Hoffen und warten, glauben und zweifeln, Lust und Frust

werther

Neuer Benutzer
26. Juni 2003
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Hallo zusammen,

habe heute dieses Forum entdeckt und hoffe, hier ein wenig Rat für meine schwierige, mich sehr belastende Situation zu bekommen, denn ich weiß nicht weiter, weiß nicht, welche Entscheidung ich für mich treffen soll, was richtig und falsch ist.

Anfang des Jahres lernte ich (Mitte 30) eine mehrere Jahre jüngere Kollegin kennen. Es entwickelte sich eine tiefe, sehr vertraute Freundschaft, in der es ziemlich schnell zu knistern begann. Nach einigen Treffen, zig Gesprächen, E-Mails und Chats funkte es Anfang Mai dann ganz gewaltig. Wir verliebten uns heftigst ineinander, es schien, als hätten sich die beiden so lang Suchenden endlich gefunden. Sie erzählte mir, schon lange in mich verliebt zu sein, hätte aufgrund ihrer Situation diese Gefühle aber in der ganzen Zeit nicht zugelassen.

Von ihr kam sehr viel, tägliche Liebesbriefe per Mail, kleine Geschenke, die ich gerne erwiderte wie all die lieben Gedanken. Alles war so harmonisch, passte so gut - wir beide hatten das Gefühl: Ja, so fühlt sich Leidenschaft und Liebe an, wir sind endlich da, wo wir hin möchten. Ich sei der, mit dem sie leben will, das Wichtigste, sie wolle eine Zukunft mit mir. Mir geht es mit ihr genauso.

Problematisch: Sie ist noch verheiratet, ist wohl seit langer Zeit und weit vor mir auf dem Absprung, hat ihn aber bis jetzt nicht geschafft. Ich bin also nicht der Grund für ihre Trennungsgedanken, wohl jetzt aber Beschleuniger des Ganzen. Oft hat sie in letzter Zeit mit ihrem Mann darüber geredet, sie wolle sich trennen, hat mich dabei allerdings nicht erwähnt. Aus finanziellen Gründen leben beide noch zusammen in einer Wohnung, schlafen auch noch im selben Bett - mangels Alternativen, wie sie sagt - wenn natürlich nicht mehr miteinander. Dennoch ein Gedanke, der zunehmend unerträglicher für mich wird. Ihr Mann akzeptiert ihre Entscheidung nicht, was ja noch nicht so ein Problem wäre, nein, er hat zu einem letzten und sehr unfairen Mittel gegriffen, droht damit, sich etwas anzutun, wenn sie ihn verlässt. Und so bleibt sie noch aus Rücksicht - wie lange? Erschwerend kommt hinzu, dass er ihr trotz aller zugefügten Schmerzen (Lügen, Fremdgehen, Unzuverlässigkeiten, sie als eigenständigen Menschen nicht ernst nehmend) so wichtig scheint, dass sie ihn als Freund nicht verlieren möchte, was ich nach ihrer Geschichte nicht wirklich nachvollziehen kann und was mir verständlich große Sorgen macht (will sie nicht doch eigentlich weiter ihn?)

Unsere wenigen gemeinsamen Stunden hängen so oft davon ab, ob die Situation es zulässt. Sie selbst schwankt zwischen wildem Entschluss (ganz bald ist es soweit, ich suche mir jetzt eine Wohnung ohne Rücksicht) und purer Verzweiflung (ich hoffe, es wird bald und er lässt mich; ich verzweifle an der Situation) hin und her. Bis Mitte letzter Woche kamen von ihr ausschließlich positive, geradezu euphorische Zeichen an mich: Ich sei das Beste, was ihr je passiert sei, mit mir wolle sie um alles in der Welt leben, ich sei ihr der und das Wichtigste und und und.

Seitdem aber ist irgendwie ein Bruch spürbar, ohne das es zunächst einen für mich sichtbaren Anlass dafür gab. Meine sämtlichen Liebesbriefe seitdem hat sie zwar gelesen, nicht aber eine beantwortet; zu wenig Zeit, so ihre Erklärung. Ein verabredetes Treffen hat sie ohne Absage nicht eingehalten (ungünstige Umstände, ihr sei es nicht so gut gegangen, sie hätte sich nicht melden können). Im Moment scheint sie mir völlig aus dem Weg zu gehen, was Treffen, kurze Zigarettenpausen angeht, beteuert aber weiter, sie liebe und wolle mich.

Anfang dieser Woche kamen dann merkwürdige Andeutungen von ihr, sie habe da neben der Trennung ein weiteres, heftigeres Problem, welches eigentlich nur mit ihr und nur indirekt mit uns zu tun habe, über das sie aber noch nicht reden kann und will. Vorgestern erfuhr ich dann von ihr, was ich schon vermutet und befürchtet hatte: Ihre Periode ist ausgeblieben; möglicherweise ist sie schwanger und ich der Vater; und dies zum ungünstigsten Zeitpunkt. Sie weiß, sie kann sich auf mich verlassen, ich lasse sie damit nicht alleine, dränge sie zu keiner der möglichen Entscheidungen. Ich will sie mit und ohne Kind.

Und dennoch geht sie weiter auf Distanz, obwohl sie anderes sagt; ihre Sätze und ihr Verhalten passen nicht zusammen. Gleichzeitig ist sie im Dauerstress: zu Hause ständige und schwierige Diskussionen mit ihrem Mann, eine deutlich erhöhte Belastung auf der Arbeit und dann noch ich. Vielleicht wird ihr alles nur zu viel im Moment, kann sich nicht so einlassen, wie sie möchte? Oder hat sich bei ihr etwas verändert, was sie mir aber nicht direkt sagen kann oder möchte, sondern mir durch ihre zunehmende Distanz zu zeigen versucht?

Ich weiß nicht, was ich tun soll; habe mir vorgenommen, sie erst einmal ein paar Tage in Ruhe und zur Ruhe kommen zu lassen, mich ganz zurückzunehmen, so schwer es auch fällt und habe dabei gleichzeitig die Angst, dass sie mein Zurückziehen nicht als Rücksichtnahme sondern als Abwendung versteht und am Ende nichts mehr ist. Ich liebe diese Frau so sehr und will sie nicht verlieren, aber diese Situation macht mich einfach fertig.

 
Hallo werther,

Du hast die Situation klar beschrieben und es gehen einem dabei sofort einige GEdanken durch den Kopf.

Mir drängt sich allerdings die Frage auf, wieso sie nicht bei Dir einzieht oder vorher eingezogen ist.

Es ist außerordentlich belastend wenn Reden und Tun nicht zusammenpassen und im Endeffekt gilt es den Me´nschen an seinem Tun nicht an seinen Versprechen zu messen.

Ich bin selber über 30 und habe eine Beziehung gehabt in der eben das oben genannte das Problem war. Kurzzeitig in Therapie habe ich etwas sehr wichtiges gelernt:

Auf meine Bemerkung hin, dass es ja wohl 1000-de Male vorkommt, dass sich ein Mensch verliebt und dann für den neuen Partner entscheidet (warum sollte ich dann nicht auf den Mann warten, der noch in einer Beziehung war, sich aber offensichtlich voller Begeisterung in mich verliebte) bekam ich folgendes zur Antwort und mußte nach einigem Überlegen der These beistimmen.

Wenn sich jemand, der in einer Beziehung steckt und in dieser noch Dinge aufarbeiten muß, sich nicht in kurzer Zeit für den neuen Partner entscheidet, dann tut er es nicht mehr.

Die Entscheidung, wieviel eine kurze Zeit ist, bleibt Dir dabei überlassen (aber meine zwei Jahre waren eindeutig zuviel)

Nun ist es wohl auch so, dass sich Deine Freundin nicht aus der Beziehung raus bewegen kann da sie in irgendeiner Form abhängig ist, sei es aus den Schuldgefühlen, sei es aus dieser "Sucht" gebraucht zu werden etc.

Das vereinfacht die Sache natürlich nicht, geschweige denn die Schwangerschaft, aber es ist sicher nicht falsch abzuwarten was sie tut, was sie will.

Schau, Du mußt ihr Deine Liebe nicht beweisen, das hast Du ja bisher unentwegt getan und wenn es Dein Kind ist, dann sollte es auf jeden Fall eine Bewegung nach vorne geben.

Versuch Dir einen Standpunkt zu geben. D.h. gib ihr die Verantwortung mit ab, Du kannst ja im Grunde nichts anderes tun als ihr zu sagen, dass Du da bist und sie und das Kind willst.

Das sollte ihr helfen und die nächste Entscheidung muß sie treffen.

Ich wünsch Dir sehr viel Kraft, Du bistmit dieser schwierigen Geschichte nicht alleine!

justine

 
Lieber Werther,

eine sehr komplizierte Situation. Ich kann sie von Seiten Deiner Freundin insofern nachvollziehen, als ich auch derzeit in einer problematischen Ehe stecke und kurzzeitig eine Affäre mit einem anderen Mann hatte.

Solange sie nicht direkt vor der Wahl stand - Du oder ihr Mann - konnte sie gut beides miteinander verbinden: ihre "Verpflichtungen" gegenüber ihrem Mann und ihre Liebe zu Dir.

Die Schwangerschaft führt zu einem Zwiespalt. Wenn sie nicht mehr mit ihrem Mann schläft, dürfte sehr schnell klar sein, dass das Kind nicht von ihm ist. Sie muss sich jetzt schnellstens entscheiden, wie ihr weiteres Leben aussehen soll und das unter sehr erschwerten Bedingungen.

Wahrscheinlich sucht sie deshalb eine "Auszeit" von Dir - und sie wird sich sicher auch von ihrem Mann zurückziehen - um mit sich selbst ins Reine zu kommen.

Bedränge sie nicht! Trage alle Entscheidungen mit ihr. Auch die mögliche Entscheidung gegen das Kind. Lass ihr die Ruhe zum Überlegen, aber zeige ihr auch, dass Du für sie da bist. Denn sonst gerät sie vielleicht in Panik und handelt unüberlegt, übereilt und vielleicht auch gegen Dich.

Du weißt, dass sich Goethes Werther aus Liebeskummer das Leben genommen hat? Ich hoffe nicht, Deine Namenswahl geht in diese Richtung! :nono:

Liebe Grüße und viel Kraft :trost:

Schnuti

 
Hallo Werther,

bei Deiner Geschichte hätte ich mich jetzt beinahe verschluckt.

Wenn Du jetzt noch geschrieben hättest das Du in zwei Wochen mit Ihr für drei Wochen in den Urlaub fliegst dann hätte ich Dir gesagt das ich der Mann bin den sie für dich verlassen soll.

Aber auch so hat die Geschichte verdammt viele Parallelen zu meiner nur das ich in dieser nicht die Liebhaber sondern die Ehemannrolle spiele.

Ich habe meinem Nachfolger ins Gesicht gesagt das ich meine Frau Liebe und um sie kämpfen werde. Er solle sich also auf einen langen anstrengenden Kampf einstellen.

Es ist für mich die allerschwerste Zeit meines Lebens die ich gerade durchmache. Du solltes Dich also auch ein wenig in die andere Seite reindenken.

Sorry das ich Dir keinen Beistand geben kann.

Elefant

P.S.: Ich kenn zwar nicht die Gefühle Ihres Mannes aber das folgende Gedicht drückt ziemlich gut meine aus. Darauf solltest du dich schlimmstenfalls einstellen.

------------------------

In ewiger Liebe Dein!

Früher fragte ich mich immer,

wann ich merken würde,

dass es wirklich Liebe ist.

Nun weiß ich es...

Du bist der Mensch,

der mir dieses Gefühl geschenkt hat.

Du bist es, der mir gezeigt hat,

was das Leben lebenswert macht,

was es heißt, das Leben zu genießen

und glücklich zu sein.

Du bist es aber auch,

der mir das Herz gebrochen hat,

der mir gezeigt hat, was es bedeutet,

den wichtigsten Menschen im Leben zu verlieren.

Als Du gegangen bist,

ging ein Teil meines Herzens mit Dir!

Und es war genau der Teil,

den ich zum Leben brauche!

Der Schmerz, tief in meinem Herzen.

Die Sehnsucht, die mein Herz zerreißt.

Kein Tag vergeht, an dem eine Träne

nicht ihren Weg sucht.

Jeder Tag eine Qual.

Ich vermisse Dich so sehr!

Dein Lächeln

Deine Stimme

Deine wunderschönen Augen

Deine Liebe

Deine Wärme

Deine Zärtlichkeit

Deine Leidenschaft

In Deinen Augen zu versinken

Neben Dir liegen und Dir beim Schlafen zusehen

Dich mit einem zarten Kuss wecken

Den Duft Deines Körpers ganz tief einatmen

Die glitzernden Perlen auf Deiner Haut, wenn dir heiß ist

In Deine Arme genommen zu werden und

zu wissen, Du bist immer für mich da

Gemeinsam einschlafen und wissen,

dass ich morgen neben Dir aufwachen darf

All das willst Du mir nicht mehr geben.

Willst Du wirklich für immer gehn?!

Es tut so weh zu sehen, wie Du Dich von mir wendest.

Bin ich Dir auf einmal so egal und unwichtig?

Du bist der wertvollste Mensch, den ich je kennen gelernt hab.

Danke für alles! Danke, dass ich all das mit Dir erleben durfte!

Danke, dass es Dich gibt!

Es sieht so aus, als müsste ich es akzeptieren.

Und ich arbeite hart daran es zu schaffen.

Damit Du glücklich bist!

Doch es ist sehr schwer etwas aufzugeben,

was einem die Welt bedeutet!

Was man mehr liebt, als sein eigenes Leben!

Und solltest Du irgendwann an Deiner Entscheidung

auch nur ein kleines bisschen zweifeln,

dann trau Dich und sprich mit mir.

Auch wenn du Angst hast, Du könntest mir nicht

so viel Liebe geben, wie Du bekommst!

Ich werde immer ein offenes Ohr für Dich haben!

Der Weg zu meinem Herzen wird für Dich nie verschlossen sein!

Es ist nie zu spät!

In ewiger Liebe Dein

 
Hallo justine,

vielen Dank für deine lieben Zeilen und Gedanken. Du hast da einige Sachen sehr klar erkannt: Es bestehen Abhängigkeiten in ihrer Beziehung - ganz ohne Zweifel und ich bin mir nicht sicher, ob ich alle kenne. Was ich weiß: Seit mehr als zwei Monaten spricht sie von Auszug, davon, dass wir ganz bald richtig starten können, dann wieder "hoffen wir, das es wird". So bin ich in einer gewissen Weise nicht nur von ihr, sondern auch seinen Entscheidungen abhängig. Da macht mir die von dir zitierte These natürlich große Angst, dass sie sich letztlich gar nicht lösen kann.

Mehr als einmal habe ich ihr gesagt, dass ich da bin, sie will, mit oder ohne Kind. Doch sie distanziert sich völlig, meidet mich geradezu, als wenn sie mir unbewusst die Schuld für die jetzige, noch kompliziertere Situation gibt.

Ich werde ihr Zeit geben, sie einfach in Ruhe lassen, jetzt eben nicht zutexten und sie damit bedrängen, sondern sie für sich machen lasse, so schwer mir das auch fällt.

Danke für deine guten Wünsche. Kraft, viel Kraft kann ich jetzt gut gebrauchen - und viel Geduld

 
Liebe Schnuti,

vielen Dank für deine Antwort zu meiner Geschichte. Keine Angst, auch wenn ich den Namen "Werther" sehr bewusst gewählt habe, so werde ich mir keine Kugel vor den Kopf schießen oder mich sonstwie aus dem Leben befördern; aber auch ohne den letalen Schluss passt der Name so gut zu meiner Lage, diesem Hin und Her, dem Hoffen, Glauben und Zweifeln.

Du hast einen sehr wichtigen Punkt angesprochen, der mir durch dich erst richtig klar geworden ist - danke dafür: Dass sie plötzlich gezwungen ist, wichtigste Entscheidungen zu treffen, die ohne diesen Unfall noch hätten warten können.

Ich werde sie nicht bedrängen, habe das vielleicht mit meinen vielen Briefen, dem "ich brauche dich" schon zu viel getan. Und so habe ich jetzt Angst vor jeder weiteren Mail, denn anders komme ich im Moment nicht an sie ran. Vorhin war sie kurz online, ich ja auch - und sofort war sie wieder weg, so als flüchte sie geradezu vor mir. Heute hat sie mich den ganzen Tag über ignoriert. Ich würde ihr so gerne noch einmal schreiben, wie sehr ich für sie da bin, wenn sie das möchte, sie immer auf mich zukommen kann. Selbst davor habe ich mittlerweile Angst, dass sie auch das wieder als Druck empfinden könnte.

Bin völlig ratlos...

 
Ich muss mal ganz blöd fragen, seid ihr euch sicher, dass sie schwanger ist (Ausbleiben der Periode kann ja auch andere Gründe haben, kenne mich da aber ansonsten überhaupt nicht aus) und dass falls sie es ist, das Kind auch von dir ist? Ich meine wenn sie mit ihrem Mann im selben Bett schläft... Ob da nun etwas gelaufen ist weißt du ja nicht...

Eins ist aber sicher, sie geht auf Abstand zu dir, weil sie wie schon gesagt wurde nun direkt vor die Entscheidung gestellt wurde und sie muss sich bald entscheiden. Wenn man sich unsicher ist, dann neigt man leicht zu dem "alt bewährten" zurückzugreifen...

Nun fragst du sicher, was du machen kannst. Ist nun sehr schwierig, es ist eine Gradwanderung zwischen für sie da sein und sie bedrängen. An deiner Stelle würde ich nicht ganz zurücktreten, sage ihr, dass du für sie da bist und sie mit dir reden kann, ohne dass du das Thema ansprechen wirst. Mache ihr deutlich, dass du bereit bist auf sie zu warten und sie nicht unter Druck setzen willst. Vielleicht kannst du ihr irgendwie indirekt helfen, ihr etwas Arbeit abnehmen... Nur wenn du etwas machst, dann erwarte keine Reaktion darauf, im Gegenteil, gehe lieber ersteinmal davon aus, dass sie nicht darauf antwortet.

Kennst du ihren Mann, weißt du, ob er aus seiner Drohung wirklich ernst machen könnte? Warum will sie sich eigentlich von ihn trennen, was ist bei den beiden schief gelaufen? Vielleicht kann man ihr Verhältnis so besser verstehen...

Wünsche dir ganz viel Glück :super:

 
Hallo elefant,

vielen Dank für deinen Beitrag und für das Gedicht - ein sehr schöner Text.

Sicher, du bringst eine ganz andere Sicht ein, weil Du in deiner Situation auf der anderen Seite stehst, die ich auch verstehe.

Nun, ihn kenne ich nicht und ich bin ja auch nicht der Grund, dass sie sich von ihm trennen will. Mir wäre eine ganz andere Ausgangssituation auch lieber und als ich sie kennenlernt, sah es nach schneller Trennung aus. Und dann waren die Gefühle einfach da und die Vernunft, erst die Trennung abzuwarten einfach nicht da.

Da stecken wir beide in einer sehr, sehr schweren Phase und ich wünsche uns beiden viel Kraft und Glück dafür, jeweils das so sehr Gewünschte zu erreichen.

Viele Grüße

werther

 
Hallo trauri,

habe deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen. Ich danke dir für deine guten Wünsche.

Sicher sind wir uns natürlich noch nicht, ob sie tatsächlich schwanger ist - der Zyklus kann sich einfach stressnedingt verschoben haben. Vielleicht will sie erst die Gewissheit abwarten, um sich dann zu entscheiden? Vielleicht hat sie das bis dahin so verdrängt, dass sie mich in dieser Zeit nicht sehen, mir auch nicht schreiben will, weil sie sich dann zwangsläufig wieder damit auseinandersetzen muss.

Ich habe ihr heute morgen einen sehr verständnisvollen Brief geschrieben, ihr signalisiert, ich glaube weiter an uns, lasse sie in Ruhe, fordere und erwarte nichts, bin aber immer da, wenn sie mich braucht. Gelesen hat sie es, aber wie du richtig vermutet hast, habe ich keine Antwort bekommen. Tut natürlich weh, nicht einmal ein klitzekleines positives Zeichen zu bekommen. Es wird ein hartes Wochenende für mich werden.

Was ihren Mann angeht, so kenne ich ihn nicht, kann auch nicht einschätzen, ob er seine Drohung wahrmachen würde. Insofern kenne ich auch nur die eine Seite, nämlich die ihre. Es ist da eine Menge vorgefallen, tagliche Streits, er ein Choleriker, er nimmt sie nicht ernst. Und so einiges mehr und das über Jahre, so dass ihr Wunsch zu gehen absolut verständlich ist.

Viele Grüße

werther

 
Hallo,

über eine Kollegin habe ich gestern endlich näheres erfahren können. Meine Freundin hat sich ihr anvertraut und ihr erzählt, was los ist.

Sie müsse sich zwischen zwei Männern (ihrem Mann und mir) entscheiden und fühlte sich durch meine Mails, meine Wünsche nach Treffen usw. bedrängt, sie brauche jetzt Zeit zum Nachdenken ganz für sich.

Das Wichtigste: Sie hat mich also noch nicht abgeschrieben, wägt ab, auch wenn sie bis vor kurzem in ihrem Mann keine Alternative mehr sah. Allerdings ist die Frage, zwischen was sie sich entscheiden muss/will: Zwischen zwei Liebespartnern (nach dem Bisherigen wohl eher unwahrscheinlich) oder zwischen der großen Liebe zu mir (mit all ihren Wagnissen, weil noch so frisch) und rein pragmatischen Erwägungen, dem Verlassen von etwas lange Bekanntem, auch wenn dieses bisherige Leben mit ihrem Mann sie so sehr verletzt hat.

Gestern morgen sah ich sie zufällig - sie sah furchtbar traurig aus; macht wirklich eine schwere Zeit durch. Und da tut es weh, dass ich nichts tun kann und im Moment auch nichts tun darf!

Allerdings habe ich so - im Gegensatz zu ihrem Mann - keine Möglichkeit zu agieren; er ist ihr zumindest räumlich sehr nah. Unfair eigentlich, aber leider nun mal die Realität. Meine einzige Chance (außer von mir aus den Schlussstrich zu ziehen, was ich noch nicht kann und möchte): Sie zu lassen, mich wie seit zwei Tagen zurückgezogen halten. Bloß jetzt nicht irgendeinen weiteren Druck aufbauen, wo ihr Mann sich gerade ruhig und nicht fordernd verhält. Es wird nicht einfach werden, weiter nichts zu tun und nur warten zu können auf ein Weiter oder das Aus.

Viele Grüße

Werther

 
Hallo, ihr alle,

auch wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, so geht es mir nach wie vor sehr mies, so sehr, dass man mich in den "Zwangsurlaub" geschickt hat (zu dem Liebesschmerz kam vor allem Berufsstress über lange Zeit hinzu).

Ich kann es immer noch nicht wirklich fassen, was passiert ist und wie sie sich entschieden hat. Sie liebt mich und hat sich aus Zwängen und der Angst vor dem Schritt zu gehen so entschieden; glücklich ist sie damit nicht.

Letzte Woche habe ich sie kurz sprechen können: Sie sah sehr traurig aus, hilflos, resigniert, signalisierte mir, ich könne ihr weiter schreiben (wie soll ich das anstellen - weiter in's Leere schreiben?), um mir im nächsten Moment kurz zu schreiben, dass auch eine Freundschaft nicht mehr möglich sei, weil dann mit Sicherheit bei jedem Treffen die Gefühle wieder überhand nehmen würden.

Am letzten Donnerstag habe ich sie im Chat getroffen (unser letzter Kontakt bislang) und wir haben kurz geredet. Ich habe sie um ein Gespräch gebeten, doch sie hat es abgelehnt: Jedes Gespräch mit mir tue ihr weh. Immerhin konnte sie mich (leider nur auf Nachfrage) beruhigen, dass sie nicht schwanger ist.

Dann fragte ich sie, ob sich ihr Mann verändert habe, ob sie jetzt glücklich sei: "Ein neuer Anfang ist da, mit Kompromissen auf beiden Seiten" kam zurück, mehr nicht - sieht nicht gerade nach Glück aus. Dieser Kompromiss ist mit Sicherheit kein wirklicher, weil er elemtare Charakteränderungen zur Folge haben müsste, damit das wirklich funktioniert. Und ich denke, sie war mit der Situation völlig überfordert und hat (erst einmal) die vermeintlich einfachere Entscheidung getroffen und eigentlich resigniert, ist wieder dahin zurückgefallen, was sie mir sehr früh schrieb: Sie habe es aufgegeben an ihr Glück zu glauben.

Ich habe mir die Tage unsere ganzen Chats und Mails ausgedruckt, wollte alles noch einmal nachempfinden, nach Antworten suchen. Kaum zu glauben: Im März haben wir damit intensiv begonnen und so spuckte der Drucker 169 engbedruckte Seiten aus, auf denen ich jetzt so einiges deutlicher entdeckte, einige Hinweise und Erklärungen für ihre jetzige Entscheidung. Daneben aber und hauptsächlich Liebeserklärungen in Superlativen, ich sei der Mann, den sie immer gesucht habe, unsere Seelen seien füreinander bestimmt, ganz bald beginne unsere Zeit, noch nie habe sie so intensiv empfunden, wie glücklich ich sie mache, ich sei ihr das Wichtigste und sie habe nur ein Ziel: Mit mir zu leben. Wieder und wieder.

Diese Möglichkeit, es noch einmal mit ihrem Mann zu versuchen, war für sie die ganze Zeit scheinbar ein Ding der Unmöglichkeit. Ich hatte sie das einmal gefragt; ob sie - wenn er sich denn ändern würde, er plötzlich der sei, den sie sich so erträumt hat - der Beziehung noch einmal eine Chance geben würde. Nein, definitiv nein kam zurück, die Liebe fehle, die Basis sei nicht da, total auseinandergelebt, eigentlich gar keine gemeinsamen Interessen. Und schlimmer noch: "ich fühle mich meiner letzten Freiheiten beraubt, eingeengt, kontrolliert ... es ist nicht nur so, dass ich keine Liebe mehr empfinde - ich verachte von ganzem Herzen, angewidert von jedem Wort, jedem Blick".

Und die ganze Zeit über ein Auf und Ab in ihren Stimmungen und Prognosen. Mal ein "ganz bald, jetzt, mir sind alle Konsequenzen egal", dann wieder "es dauert noch, ich bin abhängig davon, dass er meine kleinen Schritte akzeptiert". Sie habe Angst vor dem Alleinsein, obwohl ich da sei. Sie wolle mich so sehr, habe aber Angst vor dem Weg in die neue Beziehung.

Ich weiß nicht, welche Zwänge da genau bestehen. Sie hat mir das mehrfach angedeutet, da gäbe es etwas zwischen ihnen, was ich aber nicht verstehen könnte, sie würde es mir irgendwann einmal erklären. Diese Erklärung hätte ich gerne (Hörigkeit?), aber ich bekam sie leider nicht.

Eine Freundin, der sie sich unter Tränen anvertraut hatte, ihr von ihrer Ehe und mir erzählt hatte, versteht ebenfalls die Welt nicht mehr, war fest davon ausgegangen, wir seien jetzt fest zusammen und sie habe alles geregelt. Wie ich glaubt sie nicht an diese neue Chance: Es wird nicht lange dauern, bis es zwischen ihr und ihrem Mann wieder so richtig knallt. Mag sein, dass dies schon ausreicht, damit sie den notwendigen Schritt für sich tun kann - nämlich die Beziehung zu beenden. Vielleicht braucht sie aber noch mehr Rückschläge? Und diese Freundin sieht ihre Abschiedsmail auch nicht als solche, sondern eher als eine "lass mich ein bisschen in Ruhe, ich brauche Zeit"-Mail an.

Sie weiß, dass ich nicht weg bin - nur wie lange halte ich das aus? Es gelingt mir im Moment wohl, ihr nicht zu schreiben, sie in Ruhe zu lassen, aber emotional kann ich mich nicht distanzieren - immer wieder packt mich die Traurigkeit, kommen die Tränen, fühle ich mich hilflos, machtlos. Alles was mir bleibt ist zu Warten ohne zu sehr zu hoffen: Wenn sie mich wirklich liebt, wenn sie bald erkennt, dass sie mit dem Neuanfang wieder einmal einer Illusion hinterhergelaufen ist und dann noch will, wird sie auf mich zukommen.

Der reinste Horrortrip für mich... nichts tun zu können, nichts tun zu dürfen ist schrecklich. Die einzige Alternative wäre: Abschließen, vergessen - aber das kann ich (noch) nicht...

Viele Grüße

Werther

 
Lieber Werther

Du hast ganz am Anfang ausgesagt, dass sie einige Jahre jünger als du sei ........... Kann es sein, dass sie ihren Mann sehr jung kennengelernt, mit ihm zusammengezogen ist, ihn dann geheiratet hat ?

Hatte sie noch nie die Gelegenheit, eine eigene Wohnung zu haben, sich somit selber zu entfalten und entwickeln ? Auf eigenen Beinen, ohne Partnerschaft zu leben ?

Sollte dem so sein, hast du ihr mit deiner Wesensart "den Spiegel ihrer eigenen Sehnsüchte und unerfüllten Wünsche" vorgehalten. D.h.: Alles was ihr in der jetzigen Beziehung fehlte, hast du aufgezeigt und in ihren Augen erfüllt !

Zuerst müsste sie wirklich auf eigenen Beinen zu stehen, das bereits gelebte lernen zu verdauen und zu erledigen, ehe sie sich, befreit von diesen Altlasten, einer neuen, freien und reifen Beziehung zuwenden kann.

(So erkläre ich mir auch dieses ewige "Hin und Her"). Dabei bleibst alleine nur du auf der Strecke ! Warten lohnt sich hier wohl kaum. Sorry !!!

Alles Gute :trost:

Willowtree

 
Hallo Willowtree,

mit deinen Vermutungen liegst du sehr richtig. Mit 16 hatte sie ihren ersten Partner/Freund, lebte mit ihm zusammen, wurde aber von ihm immer wieder betrogen - sie zog die Konsequenzen, zog aus, überließ ihm alles und fing bei Null an, schlitterte aber direkt in die Beziehung zu ihrem jetzigen Mann. Da war sie 20. Gute fünf Jahre lebten die beiden dann zusammen, heirateten im letzten Jahr im Juli - obwohl diese Beziehung schon da die reinste Katastrophe war. Sie glaubte, damit etwas bewegen zu können. Jetzt ist sie 26, 10 Jährchen jünger als ich.

In ihrer "Abschiedsmail" schrieb sie nahezu genau das, was du als wichtig ansiehst: "Ich möchte niemanden weh tun und ich bereue es zutiefst, nicht erst eine konkrete Entscheidung getroffen zu haben. Vielleicht wäre es besser gewesen, erst den richtigen Weg allein zu gehen, aber es ist nun mal so, wie es ist... Es tut mir leid, aber ich kann es einfach nicht...".

Bei ihr kommt da so einiges zusammen: Einmal Abhängigkeiten, über die ich nur spekulieren kann, dann die Angst vor einem weiteren neuen Schritt und wohl auch das Festhalten wollen von etwas, wofür sie (und nur sie allein!) so sehr gekämpft hat, dass es wird, obwohl sie selbst weiß und mir immer wieder sagte, sie hätte schon längst gehen müssen.

Tja, ob es wirklich aussichtslos ist zu warten? Natürlich möchte ich das nicht wahrhaben, noch hoffe ich auf ein Weiter. Für mich habe ich mir gestern eine Frist gesetzt, den 26. September, meinen Geburtstag. Bis dahin versuche ich, die Balance zwischen Nähe und Distanz hinzubekommen, mich für sie offen zu halten ohne zu sehr zu hoffen. Schwierig wird's gewiss.

Ich danke dir für deine Fragen und Gedanken.

Liebe Grüße von

Werther