Depressionen und Beziehung??

Carla72

Neuer Benutzer
20. Nov. 2002
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Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und finde es gut, dass so ein Forum wie dieses gibt. Ich hoffe, einige Meinungen zu meinem Thema zu lesen. ;)

Mich würde interessieren, ob jemand von Euch schon Erfahrungen mit Depressionen bei sich oder dem Partner innerhalb einer Beziehung gemacht hat?

Ich bin gerade in einer solchen Situation und weiss nicht mehr, was ich machen soll.

Bei meinem Freund ist dieser Zustand vor ca. 3 Wochen wie ein Hammer über ihn gekommen - er ist antriebslos, traurig und verzweifelt. In manchen Phasen verkriecht er sich total zu Hause und wil niemanden sehen, und in manchen ist er überaktiv und nur unterwegs.

Das Problem ist nur, dass er sich dabei auch immer öfter von mir zurück zieht. Er meldet sich immer seltener und das verunsichert mech sehr. ER sagt zwar, dass das Ganze nicht das Geringste mit uns oder mir zu tun hat und dass er an der Beziehung fest halten will, aber ich bin schon sehr verunsichert, weiss kaum noch, wie ich mich verhalten soll. ?(

Ich verstehe ja, dass er in einem schwarzen Loch sitzt und sich selbst momentan kaum selbst retten kann, allerdings weiss ich nicht, welche Rolle ich dabei spielen soll/jkann. Wie kann man jemanden in einer solchen Lage am besten unterstützen? Soll man sich eher zurück ziehen? Oder selbst immer wieder den Kontakt suchen? Wie gesagt, ich bin da sehr unsicher und möchte natürlich nichts falsch machen..... Hat vielleicht jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht?

Für Eure Antworten wäre ich sehr dankbar! :)

 
hallo carla

im zusammenhang mit beziehungen und depressionen kann ich nur von mir selber sprechen. ich habe ab und zu solche phasen, die dann aber glaub ich nicht ganz so schlimm sind wie die deines freundes. eine depression verlangt von mir jeweils sehr viel ab. ich bin dann sehr stark auf mich bezogen. alles dreht sich nur noch um meine schlechten gedanken um mein leben das nicht so ist wies sollte einfach gesagt um mich und meine welt. eine depression ist etwas egoistisches, deshalb glaube ich, das dein freund einfach nicht mehr so wie vorher in der lage ist auf dich zuzugehen und dich miteinzubeziehen in sein leben. er müsste unbedingt fachliche hilfe in anspruch nehmen. du kannst ihn nur beschränkt unterstützen. sprich mit ihm über deine gefühle und biete ihm deine hilfe an, soweit für dich möglich und wenn nötig, verlange von ihm, das er fachliche hilfe in anspruch nimmt. ich kenne eine beziehung, in welcher die frau depressiv war. sie hat dann eine terapie gemacht. nach dieser therapie ging es ihr wieder besser, sie war aber nicht mehr dieselbe. die beziehung funktionierte nicht mehr. also wenn möglich solltest du dich einbeziehen lassen in eine terapie und wenn möglich darauf bestehen, das ihr diesen prozess gemeinsam geht. wobei du dich immer wieder abgrenzen musst.

viel kraft... :trost:

 
Aussitzen und darauf warten dass es sich gibt hat bei mir nicht funktioniert. Wir haben es nicht mehr geschafft die Beziehung aufzubauen. Wenn der eine in so nem Loch sitzt ist es wie ne Beziehungspause..

Ich wollte ihm den Freiraum lassen damit allein fertig zu werden, da er auch keine Hilfe annehmen wollte.. Ausserdem bin ich kurz davor in nem Loch gesessen fuer 2 Monate, ich werd mit meinem Zeug gemeinhin selbst fertig, wollte ihm dieselbe Möglichkeit geben.

Wenn Du kannst versuch ihn zu einer Therapie zu überreden, wie auch schon manzana gesagt hat.

Wenn nicht, sieh es als eine Phase, in der Du nicht allzuviel bekommen wirst. Da bleibt nicht viel Kraft für den anderen, wenn man im Loch sitzt. Sei für ihn da. Wenn er zurückkommt erwarte nicht alles auf einmal.

Also vorausgesetzt Du willst das für die Beziehung wirklich in Kauf nehmen. Kann nur sagen, ein halbes Jahr davon macht fertig. Weil die eigenen emotionalen Bedürfnisse halt nich mal im Ansatz befriedigt werden.

 
Oh, vielen Dank für Eure Antworten. Es tut gut zu lesen, dass auch Andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. :)

Ja, es ist so, dass er sich bereits um einen Therapieplatz bemüht hat und nächste Woche damit anfängt. Das finde ich wiederum ganz toll, schliesslich holen sich die wenigsten Leute schon direkt am Anfang Hilfe. Ich erwarte natürlich nicht zuviel und bin bereit, ihm beizustehen so gut ich kann. Das Dumme ist nur, dass ich nicht genau weiss, ob ich meine Bedürfnisse so zurück stellen kann. Denn darauf scheint es ja - auch nach Euren Antworten - hinaus zu laufen. Wahrscheinlich muss ich ihn erstmal loslassen, allerdings fährt man ja dann gefühlsmässig auch nur noch auf halber Flamme, sonst wird man ja verrückt! Ich wünsche mir so sehr, dass es irgendwie funktioniert... ;(

 
bin froh zu lesen das er sich selber für eine terapie angemeldet hat.

ich ermutige dich nochmal zu versuchen, die therapie mitzumachen soviel du kannst. vielleicht kannst du ja bei gesprächen dabei sein, oder zumindest mir dem terapeuten in kontakt sein.

vielleicht ist es sehr egoistisch, aber überleg dir auch ober er immer noch der mensch ist, den du liebst. wie du gesagt hast kann man ja die gefühle auch nicht ewig auf halber flamme laufen lassen und die eigenen bedürfnisse immer hintenanstellen. wenn es sich lohnt und die beziehung sonst sehr gut war, dann versuche in dieser zeit auch über dich hinauszuwachsen und liebe auf die verschiedensten arten zu sehen und zu empfinden. und denke daran, das der partner nie für das eigene glück verantwortlich ist. glücklich machen muss sich jeder selber. nur so kann es funktionieren.

es wird immer im leben dinge geben die nicht so laufen wie man sich das vorstellt. und solche phasen können auch zusammenschweissen. wenn er wieder auf den beinen ist und dich mit neuen augen sieht, kann diese erfahrung eure liebe auch vertiefen. bleibe optimistisch und schaue auch für dich, das es dir gutgeht.

das waren jetzt viele verschiedene aneinandergereite gedanken. ich hoffe das du etwas damit anfangen kannst.

:)

 
Hallo Carla

Bin die Mutter von Alissa und habe deine Mitteilung gelesen. Ich lebe in einer Beziehung mit einer sehr schwer depressiven Person.Du musst dir bewusst sein, dass es sehr sehr schwierig ist mit einer solchen Person zu leben. Ich befinde mich oft auf einer Gratwanderung und lande ebenso oft in einer Sackgasse. Wenn du ihn wirklich liebst gib nicht auf. Auch wenn er es kaum zugibt, er braucht dich bestimmt. Versuche dich jedoch im Hintergrund zu halten, dränge nicht, sei aber trotzdem immer erreichbar. Meinem Freund hat eine Psychotherapie nichts genützt. Vielleicht wird er es mit Atlaslogie probieren. Damit werden riesige Erfolge erzielt. Ich wünsche dir viel, viel Kraft! Ich könnte noch so viel schreiben, aber für den Anfang glaube ich genügts.

 
hallo Carla72,

ich finds gut, daß dein freund sich einen therapieplatz gesucht hat :klatsch: . es kommt wirklich nicht oft vor sich im anfangsstadium einer depression direkt professionelle hilfe zu holen. das ist aber der einzige weg wirlich da raus zu kommen.

so wie du die gefühlszustände deines freundes beschreibst, scheint es sich um eine bipolare depression zu handeln (Hoch, Tief). man wird versuchen ihn mit medikamenten einzustellen, so daß sich sein gefühlszustand sich stabilisiert. läßt er sich stationär behandeln?

wenn du konkrete fragen hast, kannst du mich gerne fragen. war selber ende letzten jahres für 3 monate in einer klinik und hab mich gegen eine monopolare depression (nur tief) behandeln lassen. meine damalige freundin hat mir auch sehr geholfen.

ich wünsch euch alles gute :super:

liebe grüße

Jones

 
Hallo Carla,

ja, ich weiss, klingt absurd aber loslassen ist manchmal und vor allen Dingen in Beziehungskrisen das beste Mittel, um dem Partner zu helfen. Ich kann mir vorstellen, das es für dich auch nicht einfach ist, mit der momentanen Situation zurech zu kommen aber so schwer es dir vieleicht auch fallen mag, sei für ihn da, indem du ihn lässt. Das er sich so schnell um einen Therapieplatz bemüht, finde ich erstaunlich. Was sagt er denn selber dazu, was die Ursache für seine Depressionnen sein könnte oder unterhaltet ihr Euch nicht darüber ? Ich wünsche dir viel Kraft für alles was auf dich zukommt. Du musst jedoch auch wissen, wo und wann deine Grenzen des zumutbaren erreicht sind aber ich denke, auch das wirst du herausfinden. Alles liebe

 
hi carla 72

mein ex-freund leidet auch an depressionen. es war oft sehr sehr schwierig für mich, seine tiefs zu akzeptieren. mal war er sehr aufmerksam, lieb, an anderen tagen hat er sich überhaupt nicht gemeldet, nur TV geschaut den ganzen tag, joints geraucht, lag im abgedunkelten zimmer und hat manchmal nicht mal das telefon abgenommen. ich war immer sehr verzweifelt und überfordert, wenn er ein tief hatte und wusste nicht was tun. hab oft auch falsch reagiert, geweint am telefon und ihm gesagt, dass ich nicht verstehe, warum er niemanden/mich an sich ran lässt.

ich habe mir immer gewünscht, dass er eine therapie macht, er hatte jedoch immer ausreden und meinte, dass sich dies ändern würde, wenn er sein studium beendet hat und im berufsleben ist. mittlerweile arbeitet er, geändert hat sich aber nichts.

unsere bezieheung ist zerbrochen. er hat mir auch oft gesagt, dass er mich nicht glücklich machen kann, wenn er sich selber nicht mag. er sei rastlos und verloren auf dieser welt. er will seinen weg nun alleine gehen.

ich finde es sehr gut, dass dein freund von sich aus eine therapie machen will. geh unbedingt auch hin, denn in solchen tiefs richtig zu reagieren, nicht zu emotional, ist sehr schwierig und da brauchst du bestimmt unterstützung.

aus dieser zeit musste ich für mich lernen, dass ich nicht seine therapeutin sein kann, sondern seine freundin und dass ich ihn in diesen zeiten nicht unter druck setzen darf. einfach da sein, wenn er mich braucht. nur ist dies sehr sehr schwierig und kostet viel viel kraft. Du hast ja auch deine wünsche und träume, brauchst seine schulter zum anlehnen, vielleicht ist er aber gerade dann in einem tief und hat keinen blick für dich und deine wünsche.

ich wünsche dir auf jedenfall viel viel kraft und hoffe von herzen, dass ihr es schafft.

sibylle

 
Irgendwie hat mir dieser thread geholfen mal mein eigenes Leben mit klarerem Blick zu sehen.

Das abgedunkelte Zimmer, nicht mehr rausgehen, nicht mehr essen, keine Freunde anrufen, die Wohnung nicht aufräumen, die Wäsche nicht waschen, den Müll nicht runterbringen.. das kenn ich doch von meinem Ex. Ich hab da was geschrieben von Abwarten wenn man die Kraft dazu hat. Ich hatte sie nicht, sonst wäre es nicht auseinandergegangen. Weil ich mich vernachlässigt fühlte und Liebesbeweise einforderte. Aber man ist letztendlich auch nur ein Mensch.

Erst das alles hier hat mir nun die Kraft gegeben, meinen Ex nun loszulassen. Abzuwarten bis er mit sich ins Reine kommt. Wenn er zurückmöchte, kann er dies im April. Ich werde für ihn da sein. Wenn er sein eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommt, kann ich ihm dabei ohnehin nicht helfen.

Ich glaube daran, dass er mich liebt.

Aber genauso glaube ich ihm, dass er im Moment mit einer Beziehung nichts anfangen kann. Es ist ein wenig traurig, aber man kann die Welt nicht ändern.

Ich bin vor 7 1/2 Jahren von zu Hause ausgezogen, ich hatte die Zeit und vor allem den Willen, an mir zu arbeiten, Dinge zu verarbeiten. Ich bin immer noch dabei. Auch ich habe manchmal depressive Phasen, die dauern ca. 2 Monate, dann passt die Welt wieder und ich bin einen Schritt weiter. Ich bin ein Mensch, der bis auf diese Phasen sehr, sehr viel Kraft hat.

Er hat sich seinen Ängsten und was es noch so gibt noch nicht gestellt. Ich hoffe so sehr dass er es tut. Ich hoffe, dass er auch zu dieser inneren Kraft findet. Ohne das .. hat es ohnehin keinen Sinn. Eine Psychotherapie lehnt er im übrigen ab. Wahnsinn, wie kann man denn nicht Hilfsangebote annehmen, wenn man doch so offensichtlich seit 3 Jahren keinen Schritt weiterkommt. Aber seine Sache.

Es schaut so aus, als ob wieder einen Einstieg findet. Er hat im Moment Angst, es wieder zu versieben, oder, im wahrsten Sinne des Wortes, zu verschlafen. Er braucht alle Energie um sie da rein zu stecken.

Ich habe Angst. Angst, dass er es nicht schafft. Angst auch um mich, dass er nicht zurückkommt. Er ist der Mann mit dem ich alt werden möchte.

Ich werde versuchen für ihn da zu sein, ohne die Erwartung einer Beziehung zu hegen, das wirklich für diesen Zeitraum völlig in den Hintergrund zu stellen. Es zu vergessen. Es kann sein, dass er sich verändert. Aber das wäre eine Entwicklung, die ich ohnehin nicht aufhalten könnte, auch nicht aufhalten möchte. Wenn es nicht sein soll, wird es eben nicht sein.

Djinni

 
Es freut mich, dass doch recht viele Leute zu dem Thema was sagen können. Es ist interressant, das Thema mal aus verschiedenen Blickwinkeln zu lesen. :)

Zum Thema Paartherapie: Bei mir hat sich das wohl seit gestern erübrigt - mein Freund hat die Beziehung beendet. ;(

Er sagt, er schafft es noch nicht, eine Beziehung zu führen. Dabei war der Grund weniger die Depression (die wohl auch noch da ist) als vielmehr, dass er bereits nach kurzer Zeit nach seiner Ex-Beziehung in die unsrige gegangen ist. Seine letzte Beziehung war ziemlich extrem, mit allen Höhen und Tiefen und hat 2 Jahre gedauert. Er meint, er habe das noch nicht ganz verdaut, und deshalb gehe es ihm so schlecht.

Er sagte auch, dass es ihm sehr leid tut, dass wir uns gerade zu diesem ZEitpunkt kennen gelernt haben und dass, wenn es ein halbes Jahr später gewesen wäre, es bestimmt geklappt hätte.

Er sagte auch, ich sei genau das, was er sich von einer Frau wünscht.... aber sagen sowas nicht alle Männer, wenn sie Schluß machen wollen????

Ich weiss nicht recht, bin ziemlich deprimiert.

Nunja, den 1. Termin beim Psychologen hat er aber immer noch vor sich.... wahrscheinlich muss er dort gar nicht mehr hingehen, weil er sich, nachdem er ja jetzt "frei" ist, wesentlich besser fühlt.... ;(

Ach, ich weiss auch nicht, es ist irgendwie so bitter...

 
*trocken lach*

Keiner von uns ist unfehlbar, aber wir können uns selbst in gewissen Grenzen ändern. Aber diese Situationen lassen uns zurück in Schmerz und Hilflosigkeit.

Und ehrlich gesagt bin ich auch ein bisschen sauer. Auf mich und auf ihn.

 
Carla

Depressionen sind eine ernste Sache. Du musst dir ganz sicher sein, ob du ihn so sehr liebst, dass du eine ganz lange Zeit für eure Beziehung investieren kannst. Ich für meinen Teil kann dir sagen, dass Leute die aus einer Depression erlöst werden, sich zu ganz tollen Menschen entwickeln.

Mein Psychiater meint, dass in einem Depressionszustand keine Gefühle vorhanden sind. Dennoch hat er das Gefühl, dich zu brauchen. Bleib also zumindest am Anfang der Therapie bei ihm!!!

Was mir geholfen hat, ist eine Familien-Stellen Therapie. Obschon dies nicht in allen Fällen zum Ziel führt, würde ich mit ihm diese Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen.

Viel Kraft

Rebound