Nach 1 Jahr: Liebe weg

kaspar

Neuer Benutzer
15. Apr. 2003
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Hallo,

ich bin gestern auf den Tag genau ein Jahr mit meiner (ersten) Freundin zusammen. In den letzten 3 Monaten oder so hatte ich jedoch immer mal wieder das Gefühl, meine Liebe zu ihr sei plötzlich schwächer. Diese Phasen gingen meist 1-2 Tage und dann war wieder "gut".

Ich habe mir deshalb auch keine grösseren Gedanken gemacht (vielleicht wollte ich auch nicht). Auf jeden Fall war es die ganze letzte Woche wieder so, ich dachte z.T., dass ich sie gar nicht mehr liebe, und 10min später dann doch wieder... ich hatte extreme Gefühlswallungen in den letzten Tagen.

Meine Freundin hat das offenbar gemerkt und mich gestern darauf angesprochen. Ich habe ihr erzählt, wie es in mir aussieht, und dass es mir leit tut und ich auch nicht wisse, wo das Problem sei. Sie liebt mich aber noch immer. Wir redeten lange, ich weinte, wir drückten uns. Sie schlief bei mir, ging dann aber nachts heim, was ich erst am morgen gemerkt habe. Habe ihr ein SMS geschickt, dass ich sie gerne sehen würde heute abend, sie hat jedoch mit einer Kollegin zum Essen abgemacht.

Ich möchte noch kurz meine Beziehung in diesem Jahr beschreiben. Ich kenne sie schon bald zwei Jahre, und vor etwas über einem Jahr hat sie sich in mich verliebt und es mir gesagt. Ich war ziemlich baff, konnte ihre Gefühle aber anfangs nicht erwidern. Sie war daraufhin ziemlich eingeschnappt (sie ist sehr temperamentvoll, was gut, aber auch weniger gut sein kann), und wir hatten eine Weile keinen Kontakt.

Das hat sich dann aber wieder eingerenkt, und wir kamen uns näher... bis wir dann plötzlich zusammen im Bett landeten. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber noch nicht in sie verliebt, deswegen bin ich auch nicht sonderlich stolz auf diese Aktion. Auf jeden Fall habe ich mich kurz darauf verliebt, und wir hatten ein wirklich schönes Jahr.

Allerdings gab es (wie in jeder Beziehung) gewisse Reibungspunkte, die ab und zu für Streit sorgten. Diese Reibungspunkte bzw. einige eher negative Eigenheiten meiner Freundin haben mich sehr belastet. Vielleicht ist es also so, dass diese Probleme sich angestaut haben, und jetzt, nach einem Jahr, wo man langsam über eine längere Zukunft (zusammen Wohnen, Familie, ...) nachdenkt, wird das, was man halt ein Jahr lang nur ein bisschen doof und sonst nicht weiter tragisch fand, plötzlich viel grösser...

Sie ist wie gesagt meine erste Freundin (beide 26), deshalb könnte es auch sein, dass ich Angst habe, etwas zu verpassen, wenn ich nicht noch andere Frauen "ausprobiert" habe. Klingt nicht wirklich heldenhaft, ich weiss. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir uns besser erst in ein paar Jahren getroffen hätten, damit beide reifer gewesen wären.

Mein Bauch sagt: Zusammenbleiben, man hat so viel Schönes erlebt, man kennt sich so gut, hat einen eigenen Humor, kennt jede Bewegung des anderen auswendig...

Mein Kopf sagt: Es spricht zu viel dagegen, als dass es eine lebenslange Beziehung werden kann. Früher oder später würde ich vielleicht fremdgehen, oder aber ihre "Streitlust" würde mich in die Ecke treiben und ich würde zum Ja-Sager werden, nur um den "Frieden" zu bewahren.

Was denkt ihr, wo könnte das Problem sein?

Gruss

Kaspar

 
Auch, wenn wir alle Dir hier sagen würden, daß andere auch nur mit Wasser kochen - bestimmte Erfahrungen muß man erster Hand machen.

Wie's scheint, bist Du in diese Beziehung geschlittert und stellst nun fest, daß es ja doch alles nicht so perfekt ist. Es wird Dir nicht viel bringen, wenn z.B. ich Dir sage, daß Dir das mit einer anderen Frau sicher ähnlich gehen mag. Jeder Mensch hat Macken, der eine die, der andere wieder andere.

Vielleicht tut Dir der Abstand mal gut. Betrachte alles aus einer anderen Perspektive und entscheide dann.

tina

ach so: Jede Beziehung hat irgendwann mal das Stadium des Kribbelns im Bauch und der schönen Gefühle überschritten, wenn man länger zusammen ist und sich nicht nur alle paar Monate sieht. Das ist ganz normal. Wenn Du nur die tollen Gefühle der Anfangszeit suchst, wirst Du vielleicht ein ewiger "Junkie", der von einer Blume zur nächsten springt und sie immer dann verläßt, wenn's beginnt, in die weniger aufregende Normalität "abzudriften"...

 
hi du

ich habe vor längerer zeit einmal etwas ähnliches erlebt. damals war ich 17 und mit meinem (auch ersten) freund ein paar monate zusammen. ich wusste nicht mehr wo mir der kopf steht und hätte tagtäglich heulen können.

wir hatten dann ausgemacht, dass wir uns eine weile nicht sehen, doch ich habs nicht länger als eine woche ohne ihn ausgehalten.

allerdings ging diese phase bei mir sehr lang (etwa 4 monate) und ich habe immer versucht durchzuhalten. auf mein gefühlschaos folgte eine wirklich schöne zeit - wir waren schlussendlich 4 1/2 jahre zusammen. das ende der beziehung kam dann aber von seiner seite aus und hatte mit meinen schwankungen nichts zu tun.

ich hoffe, dass ich dir etwas helfen konnte...

liebe grüsse

fliegenpilz

 
Hi Tina,

danke erst mal für dein Antwort! Thema Abstand: Das wollte ich ihr gestern abend auch vorschlagen, doch sie hat mich unterbrochen und gesagt, dass "Abstand" oder "eine Pause" für sie eh nicht in Frage kämen. Das ist ein wenig ihr Stolz-Ding, sie will auf keinen Fall betteln. Das kann ich verstehen, ich käme mir sicher auch irgendwie aufgeschoben vor.

Dennoch geht es nicht anders, ich brauche eine Pause. Das Dumme ist halt nur, dass zumindest am Anfang ein extrem grosses Loch da ist. Wir haben uns praktisch jeden Tag gesehen, zusammen gekocht, im gleichen Bett geschlafen. Und jetzt komme ich abends heim und - nichts. Das weckt natürlich sofort ich-will-zurück-Gefühle, aber ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen (/Wochen?) besser wird.

Zum Kribbeln: Es ist mir sonnenklar, dass eine dauerhafte Liebe Arbeit braucht. Nur ist es a) sonderbar, dass bei uns das Kribbeln offenbar ein ganzes Jahr gedauert hat und B) dass ich absolut keine Ahnung habe, was für "Arbeit" jetzt von mir nötig wäre, um die Beziehung zu retten. Ich kann mich ja nicht aktiv "zurückverlieben". Ich denke, ich brauch definitiv eine Auszeit.

Gruss

Kaspar

 
Hallo Kaspar,

ich muß sagen, das könnte meine Geschichte sein, die Du da erzählst. Ich bin auch hin und wieder am schwanken und weiß nicht, ob ich ihn noch liebe oder nicht.. Andrerseits will ich nichts riskieren (wie Du es wahrscheinlich auch nicht wolltest) und sage / tue daher nichts, denn ob ich ihn verlieren will, das weiß ich nicht, kann es mir nicht vorstellen!!

Ich denke auch, dass Abstand das beste und einzigste ist, um Dir Gedanken machen zu können und zu spüren, was in Dir vorgeht und was Du willst, ob Du SIE noch willst. Ihr wohnt noch nicht zusammen, oder??

Abstand und Pause kommen für sie nicht in Frage? Heißt das denn dann jetzt, dass ihr bereits getrennt seit? Wie geht es Dir bei diesem Gedanken??

Weißt Du, ich kann da echt gut mit Dir mitfühlen und weiß, wie es Dir geht, zwischen hin und her.. Ist eine schei* Situation,wenn mal selbst nicht weiß, was man eigentlich will. Klar, das kribbel läßt auf jeden Fall irgendwann nach, aber woher weiß man, ob es noch Liebe oder vielleicht doch schon eher Gewohnheit ist?? Das macht mir Angst..

Denn wer will (um einen Schritt weiter zu gehen) schon aus "Gewohnheit" zusammen ziehen, evtl. mal heiraten oder Kinder bekommen.. Ich nicht!?!?

Aber wie kann ich mir sicher sein??

Wenn Du ein "Rezept" gefunden hast, laß es mich wissen :) )

 
Hallo

Mir gehts es genau gleich und ich bin eigentlich froh mal zu sehen das es auch anderen so geht. ich bin mit meinem ersten freund jetzt gut zwei jahre zusammen. irgendwie war das kennenlernen für mich auch her zu schnell gegangen und ich hatte gar keine zeit mich richtig verlieben zu können. ;(

aber jetzt einfach so ihn weitermachen kann ich mir im moment auch nicht vorstellen.

fals du den mut hast einen auszeit zu nehem dan tu es, es ist warhrscheindlich das beste. natürlich wird sie dadurch verletzt und bei dir entsteht ein grosses Loch. aber wenn du damit deine Liebe retten kannst ist es das beste.

ich wünsche dir viel glück und alles gute :trost:

 
Hallo Kaspar,

es scheint klar vor Dir zu liegen, wie dein Weg aussieht. Ist doch menschlich, daß man bei so einer Entscheidung schwankt und unsicher ist, ob man das Richtige tut.

Natürlich ist es schwer für sie, wenn Du eine Auszeit möchtest. Aber so hat sie ja die Möglichkeit, ihr Leben weiterzuleben oder sich darauf einzulassen - egal, wie die Entscheidung deinerseits ausfällt.

Ich finde es gut, daß Du ehrlich bist. So schwer es für sie auch sein mag. Wenn sie Dich wirklich liebt, ist durch deine Ehrlichkeit eine spätere Annäherung aneinander noch möglich.

Wenn Ihr weiter zusammenbleiben würdet, obwohl Du unglücklich bist, verklärt sich vielleicht irgendwann dein Blick und Du stößt sie weg, weil Du allein sein möchtest, obwohl sie die Frau ist, die Du liebst.

Vielleicht würden Euch Gespräche auf neutralem Boden helfen? Könnt Ihr noch zusammen einen Kaffee trinken oder geht das jetzt schon nicht mehr? Wenn es noch geht, kannst Du versuchen, Ihr deine Gründe darzulegen. Vielleicht stellst Du dann fest, daß sie ganz ähnliche Gedanken hat?

Tina

 
@ Chiara:

Nein, wir wohnen noch nicht zusammen. Allerdings hat meine Freundin gesagt, dass sie mir (wenn die jetzige Krise nicht wäre) bald gesagt hätte, sie wolle mit mir zusammenziehen.

Ja, ich brauche Abstand, ich muss meine Gedanken ordnen.

Abstand kommt für sie nicht in Frage, das hat sie mir zumindest vorgestern klar gemacht. Leider hatten wir seitdem keinen Kontakt mehr, gestern wollte/konnte sie nicht und heute hat sie noch nicht auf mein SMS geantwortet. Momentan ist unsere Beziehung daher zwischen zwei Stühlen.

Die Gewohnheit ist nicht das Problem. Das, was wir gewohnt sind, tagtächlich zu tun, finde ich super und sie auch. Nur die "Ausnahmefälle", wenn es wieder Streit gibt, sind waren zumindest für mich fast unerträglich.

Es ist nämlich so, dass für sie Liebe Sehnsucht bedeutet. Und sobald die Sehnsucht erfüllt sei, sei sie (und damit der Motor der Liebe) ja nicht mehr da. Das ist paradox, und das weiss und sagt sie auch, dennoch ist es für sie so.

Deshalb versucht sie (unbewusst) Sehnsucht zu schaffen, indem sie durch irgendein Problem motiviert (mit dem ich meist gar nichts zu tun habe) Streit anfängt, bzw. mich wegen irgendwelchen Kleinigkeiten blöd anfährt. Dann haben wir Streit. Ich versteh die Welt nicht mehr, weiss nicht, was mit ihr lost ist. Und sie kann sauer auf mich sein, hat also einen Sündenbock für das "echte" Problem.

Dann die Veröhnung, das wieder-aufeinander-zugehen, das neu-verlieben sozusagen, das ist es, was sie will, was für sie die Liebe antreibt.

Diesen Mechanismus durchschaut sie ganz gut, hat auch offen mit mir darüber geredet. Ich hingegen sehe Liebe als eine Art Vertrautheit, eine Einigkeit - ohne aber ZU nahe zu sein, denn Unterschiede bringen Motivation und Leben in eine Liebe. Ich sehe Liebe offenbar NICHT gleich wie sie.

@ sitaki

Danke für deine Antwort. Ich werde versuchen, eine Auszeit zu nehmen.

Gruss an alle

Kaspar

Gruss

Kaspar

 
Original von TinaIch finde es gut, daß Du ehrlich bist. So schwer es für sie auch sein mag. Wenn sie Dich wirklich liebt, ist durch deine Ehrlichkeit eine spätere Annäherung aneinander noch möglich.

Vielleicht würden Euch Gespräche auf neutralem Boden helfen? Könnt Ihr noch zusammen einen Kaffee trinken oder geht das jetzt schon nicht mehr? Wenn es noch geht, kannst Du versuchen, Ihr deine Gründe darzulegen. Vielleicht stellst Du dann fest, daß sie ganz ähnliche Gedanken hat?

Tina
Hi Tina,

du sprichst mir aus der Seele. Ehrlichkeit halte ich für die einzige Wahrheit im Leben. Und obwohl es mir auch nicht immer gelingt, so versuche ich doch, stets ehrlich zu sein.

Ich habe ihr auch vorgeschlagen, dass wir uns nicht unbedingt bei jemandem daheim treffen müssen. Aber sie hat bis jetzt noch nicht zurückgeschrieben.

Gruss

Kaspar

 
Hi Kaspar, mir geht es genau umgedreht, bin quasi der Gegenpart und bei mir ist es leider schiefgelaufen, weil ich eine Auszeit nicht akzeptiert habe. Am 7.4. wären wir 1 Jahr zusammen gewesen, bis zum Dez. hatten wir eine super Zeit, dann hatte ich die gleichen Ausraster wie Deine Freundin. Habe auch ständig versucht durch Sehnsucht Liebe zu schaffen. Der Schuß ging nach hinten los. Nach dem ersten richtigen Streit, habe ich versucht meine Macht (Sehnsucht des Partners) auszuspielen, daß zog sich jetzt hin bis vor 3 Wochen. Immer wieder kam er zurück und hat sich auf meine Spielchen eingelassen. Ich habe auch versucht, mich zu ändern, habe Hilfe beim Therapeuten gesucht, aber jetzt leider zu spät. Hab zuviel vermasselt. Und ganz viel zerstört habe ich mir durch SMS, er hat es immer und immer wieder abgelehnt, tja... Auszeit wär ok gewesen.

 
@ Leus

Kannst du mir sagen, warum du keine Auszeit akzeptiert hast? Klar, du wärst dir aufgeschoben vorgekommen, also ob er dich "warmhalten" wollte. Andererseits hast du doch auch einsehen müssen, dass er Zeit BRAUCHT.

Kannst du das mit den SMS nochmals genauer erläutern? Hab das nicht ganz kapiert, warum du da was kaputt gemacht hast.

Gruss

Kaspar

 
Konnte nicht mit der Ungewissheit leben, ob er mit mir zusammenbleiben will oder nicht. Dabei stand es zu erst nicht einmal zur Debatte. Hab zu schnell und vorallem falsch reagiert und ihn damit unter Druck gesetzt. Dabei wollte ich ihn überhaupt nicht verlieren. Und das mit den SMS...tja, am Anfang schrieben wir uns halt nur schöne Dinge, nach dem ersten Streit hab ich halt zugetextet und wollte ständig Antworten. Er sagte immer wieder, dass SMS kein Medium seien um Probleme zu diskutieren oder Gefühlsdinge zu klären. Wollte ich nicht akzeptieren und hab ihn immer wieder mit SMS vollgehauen. Naja und vor 3 Wochen habe ich im Affekt geschrieben er solle sich jetzt endlich entscheiden und ob er mich noch liebt usw. Total kindisch aber das war dann halt das AUS. Jetzt bin ich schlauer aber hilft mir auch nicht mehr.

 
Hallo allerseits,

heute Nachmittag hat sich bei mir einiges gewandelt. Mein Bauch sagt nun eher nein, während der Kopf ja sagt. Ziemlich paradox, nicht? Vor allem, weil's gestern noch anders war.

Heute habe ich mir überlegt, dass die Probleme, die wir haben, eigentlich lösbar sind, wenn sich beide anstrengen. Nur - was gestern noch zeitweise volle Liebe und Sehnsucht nach ihr war, ist jetzt nicht mehr wirklich da. Klar, ich sehne mich nach ihr, nach all den täglichen Ritualen, aber das riesige Loch, das gestern da war, ist weg. Als ob ich mich innerhalb eines Tages daran gewöhnt hätte, nicht mehr mit ihr zusammen zu sein...

Das macht die Situation natürlich nur bedingt besser. Ich habe jetzt zwar Argumente, dass es doch klappen könnte, wenn man miteinander redet, doch der Funke, der grad noch da war, ist nun nur noch schwach am glimmen...

Geredet haben wir leider noch immer nicht, ich hoffe, sie lässt sich morgen endlich auf ein Gespräch ein.

Gruss

Kaspar

 
So, gestern abend haben wir endlich geredet.

Wir gingen in einen nahegelegenen Park um auf neutralem Boden zu sein. Ich erzählte ihr dann, dass einer der Hauptgründe, warum wohl meine Liebe zu ihr kaum mehr vorhanden sei, wahrscheinlich ihre "Streitsucht" sei, bzw. die Tatsache, dass sie bei einem Problem nicht das eigentliche Problem offen ansprechen kann, sondern den für mich extrem belastenden Umweg über einen künstlichen Streit wählt. Aber am nächsten Tag erkläre sie mir ja dann immer, was wirklich gewesen sei. Das mache es aber nur bedingt besser, sagte ich, denn obwohl ich nachher weiss, was wirklich los war, weiss ich es erstens in Moment des Streits nicht, und zweitens befürchte ich halt, dass wieder und wieder solche Aktionen von ihr kommen - und dass halt grunsätzlich in der Problemkommunikation bei ihr etwas nicht stimmt, bzw. wir dort nicht kompatibel sind.

Sie konnte das nicht recht verstehen. Immerhin erzähle sie mir ja in Nachhinein den wahren Grund. In früheren Beziehungen habe sie das nicht gemacht, und bei mir wollte sie sich anstrengen, weil ich nicht "vorbelastet" in die Beziehung kam (erste Freundin). Und sie sei ja weiterhin dabei, an sich zu arbeiten. Wenn ich die perfekte Harmonie ohne jeglichen Streit suche, solle ich mir eine nette brave angeln.

Wie man sieht, kamen wir mit dieser Diskussion nicht wirklich weiter, denn offenbar ist in diesem Punkt die Diskrepanz zwischen uns doch zu gross. Wahrscheinlich wollte ich das sehr lange nicht richtig wahrhaben, und habe mich auf den wirklich wunderschönen Alltag mit ihr als Basis gestützt. Dass da noch eine ganz andere Komponente in ihr ist, die offenbar nicht oder nur sehr schlecht über Gefühle/Probleme reden kann/will, habe ich wohl verdrängt, und rückblickend sehe ich das alles auf ein Mal.

Das Gespräch selbst war auch nicht wirklich angenehm. Sie starrte geradeaus, hatte eine sehr sture Haltung, und ich spürte genau, dass sie bei einem falschen Wort meinerseits sofort explodieren und Schluss machen würde. Allein diese Tatsache kann doch nicht wirklich von einer gesunden Beziehung zeugen...

Ich wollte aber dennoch nicht so schnell aufgeben, und habe ihr vorgeschlagen, bis am Dienstag (5 Tage) eine (relativ kurze) Pause zu machen, und dann wieder zu reden. Darauf ist sie schlussendlich nach viel Überzeugunsarbeit mehr schlecht als recht eingegangen.

Nach dem Gespräch gestern abend empfand ich gar nichts mehr für sie ausser einer Art Mitleid. Ich telefonierte noch mit ein paar Kollegen - und "lustigerweise" erzählten mir zwei Kollegen, dass meine Geschichte extrem ähnlich zu der ihren sei, auch sie hatten beide bis vor kurzem eher (böse gesagt) "schwierige" Freundinnen. Auch sie hatten irgendwann mal das Grundvertrauen verloren, hatten die Schnauze voll vom grundlosen Streit.

Und obwohl beide wie auch ich sehen, dass die Freundin das nicht absichtlich bzw. böswillig meint, ist es halt doch nicht einfach zu ertragen. Man spürt genau, dass da etwas ist, das sie belastet, versucht, darüber zu reden, versucht, auf sie einzugehen - erfolglos. Meine Freundin beispielsweise hatte eine schwierige Kindheit (kein Geld, riesige Familie, kam zu kurz), hatte viele Beziehungen (seit sie 12 ist) , die Freundinnen meiner Kollegen hatten einige negative Erfahrungen mit Ex-Freunden gemacht (schlecht behandelt, vergewaltigt etc.), bzw. krasse Familienverhältnisse (Vater kam durch Tramunglück um).

So schlimm das auch ist und so leid mir das für sie tut - ändern kann nur sie etwas, wenn sie will. Aber wenn nach vielen Diskussionen (bzw. Monologen meinerseits) nichts zurückkommt, dann schmerzt das. Und obwohl ich weiss, dass das nicht persönlich gegen mich gemeint ist, kann ich halt doch nicht anders, als das als eine Art Vertrauensproblem auffassen.

Deshalb war ich gestern überzeugt davon, dass es das Aus sein muss, und hatte deshalb auch ein wenig ein schlechtes Gewissen, ihr das nicht schon am gleichen Abend gesagt zu haben und sie noch über Ostern hinzuhalten.

Heute sieht es (wer hätte es gedacht...) wieder ein bisschen anders aus. Um neun Uhr morgens gehe ich auf den Balkon, und da fähr ein 15er-Tram heran. Ich denke: Vielleicht sitzt sie drin? und schaue rein - tatsächlich, das sitzt sie! Zufall? Hatte ihr Kinn auf ihre Hand gestützt, mit der Sonnenbrille im Haar, schaute aus dem Fenster. Ich war ganz aufgewühlt: Was macht sie jetzt bloss? Die Prüfungsresultate holen? Nein, Uni ist zu, Karfreitag. Hm. Und schon wollte ich meine Rollerblades unterschnallen und das Tram verfolgen. Fünf Sekunden später dachte ich: Warum? Sie darf doch gehen, wohin sie will. Ausserdem wurde mir dann klar, dass sie sehr wahrscheinlich in die Kanzlei arbeiten geht.

Aber die Tatsache, dass ich gleich wissen will, was sie vorhat, zeigt doch auch, dass ich doch noch an ihr hänge...??

Scheisse, warum ist das so kompliziert?

Gruss

Kaspar

 
Hallo Kaspar,

ich sehe in Deiner Freundin mich, sie verhält sich haargenau so, wie ich es immer getan habe. Am Anfang kann man die Gefühle nicht preisgeben oder vielleicht nicht einmal in Worte fassen, man ist unglücklich und weiß nicht mal genau, warum und sucht dann nach einem fadenscheinigen Grund, einen Streit vom Zaun zu brechen. Das ist meistens auch schon ganz schnell wieder vorbei aber den Gegenüber hat man zu diesem Zeitpunkt schon tierisch abgenervt oder verletzt. Wie gesagt, auch eine ähnlich Vorgeschichte habe ich, viele verlorene Menschen, unschöne Kindheit usw. Natürlich, daß ist jedermanns eigenes Ding aber das spielt halt auch in eine Beziehung mit rein und man kann das nicht ignorieren. Mein Ex hat gesagt, daß ist mein Problem und damit muß ich fertig werden. Das ist nicht schön und verschlimmert eigentlich noch alles, so daß man noch unzufriedener wird und wieder etwas falsches tut, weil man aus einer Ohnmacht heraus handelt.

In einer Beziehung sollte man für einander da sein, allerdings kann man auch erwarten, daß derjenige, der die Probleme hat, etwas dagegen tut. Aber toll ist es natürlich, wenn man dabei unterstützt wird. Und eines noch, weiß nicht ob das stimmt, aber habe letzens gehört: Wenn man erst über seine Gefühle nachdenken muß - sind keine mehr vorhanden und ich glaube, da ist was Wahres dran..........

so long......

 
Hallo Leus,

sehr interessanter Post, danke. Ich weiss und fühle, dass meine Freundin Probleme hat, sie hat auch schon zweimal geweint wegen eines spezifischen familiären Problems (möchte hier nicth weiter darauf eingehen, ist unerheblich). Nach dem ersten Mal brauchte ich einige Zeit, bis sie überhaupt damit rausrückte, was denn genau los war. Ich habe sie dort einfach in die Arme genommen und sie hat geweint. Ich war natürlich auch extrem belastet, denn sie wollte nix erzählen und beteuerte immer, es sei schon gut, es habe ja nichts mit mir zu tun. Ich hatte das Gefühl, es war ihr peinlich.

Am nächsten Tag haben wir darüber geredet (bzw. ich einen Monolog gehalten), dass man solche Dinge offen ansprechen müsse, dass ein unterdrücktes Problem immer und immer wieder hervorkomme (weiss ich aus Erfahrung), und es schlussendlich nur noch schlimmer macht.

Dabei hörte sie mir nur zu, sagte nichts. Ich hatte z.T. das Gefühl, sie warte nur darauf, bis ich endlich mit diesem "Psycho-Scheiss" aufhöre.

Dann letzte Woche wieder: Nach einem Kinobesuch weint sie plötzlich, weil eine Figur aus dem Film das gleiche Schicksal teilt wie ihre Familienangehörige. Auch dort - sie weint, ich halte sie, nur dass diesmal klar war, worum es ging.

Aber sie hat das Thema nachher wieder totgeschwiegen, hat kein Wort mehr über diesen Abend verloren. Sogar am selben Abend, als wir "notfallmässig" mit dem Taxi heim fuhren, war daheim plötzlich alles wieder "ok", sie verhielt sich künstlich normal.

Leus, ich sehe sehr gut, dass Menschen wie du oder meine Freundin einen Partner brauchen, der ihnen hilft. Das bringt aber nur dann etwas, wenn die betroffenen Person a) ihr Problem erkennt/erkennen will und B) sie es auch lösen will. a) und B) sind bei meiner Freundin nicht 100%-ig erfüllt, deshalb bringt es auch nichts, wenn ich ihr helfen will (würde ich verdammt verdammt gerne).

Was soll ich also tun? Ich kann mich doch nicht als "Boxsack" missbrauchen lassen, nur weil ich weiss, dass sie halt von irgenwas, das sie nicht kennt und nicht erforschen will, zum Boxen getrieben wird. Andererseits habe ich auch Angst, dass sie durch meine "Ablehnung" wieder in ihr altes Muster zurückflällt und die Fortschritte, die sie in diesem Jahr gemacht hat, in die Schublade "siehtse, hat nicht funktioniert" steckt und so weiter macht wie vorher. Aber ich kann ihr momentan keine Liebe vorgaukeln.

Zu den Gedanken über die Gefühle: Ich glaube, du hast (leider) recht...

Gruss

Kaspar

 
Hallo,

ich möchte mal wieder über die aktuellen Ereignisse berichten.

Ich habe geschrieben, dass ich seit Ostersamstag wieder die Liebe zu meiner Freundin spüre, und das ist bis jetzt auch so geblieben. Gestern Dienstag haben wir uns dann abends bei ihr getroffen. Wir gingen spazieren, und auf dem Weg in den Park haben wir erst ein wenig gesmalltalkt, was hast du über Ostern gemacht und so.

Als wir dann auf einer Parkbank sassen hab ich ihr gesagt, wie es in mir aussieht, und zwar dass sowohl das Herz als auch der Kopf sagt, dass wir es nochmals versuchen sollten. Dass ich auch nochmals darüber nachgedacht hätte, was die Gründe für meine Gefühlseskapaden dafür gewesen sein könnten. Ich sagte, dass es meiner Meinung nach die schon beschriebene "Streitsucht" ist, aber vielleicht zu einem sehr grossen Teil auch die Tatsache, dass sie über tiefer liegende Probleme/Gefühle nicht mit mir spricht. Zweimal hat sie schon geweint und ich wusste beim erstem Mal nicht, warum, auch nachher hab sie sich sehr verschlossen. Beim zweiten Mal wusste ich wieso, aber ich merkte, dass es ihr sehr peinlich war, vor mir zu Weinen. Nachher war dann "alles wieder gut", sie hat das Thema nie mehr angesprochen.

Diese beiden Male waren wohl nicht ganz zufälligerweise immer vor den Phasen, in denen ich wohl nicht mehr so recht weiter wusste und meine Freundin das merkte. Offenbar ist da ein Knackpunkt zwischen uns. Wir haben darüber geredet, und ich sagte, dass wir da beide dran arbeiten müssten, und dass ich sie sehr gerne dabei unterstützen möchte und auch werden, aber dass das nur gehe, wenn sie den ersten Schritt macht.

Ich habe dann noch einige Punkte angesprochen, die für mich eine Erklärung für ihre diesbezügliche Verschlossenheit sein könnten: Kindheit, grosse Familie -> keine Schwäche zeigen, stark sein, aber vielleicht auch ein Ex-Freund, der ihr Vertrauen missbraucht hat... Sie hat mir dann erzählt, wie es vor etwa 3 Jahren mit ihrem damaligen Freund zu Ende ging, das war sehr abrupt und für sie unverständlich. Ich konnte zwar dann ein bisschen nachvollziehen, dass sie vorsichtiger ist - warum sie aber nicht über ihre familiären Probleme mit mir sprechen will weiss ich noch immer nicht. Aber das darf ruhig Zeit haben.

Irgendwann habe ich dann ihre Hand gehalten. Später habe ich sie gefragt, wie sie es nun sehe mit uns. Es sei zwar vielleicht eine sinnlose Frage, zumal wir schon händchenhaltend dasitzen, aber ich würde trotzdem gerne wissen, wie es in ihr aussieht. Ja, sie möchte es auch nochmals versuchen, aber es sei halt auch schwierig, denn sie gehe auf dünnem Eis, sie wisse ja nicht, ob das bei mir wieder mal so komme. Ich erwiederte, dass ich ihr keine Garantie geben könne, und dass es von uns abhängt, dass wir daran arbeiten müssen.

Ich kann verstehen, dass sie jetzt vorsichtig ist, plötzlich will der Freund nichts mehr wissen, mit dem man es doch ein Jahr lang fast pausenlos supergut hatte. Dann will er wieder zurück - da wäre ich wohl auch skeptisch in ihrer Situation.

Ich habe natürlich jetzt auch Angst: Kommt das wieder? Wie stark ist meine Liebe wirklich? Liebe ich sie WIRKLICH oder bilde ich nur etwas ein?

Andererseits: Kann ich mir einbilden, dass es in den letzten paar Tagen, in denen wir uns nicht gesehen haben, immer dann im Bauch gekribbelt hat, wenn ich an sie dachte? Bedeutet es nichts, wenn ich in ihre schönen braun-grünen Augen schaue und ich mich fast wie vom Blitz getroffen fühle? Aber warum zum Teufel hat mich dann die Liebe auf diese Achterbahnfahrt mitgenommen?

Dieser Angst ist glaube ich nur dadurch beizukommen, dass wir beide die Flucht nach vorne wagen und immer die Augen offen halten. Da bin vor allem ich gefragt, denn ich habe wohl zu oft des Friedens willen den Mund gehalten statt ein vermeintlich kleines Problem angesprochen. Auch ICH hätte es am nächsten Tag ansprechen sollen, nachdem sie geweint hat.

So sieht's aus - wir sind wieder zusammen. Ich denke, am Anfang wird's noch etwas zaghaft sein, man wird sich wohl wieder neu beschnuppern müssen. Gestern wollte sie z.B. nicht, dass ich bei ihr schlafe. Auch gehe ich mit zwei Kollegen nach Nizza von Freitag bis Montag, sehe sie also nicht - vielleicht gar nicht schlecht.

Gruss

Kaspar

 
Hallo Kaspar,

find ich klasse, drücke euch ganz, ganz fest die Daumen. Zeit ist glaube ich sehr wichtig. Und das Verstehen, man muß ja nicht immer mit dem einverstanden sein, was der Partner will oder sagt oder tut, aber man sollte versuchen ihn zu verstehen,daß macht bestimmt vieles einfacher.

Wünsch Dir alles Gute ;)

 
Hallo allerseits,

ich möchte wieder mal schreiben, was in letzter Zeit so passiert ist. Nun, wir sind wie gesagt wieder bzw. immer noch zusammen. Die letzten zwei Wochen waren in etwa so wie vor der Krise. Meine Freunin ist sehr anhänglich, macht mir oft Komplimente. Das tat sie vorher auch schon, doch jetzt glaube ich, dass sie es noch öfter macht. Das finde ich natürlich total süss und zeigt mir, dass ihr sehr viel an mir liegt.

Trotzdem fühle ich mich leider wieder ein bisschen so wie kurz vor der Krise. Mal denke ich: Hat das Zukunft? 10 Minuten später ruft sie an und ich bin wieder im 7.Himmel...

Ich denke, dass der Grund, warum das bei mir so aussieht, nicht wirklich viel mit ihr zu tun hat, bzw. den Sachen, die ich angesprochen habe (Streit, ...). Vielleicht bin ich einfach nocht nicht bereit für eine lange Beziehung. Vielleicht habe ich Angst (wovor?). Hm...

Auf jeden Fall möchte ich so schnell wie möglich zu einem Psychologen/-iater, der sich auf Beziehungsprobleme spezialisiert hat, und der evtl. auch Paarberatungen/-therapien anbietet. Ich hoffe, dass der mir vielleicht sagen kann, warum all diese Dinge in meinem Kopf so verrückt spielen. Ob das damit zu tun hat, dass sie meine erste Freundin ist. Dass ich erst so spät (mit 25) eine Freundin habe. Ihre oder meine Vergangenheit. Oder ein generelles Männerproblem, Bindungsangst, Urtrieb etc.

Diese Beziehung ist mir nämlich sehr viel wert, und ich möchte dafür kämpfen, ich möchte meine Freundin doch wirklich von ganzem Herzen lieben!

Gruss

Kaspar