Liebeskummer und Liebesleid: Von der Klimax in den Liebestod
Liebeskummer - der Liebe bitt'res Weh
Nur die Zeit oder eine neue Beziehung heilt die Wunden der Verlassenen
VON DIETMAR G. LUCHMANN
In der Nacht wälzt sich Hans B. schlaflos in den Kissen. Tagsüber wirkt er abwesend, abweisend, unkonzentriert. Tiefer Schmerz wühlt in seinem Inneren. Kein Arzt der Welt kann seine Wunden heilen. Das schafft nur die Zeit, verkürzt vielleicht vom Psychotherapeuten. Der Mittvierziger ist schwer krank. Er durchlebt - so wie Millionen Menschen in aller Welt und zur selben Zeit - eine schwere Leidensphase: Hans hat Liebeskummer.
"Nie hat auf den sich wahrer Schmerz ergossen, der nicht gefühlt der Liebe bitt'res Weh", wusste schon der italienische Dichter Dante Alighieri im 13. Jahrhundert. "Liebesschmerz ist schlimmer als Zahnweh", besagt ein französisches Sprichwort. Und Heinrich Heine, der "Erfinder" des Liebesleides, dichtete in seinen Liedern 1824:
Man glaubt, daß ich mich gräme,
In bitterm Liebesleid,
Und endlich glaub ich es selber,
So gut wie andre Leut.
Du Kleine mit großen Augen,
Ich hab es dir immer gesagt,
Daß ich dich unsäglich liebe,
Daß Liebe mein Herz zernagt.
Doch nur in einsamer Kammer
Sprach ich auf solche Art,
Und ach! ich hab immer geschwiegen
In deiner Gegenwart.
Da gab es böse Engel,
Die hielten mir zu den Mund;
Und ach! durch böse Engel
Bin ich so elend jetzund.
Doch bevor die erotische Obsession in die zwanghafte Selbstentwürdigung oder gar in den Liebestod führt, empfiehlt sich Selbstbesinnung. "Ich bin sehr unglücklich, ich habe Liebeskummer, meine Eltern verstehen mich nicht und ich bin sehr einsam", berichtet eine unglücklich Verliebte von ihrem ersten Liebesschmerz. "Ich weiß nicht welchen Weg zu wählen, ich habe keine Freunde [...] ich muss etwas tun [...] ich möchte gern tot sein, aber ich würde immer noch sehr einsam sein". Liebesschmerz kann tatsächlich zur existenziellen Bedrohung werden. Unerwiderte Liebe oder der Verlust des Partners ist die häufigste Ursache für Selbstmord bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Liebeskummer kann auch entstehen, ohne dass es zu irgendeiner Art von Beziehung gekommen ist. Mitunter weiß der oder die Begehrte nicht einmal von den Gefühlen des anderen. "Ach, der Liebesschmerz ist der einzige Liebhaber so mancher stillen Mädchenseele", beobachtete der Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf. Es sind zumeist schüchterne Menschen, die sich aus Angst vor einer möglichen Zurückweisung nicht getrauen, ihre Gefühle zu offenbaren. Liebesbriefe, die niemals abgeschickt werden, sind so oft die traurigen Zeugnisse sozialer Ängste. Die Angst, von anderen belächelt zu werden, lässt sich jedoch umso besser überwinden, je früher der Weg zu einem kognitiven Verhaltenstherapeuten führt, denn häufig vermögen Menschen mit solchen Ängsten auch in einer Partnerschaft ihre Bedürfnisse nicht angemessen zu artikulieren - und scheitern dann wiederum in der Liebe.
Nimmt eine unerwiderte Liebe einen exzessiven Charakter an, kann sie bis zum Stalking führen, der zwanghaften und penetranten Verfolgung des begehrten Menschen - eine auch strafrechtlich relevante Variation von Liebesleid, die in der Regel behandlungsbedürftig ist.
"Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling" sang einst die Schlagersängerin Wencke Myhre. Doch mit der Realität hat der fröhliche Song wenig zu tun. Der Verlassene fühlt sich tief gedemütigt und beschämt, belegt die psychologische Forschung. Und der Zurückweisende oder Verlassende hat mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Ihm wird der "Schwarze Peter" zugeschoben, während der unglücklich Liebende sich betrogen, missachtet, zurückgewiesen, abgeschoben, unverstanden fühlt. Es nützt ihm zunächst recht wenig, dass er - auch in unzähligen Werken der Literatur - des Mitleids der Gesellschaft sicher sein kann.
Liebeskummer - der Liebe bitt'res Weh
Nur die Zeit oder eine neue Beziehung heilt die Wunden der Verlassenen
VON DIETMAR G. LUCHMANN
In der Nacht wälzt sich Hans B. schlaflos in den Kissen. Tagsüber wirkt er abwesend, abweisend, unkonzentriert. Tiefer Schmerz wühlt in seinem Inneren. Kein Arzt der Welt kann seine Wunden heilen. Das schafft nur die Zeit, verkürzt vielleicht vom Psychotherapeuten. Der Mittvierziger ist schwer krank. Er durchlebt - so wie Millionen Menschen in aller Welt und zur selben Zeit - eine schwere Leidensphase: Hans hat Liebeskummer.
"Nie hat auf den sich wahrer Schmerz ergossen, der nicht gefühlt der Liebe bitt'res Weh", wusste schon der italienische Dichter Dante Alighieri im 13. Jahrhundert. "Liebesschmerz ist schlimmer als Zahnweh", besagt ein französisches Sprichwort. Und Heinrich Heine, der "Erfinder" des Liebesleides, dichtete in seinen Liedern 1824:
Man glaubt, daß ich mich gräme,
In bitterm Liebesleid,
Und endlich glaub ich es selber,
So gut wie andre Leut.
Du Kleine mit großen Augen,
Ich hab es dir immer gesagt,
Daß ich dich unsäglich liebe,
Daß Liebe mein Herz zernagt.
Doch nur in einsamer Kammer
Sprach ich auf solche Art,
Und ach! ich hab immer geschwiegen
In deiner Gegenwart.
Da gab es böse Engel,
Die hielten mir zu den Mund;
Und ach! durch böse Engel
Bin ich so elend jetzund.
Doch bevor die erotische Obsession in die zwanghafte Selbstentwürdigung oder gar in den Liebestod führt, empfiehlt sich Selbstbesinnung. "Ich bin sehr unglücklich, ich habe Liebeskummer, meine Eltern verstehen mich nicht und ich bin sehr einsam", berichtet eine unglücklich Verliebte von ihrem ersten Liebesschmerz. "Ich weiß nicht welchen Weg zu wählen, ich habe keine Freunde [...] ich muss etwas tun [...] ich möchte gern tot sein, aber ich würde immer noch sehr einsam sein". Liebesschmerz kann tatsächlich zur existenziellen Bedrohung werden. Unerwiderte Liebe oder der Verlust des Partners ist die häufigste Ursache für Selbstmord bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Liebeskummer kann auch entstehen, ohne dass es zu irgendeiner Art von Beziehung gekommen ist. Mitunter weiß der oder die Begehrte nicht einmal von den Gefühlen des anderen. "Ach, der Liebesschmerz ist der einzige Liebhaber so mancher stillen Mädchenseele", beobachtete der Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf. Es sind zumeist schüchterne Menschen, die sich aus Angst vor einer möglichen Zurückweisung nicht getrauen, ihre Gefühle zu offenbaren. Liebesbriefe, die niemals abgeschickt werden, sind so oft die traurigen Zeugnisse sozialer Ängste. Die Angst, von anderen belächelt zu werden, lässt sich jedoch umso besser überwinden, je früher der Weg zu einem kognitiven Verhaltenstherapeuten führt, denn häufig vermögen Menschen mit solchen Ängsten auch in einer Partnerschaft ihre Bedürfnisse nicht angemessen zu artikulieren - und scheitern dann wiederum in der Liebe.
Nimmt eine unerwiderte Liebe einen exzessiven Charakter an, kann sie bis zum Stalking führen, der zwanghaften und penetranten Verfolgung des begehrten Menschen - eine auch strafrechtlich relevante Variation von Liebesleid, die in der Regel behandlungsbedürftig ist.
"Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling" sang einst die Schlagersängerin Wencke Myhre. Doch mit der Realität hat der fröhliche Song wenig zu tun. Der Verlassene fühlt sich tief gedemütigt und beschämt, belegt die psychologische Forschung. Und der Zurückweisende oder Verlassende hat mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Ihm wird der "Schwarze Peter" zugeschoben, während der unglücklich Liebende sich betrogen, missachtet, zurückgewiesen, abgeschoben, unverstanden fühlt. Es nützt ihm zunächst recht wenig, dass er - auch in unzähligen Werken der Literatur - des Mitleids der Gesellschaft sicher sein kann.