Kartenhaus...

JohnDoe

Erfahrener Benutzer
05. Aug. 2003
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Hallo allesamt!

Hab jetzt seit einigen Tagen diese Forum mitgelesen und es ist schon fast erschreckend, wie sehr sich viele Geschichten ähneln. Auf der einen Seite tut es gut zu sehen, daß man nicht der einzige ist, dem es schlecht geht. Auf der anderen Seite kann man wirklich das Vertrauen in die Liebe verlieren, so häufig scheint es Beziehungen zu geben, wo plötzlich einfach nichts mehr geht...

Versuche nun seit einigen Wochen mein Leben neu zu ordnen, nachdem meine Freundin nach 2 einhalb Jahren Schluß gemacht hat. Bis vor einem Monat schien wirklich alles noch in Ordnung, weder ich noch Freunde haben bemerkt, daß etwas in unserer Beziehung schief läuft. Dann traf sie nach langer Zeit wieder auf ihren Ex und hat sich direkt wieder in ihn verliebt. Ich weiß, daß ihr das alles auch nicht leicht fiel/fällt. Was mich so fertigmacht ist die Plötzlickeit, mit der solche Dinge geschehen können. Als wir uns nocheinmal trafen, spürte ich genau, daß von ihr wirklich nichts mehr kommt. Es scheint mir so, als sei die Zeit zuvor nichts weiter gewesen, als ein Kartenhaus, gebaut auf ziemlich unsicherem Grund. Habe es immerhin schon geschafft, alle Dinge, die mich an sie erinnern aus meiner Wohnung zu verbannen. Versuche auch keinen Kontakt mehr mit ihr zu haben, was mir, wie so vielen hier, unglaublich schwer fällt. Hab irgendwo gelesen, daß es helfen kann, sich am Anfang auf die Eigenschaften zu konzentrieren, die einen an dem anderen gestört haben. Schlimm nur, daß mir selbst nach dieser Zeit keine einfallen... "Ich liebe Dich" ist schon ein sehr sonderbarer Satz, an einem Tag kann er die ganze Freude beschreiben, die man in sich fühlt, da man ein Teil des anderen ist, am nächsten ist es mit das Traurigste, was man spüren kann....

Wünsche Ihr, euch allen und mir die Kraft, unser Leben wieder so zu leben, daß unsere Augen nicht ständig feucht sind und in unseren Köpfen nicht ständig traurige Gedanken wiederhallen...

 
Ich finde, Du beschreibst die Situation sehr treffend, glaube aber nicht, daß es richtig ist, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einen am anderen gestört haben. Das sollte man erst tun, wenn genügend Abstand da ist. Das ist sonst so eine Verdrängungstaktik, die einen womöglich hindert seine Trauer zu durchleben und zu lernen. Nein, man sollte schon dem, was schön war, was man liebt den gebührenden Raum geben - vielleicht sollte man sowas wie eine Schatztruhe (imaginär) bauen und erstmal alles Schöne dareinpacken, ihr dann einen Platz im Herzen geben. Wenn man das schafft, hat man es nicht nötig, Sachen zu suchen, die blöd waren.

Es ist, glaube ich immer falsch zu versuchen den Geliebten madig zu machen - damit verrät man sich zuletzt selber und schadet sich.

Liebe Grüße

 
Hi uwh57(schon sonderbar sich so anzusprechen, hat was von SF ;-)

Sicher hast Du recht, daß es sinnlos ist, den Ex Partner schlecht zu machen. Das was auch nicht, was ich damit meinte. Nur gibt es in vielen Beziehungen halt auch Dinge, die nicht perfekt waren. Sich das klar zu machen, kann manchmal helfen, die Trennung besser zu verarbeiten. Zu häufig ist es doch so, daß nach der Trennung der/ die Verlassene alles idealisiert, was sicher nicht hilft, die Situation zu akzeptieren. Und das ist ja wirklich das schwerste, die Hoffnung zu bekämpfen, die sich so fest in einem verankert hat, weil es so schwer fällt, den anderen gehen zu lassen. Ach, alles scheiße....

 
Ja es ist schon erschreckend, wenn man all das Leid hier im Forum sieht! Aber die, die sich hier registrieren lassen sind ein Zeichen dafür, dass noch lange nichts in Sachen Liebe verloren ist!

Ich weiss nur zu gut, wie es ist, wenn man wegen einer anderen Person verlassen wird!

 
Hallo John,

ich stimme Dir zu, idealisieren ist in unserem Fall auch eine Art Selbstverletzung. Ich bin im Moment ein schlechter Ratgeber, weil ich gerade auch wieder ganz schlecht drauf bin, aber eines hat mir geholfen und dazu beigetragen, daß ich in der Zwischenzeit bessere Momente hatte: Man sollte zwischen Liebe und Beziehung unterscheiden. Die Liebe kann sehr groß sein, trotzdem kann man in der Beziehung solche Fehler machen, daß sie gegen den Baum läuft.

Diese Vorstellung hat mir geholfen, die "guten" und die "schlechten" Seiten der Zeit miteinander zu trennen. Man kann den Dingen besser einen Platz zuweisen.

Toller Trost, was?

Wünsch Dir Kraft (und mir auch)!

 
Hallo nochmals an alle hier....

Hab leider die letzten Tage nichts geschrieben, da ich erstmal ziemlich mit uns/mir beschäftigt war. Es ist auch komisch, völlig fremde Menschen mit meinen Problemen vollzuheulen aber es hilft tasächlich ein wenig. Darum schon mal dank an alle, die das hier lesen. Ist auch deswegen etwas schwierig, da ich das Gefühl habe, sie zu hintergehen, diese persönlichen Dinge hier zu schreiben aber ich denke nach all diesem Mist kann ich das wohl verantworten.

War schon alles ziemlich komisch, hab inzwischen auch von Freunden erfahren, daß sie eigentlich keine Lust hatte, ihren Ex wiederzusehen. Dazu muß man wissen, daß dieser nicht in Deutschland lebt. Sie ist auf einen Kurztrip dorthin gefahren, allerdings war der Grund ein Familienfest. Wir haben uns zuvor auch darüber unterhalten, daß sie ihn dort wohl wiedersehen wird und ich Esel wünschte ihr auch noch, daß sie es schaffen, ihre Probleme zu klären um auf eine freundschaftliche Basis zu kommen. Sie hat sich auch noch sehr gefreut, daß ich sie zum Flughafen gebracht hab, da wir uns dort auch ihre neue Wohnung anschauen konnten, da sie beruflich jetzt in einer neuen Stadt wohnt. Es gab tatsächlich keinerlei Anzeichen, daß wir uns in irgendeiner Form auseinandergelebet hätten (und nach meiner letzten Beziehung habe ich wirklich versucht auf diese Dinge zu achten). Nun, sie kam zurück und alles war anders, sie ging auf Abstand, meinte zuerst es sei nur die Müdigkeit. Als es sich jedoch nach zwei Tagen nicht geändert hat, habe ich weitergebohrt und dann kam sie damit raus. Sie sagte, bei diesem Treffen sei die alte Zeit wieder hoch gekommen, sie hätte sich wieder in ihn verliebt (wobei sie damals Schluß gemacht hat, nur als kleiner Hoffnungsschimmer für die, die glauben es gibt _niemals_ eine Hoffnung). Hab ihr dann etwas Zeit gegeben, um ihre Gefühle ordnen zu können. Es schien sich aber nichts zu ändern und bei einem Telefongespräch habe ich sie dann soweit gedrängt, daß sie meinte im Moment könne sie keine Beziehung mehr zu mir haben, da dies nicht fair mir gegenüber wäre. Soweit ist das ja tatsächlich fair, ich frage mich nur, wie man in so kurzer Zeit eine wirklich harmonische Beziehung "vergessen" kann. Nun ist sie in der neuen Stadt, habe am Wochenende nochmals mit ihr telefoniert um Klarheit zu schaffen, da ich diese Ungewissheit (im Moment usw.) nicht wirklich gut vertrage. Hatte natürlich Angst vor dem Ausgang diese Gesprächs, da ich mir vorgenommen hatte eine endgültige Antwort von ihr zu erhalten. Ich habe ihr dann auch deutlich die Möglichkeit gegeben alles endgültig zu beenden, was leider wieder nur darauf hinauslief, daß sie "im Moment" keine Beziehung haben kann. Als ich ihr sagte, daß ich demnächst Urlaub habe, schlug sie vor, daß man sich dann ja treffen könnte. Sagte ihr dann, daß dieses Treffen für mich wohl sicher etwas anderes wäre als für sie - sie ging wieder auf Abstand. Letztendlich habe ich wirklich deutlich gemacht, daß mir unsere (naja, wohl eher meine) Liebe wirklich viel bedeutet und das ich auch bereit bin dafür zu kämpfen. Ausgang war, daß wir nochmals telefonieren, wenn ich meinen Urlaub hab und uns dann treffen. Nun weiß ich wirklich nicht genau, ob ich das alles noch will, da ich nicht wirklich glaube, daß wir noch eine Chance haben, denke aber auch, daß ich mir im Nachhinein ziemliche Vorwürfe machen würde, nicht alles versucht zu haben. Zumal ich nicht wirklich glaube, daß die Zeit _für_ uns arbeitet. Letztlich läuft es wohl darauf hinaus, daß ich einfach nicht verstehen kann, daß aus einer wirklich intakten Beziehung so schnell ein Trümmerhaufen werden kann....

So, vielen Dank fürs zulesen!

Vielleicht könnt ihr ja als Unbeteiligte ein wenig Klarheit in meine verkorkste Gefühlstwelt bringen.

Ansonsten wünsche ich uns allen, daß wir diese Forum bald nicht mehr brauchen, obwohl ich mir geschworen habe, hier ,auch wenn es mir mal wieder besser geht, immer wieder reinzulesen. Es fürt einem vor Augen, wie zerbrechlich dieses gemeinsame Geschank der Liebe ist...

Gruß

John

 
Hallo John,

für Dich mag ihr "Gefühlswechsel" vielleicht plötzlich gekommen sein, aber vermutlich hat sie sich schon vor einer Weile innerlich von Dir entfernt. Aus einer "wirklich intakten Beziehung" wird normalerweise nicht so schnell ein Trümmerhaufen - vielleicht gab es Anzeichen für eine Entfremdung von ihrer Seite, die Du nicht wahrgenommen hast?

Deine Ex hat ganz sicher die Zeit mit Dir nicht vergessen, allerdings verdrängen ihre wiederentdeckten Gefühle zu Deinem Vorgänger derzeit die Jahre mit Dir. Dass sie sich wieder neu verliebt hat in den Ehemaligen kann allerdings auch ein Zeichen dafür sein, dass sie sich nie richtig gefühlsmäßig von ihm gelöst hat. Und daher nie richtig zu Dir stand???

Möglich, dass ihre Gefühle "nur" durcheinander sind ... und sie sich nach einiger Zeit wieder für Dich entscheidet ... aber eigentlich glaube ich nicht daran.

Du kannst nur abwarten und ihr Zeit lassen, wenn Du dazu noch bereit bist. Ich würde ihr an Deiner Stelle nicht hinterherlaufen: sie weiß, was Du für sie empfindest!

Alles kein Trost ... ich weiß. :(

Wünsche Dir trotzdem viel Kraft :trost:

Schnuti

 
Hallo Schnuti,

mmhh, vielen Dank für deine Antwort. Tut tatsächlich gut über diese Dinge zu reden...

Ich habe natürlich auch nach Anzeichen gesucht, daß schon im Vorfeld etwas zwischen uns stand. Leider konnte ich beim besten Willen nichts finden und auch in Gesprächen, wo ich nicht dabei war, schien für sie alles in Ordnung zu sein. Habe sie natürlich auch danach gefragt, ob ihr in unserer Beziehung etwa nicht gepasst hat, ob sie etwas vermisst hat. Sie konnte darauf nur antworten, sie sei glücklich gewesen. Es wäre für sie auch ein Leichtes gewesen, mir mehr aus dem Wege zu gehen. Das tat sie aber nicht. Im Gegenteil, sie wohnte während der Übergangszeit (Umzug in die neue Stadt) noch bei mir und schien dabei wirklich glücklich zu sein. Ich denke eher, daß Du mit Deiner zweiten Vermutung recht hast und sie niemals wirklich mit der voherigen Beziehung abgeschlossen hatte, obwohl sie durchaus noch Kontakt hatten. Das ist wohl die bittere Pille, die mir einfach nicht den Hals hinunter will: mir einzugestehen, daß sie sich selbst und mich die ganze Zeit über getäuscht hat. Eine sonderbare Vorstellung, diese Zeit eigentlich nur einen Traum gelebt zu haben, der so leicht an der Realität zerbrechen konnte. Immerhin geht es ihr bei dieser ganzen Sache nicht wirklich schlecht, was es nicht mehr ganz so sinnlos erscheinen lässt. Wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob sie nun wieder alles verdrängt aber das werde ich wohl nicht mehr erfahren.

Dir auch alles Gute!

Hab gerde noch einen netten Spruch gefunden:

So ist das Leben:

Wenn sich eine Tür schließt,

öffnet sich eine andere.

Die Tragik liegt darin,

dass wir nach der geschlossenen Tür blicken,

nicht nach der geöffneten.

André Gide

 
Lieber John,

sie hat Dich ganz bestimmt nicht bewußt getäuscht und Dir sicher auch nichts vorgemacht, dafür war die Zeit Eurer Beziehung einfach zu lang.

Auf jeden Fall war es nicht nur ein Traum - aber wenn Du es doch so sehen willst: Träume können ja auch variieren, mit neuen Begebenheiten und Personen gefüllt werden.

Frag Dich jetzt nicht, wie es ihr geht. Denk an Dich. Nichts ist ohne Sinn. Auch für Dich nicht!

Seine Freude zu erobern,

ist mehr wert,

als sich seinem Schmerz zu überlassen.

(André Gide)

 
Hi Schnuti!

Nein, ich glaube auch nicht, daß ihr das bewußt gewesen ist. Ich hege keinerlei Haßgefühle für sie. Leider ist Liebe nunmal etwas, dem man nicht mit Logik, dem Kopf begegnen kann. Deswegen ist hier ja auch fast alles erlaubt ;-) Was ich fühle, ist eine tiefgehende Enttäuschung ihr und mir gegenüber. Wir haben es beide nicht geschafft, eine Beziehung aufzubauen, die mit solchen Problemen, die in jeder Beziehung zu der einen oder anderen Zeit auftauchen, fertig werden kann. Was mich an mir enttäuscht ist die Tatsache, daß ich dachte, unsere Beziehung _wäre_ stabil genug dafür. Das macht mir wiedereinmal klar, daß ich anscheinend nicht in der Lage bin meine Beziehungen richtig einzuschätzen. Ziemlich mistig. Ich dachte wirklich ich hätte dazu gelernt....

Vielen Dank für Deine lieben Worte.

Gruß und alles Gute

 
Hi John,

ich hab heute hier Deine geschichte „entdeckt“ und bin...tja, wie soll ich sagen...

ach, ich fang mal von vorne an.

Es geht mir sehr ähnlich wie dir (und vielen anderen wohl auch...). Meine Beziehung hat allerdings nur ein Jahr gedauert, bevor der „mann, mit dem ich alt werden möchte“ sich gegen mich entschieden hat (das ist die Kurzversion...).

Zum ersten Mal im Leben hatte ich – trotz anfänglicher Skepsis – das Gefühl, wirklich mit einem Menschen leben und planen zu wollen und für alles zu kämpfen. Vielleicht war das sogar zum ersten Mal wirkliche Liebe.

Was für eine Ironie...

Und deshalb kann ich auch gut Deinen Gedanken verstehen, dass man das Vertrauen in die Liebe verliert. Ich habe ständig das Gefühl, mich mit diesem Mann nun wirklich einmal mit allen Konsequenzen fallengelassen zu haben. Mit dem Ergebnis, dass es „nicht gereicht hat.“

Wie bei Dir hat auch mich die Plötzlichkeit erwischt und wie bei Dir sind auch unsere Bekannten alle aus den Wolken gefallen, weil niemand damit gerechnet hätte (was????? Ihr????? Kann nicht sein!!!!!!).

Wie bei Dir habe ich bei Treffen gespürt, dass die Verbindung von ihm zu mir gekappt ist.

Wie bei Dir hatte ich das Gefühl, dass ein solides Kartenhaus einstürzt und dass man

Anscheinend nichts und niemandem – einschliesslich der Realität, wie man sie wahrnimmt – trauen kann.

Und wie soll man weitergehen, wenn man der eigenen Wahrnehmung nicht glauben kann?

Aber ich muss Dir einfach mal sagen, dass es mich aus der Ferne – ohne Dich überhaupt zu kennen – stolz machst, wie Du darüber schreibst und wie Du damit umgehst! Ich weiss, ich weiss....das klingt sehr pathetisch...

Aber offensichtlich hast Du unwahrscheinlich viel Kraft und Intelligenz in dieser Geschichte. Wenn Du schreibst, dass Du ihr die Möglichkeit gegeben hast, alles zu beenden (worauf du leider nur eine schwammige „im Moment“ Anwort bekommen hast) und Du ihr gesagt hast, dass das Urlaubstreffen für dich etwas anderes bedeuten würde als für sie und Du Dir eingestehst, dass ihr wahrscheinich keine Chance mehr miteinander hättet, aber dass Du auf jeden Fall kämpfen würdest (für das, was Du liebst) und letztendlich sogar der Spruch, den Du ins Forum gesetzt hast: das hört sich für mich einfach alles...ja...sehr gesund an innerhalb der Misere in der Du Dich befindest.

(Ich selbst habe ganz lange gebraucht, um das für mich – nach endlosen Wochen von Selbstquälerei, Schönwettermachen und Hoffnungssuche - so zu handhaben wie Du jetzt.)

Das es jetzt soooooo wehtut ist ja absolut normal.

Aber ich finde, so wie Du schreibst und beschreibst und empfindest, bist Du auf dem besten Weg Dich in einem „normalen“ Zeitrahmen wirklich zu erholen, zu regenerieren und alles zu verarbeiten und abzuschliessen!

Dein „Bericht“ ist mir wirklich als einer der wenigen ins Auge gesprungen, bei denen ich denke „da ist jemand auf dem richtigen Weg“.

Und so wie Du empfindest, wirst Du kein Problem haben, eines Tages wieder jemanden zu finden, der etwas davon ab haben möchte :]

Ich würde gerne wissen, wie es bei Dir so weitergeht!

Und mich würde interessieren, was Du jetzt so im alltäglichen damit machst?

Lenkst Du Dich ab? Bist Du unterwegs? Sitzt Du in der Ecke? Wie lange ist Eure Trennung jetzt her? Wann fängt denn Dein Urlaub an, in dem Ihr Euch evtl. treffen könntet?

Liebe Grüsse! Halt die Ohren steif! In Hamburg hat auch jemand feuchte Augen...

 
Hallo Oktober..

Mmm, erstmal vielen Dank für das Mutmachen ;-) Tut gut, in einer solchen Situation etwas nettes zu hören. Was mich allerdings erneut bedrückt ist, daß es auch Dir ebenso geht wie mir und vielen anderen hier. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, daß in all diesen traurigen Geschichten, in denen eine anscheinend gute Beziehung plötzlich zerbricht, der Verlassene einfach nichts gemerkt hat. Das erscheint mir einfach zu unwahrscheinlich. Ich glaube wirklich, daß die Liebe ein unglaublich zerbrechliches Gut ist, welches jeden Tag durch ein unglückliches Ereigniss zerstört werden kann. Ich weiß, daß hört sich jetzt wirklich nach dem typischen Post-Verlassen-Trauma an und ist es vielleicht auch. Doch wenn man sich diese ganzen Geschichten durchliest bleibt fast kein andere logischer Schluß mehr übrig. Keine besonders freundlichen Aussichten für die Zukunft. Ich hoffe, daß es Dir bald besser geht und das es uns allen gelingt, zwischen berechtigter und unberechtigter Hoffnung zu unterscheiden und daraus auch die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Ich bin da sicher noch nicht, sonst würde ich sicher nicht auf das Treffen hoffen, allerdings bringt mich jeder Tag, an dem wir keinen Kontakt haben, weiter von unseren gemeinsamen Orten fort. Und das ist es wohl: ich weiß nicht wohin ich will, ich weiß nur, wo ich nicht mehr sein will. Das immerhin ist auch eine Erkenntnis. Das schwere daran ist nur, daß ich dabei rückwärts laufe, diese Orte immernoch im Auge.

Was mache ich in meinem Leben? Ich versuche meinen Job so gut es geht hinzubekommen, rede viel mit meinen Freunden (wohne in einer WG mit glücklicherweise sehr guten Freunden die mich das ganze besser durchstehen lassen. Ihr könnt das zwar nicht lesen, dennoch DANKE!) Gerade diese Gespräche helfen, da ich gaube, daß man sich (soweit das auszuhalten ist) dem Schmerz stellen muß. Nur so kann ich hoffentlich in ein paar Monaten diesen Thread mit einem lächelnden Auge lesen.

Ansonsten versuche ich dem häufigen Rat zu folgen und was für mich zu tun. Dinge, für die in letzter Zeit vielleicht nicht so viel Zeit war. Dennoch sitze ich häufig in meinem Zimmer und weine einfach. Gehört wohl auch dazu, damit ich irgendwann wieder nach vorne blicke. Die Trennung ist jetzt 3 Wochen her, mein Urlaub steht in 1 1/2 Wochen an. Ich denke nicht, daß es wirklich noch zu diesem Treffen kommen wird. Im Moment hilft mir dieser Gedanke allerdings über die übelsten Momente weg. Mmmmh, da sind sie wieder, diese Worte "Im Moment". Teufel Teufel

Ich hoffe, Dir geht es bald etwas besser. Ich hoffe, daß ich mich täusche und Liebe doch nicht so ein fragiles Gut ist. Ich hoffe, daß all diese traurigen Geschichten wirklich einen Sinn haben. Ich hoffe, ich hoffe nicht vergeblich....

Alles Liebe an alle hier

 
hi johndoe

ich bin zwar nich ganz deine altersklasse, aber ich kann dich glaub ich trotzdem ganz gut verstehen, mir gehts da nämlich recht ähnlich, zumindest empfinde ich ähnlich.

naja einerseits ist es gut mit seinem elend nich allein zu sein, andererseits werd ich auch grad wieder ganz schön traurig ob deiner gnadenlos offenen worte.

tja das was du machst erinnert mich stark an das womit ich meine tage verbringe. aber wie du hab ich das glück mit guten freunden in ner wg zusammen zu wohnen, das ist echt ne menge wert und ich wüsste auch nich wie viel mehr ich geweint hätte wenn diese gespräche gefehlt hätten und um wie vieles schwerer alles noch gewesen wäre...

"allerdings bringt mich jeder Tag, an dem wir keinen Kontakt haben, weiter von unseren gemeinsamen Orten fort"

das is richtig, das ist aber auch normal, das bringt der abstand mit sich.

Aber du hast geschrieben das du deine liebe nicht aufgeben willst, dann versuch vieleicht auch pos. aspekte zu sehen, abstand ist für alle beteiligten auch immer zeit zum nachdenken und dabei wirst du nich der einzige sein der den anderen wegen der schönen momente vermisst.

also du weißt ja die hoffnung stirbt zuletzt.(das sag ich mir übrigens auch die ganze zeit)

deine hoffnungen teile ich im übrigen mit inbrunst.

ansonsten auch für dich alles liebe!

grüße

 
ich pflichte euch beiden vollkommen bei!

gespräche sind (über-)lebensnotwendig jetzt.

ich wohne zwar in keiner WG (das könnte ich mir momentan wirklich SEHR hilfreich vorstellen...), aber ich habe mit allen meinen freunden in den letzten wochen das thema zerkaut.

ich glaube, ohne sie wäre ich wirklich die wände hoch gegangen. und immer wenn ich schon dachte "du kannst jetzt nicht wieder davon anfangen und wieder jemanden damit behelligen" war die unglaubliche überraschung da: kein problem. sie hatten zeit und ein ohr. und rat. und manchmal auch einfach nur den richtigen dreh, mich abzulenken und ein bisschen mitzureissen bei irgendwas :trost: .

was mich - im gegensatz zu meinem ansatz per austausch und gesprächen- auch so verständnislos bei meiner trennung gemacht hat, war das mein ex das ganze ganz anders handhabt. ER sagt, dass er seine ganze trauer und den verlust verdrängen möchte, um nicht darüber nachzudenken und diese gefühle an sich ranzulassen. und deshalb spricht er auch nicht mit freunden darüber.

das hat mich ganz schön verletzt, weil ich dachte, dass das bedeutet, dass unsere sache (ich) es noch nicht einmal wert ist, reflektiert zu werden.

inzwischen bin ich ganz langsam dabei zu erkennen, dass ICH diejenige sein werde, die letztendlich reifer und gestärkt aus dieser geschichte hervorgehen werde - eben weil ich mir diese grübeleien und all die tiefen täler antue. um wirklich zu verarbeiten und das ganze irgendwann eintüten zu können und wieder normal weitermachen zu können.

und neben den gesprächen hab ich mir nun für die schlaflosigkeit ein buch zugelegt, dass ich jedem wirklich nur ganz warm und vollkommen empfehlen kann!!!

es heisst "WENN DER PARTNER GEHT" und ist von DORIS WOLF.

ich weiss ich weiss....lebensratbücher sind normalerweise auch gar nicht mein ding. aber ich bin drauf gestossen worden, habe jetzt die ersten 50 seiten hinter mir und bin gestern tatsächlich ganz schnell und irgendwie beruhigt eingeschlafen. ich dachte beim lesen: die frau kann meine gedanken und gefühle lesen!

also jungs: unbedingt zulegen! das geld ist es wirklich wert (und wenns uns wieder gut geht, dann verschleudern wirs bei ebay an die nächsten heulsusen :) ) .

ich habs momentan immer bei mir und wenns mich mal wieder gaaaaaaaaaaaanz schlimm überkommt, dann lese ich zwischendurch auch bei der arbeit mal 2 seiten vom tag davor. und es geht gleich besser!

klar soll man sich nicht an irgendwelche ersatzdinge klammern, aber so eine kleine brücke hier und da über einen allzutiefen abrund ist doch als hilfestellung erlaubt.

tröstende grüsse an euch aus hamburg!

 
Hi nochmals!

@oktober

inzwischen bin ich ganz langsam dabei zu erkennen, dass ICH diejenige sein werde, die letztendlich reifer und gestärkt aus dieser geschichte hervorgehen werde - eben weil ich mir diese grübeleien und all die tiefen täler antue. um wirklich zu verarbeiten und das ganze irgendwann eintüten zu können und wieder normal weitermachen zu können.
Das ist meiner Meinung nach wirklich eine Wahrheit. Nicht besonders tröstend, zumindest nicht im Moment, ist es dennoch wahr. Manchmal sehe ich Menschen als eine Art Spiegel, in denen man sich selbst reflektiert. Doch ist dieser Spiegel gebrochen, geformt von den Erfahrungen, gute wie schlechte, und so wirft kein Mensch das gleiche bild auf einen selbst zurück. So sehe ich auch mich, wenn ich mit anderen rede. Ihnen ein Bild ihrerselbst zurückzuwerfen, das durch meine Erfahrungen und im Moment auch duch meine Trauer geprägt ist.

@skrupel

Ich hoffe, daß es nicht nötig sein wird, Deine Hoffnung sterben zu lassen. Ich wünsche Dir aber auch die Einsicht zu erkennen, wann es sich nicht mehr lohnt, sie mit Deiner Seele am leben zu erhalten. Denn wir zahlen einen Preis für die Zeit die wir uns erkaufen und wir müssen am Ende noch fähig sein diese Rechnung zu begleichen. Leider weiß ich, daß mir diese Einsicht zur Zeit noch fehlt.

 
Wieder ein paar Tage geschafft. Wieder einige Schritte weiter auf dem Weg weg von diesem dunklen Ort. Wieder einen Rückschlag überstanden, ohne zu straucheln und wieder Kontakt zu ihr zu suchen. Mein Gott, man kann sich schon über Kleinigkeiten freuen. Für uns kriechen die Tage dahin, langsam wie ein träger Fluß. Für die Menschen, die uns verlassen haben, verfliegt die Zeit. Wie kann man da nicht neidisch sein, wie kann man es schaffen, sich nicht zu wünschen, daß nächste mal der jenige zu sein, der geht? Es ist nicht nur der Kampf, sich jetzt von dem zu lösen, was das wichtigste in unserem Leben war, sondern später auch der Kampf gegen diese immanente Angst, in der neuen Beziehung. Wann wird diesmal alles zerbrechen, will ich, _kann_ ich mich überhaupt wieder darauf einlassen? Ist es in dieser Welt, in der uns der Egoisimus von Kindesbeinen an antrainiert wird, überhaupt noch möglich das "wir" dauerhaft gegen ein "ich" zu verteidigen? Manchmal verzweifele ich an diesen Gedanken...

 
Ich kann Dich gut verstehen. Das Schlimme ist, dass durch die Enttäuschungen und Frustrationen, durch den Schmerz und die Angst vor Verletzungen, die durch eine Trennung hervorgerufen werden, das ICH nur dann gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen kann, wenn es sich auf sich selbst bezieht.

Passieren solche Trennungen häufiger hintereinander oder immer aus den gleichen Gründen oder muss man permanent mit seinen eigenen Wünschen hinter den Egoismen des Partners zurückstehen, dann ist es nur zwangsläufig, dass sich die eigenen Egoismen verstärken. Ein Bekannter von mir meinte neulich, er wolle nur noch eine Partnerin, die ihn exakt so akzeptiert, wie er ist. Wenn sie nicht zu Kompromissen bereit ist, würde ihm eine lose Bekanntschaft reichen. Lieber alleine und zufrieden als die Neurosen eines anderen ausleben. Er selbst ist zu Kompromissen nicht mehr bereit. Wie soll da Liebe entstehen?

John, ich bin 17 Jahre mit meinem Mann zusammen. Eine Zeit mit tiefen Tälern und hohen Gipfeln. Das letzte Tal hat drei Jahre gedauert (länger als so manche Partnerschaft) und fast zu unserer Trennung geführt. Es war harte Arbeit, viele Tränen sind geflossen, Wahrheiten wurden ausgesprochen, es war hart an der Grenze des überhaupt Erträglichen - aber wir haben es geschafft. Die Wiederentdeckung des WIR, des DU anstelle des egoistischen ICH spielte dabei die wichtigste Rolle. Uns ist einfach bewußt geworden, das jeder von uns im WIR soviel Schönes mitbekommt, zu dem das ICH alleine nicht fähig wäre. Bei einer Trennung aus Egoismus hätten wir viel Glück auf dem Gewissen ...

Es lohnt sich immer, gegen Egoismus zu kämpfen. Das heißt natürlich nicht, dass man sich in einer Partnerschaft aufgeben soll. Ich denke, wenn jeder Partner in sich selbst ruht und sich so akzeptieren kann, wie er ist - kann er auch ohne Probleme auf den anderen zugehen. Er kann nichts verlieren - nur gewinnen.

Liebe Grüße

Schnuti

 
@plofre

Vielen Dank!! Es tut gut zu wissen, daß andere diese Dinge nachvollziehen können, man nicht allein ist in diesem Chaos (obwohl ich mir wünschen würde dieses Forum wäre viel weniger besucht)

@Schnuti

Mmh, es tut gut zu lesen, daß es auch Beziehungen gibt, die nicht an den Problemen zerbrechen, die die lange gemeinsamen Zeit natürlicherweise mit sich bringt. Schön, daß ihr es geschafft habt eure Krisen zu nutzen um das "wir" zu stärken. Ich kann euch beiden nur wünschen, daß euch dies auch in Zukunft immer gelingt. Ich möchte mir garnicht vorstellen, was für eine seelische Tortur diese drei Jahre für euch gewesen sein müssen. Aber im Nachhinein hat es sich ja gelohnt. Wirklich schön!

Du hast natürlich recht, sich selbst zu lieben ist die wichtigste Basis um Liebe geben zu können. Deswegen ist es wohl auch so wichtig, daß man versucht, den Trennungsschmerz für sich zu nutzen, um zu lernen, zu wachsen. Dann hat man vielleicht die Kraft in der nächsten Beziehung nicht gleich bei Problemen die Flinte ins Korn zu werfen.....

 
Bei Problemen die Flinte ins Korn werfen ...?

Das hätte ich am liebsten schon vor 16,5 Jahren gemacht, denn am Tag des Zusammenziehens hatten wir unseren ersten heftigen Streit - und da wir beide recht dominante Persönlichkeiten sind, bleiben Reibereien nicht aus. Jeder von uns beiden hat ständig das Gefühl, er sei derjenige, der mehr zurücksteckt als der andere. Hinzu kommt, dass wir teilweise völlig unterschiedliche ja sogar konträre Hobbies, Ansichten etc. haben. Man muss den anderen ständig von der eigenen Meinung überzeugen. Theoretisch könnten das immer wieder neue Reibungspunkte sein.

Ich habe das allerdings immer als Bereicherung angesehen. An Problemen kann man arbeiten, durch Problemlösungen wachsen. Man sollte auch akzeptieren, wenn sich der andere vielleicht im Laufe der Zeit verändert - man verändert sich schließlich auch, das Leben ist halt ein dynamischer Prozess. Und wenn man auf die Interessen des anderen eingeht, dann lernt man immer wieder etwas Neues hinzu. Dafür ist es in unserer Ehe eigentlich selten langweilig. Wir sind beide ein wenig schräg und lieben das Leben. Schätze, das hält uns zusammen (mal abgesehen von unserer Liebe).

Wenn Du versuchst, den Trennungsschmerz für Dich zu nutzen, dann können diese Erfahrungen für Dich eine positive Bereicherung sein. Versuche nicht, Deine Beziehung zum Traum der vergangenen zwei Jahren zu reduzieren. Sie war auch ein dynamischer Prozess. Und setz Dir die Messlatte nicht zu hoch. Seh es nicht als persönliches Versagen an, wenn Deine Partnerschaft gescheitert ist. Denn sonst gehst Du mit diesen Versagensängsten in die nächste Beziehung und setzt Dich und Deine neue Partnerin einem unnötigen Druck aus bzw. die Erwartungshaltung wird zu groß. Und an einer zu hohen Erwartungshaltung scheitern die meisten Beziehungen.

Aber ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg! Deine innere Auseinandersetzung mit dem, was war, tut jetzt zwar weh, aber es wird Dir helfen, das Chaos im Kopf und in den Gefühlen zu ordnen.

Liebe Grüße und viel Kraft :trost:

Schnuti