine, man hofft auf eine bestimmte Antwort. Weil man.immer noch Hoffnung hat. Oder wie hier: Das Gefühl, etwas hätte anders laufen können, man hätte etwas verpasst.

Erst wenn man innerlich aufgegeben hat, wird man frei und braucht keine Antworten mehr.
Es ist extrem schwer, wenn man verletzlich ist, leidet, trauert, es ist wohl ein Schutzmechanismus, dass man in solchen Phasen nicht ehrlich mit sich selbst ist. Aber irgendwann wird alles klar und man kann dann wenigstens soweit abschließen, dass man nicht mehr daran denkt, dass irgendwas nicht gesagt worden ist. Die Traurigkeit bleibt vielleicht, aber die Unruhe ist weg, gefühlt die Hälfte der belastenden Gedanken ist weg, so empfinde ich das.
 
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