diesen text hab ich mal von einer freundin bekommen, ist also nicht von mir.
Hallo Einsamkeit!
Hab gerade den Himmel blau gestrichen. Ich konnte das Grau nicht mehr ertragen. Und dann habe ich mir ein rosa Wölkchen gemalt, habe es geküsst, und jetzt verreisen wir zwei. Das ist auch der Grund, warum ich dir heute schreibe. Wir waren immerhin eine ziemlich lange Zeit wie ein Reißverschluss. Deshalb wollte ich nicht so einfach davon schweben ohne dir vorher auf Wiedersehen zu sagen. „Wiedersehen“, wie fröhlich das klingt. Ganz anders war es, als wir uns kennenlernten. Du warst sofort verliebt in mich, ich habe es dir aber auch nicht leicht gemacht. Stundenlang, tagelang saßen wir zusammen und haben gespielt. Immer wieder dieses gleiche, blöde Spiel. Wie hieß es noch? Gedächtnis ins Küberl und durch ein Sieb schütteln. – Ich durfte die Erinnerungen zählen, die zu gross waren um durch die feinen Löcher des Vergessens zu entkommen. Manchmal trugen sie sogar noch Namensschilder, riefen mir einzelne Worte zu, oder malten mir Bilder an die Wand. Aber du, schlaue Einsamkeit, hast immer gut aufgepasst. Wenn du am verlieren warst, hast du mir schnell das Sieb weggenommen und mir einen Spiegel vorgehalten. Dann habe ich es wieder gesehen: Den hungrigen Mund, der nicht küssen durfte. Augen, die den Laden dicht gemacht hatten, weil sie nichts mehr zu verkaufen hatten. Und gelähmte Hände, die keine Entdeckungsreisen mehr unternehmen konnten. In meinen Tränen wollte ich dich ertränken. Ein Floß aus den herumschwimmenden Hoffnugsplanken bauen und rudern, rudern bis ich eine Insel gefunden hatte. Aber du, liebste Einsamkeit, konntest dich ja meisterlich verwandeln: Der Staudamm, der mich zurückhielt, der Strudel, der mich hinabzog, und die Wassergefühle, in denen ich wieder und wieder ertrank. Großartig Einsamkeit. Wirklich großartig, wie du das geschafft hast. Deine kalten Besuche. Wenn die Wände mich auslachten, und die Buchstaben der Bücher Ausgang hatten. Jeder Vogel, der am geschlossenen Fenster vorbei flog, zeigte mir die lange Nase. Die Stille, die ohrenbetäubender Krach war, dass ich mein eigenes Rufen nicht mehr hörte. Ein Blick hätte mich retten können. Ein Blick! Du wolltest mir wohl beweisen, dass ich nichts mehr zu suchen hätte. Dass es niemanden gibt, der mir einen Mondballon schenken würde. Kannst du dich erinnern, als ich mit einer Schere durch die Straßen gelaufen bin und alle Blicke durchschnitten habe? Ich stach ein Loch in die Sonne, damit sie mich nicht mehr wecken konnte. Und dem Mond wollte ich an die Kehle, damit er mir nichts von der Liebe erzähle. Nur dich, grausame Einsamkeit, habe ich nicht zu fassen gekriegt. Welch lustiges Versteckspiel! Aber damals bist du ein bisschen zu weit gegangen. Du hast mir zu sehr vertraut. Damals habe ich nämlich schon bei 76 aufgeschaut, nicht erst bei 100. Ja, bei 76 liebe Einsamkeit, drückte mir der Wind die Fensterläden auf, die ich wegen dir so fest verschlossen hatte. Und bei 76 sah ich sie: die Liebe. Und ich spürte, was ich so lange (nicht) gespürt hatte. Ich wusste in diesem Moment, dass ich nur meine Blicke los schicken musste. Die würden davon jagen, einholen, festhalten. Ich jagte, holte ein, hielt fest. Nicht sehr fest – lieb fest. Aber das verstehst du nicht. Näher rücken. Atem spüren. Worte, die man nicht erst suchen muss. Gedanken, die sich in einem Blick auf die Reise machen und mit einem Lächeln zurückkommen. Hast du mich einmal angelächelt???????? Siehst du!!!!!!!! Einsamkeit, ich habe so lange keine anderen Hände als die meinen mehr gespürt. Es war so schön, wie sich meine Finger davonmachten und mir eine Gänsehaut zurückbrachten. Oh Einsamkeit, ich bin so glücklich. Vielleicht nur für eine Stunde, einen Tag, eine Woche: Ein Augenblick Liebe ist ein kleines Stückchen Unendlichkeit. Deshalb schreibe ich dir auch bevor ich abreise. Denn wer weiß, ob ich nicht schon morgen wieder vor deiner Türe stehe um mich bei dir zu verstecken. Wir wollen uns nicht zerkrachen. Manchmal braucht man dich, doch nur um zu sehen, wie schön es ohne dich ist. Wenn du jetzt hochsiehst, Einsamkeit, siehst du vielleicht das rosa Wölkchen auf dem blau gestrichenen Himmel dahin schweben. Das sind WIR. Wir haben uns eine Sonne ausgeschnitten, damit uns bei Gänsehaut nicht friert. Und einen Mond haben wir auch, der singt die Melodien zu unseren Texten. An Gewitter haben wir vorerst noch nicht gedacht, aber selbstverständlich werde ich dich benachrichtigen, sollte Regen aus unserer Wolke fallen. Doch ... sei so gut und rechne nicht damit. Wahrscheinlich wirst du mich längere Zeit nicht besuchen können – du weißt, die Liebe wird hier sein, und du – würdest stören. Sei nicht traurig.
Hallo Einsamkeit!
Hab gerade den Himmel blau gestrichen. Ich konnte das Grau nicht mehr ertragen. Und dann habe ich mir ein rosa Wölkchen gemalt, habe es geküsst, und jetzt verreisen wir zwei. Das ist auch der Grund, warum ich dir heute schreibe. Wir waren immerhin eine ziemlich lange Zeit wie ein Reißverschluss. Deshalb wollte ich nicht so einfach davon schweben ohne dir vorher auf Wiedersehen zu sagen. „Wiedersehen“, wie fröhlich das klingt. Ganz anders war es, als wir uns kennenlernten. Du warst sofort verliebt in mich, ich habe es dir aber auch nicht leicht gemacht. Stundenlang, tagelang saßen wir zusammen und haben gespielt. Immer wieder dieses gleiche, blöde Spiel. Wie hieß es noch? Gedächtnis ins Küberl und durch ein Sieb schütteln. – Ich durfte die Erinnerungen zählen, die zu gross waren um durch die feinen Löcher des Vergessens zu entkommen. Manchmal trugen sie sogar noch Namensschilder, riefen mir einzelne Worte zu, oder malten mir Bilder an die Wand. Aber du, schlaue Einsamkeit, hast immer gut aufgepasst. Wenn du am verlieren warst, hast du mir schnell das Sieb weggenommen und mir einen Spiegel vorgehalten. Dann habe ich es wieder gesehen: Den hungrigen Mund, der nicht küssen durfte. Augen, die den Laden dicht gemacht hatten, weil sie nichts mehr zu verkaufen hatten. Und gelähmte Hände, die keine Entdeckungsreisen mehr unternehmen konnten. In meinen Tränen wollte ich dich ertränken. Ein Floß aus den herumschwimmenden Hoffnugsplanken bauen und rudern, rudern bis ich eine Insel gefunden hatte. Aber du, liebste Einsamkeit, konntest dich ja meisterlich verwandeln: Der Staudamm, der mich zurückhielt, der Strudel, der mich hinabzog, und die Wassergefühle, in denen ich wieder und wieder ertrank. Großartig Einsamkeit. Wirklich großartig, wie du das geschafft hast. Deine kalten Besuche. Wenn die Wände mich auslachten, und die Buchstaben der Bücher Ausgang hatten. Jeder Vogel, der am geschlossenen Fenster vorbei flog, zeigte mir die lange Nase. Die Stille, die ohrenbetäubender Krach war, dass ich mein eigenes Rufen nicht mehr hörte. Ein Blick hätte mich retten können. Ein Blick! Du wolltest mir wohl beweisen, dass ich nichts mehr zu suchen hätte. Dass es niemanden gibt, der mir einen Mondballon schenken würde. Kannst du dich erinnern, als ich mit einer Schere durch die Straßen gelaufen bin und alle Blicke durchschnitten habe? Ich stach ein Loch in die Sonne, damit sie mich nicht mehr wecken konnte. Und dem Mond wollte ich an die Kehle, damit er mir nichts von der Liebe erzähle. Nur dich, grausame Einsamkeit, habe ich nicht zu fassen gekriegt. Welch lustiges Versteckspiel! Aber damals bist du ein bisschen zu weit gegangen. Du hast mir zu sehr vertraut. Damals habe ich nämlich schon bei 76 aufgeschaut, nicht erst bei 100. Ja, bei 76 liebe Einsamkeit, drückte mir der Wind die Fensterläden auf, die ich wegen dir so fest verschlossen hatte. Und bei 76 sah ich sie: die Liebe. Und ich spürte, was ich so lange (nicht) gespürt hatte. Ich wusste in diesem Moment, dass ich nur meine Blicke los schicken musste. Die würden davon jagen, einholen, festhalten. Ich jagte, holte ein, hielt fest. Nicht sehr fest – lieb fest. Aber das verstehst du nicht. Näher rücken. Atem spüren. Worte, die man nicht erst suchen muss. Gedanken, die sich in einem Blick auf die Reise machen und mit einem Lächeln zurückkommen. Hast du mich einmal angelächelt???????? Siehst du!!!!!!!! Einsamkeit, ich habe so lange keine anderen Hände als die meinen mehr gespürt. Es war so schön, wie sich meine Finger davonmachten und mir eine Gänsehaut zurückbrachten. Oh Einsamkeit, ich bin so glücklich. Vielleicht nur für eine Stunde, einen Tag, eine Woche: Ein Augenblick Liebe ist ein kleines Stückchen Unendlichkeit. Deshalb schreibe ich dir auch bevor ich abreise. Denn wer weiß, ob ich nicht schon morgen wieder vor deiner Türe stehe um mich bei dir zu verstecken. Wir wollen uns nicht zerkrachen. Manchmal braucht man dich, doch nur um zu sehen, wie schön es ohne dich ist. Wenn du jetzt hochsiehst, Einsamkeit, siehst du vielleicht das rosa Wölkchen auf dem blau gestrichenen Himmel dahin schweben. Das sind WIR. Wir haben uns eine Sonne ausgeschnitten, damit uns bei Gänsehaut nicht friert. Und einen Mond haben wir auch, der singt die Melodien zu unseren Texten. An Gewitter haben wir vorerst noch nicht gedacht, aber selbstverständlich werde ich dich benachrichtigen, sollte Regen aus unserer Wolke fallen. Doch ... sei so gut und rechne nicht damit. Wahrscheinlich wirst du mich längere Zeit nicht besuchen können – du weißt, die Liebe wird hier sein, und du – würdest stören. Sei nicht traurig.