Luxus Liebeskummer?

Davongelaufener

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29. Dez. 2016
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In meiner Ansicht ist es so: Liebe ist ein heißes Eisen und in dieser Hinsicht sind viele von uns vielleicht Tischler oder Händler aber nur die wenigsten von uns Kunstschmiede.

Nichtsdestoweniger tun wir uns gegenseitig so wahnsinnig gerne mit dem heißen Eisen weh. Ohne Handschuhe und ohne Zange rennen lauter verrückte herum und bewerfen sich mit glühenden Eisen. Daß das hie und da mal wehtut ist klar. Darum gibt es dieses Forum hier.

Wie geht unsere Gesellschaft mit Liebeskummer um? Ich kenne nur die Phrase daß Liebeskummer Luxus ist. Das scheint mir gängige Lehrmeinung zu sein. Jede Freundin, jeder Freund den man in der Situation anruft sagt daß man bloß nicht verzagen soll, daß es keinen Sinn macht Trübsal zu blasen und daß man raus soll. Die Ausbildung ist gefährdet, die Karriere droht zu scheitern also nicht lange fackeln. Scheidungskinder deren Eltern in der raschen Hetze nichtmal annähernd die chance hatten das was ihnen im zuge ihrer Trennung an seelischem Leid zugefügt wurde zu verarbeiten kennen es garnicht anders, haben den Trennungsschmerz und den Liebeskummer mit der Muttermilch aufgesogen. Sie flüchten ein Leben lang davor. Das leben geht weiter, es bleibt keine Zeit.

Liebeskummer scheint tatsächlich sowas wie verbotener Luxus zu sein wie ein Stück Schokolade oder das Bier vor dem Schlafengehen? Ist es für den der es sich leisten kann erlaubt, oder sogar Sinnvoll sich mal einige Zeit lang zurückzuziehen? Oder ist die Gefahr zu groß in eine Depression zu verfallen?

 
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Hallo!

Sehr interessant was du da schreibst.

Den eher poetischen Ansatz möchte ich eigentlich nicht lange kommentieren, meiner Meinung nach bewirft niemand andere mit glühendem Eisen sondern wir fassen das kalte Eisen selber an um es zu formen, und lassen es los, wenn es weh tut und glüht. In deiner Schilderung wirkt es auf mich als wären nicht beide in einer Beziehung schuld an dem Schmerz der bleibt, wenn sie zu Ende ist. Das sehe ich anders.

Man sollte sich eine Zeit nehmen zu trauern, ohne Angst vor einer Depression haben zu müssen. Mit dem Thema habe ich mich leider mehr als mir lieb ist auseinandersetzen müssen, da die Depression eine Begleiterscheinung meiner NPS ist. In einer Klinik, auf der Depressions Station, habe ich mit Vielen einen Austausch darüber gehabt, intensiv und lange. Niemand davon bekam sie von hier auf jetzt wegen einer Trennung, auch wenn es durchaus möglich ist, dass das passieren kann, genau so wie es möglich ist, ohne überhaupt in einer Beziehung zu sein. In der Regel sind aber heftigere Erlebnisse wie der Tod der Partners ein Auslöser, unverdaute Erlebnisse der Kindheit in denen es nicht um Beziehungen geht oder schwere Krankheiten, und nicht selten stehen Depressionen in Komorbidität mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Borderline Syndrom oder eben NPS (vermutlich noch einige mehr). Ausserdem gibt es nicht "Die Depression", sie zeigt sich bei Betroffenen sehr unterschiedlich stark und in unterschiedlichen Symptomen. Der Mensch hat diese Diagnose kreiert und versucht damit den Zustand zu beschreiben, in dem man nicht mehr wirklich für sich selbst sorgen KANN. Wer sich noch zusammenreissen kann und will, der ist in meinen Augen nicht krank sondern es besteht lediglich das Risiko es zu werden, wenn man aufgibt.

Der Mensch braucht eine Zeit in der er den Schmerz fühlen muss, um zu lernen und zu akzeptieren. So gemein das auch erscheint, es ist ein ganz wichtiges Werkzeug für uns alle. Wir haben einen rationalen und einen emotionalen Teil, der Umgang mit Autisten zeigt wie wichtig letzterer ist. Könnten wir solche Gefühle nach einer Trennung oder Ablehnung nicht spüren, und davon bin ich überzeugt, würden wir uns nicht weiter entwickeln und an uns arbeiten, zumindest was Beziehungen angeht.

Ich bin ein Scheidungskind, mich hat die Trennung meiner Eltern erleichtert, die ständigen Kämpfe waren vorbei und plötzlich haben sich beide für mich interessiert. Klar war es anders und ich hatte weniger Zeit für mich, weshalb ich mich irgendwann auch etwas abgrenzen musste, aber es war definitiv die richtige Entscheidung der Beiden. Auch wenn meine Eltern einiges falsch gemacht haben, bin ich erwachsen und ich kann mich nicht dahinter verstecken, denn ICH entscheide wie ich mich behandle und was ich von dem Gelernten behalten will, kann selber neue Erfahrungen sammeln und muss nicht an der Vergangenheit festhalten.

Liebeskummer ist in meinen Augen also kein Luxus sondern eine Notwendigkeit mit ihren Risiken, aussuchen können wir uns das nicht. Wir alle reagieren mit Schmerz nach einem Verlust, alleine das zeigt schon, dass es ein fixer Bestandteil eines Jeden von uns ist. Sich davor zu drücken ist ungesund und kann sogar psychosomatische Reaktionen des Körpers fördern. Den Schmerz sollte man nicht in sich hineinfressen, aber auch nicht zu lange darin verweilen.

Kurzum:

Wir brauchen Trennungsschmerz und Liebeskummer, daran ist nichts Verwerfliches, und es ist ganz bestimmt kein Luxus. Die Rettung darf man nicht bei anderen suchen, und auch nicht die Schuld. Das alles bringt dich als Individuum nicht weiter. Akzeptiere, verarbeite, und dann steh wieder auf und betrachte die schönen Dinge im Leben nicht als Selbstverständlichkeit. Wenn die Arbeit in dieser Zeit nicht möglich ist, ist es besser sich ein paar Tage Urlaub zu nehmen, sofern möglich. Wenn das nicht möglich ist, ist es natürlich schwieriger, das sehe ich auch. Ich würde das Gespräch mit dem Chef suchen und sagen, dass man nicht produktiv arbeiten kann für ein paar Tage und es besser für ihn wäre, den Urlaub zu genehmigen, weil man andernfalls Sorge hat, diesen Zustand zu verschleppen.

Liebe Grüsse,

Piet

 
Den eher poetischen Ansatz möchte ich eigentlich nicht lange kommentieren, meiner Meinung nach bewirft niemand andere mit glühendem Eisen sondern wir fassen das kalte Eisen selber an um es zu formen, und lassen es los, wenn es weh tut und glüht. In deiner Schilderung wirkt es auf mich als wären nicht beide in einer Beziehung schuld an dem Schmerz der bleibt, wenn sie zu Ende ist. Das sehe ich anders.


Danke für die Würdigung meiner poetischen ambitionen *g*. Ja es stimmt, Liebe kann in vielen Formen auftreten. Die heiß Glühende ist aus irgendeinem Grund die beliebteste für viele menschen wie mir scheint.

Ich bin ein Scheidungskind, mich hat die Trennung meiner Eltern erleichtert, die ständigen Kämpfe waren vorbei und plötzlich haben sich beide für mich interessiert. Klar war es anders und ich hatte weniger Zeit für mich, weshalb ich mich irgendwann auch etwas abgrenzen musste, aber es war definitiv die richtige Entscheidung der Beiden. Auch wenn meine Eltern einiges falsch gemacht haben, bin ich erwachsen und ich kann mich nicht dahinter verstecken, denn ICH entscheide wie ich mich behandle und was ich von dem Gelernten behalten will, kann selber neue Erfahrungen sammeln und muss nicht an der Vergangenheit festhalten.


Den still leidenden Liebeskummer in einer erdrückenden Lebensgemeinschaft habe ich außen vor lassen. Natürlich pflanzen sich die schäden die Eltern in einer ungesunden Beziehung hinterlassen genauso fort, siehe häusliche Gewalt oder Fremdgehen oder in Süchte flüchten. Aber doch scheinen mir Menschen die zumindest einen Gutteil ihrer Kindheit lang eine Beziehung miterlebt haben beziehungsfähiger. Ich bin quasi Scheidungkskind der Stunde 0, auch kein leichtes Los.

Liebeskummer ist in meinen Augen also kein Luxus sondern eine Notwendigkeit mit ihren Risiken, aussuchen können wir uns das nicht. Wir alle reagieren mit Schmerz nach einem Verlust, alleine das zeigt schon, dass es ein fixer Bestandteil eines Jeden von uns ist. Sich davor zu drücken ist ungesund und kann sogar psychosomatische Reaktionen des Körpers fördern. Den Schmerz sollte man nicht in sich hineinfressen, aber auch nicht zu lange darin verweilen.


Aber das ist es ja gerade. Nicht jeder Mensch hat die Möglichkeit den Schmerz in derart geordneten Verhältnissen zu verarbeiten. Umgehen müssen alle damit aber unter verschiedenen Bedingungen. Es ist in gewisser Weise ein Luxus den man sich zumindest nehmen muss.

Wer sich noch zusammenreissen kann und will, der ist in meinen Augen nicht krank sondern es besteht lediglich das Risiko es zu werden, wenn man aufgibt.


Für mich ist die Depression nach einer Trennung etwas ganz eigenartiges. Es ist im Grunde keine Depression. Denn auch wenn es 2 Stunden nachdem ich mich "zusammengerissen" habe, das heißt aus dem Bett aufgestanden, mein Single-Dasein akzeptiert habe und zur Arbeit bin alles etwas zwar besser scheint. Aber Etwas bleibt übrig, eine Gewissheit daß es komplett egal ist ob ich in diesem Moment aufstehe oder liegenbleibe. Alle diese oberflächlichen Belanglosigkeiten des Alltags. Die Menschen auf der Straße, die Hektik im Verkehr -  nichts macht mehr Sinn als das Unterbewusste einfach mal an der Situation arbeiten zu lassen. Schlussendlich - wenn ich mich als frisch Getrennter wieder zur Ruhe begebe ist der Schmerz ja nicht weniger geworden.

Es ist eine ganz andere Form der Depression als etwa die bei Burnout. Es ist eine lebendigere Depression. Ich sage es ist ein Luxus.

 
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Welche Form der Liebe einem am ehesten zusagt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich bevorzuge warm und behütet gegenüber heiss und feurig, das lebe ich dann lieber in speziellen Momenten mit der Partnerin aus.

Dass unser Elternhaus uns prägt will ich gar nicht verneinen. Trotzdem ist es an uns, uns von den schlechten Dingen zu distanzieren, wir können nicht einfach sagen "wir haben es so gelernt, dafür können wir nichts, wir sind halt jetzt so". Ich meine, doch, wir können das schon. Aber dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir uns nicht vom Fleck bewegen. Ob eine Erziehung gut ist oder nicht finde ich immer schwer zu beurteilen, aber ich stimme dir auf jeden Fall zu dass die Einen es leichter haben als Andere, doch als einer dieser Anderen sage ich dir auch, dass es trotzdem absolut machbar ist, aus diesem Fehlstart etwas Tolles zu machen.

Ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass du gerne möchtest, dass dir jemand bestätigt, dass es ein Luxus ist, diese Phase in Ruhe verarbeiten zu können. In Ordnung, es ist genauso luxuriös wie unsere Lebensart, mit all den viel zu hohen Erwartungen an unsere Partner und Vorstellungen aus TV und Presse, gewaltig aufgeblasenen Hoffnungen und viel zu wenig Realismus, sodass Trennungen fast jeden aus dem Sessel hauen, weil wir zwar alle wissen dass es passieren kann, aber niemand WILL damit rechnen.

Verwechsel Depression bitte nicht mit einer depressiven Phase, das ist ein ziemlich essentieller Unterschied. Dass es uns nach einer Trennung in den meisten Fällen eine Zeit lang nicht gut geht ist absolut normal, eine Depression nimmt ganz andere Ausmasse an und wird in der heutigen Zeit meiner Meinung nach viel zu voreilig als Beschreibung dafür verwendet, wenn jemand eine schwierige Zeit durch macht. Genau dieselbe Leier mit Burnout. Von meiner Schwester höre ich ständig, dass sie "eins hat". Sie ist erschöpft weil sie sich über ihre Grenzen hinaus verausgabt, aber noch ist der Punkt nicht gekommen an dem sie einen Zusammenbruch erlitten hat, von dem sie sich niemals vollständig erholen kann, dem wahren Burnout, inklusive Wahrnemungsverlust, Angstzuständen, emotionaler Entleerung und den ganzen psychosomatischen Erscheinungen. Bei allem Respekt, eine Trennung ist hart aber bedeutet noch lange nicht, dass man so weit abstürzen muss. Ich kenne diese Tiefen der Psyche, und ich kenne Liebeskummer und Trennungsschmerz. Dazwischen ist ein gewaltiger Abstand.

Liebe Grüsse,

Piet

 
Ich sage es ist ein Luxus.
hi Davongelaufener. Liebeskummer ist ein Geburtsrecht. Genau wie alle anderen Gefühle/Emotionen. 

Wenn Du es als Luxus bezeichnest, spricht da eher eine Gesellschaftskritik. Richtung Ausbeuterstaat oder die Deformierung der menschlichen Natur.

Deine Sinnlosigkeit, die du jetzt spürst, ist nachvollziehbar. Genauso wie der Versuch, es über poetische Theorien beenden zu wollen. Wenn es dir hilft, tut es dir gut ;-). Dann mach nur weiter. 

Hilfreich in deiner Phase ist auch, dich nicht gegen deine Gefühle zu wehren. Das hast du ja schon selber initiierst mit deinem Text. Such dir weitere Bilder dazu, wenn dir danach ist. Ich hab sie gerne gemalt. Und irgendwann werden die Gefühle weiterziehn. Sich verändern. Neues kommt wieder.

Alles Liebe

 
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Na ich glaube, es liegt einfach an der Seelen- bzw Gemütsruhe. Hast du die in dir, kann dir vieles, selbst Verlassenwerden, Krankheit oder andere existenzielle Not, (fast) nichts anhaben.

Wie man die erwirbt ist natürlich eine ganz andere Geschichte. Und ob das ein besseres Dasein ist, selbst daran kann man ja mit guten Gründen zweifeln.

 
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Na ich glaube, es liegt einfach an der Seelen- bzw Gemütsruhe. Hast du die in dir, kann dir vieles, selbst Verlassenwerden, Krankheit oder andere existenzielle Not, (fast) nichts anhaben.
Quatsch. Das ist ja kein Allheilmittel. Tragische Dinge können dann immer noch passieren. Und natürlich können die noch verletzen und wehtun. Das ist keine Anleitung zu einem schmerzlosen Dasein. Vielleicht leidet man dann nur nicht so darunter, weil es dazugehören darf und keinen Weltuntergang mehr bedeutet. 

Wie man die bekommt ist natürlich eine ganz andere Geschichte. Und ob das ein besseres Dasein ist, selbst daran kann man ja mit guten Gründen zweifeln.
Man bekommt sie nicht. Hat nix mit irgendwie logisch herbeiführen zu tun. Zweifeln darfst du immer. Auch ein Geburtsrecht ;-) und vergleichen (auch ob etwas besser oder schlechter ist) ebenfalls. Und du darfst, wie jeder von uns, solange darunter leiden wie du es willst oder brauchst. 

aber will Bertas Text nicht klauen. ;-) :p

 
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@Rosenkatze

Klau so viel Du willst.

Ob Liebeskummer, oder ich möchte es viel mehr das Mensch sein nennen, nun gesallschaftlich als eine Art Luxus gesehen wird oder nicht, ist eigentlich nebensächlich.

Tatsächlich verstehe ich aber die Gedankengänge die dazu führen. Wir leben zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit als eine komplette Generation in Zeiten des Friedens, der persönlichen Freiheit und des Wohlstands. Und doch hat es der Mensch nicht verstanden sich als solcher zu emanzipelieren sondern wirs immer unzufriedener und macht sich aks Folge dieser Unzufriedenheit immer mehr zum Sklaven gesellschaftlicher Masstäbe und vergisst darüber das Menschsein. Und dieses wird in der Gesellschaft immer mehr als Luxus für den keine Zeit ist gesehen. Was nun gerade die Ursache für die Unzufriedenheit ist, die mit noch weniger Mensch sein zu bekämpfen versucht wird.

Aber da sind wir in der Gesellschaftskritik. Die weder hier her gehört noch sich in Betrachtung dieser lösen lässt.

Das ist nur möglich für den Einzelnen. Und evntl. so auch in Folge für die Gesellschaft.

Der Einzelne hat durchaus die Möglichkeit damit aufzuhören, auch wenn man es erstmal nicht glaubt, gerade die persönliche Freiheit unserer Gesellschaft lässt das zu.

Dennoch ist es schwierig, weil man eine zeitlang zum Aussenseiter wird indem man die vermeintlichen Anforderungen und Konventionen anderer nicht mehr erfüllt sondern sich das Recht nimmt solange Liebeskummer zu haben, wie er eben da ist, so viele Zweifel wie man möchte und so viel und verquer liebt wie es einem beliebt, unabhängig jedes Maßstabes indem man sein persönliches Empfinden als Maßstab für sich selbst nimmt. Mag es auch egozentrisch anmuten, führt es nach einer Weile zu einer erheblichen Zunahme der Toleranz und des Altruismus, da ein Mensch der sich selbst lassen kann wie er wirklich ist, auch die Fähigkeit entwickelt andere so zu lassen wie sie wirklich sind. Der Gruppen- und gegenseitige Bestätigungszwang verschwindet dann einfach und wird als Teil des Problems und nicht als Lösung entlarvt.

Daher ist es irrelevant ob irgendwer, irgendwo auf der Welt Liebeskummer als Luxus betrachtet. Es spieltnur eine Rolle als was ich es betrachte.

Ich leiste mir seit längerer Zeit vollständig den Luxus des Menschseins. Und war noch nie vorher in meinem Leben so anspruchslos und happy. Kann ich nur empfehlen.

 
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@Charlies_Berta

Da kann ich mich eigentlich nur anschliessen, manchmal ist weniger einfach mehr. Ich finde es in vielen Bereichen des Lebens entspannend vom Komplexen weg zu kommen und wieder mehr Mensch zu sein, die Dinge nicht so zu zerpflücken und das grosse Ganze einfach mal so stehen zu lassen, auch wenn ich da noch auf viel Widerstand von der Gesellschaft aber auch hauptsächlich von mir selbst stosse.

 
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hey piet, erklärst du mir mal dein Profilbild mit den zwei Wölfen? Bin neugierig

 
hey piet, erklärst du mir mal dein Profilbild mit den zwei Wölfen? Bin neugierig
Das ist Yin und Yang mit zwei Wölfen, ich mag sowohl Ersteres als auch Letzteres. Ausserdem kenne ich da eine Geschichte, die mit zwei Wölfen zu tun hat. Vielleicht kennst du sie?

Eine Indianerweisheit sagt, in unseren Herzen tobt ein Kampf zwischen zwei Wölfen.

Der eine Wolf ist böse. Seine Waffen sind Angst, Ärger, Neid, Eifersucht, Sorgen, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst.

Der andere Wolf ist gut. Seine Waffen sind die guten Dinge, wie z. B. Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit.

Stellen wir uns unser Herz vor und die beiden Wölfe, die dort leben. Welcher der beiden Wölfe gewinnt?

Die Antwort ist einfach. Es gewinnt der Wolf, den wir füttern.

 
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DAS war mir sofort klar, @piet, mit den Wölfen. Yin und Yang und der Wolf, den man am meisten füttert. Ich hatte eine Variation des Bildes lange auf meinem FB Account in der Timeline stehen. Bei mir war es aber das Wolfsgesicht, das das Eine war, halb schwarz, halb weiss, die Augen jeweils die entgegengesetzten Flecken. :)

Beide Darstellungen finde ich schön und schlüssig - die, in der 2 Wesen Eines werden und die, die mir noch näher ist, was diesen Spruch betrifft, in der 1 Wesen 2 ist.

Als ein Wesen entscheide ich ja auch von Moment zu Moment, was ich füttere, ich entscheide mich ja von Moment zu Moment neu. Jeder Moment ist eine Chance.

Das ist für mich auch ein Stück Überleitung zurück zum TE.

Als wir noch völlig winzig waren und größer wurden, in unserer Mutter, da empfanden wir uns völlig Eins mit ihr, wir hatten gar kein Bewusstsein dass wir 2 waren, alles war eine logische Einheit, in der Impulse kamen. Die konnten wir nicht deuten, nur wahrnehmen. Wir waren einfach geborgen und nahmen wahr, wenn Bewegung passierte, Lichtimpulse, wenn Berührung stattfand.

Wir waren Eins.

Gut, dann kamen wir auf die Welt, völlig neue Berührungen auf uns, Luftzug im Gesicht, benennen konnten wir das alles nicht oder interpretieren, es geschah so. Ein bisschen Geborgenheit war dann wieder da, im Arm, den wir nur spüren konnten, nicht benennen, der Geruch, neue Töne. Neue Ungleichgewichte: ein Drängen im Bauch, das wir nicht deuten, nicht benennen, nicht interpretieren konnten, das Drängen kam als Ton, als Weinen, aus uns. Trinken, etwas fliesst, ein Gleichgewicht kommt wieder, Geborgenheit.

Kurz wieder Einheit, Eins sein, zufrieden.

Freilich konnte nicht immer wieder die "geborgene Einheit" hergestellt werden, die haben uns natürlich missinterpretiert immer wieder mal. Da ist in mir ein Schmerz, den ich nicht benennen kann, und man gibt mit Trinken, das ich nicht brauche und nicht benennen kann. Oder ich werde gewogen im Arm, obwohl in mir dieses Drängen ist, mein Mund, will Trinken, der Bauch, den ich nicht benennen kann, will warm sein, doch sie stemmen mich in die Luft und es kommen Töne.

Ja, unsere ersten Enttäuschungen im GETRENNT SEIN. Sie gehörten zum Leben wie sie heute zum Leben gehören. Sie sind selbstverständlicher Teil in all unseren Beziehungen und Bindungen - die Sehnsucht, Eins zu sein, und die Erkenntnis, immer nur fast vollständig Eins zu werden. Der Schmerz, den das bedeutet. Die Kommunikationsmissverständnisse, verstehst Du mich denn nicht mehr, wieso siehst Du nicht was ich brauche, und die Enttäuschung dahinter - wir gehen ja doch ein wenig implizit davon aus, dass der andere uns eigentlich vollständig verstehen könnte. Dann könnten wir wieder Eins sein.

Und dabei - dabei übersehen wir manchmal, wie sehr wir auch Eins mit uns selbst sein können. In den Momenten, in denen wir nur wir sind, ohne Interpretation, Benennen und zielgerichtetem Denken und Handeln, nur jetzt. Eins. Die Sehnsucht. Zufrieden.

Und dann ist auch die Wahrnehmung so viel deutlicher, alle Wahrnehmungen, auch der spontane Eindruck des Gegenübers. Der Eindruck, ohne zu benennen oder zu interpretieren, nur der Eindruck. Und das Gegenüber fühlt sich verstanden, wahrhaftig, es IST.

 
@MananaDu beschreibst in deinen eigenen Worten sehr interessant den Unterschied vom Zusammenwachsen und dem zusammen Wachsen, sowohl was Mutter-Kind als auch Partner-Partner angeht. Find ich prima, und es bestätigt mich auch darin, dass wir manchmal alle ruhig etwas weniger rational denken sollten, denn wir wurden als Mensch geboren und haben erst gelernt so komplex zu sein :)

 
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dass wir manchmal alle ruhig etwas weniger rational denken sollten


Ich glaube beides gehört zu uns und ist Teil unseres Seins, unserer Intelligenz.

Wir SIND komplexe Wesen als Menschen, so seh ich das.

Ich mag das Rationale sogar SEHR. Das gehört zB zu mir als Mensch.

Der Flow, wenn die Nacht zu 2/3 vorüber ist, und ich rechne und rechne und Erkenne und so dunkel die Nacht ist, so hell ist das "Aha", ein kompletter Fluss, ein Flow, auch eine Erfahrung in der ich völlig Mensch bin und kaum noch diskursiv denke, wenn dann sehr abstrakt, nach einem Empfinden, einer Logik, als fügt sich alles selbst und ich berechne es nur.

Das ist wunderschön und Teil von mir in meinem Menschsein.

Oder auch das Vordenken, Mitdenken, umsichtig sein - das ist mir sehr wichtig. Ich mag Vernunft.

Aus dem Dunkel ins Licht. Aufklärung.

Das finde ich auch sehr wichtig und gesund und widerspricht gar nicht dem physischen Empfinden. Im Gegenteil.

 
@Manana Mhm, ja. Ich sagte ja nicht, dass wir nicht rational denken sollen, das wäre sicher falsch! Was ich vermutlich damit sagen wollte, war, dass es manchmal besser ist, nicht alles tot zu denken und einfach mal auf seinen Bauch zu hören, das sollten viele Menschen öfter tun, mich nach wie vor inbegriffen.

Für Vieles brauchen wir ja ohnehin sowohl IQ als auch EQ, auch hier ist wieder eine Balance wichtig. Gehen wir zu rational an Dinge heran, tendieren wir dazu gegen unsere Gefühle zu handeln und später darunter zu leiden, und andersrum fühlt es sich in manchen Dingen vielleicht absolut gut an, ist aber nicht die beste Entscheidung gewesen, so zu handeln. Ich finde das sehr spannend, wie wir funktionieren, und was es da alles für Abweichungen bei unterschiedlichsten Menschen gibt. Und damit kann ich prima nochmal auf das Thema zurück kommen;

Liebeskummer sollte mit eben dieser Balance verlaufen dürfen. Es ist immer Zeit für Ängste und Trauer, vielleicht sogar Wut, vermutlich gar nicht so selten. Und dann ist da auch unser Verstand, der uns immer mal wieder für kurze Zeit auf den Boden zurück bringt. Ohne den beiden "Hälften" ihren Raum zuzugestehen handeln wir meiner Meinung nach gegen uns selbst. Zeigt sich sowohl im Unterdrücken der Gefühle sowohl im Hängenbleiben darin, in beiden Fällen ist kein wirklicher Ausgleich da und wir haben länger damit zu kämpfen.

 
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Welche Form der Liebe einem am ehesten zusagt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich bevorzuge warm und behütet gegenüber heiss und feurig, das lebe ich dann lieber in speziellen Momenten mit der Partnerin aus.
Du bist also mit deiner Partnerin im goldenen Gleichgewicht sodass sich warm und behütet und heiß und feurig auch nach vielen Jahren nicht ausschließen? Gratulation!

Dass unser Elternhaus uns prägt will ich gar nicht verneinen. Trotzdem ist es an uns, uns von den schlechten Dingen zu distanzieren, wir können nicht einfach sagen "wir haben es so gelernt, dafür können wir nichts, wir sind halt jetzt so". Ich meine, doch, wir können das schon. Aber dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir uns nicht vom Fleck bewegen. Ob eine Erziehung gut ist oder nicht finde ich immer schwer zu beurteilen, aber ich stimme dir auf jeden Fall zu dass die Einen es leichter haben als Andere, doch als einer dieser Anderen sage ich dir auch, dass es trotzdem absolut machbar ist, aus diesem Fehlstart etwas Tolles zu machen.
Das mit dem vorankommen, vom Fleck bewegen sehe ich auch immer sehr Distanziert. Sich mit der angeborenen persönlichen , nennen wir es mal "Prägung" auseinander zu setzen ist kein Vorankommen. Subjektiv sieht es so aus als würde man sich im Kreis drehen weil einem immer das selbe passiert, aber es ist wie bei deinem Lieblingsfilm, Musiktrack oder Comic. Jedesmal entdeckt man ein neues Detail. Es ist also kein Kreis, es ist mehr eine Spirale. Wer da versucht geradlinig zu gehen stößt bald an seine Grenzen.

ch werde das Gefühl einfach nicht los, dass du gerne möchtest, dass dir jemand bestätigt, dass es ein Luxus ist, diese Phase in Ruhe verarbeiten zu können. In Ordnung, es ist genauso luxuriös wie unsere Lebensart, mit all den viel zu hohen Erwartungen an unsere Partner und Vorstellungen aus TV und Presse, gewaltig aufgeblasenen Hoffnungen und viel zu wenig Realismus, sodass Trennungen fast jeden aus dem Sessel hauen, weil wir zwar alle wissen dass es passieren kann, aber niemand WILL damit rechnen.
Ja, ertappt. Möglicherweise. Eigentlich geht es mir eher darum daß es in Liebesdingen, egal wo man um Rat fragt sehr oft immer das Gleiche zu hören gibt. Zum einen daß Trübsalblasen bei Herzschmerz nichts bringt, zum anderen genauso daß man wenn man verliebt ist den Partner nicht verdächtigt fremdzugehen. Man stöbert nicht nach indizien, durchsucht das Handy oder die persönliche Schreibtischlade bei einem Verdacht.  Das sind Dinge die, wie mir scheint, jeder oder zumindest viele machen aber niemand offen darüber redet. Ich weiß es nicht es ist nur so ein Gedanke.

Verwechsel Depression bitte nicht mit einer depressiven Phase, das ist ein ziemlich essentieller Unterschied. Dass es uns nach einer Trennung in den meisten Fällen eine Zeit lang nicht gut geht ist absolut normal, eine Depression nimmt ganz andere Ausmasse an und wird in der heutigen Zeit meiner Meinung nach viel zu voreilig als Beschreibung dafür verwendet, wenn jemand eine schwierige Zeit durch macht. Genau dieselbe Leier mit Burnout. Von meiner Schwester höre ich ständig, dass sie "eins hat". Sie ist erschöpft weil sie sich über ihre Grenzen hinaus verausgabt, aber noch ist der Punkt nicht gekommen an dem sie einen Zusammenbruch erlitten hat, von dem sie sich niemals vollständig erholen kann, dem wahren Burnout, inklusive Wahrnemungsverlust, Angstzuständen, emotionaler Entleerung und den ganzen psychosomatischen Erscheinungen. Bei allem Respekt, eine Trennung ist hart aber bedeutet noch lange nicht, dass man so weit abstürzen muss. Ich kenne diese Tiefen der Psyche, und ich kenne Liebeskummer und Trennungsschmerz. Dazwischen ist ein gewaltiger Abstand.
Abgrenzungen sind bei so einem Thema immer schwer, denn Liebe ist grenzenlos. Ich sage ja das was man nach einer Trennung empfindet ist eigentlich keine Depression.

a ich glaube, es liegt einfach an der Seelen- bzw Gemütsruhe. Hast du die in dir, kann dir vieles, selbst Verlassenwerden, Krankheit oder andere existenzielle Not, (fast) nichts anhaben.

Wie man die erwirbt ist natürlich eine ganz andere Geschichte. Und ob das ein besseres Dasein ist, selbst daran kann man ja mit guten Gründen zweifeln.
Warum zweifelst Du daran daß wer ein ruhiges Gemüt hat ein besseres Dasein führt?

Und du darfst, wie jeder von uns, solange darunter leiden wie du es willst oder brauchst. 
Wer will leiden? Wer erlaubt es? Es ergibt sich, wie lange man leidet, aus der persönlichen Lebenssituation heraus.

Aber da sind wir in der Gesellschaftskritik. Die weder hier her gehört noch sich in Betrachtung dieser lösen lässt.
Da wollte ich eigentlich auch nicht hin. Aber wie hängt Liebe und Gesellschaft zusammen? Das junge, heimlich verliebte Pärchen stiehlt sich davon, durchbricht gesellschaftliche Zwänge. Der verletzte Mensch sucht die Gesellschaft, die Gemeinschaft, die Sippe wieder, findet Zerstreuung und Trost. Das ist so im Leben

Ich stimme Dir zu.

Wem? Mir? Freut mich, danke!

 
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Das ist so im Leben

Ich stimme Dir zu.

Wem? Mir? Freut mich, danke!


Beim richtigen Zitieren wird der Satz markiert, dann erscheint das "Zitier" - Feld, und ein Zitat entsteht.

Du zB hast hier meinen Satz genommen, er soll ein Zitat sein.

Es bezieht sich auf meinen Vorredner, @piet, mit dem ich mich unterhalten habe, er sagt, ich sage, er sagt wieder, ich sage, er sagt wieder, ich sage ich stimme ihm zu.

 
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Du zB hast hier meinen Satz genommen, er soll ein Zitat sein.

Es bezieht sich auf meinen Vorredner, @piet, mit dem ich mich unterhalten habe, er sagt, ich sage, er sagt wieder, ich sage, er sagt wieder, ich sage ich stimme ihm zu.
Pardon