Zerrissen wegen Affäre mit einem Kollegen

laome

New member
22. Juli 2019
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Hallo

Ich (w.33) befinde mich gerade in einer Situation die mich innerlich immer mehr zerreisst und deshalb suche ich hier nach Rat.

Es geht um einen Kollegen (40) von mir mit dem ich sehr eng zusammenarbeite. Wir sitzen im Büro nebeneinander und sind beruflich oft zu zweit unterwegs (aber nur am Tage). Er ist seit fast 2 Jahren bei uns und wir verstanden uns auf Anhieb prima. Mit der Zeit entwickelte sich eine richtige Freundschaft. Wir können ganz offen über alles reden und vertrauen uns sehr. Da wir beide gebunden sind (Er seit 20Jahren verheiratet, eine 18 jährige Tochter. Ich bin seit 16 Jahren in einer kinderlosen Beziehung) habe ich ihn auch immer nur mit freundschaftlichen Augen gesehen. Er fand mich, glaube ich, schon immer recht gut. Mit der Zeit hat er dann wohl Gefühle für mich entwickelt, die ich erst nicht erwidert habe. Ich machte ihm klar, dass aus uns beiden nie etwas wird und führte ihm auch vor Augen was so eine Affäre bedeuten würde. Mir war es wichtiger, dass wir Freunde sind. Doch auch bei mir wurden die Gefühle mit der Zeit mehr. Während ich aber noch dagegen ankämpfte, gab er mir eines Tages einfach einen kurzen Kuss. Auch da versuchte ich noch gegen die Gefühle, die mittlerweile auch in mir entstanden sind, anzukämpfen. Aber einige Wochen später auf einer Feier küssten wir uns richtig und seitdem haben wir eine, ich würde es emotionale Affäre nennen. Wenn uns keiner sieht küssen und umarmen wir uns, oder unsere Hände berühren sich. Sex gibt es keinen. Wir wissen, dass es unseren Partnern gegenüber absolut mies ist. Eine Entschuldigung dafür gibt es auch nicht, aber es ist sicher nicht etwas was wir beide gesucht haben und es ist etwas aus dem wir beide nicht herausgekommen sind. Wir sind beruflich gezwungen, fast den ganzen Arbeitstag miteinander zu verbringen. Es sind durch viele Gespräche eine tiefe Vertrautheit und Verbundenheit entstanden und irgendwann wurden daraus ernste Gefühle. Wie wir damit umgehen sollen wissen wir selber nicht genau.

Auch wenn es mir das Herz bricht sage ich ihm immer wieder, dass er seine Ehe nicht aufgeben soll. Anders als ich, führte er, so wie ich das mitbekommen habe, eigentlich eine recht harmonische Ehe. Er war seiner Frau niemals untreu und hatte bis zu mir auch nie Interesse an einer anderen Frau. Meine Beziehung dagegen ist alles andere als rosig. So wie mein Kollege mit seiner Frau, kamen auch mein Freund und ich unheimlich jung zusammen. Doch bei meinem Partner und mir entwickelte es sich in den Jahren sehr auseinander. Schwer zu erklären und würde auch den Rahmen sprengen. Ich bin auf jeden Fall davor mich zu trennen. Und das hatte ich auch schon vor der Sache meinem Kollegen vor. Aber es ist schwer. Glaubt mir, mit Feigheit oder Abhängigkeit hat das nichts zu tun. Aber wenn man so lange mit einem Menschen zusammen ist, mit ihm erwachsen wird und so vieles durchlebt, dann kämpft man drum und oft merkt man gar nicht, wie die Zeit vorbeirast.

Bei meinem Kollegen klang es aber nie so, dass er unglücklich in seiner Ehe ist. Und nach 20Jahren ist das doch eigentlich super. Ich gab ihm deshalb auch zu bedenken, dass seine Gefühle ihm vielleicht einen Streich spielen, weil ich die erste Frau bin mit der er so viel und eng zusammenarbeitet. Er ist ja kein Typ Fremdgeher. Er ist eigentlich der netteste, liebste, loyalste Mann den ich kenne. Zu betrügen ist nicht seine Art. Deshalb glaube ich teilweise wirklich, auch wenn es schmerzt, dass er aktuell nur verwirrt ist. Ich glaube die Probleme die er mit seiner Frau hat sind schnell zu beheben. Obwohl natürlich alles auf Dauer zu einer Belastung führen kann.

Z.B., sie ist erst 40, hat eine volljährige Tochter, und will nicht mehr arbeiten gehen obwohl sie in ihrem Leben nur 4 Jahre gearbeitet hat. Er bringt das Geld nach Hause und sie bekommt alles was sie will. Und dieses Lebensmodell ist auch natürlich legitim, wenn beide einen gewissen Teil dazu beitragen. Sie macht aber im Haushalt nicht wirklich was und kocht nichtmal, obwohl sie den ganzen Tag Zeit hat während er arbeitet. Seit er ein Teenie ist arbeitet er schon und finanziert sie mit und sie genießt das süße Leben. Aber das ist etwas, was man doch mit Gesprächen ändern kann, oder nicht? Das Zweite ist, dass zwischen beiden wohl schon seit über vielen Jahren emotional eine Eiszeit herrscht. Sex gab es bis vor einigen Wochen zwar noch, aber sonst gibt es wohl keinen wirklich partnerschaftlichen Umgang (Küsse, Umarmungen etc.). Doch auch daran kann man arbeiten oder?!

All solche Gedanken gehen mir durch den Kopf. Es würde einfach keinem etwas bringen, wenn er wegen einem emotionalem Ausnahmezustand seine Ehe aufs Spiel setzt.

Schlimm ist nur, dass unsere Gefühle immer mehr werden. Und wie gesagt es sind wirklich tiefe Gefühle, die erst im Laufe der Zeit, durchs Kennenlernen entstanden sind. Wir kennen und wissen so vieles voneinander. Wissen wie es ist zu streiten. Er kennt auch meine schon mal pampige Art (wenn ich echt sauer bin). Wir helfen uns und halten zueinander wenn etwas ist. Es ist wirklich verrückt und wird immer schmerzhafter. Zum Einen ist es unheimlich schwer fast jeden Tag stundenlang seine Gefühle unterdrücken zu müssen. Es dreht mir regelrecht den Magen um. Zum Anderen ist der Verstand einfach zu laut bei dieser Sache. Ich weiß, dass es keine Zukunft hat. Zu viele Hürden sind zu nehmen. Ich schaue ihn an und bin glücklich und tieftraurig zugleich. Es sind ja nicht nur die Hürden, sondern auch, dass ich denke, dass er nach wie vor zu seiner Frau gehört. Vor mir hatte er nichtmal die Idee sich zu trennen. Und nur weil er mich kennengelernt hat hinterfragt er sein ganzes Leben und seine Ehe. Das tut mir unheimlich leid. Und wie gesagt auch weh. Es schmerzt mittlerweile so sehr, dass ich mich auf meinen und seinen Sommerurlaub „freue“. Wir sehen uns dadurch insgesamt 6 Wochen nicht. Ich hoffe sehr, dass das was bringt. Dass man, wenn man sich nicht sieht wieder zur Vernunft kommt. Schreiben tun wir eh nicht so viel.

Mich zerreist das alles innerlich ziemlich. Er aber auch ich müssen mal in Ruhe und Abstand zueiander nachdenken. Nach wie vor finde ich, dass er seine Ehe retten soll. Ich schlug ihm sogar vor, dass er mit ihr in den Urlaub fahren soll. In meinen Augen ist bei denen einfach noch genug Substanz da. Die hatten bis vor kurzem sogar noch regelmäßig Sex. Nach so vielen Jahren doch auch ein super Zeichen. Klingt komisch, aber ich wäre erleichterter würde er mir sagen, dass es wieder mit seiner Frau funktioniert. Die Situation, wie sie jetzt ist ist einfach unterträglich. Ich empfinde unheimlich viel für diesen Mann. So wie ich ihn in fast 2 Jahren kennenlernte ist er mein absoluter Traummann. Doch es kann, soll und darf nicht. Das Schicksal hat uns nicht füreinander bestimmt. Anstatt auf Abstand gehen zu können, was ich wohl schon vor dem ersten Kuss getan hätte, sehe ich Ihn jeden Tag auf der Arbeit. Sitze im Auto neben ihm. Und mir wird mittlerweile wirklich schlecht vor lauter Gefühl und unterdrücken müssen. Er hat ja genauso starke Gefühle für mich (zumindest denkt er es). Dementsprechend ist seine Art zu mir, was die Sache noch viel schwerer macht. Klar haben wir auch schon viel darüber gesprochen, aber egal wie gut man sich nach außen zusammenreißt, gegen das was innerlich ist kommt man nicht an.

Ich hoffe wie gesagt einfach, dass es sich durch den Abstand beruhigt. Vielleicht finden er und seine Frau wieder zueinander, was ich ihnen gönne würde. Alles andere wäre einfach Unsinn.

Kündigen ist für beide keine Option. Wir lieben unsere Arbeit und das Arbeitsklima ist perfekt. So einen Zusammenhalt unter allen Kollegen hat seltenheitswert. Wir müssen es irgendwie so wieder auf die Reihe bekommen.

Es tut mir leid, dass ich so unheimlich viel geschrieben habe, aber es platzte gerade einfach so raus und ich kann mit keinem darüber reden.

Ich würde mich sehr über eure Meinung und Tipps freuen, wie man der Situation wieder Herr werden kann. Wir sehen uns nur noch zwei Tage dann geht mein Urlaub los. Ich melde mich eh eher selten bei ihm und hoffe, dass er die kommende Zeit auch nutzt und sich nicht meldet. Das ist so ein beklopptes Gefühl. Auf der einen Seite ist das der Mann mit dem ich mir eine Zukunft, Kinder und was auch immer vorstellen könnte. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass er wieder zu seiner Frau findet und gebe ihm sogar Tipps. Bei allem darf man ja auch nicht vergessen, dass ich auch noch in einer sehr langen Beziehung bin. Auch wenn diese Beziehung schon lange keine mehr ist, geht auch bei mir nicht alles einfach so mal eben. Und ich hadere schon seit Jahren. Das mit meinem Kollegen ist, egal wie man es dreht und wendet, zum Scheitern verurteilt. Dieses Gefühl ist so schrecklich. Daumendrücken, dass es der Urlaub besser macht.

Liebe Grüße

P.S:

Ich habe etwas vergessen. Mein Kollege redet sehr viel über eine gemeinsame Zukunft mit mir. Hat sogar schon nach Wohnungen geguckt und informiert sich, was bei einer Scheidung auf ihn zukommt. Er möchte irgendwann in Zukunft auch zu einem Anwalt gehen und sich beraten lassen. Immer wenn er darüber redet lächel ich nur oder sage ihm, dass er sich keinen Stress machen soll. Mich freut es ja auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite (und diese überwiegt) schmerzt es einfach nur noch mehr, weil ich weiß, dass es nie so weit kommen wird. Er und seine Frau hocken auch nur aufeinander, wenn er Zuhause ist. Alleine unternehmen Sie so gut wie nichts. Er sowieso nicht, weil sie das nicht so toll findet. Das sieht nicht nach einer Partnerschaft aus die kurz davor ist beendet zu werden. Mein Partner und ich machen so gut wie nichts mehr zusammen. Das sind zwei unterschiedliche Welten. Deshalb habe ich auch einfach im Gefühl, dass mein Kollege nur verwirrt ist, weil er nach 24 Jahren mit seiner Frau (er kennt sie seit er 16 ist) plötzlich eine andere Frau gut findet. Sicher ist bei mir auch Selbstschutz dabei, denn ich habe nichts davon, wenn er nach 6 Monaten doch wieder zu seiner Frau geht. Aktuell wäre meine Angst einfach zu groß, dass er seine Gefühle nicht einordnen kann.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo laome,

Du hast Deine momentane Situation so schön (und so schön lange) beschrieben, dass Du wenigstens eine Antwort verdient hast. Ich weiß allerdings nicht, ob ich Dir mit meiner Antwort in irgendeiner Art und Weise helfen kann. Aber nun habe ich schonmal damit angefangen und komme eigentlich gar nicht mehr heile aus der Nummer raus... huch?! Haben wir etwa schon nach zwei mickrigen Zeilen eine große Gemeinsamkeit? Manchmal gemein, etwas gemein zu haben... ;-))

Du und er... seit zwei Jahren Kollegen... enge Zusammenarbeit... nicht nur im Büro, sondern auch unterwegs... altersmäßig nicht sonderlich weit auseinander... mit der Zeit wächst das Vertrauen, die Symphatie, die gegenseitige Anziehung, die Gefühle, kurz: die Liebe... genauso wie sie wohl beim jeweiligen Partner abnimmt...

Ich würde sagen: bis hierhin alles normal.
Und warum "würde"? Weil ihr noch nicht übereinander hergefallen seid! Das nötigt mir zugegeben einen gewissen Respekt ab, denn an Gelegenheiten hat es Euch bisher wohl eher nicht gemangelt.

Ich will (und kann auch gar) nicht beurteilen, wer von Euch beiden mehr an seiner "offiziellen" Beziehung hängt, aber ich habe den Eindruck, dass Du...
...erstens mit Deiner bereits abgeschlossen hast (dass Du es Dir zumindest vorstellen kannst)
...zweitens nicht Schuld am Scheitern einer anderen Beziehung sein möchtest
...drittens Angst vor dem "nächsten Schritt" und vor allen Dingen vor den Schritten danach hast, denn Du weißt sehr wohl: die Farbe des Himmles ändert sich, wenn das Feuerwerk vorbei ist.

Und zu diesen "Schritten danach" gehört vielleicht auch, dass Du denkst, ihn mit Deiner Trennung von Deinem jetzigen Partner sozusagen unter Druck zu setzen... oder direkter ausgedrückt: ihn in die Arme seiner Frau zu treiben.

Du hast geschrieben "Ich bin auf jeden Fall davor, mich zu trennen".
Das ist doch mal eine Ansage!
Aber wie nennt man es, wenn er von einer gemeinsamen Zukunft mit Dir spricht, wenn er nach Wohnungen schaut und wenn er sich informiert, was bei einer Scheidung auf ihn zukommt? Ich hätte spontan gesagt: auch 'ne Ansage - aber Du erwiderst dann bestimmt: "Ne ne, der soll mit seiner Frau schön in Urlaub fahren, regelmäßig Sex haben und glücklich werden!"
Kein Wunder, dass es Dich innerlich zerreis(s)t - doch wo geht Deine Reise hin?  ;-))

Vielleicht sind die jetzt insgesamt sechs Wochen Urlaub eine Pause zum richtigen Zeitpunkt, um sich über die eigenen Gefühle und Wünsche klar zu werden... und jeden Tag wird "die Vernunft etwas mehr Oberhand gewinnen"... dann seht ihr euch nach den Urlauben wieder und schwups: "emotionaler Ausnahmezustand" - und alle Daumen platt gedrückt!  ;-))

Eigentlich bist Du happy - aber das Drumherum stört.
Eigentlich bist Du bereit, das Drumherum zu ändern - aber Du weißt nicht, ob er mitmacht.
Eigentlich hast Du Angst davor, "alles" zu verlieren - aber:
"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."
(Albert Einstein)

Schönen Urlaub! Und gute Reise!
Ich bin gespannt, wo's hingeht!  :))

 
Liebe laome

Ihr seid beide schon mehr als das halbe Leben in der gleichen Partnerschaft und seid beide sehr jung in diese Partnerschaft eingestiegen. Nach so vielen Jahren der Partnerschaft sind nun Gefühle aufgekommen, die längst vergessen waren.  Diese zu deuten ist tatsächlich ein enorme Herausforderung. Sie fühlen sich so an, als ob man noch nie etwas ähnliches erlebt hat. Leider ist die Intensität noch absolut keine Garantie, dass sie auch nachhaltig sind. Von dem her finde ich es stark von Dir, dass Du nicht nur das siehst, was entstanden ist sondern auch das, was es im Falle einer neuen Partnerschaft zu verlieren gibt. Leider wäre es nicht das erste Mal, dass - sobald die Schmetterlinge ausgeflogen waren - eine Ernüchterung einkehrt und man erst dann merkt, was man zurückgelassen hat (meistens zu spät).

Deine bisherige Beziehung siehst Du eigentlich am Ende. Es klingt nicht danach, dass Du noch eine Chance für eine Fortsetzung siehst (unabhängig vom Arbeitskollegen). Vielleicht wäre es deshalb erstmals an der Zeit, diese mit allen Konsequenzen zu beenden. Das dürfte schon ein hartes Stück emotionelle Arbeit sein. Aus diesem Gesichtspunkt wäre es vermutlich besser wenn Du erstmals dieses Ende verarbeiten könntest. Gleich in eine nächste Beziehung einzusteigen, ist nicht unbedingt von Vorteil...

Dass Ihr zusammen arbeitet, macht die Situation tatsächlich deutlich schwieriger. Einfach nur Abstand zu halten gelingt aufgrund der Gefühle füreinander wohl auch nicht wirklich.

Eure "emotionale Affaire" stellt ein gewisses Risiko dar, da Ihr beide in langjährigen Partnerschaften lebt und auch bezüglich Job, der Euch beiden sehr gefällt. Bevor man an eine gemeinsame Wohnung denkt, sollte man wohl den ersten Schritt angehen und das bisherige Leben "in Ordnung" bringen. Und danach wäre es wohl auch besser, wenn man eine Zeit mal alleine verbringen würde. Aber das ist jetzt wohl nicht die Idee, die in Deiner Situation als Weg in Frage kommt...

Wie schau70 schreibt kommt der sechswöchige Urlaub vielleicht wirklich passend, um sich Gedanken zu machen, wie es weitergehen soll...

Lieber Gruss
Francesco 

 
Liebe Laome, 

das könnte exakt meine Geschichte sein! Wahnsinn. Nur mit verdrehten Rollen. Bei uns bin ich eher impulsiver, er rationaler und eher bremsend. 

 
Hallo

Ich (w.33) befinde mich gerade in einer Situation die mich innerlich immer mehr zerreisst und deshalb suche ich hier nach Rat.

Es geht um einen Kollegen (40) von mir mit dem ich sehr eng zusammenarbeite. Wir sitzen im Büro nebeneinander und sind beruflich oft zu zweit unterwegs (aber nur am Tage). Er ist seit fast 2 Jahren bei uns und wir verstanden uns auf Anhieb prima. Mit der Zeit entwickelte sich eine richtige Freundschaft. Wir können ganz offen über alles reden und vertrauen uns sehr. Da wir beide gebunden sind (Er seit 20Jahren verheiratet, eine 18 jährige Tochter. Ich bin seit 16 Jahren in einer kinderlosen Beziehung) habe ich ihn auch immer nur mit freundschaftlichen Augen gesehen. Er fand mich, glaube ich, schon immer recht gut. Mit der Zeit hat er dann wohl Gefühle für mich entwickelt, die ich erst nicht erwidert habe. Ich machte ihm klar, dass aus uns beiden nie etwas wird und führte ihm auch vor Augen was so eine Affäre bedeuten würde. Mir war es wichtiger, dass wir Freunde sind. Doch auch bei mir wurden die Gefühle mit der Zeit mehr. Während ich aber noch dagegen ankämpfte, gab er mir eines Tages einfach einen kurzen Kuss. Auch da versuchte ich noch gegen die Gefühle, die mittlerweile auch in mir entstanden sind, anzukämpfen. Aber einige Wochen später auf einer Feier küssten wir uns richtig und seitdem haben wir eine, ich würde es emotionale Affäre nennen. Wenn uns keiner sieht küssen und umarmen wir uns, oder unsere Hände berühren sich. Sex gibt es keinen. Wir wissen, dass es unseren Partnern gegenüber absolut mies ist. Eine Entschuldigung dafür gibt es auch nicht, aber es ist sicher nicht etwas was wir beide gesucht haben und es ist etwas aus dem wir beide nicht herausgekommen sind. Wir sind beruflich gezwungen, fast den ganzen Arbeitstag miteinander zu verbringen. Es sind durch viele Gespräche eine tiefe Vertrautheit und Verbundenheit entstanden und irgendwann wurden daraus ernste Gefühle. Wie wir damit umgehen sollen wissen wir selber nicht genau.

Auch wenn es mir das Herz bricht sage ich ihm immer wieder, dass er seine Ehe nicht aufgeben soll. Anders als ich, führte er, so wie ich das mitbekommen habe, eigentlich eine recht harmonische Ehe. Er war seiner Frau niemals untreu und hatte bis zu mir auch nie Interesse an einer anderen Frau. Meine Beziehung dagegen ist alles andere als rosig. So wie mein Kollege mit seiner Frau, kamen auch mein Freund und ich unheimlich jung zusammen. Doch bei meinem Partner und mir entwickelte es sich in den Jahren sehr auseinander. Schwer zu erklären und würde auch den Rahmen sprengen. Ich bin auf jeden Fall davor mich zu trennen. Und das hatte ich auch schon vor der Sache meinem Kollegen vor. Aber es ist schwer. Glaubt mir, mit Feigheit oder Abhängigkeit hat das nichts zu tun. Aber wenn man so lange mit einem Menschen zusammen ist, mit ihm erwachsen wird und so vieles durchlebt, dann kämpft man drum und oft merkt man gar nicht, wie die Zeit vorbeirast.

Bei meinem Kollegen klang es aber nie so, dass er unglücklich in seiner Ehe ist. Und nach 20Jahren ist das doch eigentlich super. Ich gab ihm deshalb auch zu bedenken, dass seine Gefühle ihm vielleicht einen Streich spielen, weil ich die erste Frau bin mit der er so viel und eng zusammenarbeitet. Er ist ja kein Typ Fremdgeher. Er ist eigentlich der netteste, liebste, loyalste Mann den ich kenne. Zu betrügen ist nicht seine Art. Deshalb glaube ich teilweise wirklich, auch wenn es schmerzt, dass er aktuell nur verwirrt ist. Ich glaube die Probleme die er mit seiner Frau hat sind schnell zu beheben. Obwohl natürlich alles auf Dauer zu einer Belastung führen kann.

Z.B., sie ist erst 40, hat eine volljährige Tochter, und will nicht mehr arbeiten gehen obwohl sie in ihrem Leben nur 4 Jahre gearbeitet hat. Er bringt das Geld nach Hause und sie bekommt alles was sie will. Und dieses Lebensmodell ist auch natürlich legitim, wenn beide einen gewissen Teil dazu beitragen. Sie macht aber im Haushalt nicht wirklich was und kocht nichtmal, obwohl sie den ganzen Tag Zeit hat während er arbeitet. Seit er ein Teenie ist arbeitet er schon und finanziert sie mit und sie genießt das süße Leben. Aber das ist etwas, was man doch mit Gesprächen ändern kann, oder nicht? Das Zweite ist, dass zwischen beiden wohl schon seit über vielen Jahren emotional eine Eiszeit herrscht. Sex gab es bis vor einigen Wochen zwar noch, aber sonst gibt es wohl keinen wirklich partnerschaftlichen Umgang (Küsse, Umarmungen etc.). Doch auch daran kann man arbeiten oder?!

All solche Gedanken gehen mir durch den Kopf. Es würde einfach keinem etwas bringen, wenn er wegen einem emotionalem Ausnahmezustand seine Ehe aufs Spiel setzt.

Schlimm ist nur, dass unsere Gefühle immer mehr werden. Und wie gesagt es sind wirklich tiefe Gefühle, die erst im Laufe der Zeit, durchs Kennenlernen entstanden sind. Wir kennen und wissen so vieles voneinander. Wissen wie es ist zu streiten. Er kennt auch meine schon mal pampige Art (wenn ich echt sauer bin). Wir helfen uns und halten zueinander wenn etwas ist. Es ist wirklich verrückt und wird immer schmerzhafter. Zum Einen ist es unheimlich schwer fast jeden Tag stundenlang seine Gefühle unterdrücken zu müssen. Es dreht mir regelrecht den Magen um. Zum Anderen ist der Verstand einfach zu laut bei dieser Sache. Ich weiß, dass es keine Zukunft hat. Zu viele Hürden sind zu nehmen. Ich schaue ihn an und bin glücklich und tieftraurig zugleich. Es sind ja nicht nur die Hürden, sondern auch, dass ich denke, dass er nach wie vor zu seiner Frau gehört. Vor mir hatte er nichtmal die Idee sich zu trennen. Und nur weil er mich kennengelernt hat hinterfragt er sein ganzes Leben und seine Ehe. Das tut mir unheimlich leid. Und wie gesagt auch weh. Es schmerzt mittlerweile so sehr, dass ich mich auf meinen und seinen Sommerurlaub „freue“. Wir sehen uns dadurch insgesamt 6 Wochen nicht. Ich hoffe sehr, dass das was bringt. Dass man, wenn man sich nicht sieht wieder zur Vernunft kommt. Schreiben tun wir eh nicht so viel.

Mich zerreist das alles innerlich ziemlich. Er aber auch ich müssen mal in Ruhe und Abstand zueiander nachdenken. Nach wie vor finde ich, dass er seine Ehe retten soll. Ich schlug ihm sogar vor, dass er mit ihr in den Urlaub fahren soll. In meinen Augen ist bei denen einfach noch genug Substanz da. Die hatten bis vor kurzem sogar noch regelmäßig Sex. Nach so vielen Jahren doch auch ein super Zeichen. Klingt komisch, aber ich wäre erleichterter würde er mir sagen, dass es wieder mit seiner Frau funktioniert. Die Situation, wie sie jetzt ist ist einfach unterträglich. Ich empfinde unheimlich viel für diesen Mann. So wie ich ihn in fast 2 Jahren kennenlernte ist er mein absoluter Traummann. Doch es kann, soll und darf nicht. Das Schicksal hat uns nicht füreinander bestimmt. Anstatt auf Abstand gehen zu können, was ich wohl schon vor dem ersten Kuss getan hätte, sehe ich Ihn jeden Tag auf der Arbeit. Sitze im Auto neben ihm. Und mir wird mittlerweile wirklich schlecht vor lauter Gefühl und unterdrücken müssen. Er hat ja genauso starke Gefühle für mich (zumindest denkt er es). Dementsprechend ist seine Art zu mir, was die Sache noch viel schwerer macht. Klar haben wir auch schon viel darüber gesprochen, aber egal wie gut man sich nach außen zusammenreißt, gegen das was innerlich ist kommt man nicht an.

Ich hoffe wie gesagt einfach, dass es sich durch den Abstand beruhigt. Vielleicht finden er und seine Frau wieder zueinander, was ich ihnen gönne würde. Alles andere wäre einfach Unsinn.

Kündigen ist für beide keine Option. Wir lieben unsere Arbeit und das Arbeitsklima ist perfekt. So einen Zusammenhalt unter allen Kollegen hat seltenheitswert. Wir müssen es irgendwie so wieder auf die Reihe bekommen.

Es tut mir leid, dass ich so unheimlich viel geschrieben habe, aber es platzte gerade einfach so raus und ich kann mit keinem darüber reden.

Ich würde mich sehr über eure Meinung und Tipps freuen, wie man der Situation wieder Herr werden kann. Wir sehen uns nur noch zwei Tage dann geht mein Urlaub los. Ich melde mich eh eher selten bei ihm und hoffe, dass er die kommende Zeit auch nutzt und sich nicht meldet. Das ist so ein beklopptes Gefühl. Auf der einen Seite ist das der Mann mit dem ich mir eine Zukunft, Kinder und was auch immer vorstellen könnte. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass er wieder zu seiner Frau findet und gebe ihm sogar Tipps. Bei allem darf man ja auch nicht vergessen, dass ich auch noch in einer sehr langen Beziehung bin. Auch wenn diese Beziehung schon lange keine mehr ist, geht auch bei mir nicht alles einfach so mal eben. Und ich hadere schon seit Jahren. Das mit meinem Kollegen ist, egal wie man es dreht und wendet, zum Scheitern verurteilt. Dieses Gefühl ist so schrecklich. Daumendrücken, dass es der Urlaub besser macht.

Liebe Grüße

P.S:

Ich habe etwas vergessen. Mein Kollege redet sehr viel über eine gemeinsame Zukunft mit mir. Hat sogar schon nach Wohnungen geguckt und informiert sich, was bei einer Scheidung auf ihn zukommt. Er möchte irgendwann in Zukunft auch zu einem Anwalt gehen und sich beraten lassen. Immer wenn er darüber redet lächel ich nur oder sage ihm, dass er sich keinen Stress machen soll. Mich freut es ja auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite (und diese überwiegt) schmerzt es einfach nur noch mehr, weil ich weiß, dass es nie so weit kommen wird. Er und seine Frau hocken auch nur aufeinander, wenn er Zuhause ist. Alleine unternehmen Sie so gut wie nichts. Er sowieso nicht, weil sie das nicht so toll findet. Das sieht nicht nach einer Partnerschaft aus die kurz davor ist beendet zu werden. Mein Partner und ich machen so gut wie nichts mehr zusammen. Das sind zwei unterschiedliche Welten. Deshalb habe ich auch einfach im Gefühl, dass mein Kollege nur verwirrt ist, weil er nach 24 Jahren mit seiner Frau (er kennt sie seit er 16 ist) plötzlich eine andere Frau gut findet. Sicher ist bei mir auch Selbstschutz dabei, denn ich habe nichts davon, wenn er nach 6 Monaten doch wieder zu seiner Frau geht. Aktuell wäre meine Angst einfach zu groß, dass er seine Gefühle nicht einordnen kann.