Ausgenutzt?

feinding

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02. Aug. 2003
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Ich habe meinen Freund kennengelernt, als es ihm sehr schlecht ging. Seine Mom: gerade gestorben, er hatte Zukunftsängste u. seine Beziehung war auch am Ende. Das war letztes Jahr im Mai. Wir haben sehr lange Zeit Briefkontakt gehabt u. das Gefühl entwickelt, uns sehen zu müssen. Mich hat es dann schlussendlich beim ersten Treffen total erwischt. Wir kamen zusammen. Ich habe ihm 14 Monate all die Kraft gegeben, die er brauchte, um den Tod seiner Mom zu verkraften, hab soviel Liebe gegeben wie ich nur konnte u. ihn immer wieder ermutigt: Das Leben lohnt! Mir selber ging es in der Zeit auch nicht immer gut. Schlussendlich ist nun der Punkt, an dem ich selbst an mir zweifele, meine lieben Haustiere, die mir 9 Jahre lang stets treu den Weg geleitet haben, tot sind und meine Mutter nun Krebs hat u. wenn die Therapie nicht hilft, sterben wird. Mein Freund hat mich vor 2 Tagen verlassen. Er kann mit keiner Frau zusammensein, die so leidenschaftlich lieben und hassen kann. Es war genau nach einem Motivationstraining über 5 Tage. Er hat keine Kraft, mich auszuhalten.....ich fühle mich schrecklich, allein gelassen mit all dem Kummer, den ich nun tragen muss. Ich fühle mich ausgesaugt, hab ihm all meine Kraft in seiner schweren Zeit gegeben...ich hab so Angst, dass ich das alles nicht durchstehe und es tut weh. Bin ich jetzt nur voller Selbstmitleid oder habe ich das Recht, mich schlecht zu fühlen???

 
Liebe Feinding,

so weit ich das beurteilen kann, hast du hier im Forum den größten Kummer. Du hast deinen Freund, mit dem du auch sehr viele seiner schlechten Tage verbracht hast, verloren, deine Mutter ist sterbenskrank und deine Haustiere sind tot. Alles, was jetzt deinen Tagesrhythmus, dein Leben und auch deine Träume bestimmte, ist nicht mehr so wie es vorher war.

Da ist doch selbstverständlich, dass du dich - so vom Schicksal gezeichnet - aus einem Mix von Enttäuschung, Kraftlosigkeit, Wut, Trauer und Leere fühlst und Hilfeschreie aussenden darfst.

Ich bewundere dich, wie du das jetzt hast alles meistern können. Manch einer bestimmt schon eher zerbrochen.

Hast du denn Freunde, mit denen du über das reden kannst und dich vielleicht auch mal aufmuntern können, in dem sie dich trösten, dich mal von zu Hause raus an die Natur und ins "schöne Leben" nehmen?

Wie lange ist denn deine Mutti schon krank und wie lange liegt sie schon im Krankenhaus? Meldet sich dein ehemaliger Freund überhaupt nicht mehr?

Bis bald und verliere nicht den Mut,

Du bist so tapfer!!!! :trost:

Liebe Grüße

Sonnenstrahl

 
Liebe Feinding,

es wird uns zwar immer eingebläut, dass man positiv denken muss und immer nach vorne schauen soll und alles wird gut - und das stimmt ja auch irgendwie. Aber du hast allen Grund und jedes Recht, am Boden zu sein. Erzähl ruhig mehr, heule uns nach allen Regeln der Kunst die Ohren voll, wir hören zu.

Mehr als ein offenes Ohr und meinen Buchtipp (Thread "Lebenshilfe...") kann ich dir leider nicht anbieten. :trost:

 
Ich fühle mich total schlecht. Gestern konnte ich meine Gefühle dann einmal überhaupt nicht unter Kontrolle halten und habe doch einmal gemailt, dass ich mich halt fallen gelassen fühle. Als Antwort habe ich allerdings nur erhalten, dass er frei von jeglichen Schuldgefühlen gegenüber mir ist, da ich durch meine "Ausraster" ja selbst die Verantwortung mitgetragen habe, dass wir uns trennen. Ich verstehe überhaupt nicht, dass er behauptet, wir wären gemeinsam zu dem Entschluss gekommen. Sicherlich habe ich ihm im Streit, in der Wut, die man gegenüber dem Partner schon einmal empfindet, seine Sache zusammengeräumt und ihm in die Hand gedrückt. Aber jeder weiß doch, der schon Beziehungen hatte, dass das ein einfaches Streitmuster ist, das man erfüllt. Man ist auf einmal 7 Jahre alt und behauptet, sich einfach einen neuen Freund zu spielen zu suchen.....und abends sitzt man wieder gemeinsam auf der Bordsteinkante und teilt Kaugummis....ich habe das Gefühl, der suchte nur einen Vorwand und hat sich so lange defensiv verhalten, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und er somit die Schuld für die Trennung mir vollends aufladen konnte.

Zu meiner Mom: sie hat Speiseröhrenkrebs und vor 2 Jahren wurde ihr Magen komplett entfernt und die Speiseröhre bis auf den Bereich, den man zum Schlucken braucht. Dieser ist jetzt auch wieder vom Krebs befallen und es gibt keinen künstlichen Ersatz nach der heutigen Medizin. Nach 6 Wochen Chemotherapie wird feststehen, ob sie weiterleben darf oder ob sie nur noch 6 Monate hat. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgegen soll. Ich bin so introvertiert, dass ich nur eine wirklich gute Freundin habe. Meine Schwester ist Gott sei Dank mit ihrer Familie noch da und ich habe liebe Arbeitskollgen, die von der Trennung wissen und wirklich gut zu mir sind. Dennoch....Enttäuschung bleibt einfach über meinen Ex-Freund. Ich weiss, dass ich beim letzten Streit furchtbar und grausam war. Aber ich war so voller Kummer und Trauer und vor allen Dingen fühlte ich mich so allein gelassen. Ich werde vesuchen, darüber später einmal objektiv zu schreiben.

 
Momentan kannst du doch eh nicht ruhig schlafen weil dich all diese Sachen beschäftigen, und ich denke du hast ihm noch soviel zu sagen. Verrsuche ihn zu erklären, dass er es eigentlich genau wissen müsste, wie es ist, wie du dich fühlst, warum du soetwas gesagt hast und dass nicht du, sondern all der ganze Schmerz in dir, den du nicht länger unterdrücken konntest, es war, der soetwas gesagt hat, der so fies und gemein war - sage es ihm möglichst kurz und knapp, nicht per SMS, Email oder Brief, sage es ihm ins Gesciht und gehe dann, lasse ihn einfach stehen, damit er in Ruhe darüber nachdenken kann. Es klingt vielleicht seltsam, was ich hier vorschlage, aber genau das ist es, was ich machen würde, denn nur so kann er dir keine Vorwürfe mehr machen und nur so würdest du wisse, dass du alles versucht hast und frei von jeder "Schuld" bist und glaube mir, es hilft ein wenig beim Einschlafen.

Das mit dem Krebs ist wirklich hart, aber höre nicht auf die Ärzte, es kann morgen vorbei sein und es kann Jahre dauern, keiner kann vorraussehen, wie lange sie leben wird, denke nicht daran und genieße (so markaber das jetzt klingen mag) dein Leben, gehe auch einfach mal raus an die frische Luft, unternimm etwas, gehe Schwimmen, lenke dich ab - was könntest du denn auch sonst tuen; in Selbstmitleid versinken? Natürlich tut es auch verdammt gut sich mal so richtig auszuheulen, unterdrücke also auch nicht deine Emotionen.

Lasse den Kopf nicht hängen :trost:

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dass es bald wieder besser wird :super:

 
Wenn du noch etwas für deinen Ex empfindest, solltest du mit ihm reden, wie trauri sagte. Aber wenn er nicht bereit sein sollte für ein Gespräch mit dir, warum dann keinen Brief schreiben? Dann hast du wenigstens deine Sicht auf die Dinge erklärt, was er daraus macht, ist seine Sache und du brauchst dich mit diesem Problem wenigstens nicht mehr zu plagen.

Eine sehr gute Freundin zu haben ist manchmal besser als zehn, die nur an guten Tagen mit dir zu tun haben wollen. Geht doch zusammen schwimmen oder so, Hauptsache an die frische Luft. Das hilft mir auch immer.

Was die Krankheit deiner Mutter betrifft, denke besser nicht so in Fristen, wenn das möglich ist. "Genieße" lieber jeden einzelnen Tag und versuche, ihn für sie und dich schön zu machen. Das heißt nicht, dass du eine Show abziehen sollst. Sei einfach du selbst und zeig ihr, dass du sie liebst.

Kopf hoch, du schaffst das. :trost: