meine geschichte

enfantfou

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08. Aug. 2002
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hallo ihr lieben,

nachdem ich dem forum nun schon ein neues logo aufgedrückt habe, kann ich ja auch mal was posten. bin ja auch nicht ganz zufällig auf dieser seite gelandet... ;-)

inzwischen bin ich zwar wieder einigermassen über den berg und habe mir über meinen kummer schon hundertfach knoten in die zunge geredet, darum will ich meine situation hier nur kurz anreissen.

es geht um eine fünfjährige beziehung. eine beziehung, die neulich plötzlich vor dem aus stand, weil man vor lauter sich-gern-haben gar nicht gemerkt hat, dass sich die wege schon längst in völlig verschiedene richtungen entwickelt haben und dass es offenbar nicht mehr möglich ist, nebeneinander herzugehen.

wir haben uns getrennt, es tat weh und tut es noch, manchmal sitze ich da und weiss nicht wohin mit meiner trauer. das telefon bleibt manchmal so unterträglich still, ich frage mich, mit wem ich die langen wochenenden verbringen soll, die wir früher gemeinsam verbracht haben. manchmal hält die stille an, dann muss ich sie aushalten, manchmal quatscht mir aber auch plötzlich einer dazwischen, und das ist dann mein bauch, der mir sagt, dass alles wieder gut wird.

auf meinen bauch ist verlass: auf ihn kann ich immer hören. andere nennen den bauch auch herz. und sagen: man sieht nur mit dem herzen gut

stimmt....

alles liebe

enfantfou

 
In meiner Vorstellung gibt es wohl nichts schlimmeres als das, was du erlebt hast.

Jemanden lieben und nicht bemerken, daß man sich von einander entfernt bis es zu spät ist, ist übel.

Fragst du dich öfter,wie das passieren konnte? Oder ist die Frage schon beantwortet?

Das würde mich mal interessieren.

Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft, lass dich nicht unterkriegen.

 
liebe benji,

es gibt wohl keine frage, die ich mir öfter gestellt habe in letzter zeit. manchmal war's ein einziges endlosband in meinem kopf, das tag und nacht genölt hat.

ich habe auf die frage auch antworten gefunden. sein bedürfnis nach sesshaftigkeit und familie zum beispiel (er ist sechs jahre älter als ich), und mein bedürfnis nach wandel und aufbruch, meine sehnsucht, gewisse ziele doch noch zu verwirklichen, die ich in all den jahren vernachlässigt bis vergessen habe, weil ich der beziehung insgeheim immer den vorzug gegeben habe.

nicht, dass er mich an irgend etwas gehindert hätte: er war immer der erste, der mich unterstützte und der letzte, der mir steine in den weg legte.

und dennoch haben wir uns auseinanderentwickelt. er möchte bleiben, ich gehen. er hat seinen platz gefunden, ich suche.

und dann wacht man eines morgens auf und weiss plötzlich, dass die weiche nun gestellt ist. dass man auseinanderdriftet wie zwei züge, die eine weile nebeneinander hergefahren sind und sich nun in verschiedene richtungen weiterbewegen. das tut unheimlich weh, man hat sich doch lieb.

und man windet sich und denkt: das alles hinschmeissen, diese wundervollen fünf jahre? geht es wirklich nicht anders? und dann merkt man allmählich, dass es tatsächlich nicht geht und ist anfangs ensetzt, will es nicht wahrhaben. aber das herz sagt, dass es richtig ist, auch wenn es weh tut. und dass es eine gute zeit ist, die nun anbricht.

und allmählich lernt man, loszulassen. man lässt den anderen ja gehen, weil man hofft, dass er da draussen findet, was er sucht - und nicht, weil man ihm etwas wegnehmen will.

man lernt, wieder zu lachen, wenn die sonne scheint. die freude kehrt zurück.

ich bin heute so weit, dass ich den morgen anlächeln kann, wenn er mir nach dem aufwachen in die augen schaut. da ist keine verzweiflung mehr und keine enttäuschung. nur die tatsache, dass er auf meiner seele einen abdruck hinterlassen hat, der mich ein leben lang prägen und nie ganz verblassen wird.

alles liebe

enfantfou

 
mmmh, ein sehr schöner text, den du, enfantfou, da geschrieben hast. ich glaube, er hat mich dem verständnis von liebe ein klitzekleines stückchen näher gebracht. was wahrscheinlich nicht schwierig ist, da ich noch relativ am anfang der entdeckungsreise stehe.

liebe scheint nichts exklusives zu sein, nichts das eine zweisamkeit beinhaltet. sie scheint, wenn sie echt ist, nicht auf das eigene wohl, sondern auf das des anderen bedacht zu sein.

vielleicht steckt da der schlüssel zum liebeskummer: der kummer entsteht, weil man etwas schönes und gutes aus *seinem* leben verliert. hat man den kummer überwunden, kann man sich wieder erinnern, daß in den fünf jahren beide sich einander viel gegeben haben und daß man das _nicht_ verloren hat. man liebt den partner immer noch, aber wenn der kummer aufgehört hat, gönnt man ihm und sich selbst das neue - in dem wissen, daß die vergangene schöne zeit für immer in den herzen beider bleibt.

die liebe bringt zwei menschen dazu, über einen gewissen zeitraum dem anderen sich selbst zu schenken. liebt man aber ernsthaft, so muß man bedenken, daß man den anderen nicht behalten darf. man würde ihn ja einverleiben und seiner freiheit berauben. man kann nur die erinnerung und die erfahrung für immer behalten. eigentlich geschenk genung - auch wenn es schwerfällt das zu akzeptieren..mir am allermeisten.

es ist schön, daß du das akzeptieren kannst, enfantfou. nach fünf jahren ist es gewiss kein einfacher akt ein so wichtiges geschenk zurückzugeben, sich artig zu bedanken und einfach weiterzumachen.

du hast die menschen mit zügen verglichen. wenn man sich vorstellt es sind die zugführer passt es noch besser. jeder versucht seinen weg zu machen, manchmal mit einem anderen zugführer der neben-oder hinterher fährt, manchmal ohne. aber ein zugführer kann einen anderen zug nicht daran hindern wieder wegzufahren. er wird ihm eine weile hinterherschauen, vielleicht rufen. aber will er ihm ein seil umwerfen und ihn festhalten, so kommt es zu einem zugunglück und beide züge sind auf ihrem weg vielleicht für längere zeit gestoppt.

ich wünsch euch, immer genug kohlen an bord zu haben ;-)

~tank

ps: ho, *mein* thread! :D

 
wow, du kannst deine gefühle sehr schön widergeben, enfantfou. ich bin gerührt.

ich möchte deine schönen worte nicht mit einer antwort von mir vermiesen :D

auf jeden fall freue ich mich, dass du es schon fast geschafft hast. die hoffnung ist der einsicht gewichen und es wird nicht mehr lange dauern, dann wird die sonne auch bis in dein herz hineinscheinen können.. man muss den kopf aufmachen, damit man bis zum herzen gelangen kann.

wichtig ist auch. dort wo du jetzt ne leere siehst und spürst, ist kein loch, sondern vielmehr platz für was neues.

gruss

ritter

 
Hallo ritter,

dort wo du jetzt ne leere siehst und spürst, ist kein loch, sondern vielmehr platz für was neues.
Der Spruch ist so gut, der kann auch auf etliches anderes im Leben angewendet werden, könnte ein Lebensmotto werden. :D

Pixar