Wie "entliebt" man sich? (bitte nicht wieder löschen)

Medusa

Neuer Benutzer
12. Dez. 2002
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Mein Beitrag wurde versehentlich gelöscht. Ich probiere hier noch mal mein Problem zu schildern, versuche mich verständlich auszudrücken und hoffe, wir können unsere Diskussion hiermit wieder aufnehmen. Über Eure Antworten habe ich mich sehr gefreut, sie waren mir wichtig!

Einige von Euch haben mich um genauere Fakten gebeten. Ich kann diesem Wunsch nur soweit nachkommen: ich bin eine Frau, 32 Jahre alt, noch kinderlos, gut ausgebildet, mit Interesse beschäftigt und glücklich liiert (sic!), doch unglücklich verliebt in einen (signifikanten) Anderen.

Das heisst: ich empfinde die allergrösste Liebe, die mir je passiert ist und sie wird nicht erwidert. Diese Liebe hat mich begeistert, obwohl sie einseitig war, denn sie hat mir und somit sich selbst genügt. Es war mir, als hätte ich eine Ewigkeit auf diesen Typ gehofft, auf einen, von dem ich nichts will und dennnoch alles. Ich habe geschrieben: "ich war voller Leben, Lust und Leidenschaft, doch ohne Angst und Ansprüche", daran kann ich mich noch erinnern. Während mehr als einem halben Jahr liebte ich also einen, der mich nicht liebt und ich war recht zufrieden damit. Das gab mir (es war zauberhaft) ein Gefühl der emotionalen Sicherheit. Ich wollte, dass es ihm gut geht, ich wollte ihn nicht mit meinen Abgründen (That deep, romantic chasm which slanted down the green hill -- Coleridge) nerven und habe meine Liebe leicht aussehen lassen.

Am vergangenen Dienstag ist mein Herz gebrochen (krack!). Ich habe geschrieben, es hätte sich "aufgelöst", ich hätte mich selbst aufgelöst. Wir sassen in einem Restaurant und er sagte einfach: "...seit ich Dich kenne, fahre ich sehr viel häufiger in die Ferien". Meine Gedanken stürzten in sich zusammen, wirbelten durcheinander, rasten ins Leere und das ging etwa so: er fährt mit seiner Freundin in die Ferien und wird nie mit mir in die Ferien fahren wollen, was ich bedauerte, nein, ich war bestürzt, entsetzt, erledigt! Es stört ihn, dass ich ihn liebe. Dieser blöde kleine Satz mit den Ferien dokumentiert, wie weit ich von ihm entfernt bin. Ich weiss das, will es aber einfach nicht haben. (Did you stand by me? No, not at all. -- Clash, Train in Vain), wie der Musiktherapeut, der mir auf den gelöschten Beitrag geantwortet hat und dessen Namen ich leider vergessen habe, sagen würde). Und ich habe im gelöschten Beitrag geschrieben, dass ich mich fühle, als sei ich in einem anderen Universum. (Ich habe, voller Illusionen, an die "Many Worlds" von Everett gedacht, von denen er so gerne spricht). Seine Welt ist anders: reich und süss. Meine ist platterdings ohne Hoffnung.

Ich bemitleide mich selbst und verachte mich. Ich ergründe meine wahren Wünsche (wie mir ein anderer Forenschreiber geraten hat): ich will bei ihm sein und verabscheue mich deshalb. Ich will meine widersprüchlichen Gefühle (this funny thing called love -- Frank Sinatra) mit ihm teilen, aber verzweifle dabei und weil ich verzweifle (echt! ich verzweifle!!) bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch ich selbst bin ("es gab mir ein Gefühl der emotionalen Sicherheit", siehe oben).

Es ist leider so paradox, wie mir zwei Schreiberinnen (auch an deren Nicknames kann ich mich nicht mehr genau genug erinnern) mitgeteilt haben: ich kann ihn erst vergessen, wenn ich ihn vergessen will und vergessen will ich ihn erst, wenn ich ihn nicht mehr liebe. Ein bösartiger Ablauf (ein Teufelskreis), ich muss mich folgerichtig "entlieben" am besten so einfach, fast schon naturnotwendig, zufällig, ätherisch, eben so, wie man sich halt verliebt. Geht das? Soll ich mich vielleicht doch lieber an ihn klammern, heulen und schreien: "meine Tränen füllen einen See, in dem ich mich ersäufen will (mit Gewichten an den Füssen)"?

Medusa

 
hallo medusa,

ich habe meinen besten freund etwa 1.5 jahre geliebt, obwohl er in einer glücklichen beziehung war. (ich schreib mit absicht "geliebt" und nicht "verliebt", weil es mehr war als verliebtheit.) er hat nie was von meinen gefühlen gewusst, und ich war einfach nur happy in seiner nähe zu sein, ihn jeden tag sehen zu können, projekte an der uni gemeinsam bearbeiten zu können. seine freundin war sehr eifersüchtig auf mich, aber ich weiss, dass er nie was von meinem gefühlen gemerkt hat und ich hätte mich auch nie zwischen die beiden gestellt, weiss ich gewusst hab, wie sehr er sie liebt.

naja, irgendwann sahen wir uns nicht mehr täglich, fingen mit unseren jobs an, hatten neue freunde und ich hab mich in jemanden verliebt. ich lieb den andern menschen zwar immer noch, aber es ist mit der zeit immer dumpfer geworden...

kannst du das nachvollziehen?

bella

 
Hallo, Medusa,

ich kann einiges nachvollziehen, anderes nicht. Zunächst einmal - sozusagen als Einführung - empfinde ich das Gefühl, dass meine Liebe nicht erwidert wird, als äußerst unangenehm. Ich nehme aber zur Kenntnis, dass das nicht so sein muss.

Dennoch verstehe ich nicht, was sich geändert hat durch seine Bemerkung? Wenn Dir Deine nicht erwiderte Liebe genügt hat, hat sich zwischen vorher und nachher nichts geändert, denn Du brauchst ihn ja eigentlich nicht. Irgendetwas ist falsch, nach meiner Meinung (s.o.) das Vorher. Warum hat es sich geändert? Daraus bin ich nicht ganz schlau geworden.

Desweiteren verstehe ich nicht, dass Du Dich verachtest. Selbstmitleid, OK. Das verstehe ich. Aber Verachtung, Verabscheuung? Das kann ich nicht nachvollziehen.

Liebe Grüße

der Bär

 
Liebe Medusa,

unerwiedertes Verliebtsein.Bei Dir ist es etwas anders als bei den meisten, weil Du sehr stark reflektierst, was passiert, aber Du hältst trotzdem weiter daran fest und gleizeitig suchst Du einen Ausweg. Das klingt erstmal paradox. Aber ich habe dazu eine Idee, mal sehen, ob Du etwas damit anfangen kannst. Ich glaube, das unerwiedertes Verliebtsein auf ein Problem mit dem eigenen Selbstwertgefühl zurückzuführen ist.

Du schreibst, das Du Dich verachtest. Das bedeutet, das Du Dich nicht achtest!?

Du fragtst, wie Du Dich entliebst. Ganz einfach: Liebe!

Liebe Dich selbst! Gehe liebevoller mit Dir selbst um! Sei verständnisvoller, liebevoller und großzügiger zu Dir. Achte Dich!

Liebe Medusa, ich habe ähnliches vor kurzem erlebt und ich gehöre zu den Menschen, die daran glauben, das was einem passiert im Leben, alles, alles, alles einen Sinn hat, auch wenn es manmal nicht klar ist, welcher Sinn das sein könnte. Durch eine kurze, unglückliche (weil einseitige) Liebe habe ich gelernt, mich selbst zu lieben. Jetzt weiß ich auch warum ich ihn getroffen habe. Als ich Deine Geschichte las, musste ich daran denken, was mir diese Liebe gegeben hat. Ich wünsche Dir, das Du auch das Glück hast die Erfahrung zu machen, das man eine Liebe nicht überwinden muss sondern auch verlagern kann.

Alles Liebe wünsch ich Dir! Anna

 
Bella, Bär und Anna, ich danke Euch ganz herzlich für Eure guten Antworten! Ich werde im Folgenden zurück- und weiterschreiben.

@Bella

Ja, ich kann das nachvollziehen. Du beschreibest, was ich mir wünsche: das es "mit der Zeit dumpfer" wird. Ich möchte mehr Gelassenheit. Gelassenheit ist übrigens etwas, dass das Objekt meiner (sinnlosen) Liebe von mir zu fordern scheint. Er ist stoisch (bedürfnislos, abgeklärt) bezüglich Liebe und dergleichen und liebt mich nicht, er liebt sehr wahrscheinlich jemand anderes. Letzteres wühlt mich auf, lässt mich im Ungewissen. Unergründlich für mich ist, dass ich mich nicht damit begnügen kann, dass die Zeit für mich arbeiten könnte (niemand, das klingt pathetisch, aber nicht mal die Zeit scheint auf meiner Seite zu stehen): es wird eben immer schlimmer.

@Bär

Ich nehme (bestürzt) zur Kenntnis, das sich etwas geändert hat durch seine Bemerkung. Ich weiss aber nicht was. Ich verstehe es natürlich auch nicht (darum habe ich überhaupt diesen Beitrag geschrieben) und kann nur die Symptome schildern, die Ursachen dieser Veränderung kenne ich jedoch nicht. Ich vermute mittlerweile, dass "Angst und Ansprüche" aufgetaucht sind. Deine Nachfrage hilft mir, darüber nachzudenken: es gäbe für mich im Moment nichts Schöneres, als mit ihm in die Ferien zu fahren. Ich will nichts intensiver (nichts mehr), als bei ihm sein, ich will, dass er bei mir ist! Seine Bemerkung führte mir vor Augen, dass ich angefangen habe ihn zu brauchen und ihn zu wollen. Ich projiziere meine Zuschreibungen, Zuweisungen und Zuwendungen auf ihn wie auf eine Leinwand. Aber diese Leinwand reflektiert nichts, sie verschlingt alles. Ich hatte eine grosse Liebe, die sich selbst genügt. Mit den Ansprüchen verschwindet die Genügsamkeit. Ich will, dass diese geliebte Leinwand (oje, die Sprachbilder werden windschief: der Typ ist zwar recht breit und von bleicher Hautfarbe, doch das ist nun auch wieder übertrieben :) wenigstens ein Bild (nur ein klitzekleines Bildchen, bitte!) zurückwirft. Ich sehne mich plötzlich ganz grauenhaft danach!

@Anna

Du verlangst äusserst viel von mir, aber Du hast recht! Ausserdem ist Dein Nickname so witzig, so passend, dass ich für einen Moment vergessen habe mit meinem Schicksal zu hadern. Analyse ist eine Form der Spiegelung (Reflexion) und gleichzeitig eine Bezeichnung für Zerlegung. Wie Du siehst, bin ich vielleicht manchmal in der Lage, mich selbst zu reflektieren und zu zerlegen. Ich werde aber nicht mehr gespiegelt, daher kann ich mich nicht selbst verorten, geschweige denn selbst betrachten, beachten, also achten und sehen und dann sogar lieben. Ich habe die Tendenz mich auseinander zu nehmen ("mein Herz hat sich aufgelöst, ich bin aufgelöst"), werde aber nicht wiederhergestellt. Ich bin so verzweifelt, weil ich nicht in der Lage bin, mich selbst zu lieben und mir selbst zu genügen, es ist genau das, was ich verloren habe.

Meine Geschichte wird weitererzählt:

Ich bin nicht so kompliziert, wie ich manchmal schreibe. Ich habe ihn (die "geliebte Leinwand") kennen gelernt und merkte, dass mich endlich einer versteht, also spiegelt und er tat dies so lange, bis ich ihm gesagt habe, dass ich ihn liebe. Das hat ihn sehr wahrscheinlich versteinert (darum nenne ich mich Medusa). Er hat mich danach nie mehr verstanden. Liebe -ich unterstelle ihm, dass er das denkt- ist für ihn ein etwas, womit er Andere und sich selbst nur unglücklich machen kann. Ich glaube, er hat miese Erfahrungen damit gemacht. Vielleicht hat er diese Dame(n) reich beschenkt mit all dem, was ich nun plötzlich so wahnsinnig von ihm wünsche. Er hat vielleicht dann nichts zurückbekommen ausser Ansprüche und hat sich in sich zurückgezogen. Vielleicht ist seine Freundin jemand ohne Ansprüche. Mein Anspruch ist nur ganz einfach: ich möchte, dass er mich spiegelt (wiedergibt) und würde ihm dafür alles geben, alles was er will, nichts mehr und nichts weniger. Für immer. Ich kann mit ihm nicht darüber reden: ich würde mich nur bei ihm vermarkten, verkaufen, mich ihm anpreisen. Ich will das nicht. Ich würde mich so nur noch mehr erniedrigen. Ich bin einfach verzweifelt und ohne Hoffnung. Das ist kein Startpunkt für eine Zeit, die für mich arbeiten kann und kein Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit mir selbst.

Korrigiert mich, holt mich da weg (herunter), es tut mir gut, mit Euch zu "reflektieren" ;-)

Gruss,

Medusa

 
OK, Medusa,

dann will ich die Postings reflektieren und eine Frage in die Runde zurückwerfen ;)

Du bist auf die von Anna und mir aufgeworfene Frage nach der Selbst- und Verachtung nicht eingegangen. Warum? Und nun schreibst Du, Du willst Dich nicht noch mehr erniedrigen. Wieso kommst Du darauf, dass Du Dich erniedrigt hast?

Liebe Grüße

der Bär

 
Hallo Medusa,

ich habe leider deinen ersten Beitrag nicht mitbekommen.

Einige Fragen drängen sich mir doch auf:

Bisher genügte Dir diese unerwiderte Liebe. Nun hat sich offenbar aber doch der Wunsch eingeschlichen, IHN nicht nur zu lieben sondern auch in irgendeiner Form zu "besitzen".

Warum reicht Dir das, was Du bisher hattest, nicht mehr aus?

So wie ich das verstanden habe, bist Du mit einem anderen zusammen. Also seid IHR beide nicht füreinander "frei". Wieso erwartest Du etwas von ihm, was Du anscheinend selbst nicht zu geben bereit bist??? Was bedeutet Dir dein Freund/ Lebenspartner?

Offenbar spricht dieser Mann (der, den Du liebst) Seiten in Dir an, die Du zwar von Dir selbst kennst, von denen Du aber zu glauben scheinst, daß Du sie nur durch ihn überhaupt erleben kannst. Ist das so? Du nennst ihn "Leinwand". Du projizierst also u.U. etwas auf ihn, was er gar nicht ist, nicht geben kann. Dich interessiert vielleicht gar nicht sein wahres "Ich" sondern nur das, was Du ihn ihn hineininterpretierst, was Du nie erfahren wirst.

Diese Unerreichbarkeit entfacht diese Gefühle in Dir; nicht der Mensch an sich.

Entlieben kann man sich sicher. Aber damit zerstörst Du auch die schönen Gefühle, die Du durch diese Liebe erlebst.

Wenn dein jetziger Partner diese Dinge nicht in Dir zum Leben zu erwecken vermag, ist er möglicherweise nicht der Richtige. Dir fehlt offenbar in dieser Beziehung etwas ganz enscheidendes. Und das glaubst Du, kann Dir nur dieser besondere Mann geben, den Du nie "bekommen" wirst...

Warum versuchst Du nicht, die Anreize, die Dir diese - offenbar heimliche - Liebe gibt, in deine Beziehung hinüberzuretten? Wenn das nicht funktioniert, solltest Du darüber nachdenken, in deinem Leben die Prioritäten anders zu setzen. Das was Du fühlst, ist wichtiger als Sicherheit oder andere Werte, die Du eventuell bei deiner Beziehung findest...

Das, was Du für diesen Mann fühlst, von dem Du sagst, daß Du ihn über alles liebst, sind DEINE Gefühle. Ich würde sie an deiner Stelle gar nicht abtöten wollen, denn dadurch spürst Du, daß Du lebst; daß Du Bedürfnisse hast, die Du vielleicht bisher einfach ignoriert hast...

Er - so wie DU ihn dir vorstellst - ist ja sowieso zu einem großen Teil dein Traumprodukt. Geht es Dir wirklich um den Menschen an sich???

Tina

 
@Tina

Es geht mir um diesen einen geliebten Menschen für sich, nicht um den Mensch an sich. Mit der schiefen Metapher "Leinwand" gebe ich ja auch zu, dass er, so wie ich ihn liebe, auch ein Konstrukt von mir ist. Gleichzeitig überrascht mich dieser Mensch auch immer wieder und er hat etwas in mir ausgelöst, etwas Undefinierbares, das ich ihm mit Liebe beantwortet habe. Zu lieben ist das Schönste, was es gibt! ("Geliebt zu werden ist manchmal langweilig, manchmal lästig" (das habe ich in meinem ersten Beitrag geschrieben)).

Ich bin (leider noch) nicht dazu gezwungen, mich zwischen zwei geliebten Menschen entscheiden zu müssen (dies ist aber auch das Einzige, was mir bis jetzt erspart geblieben ist (ja blöd, es *ist* so theatralisch)). Ich würde mich, nach Überwindungen, für "die Leinwand" entscheiden. Ich bin also "zu geben bereit". Ich würde sehr viel geben und sehr viel zurücklassen und ich würde jemanden traurig machen (abscheuliches Bild: jemanden opfern auf dem Altar der neuen Liebe). Ich war auch sehr offen, habe meinem Partner aber nicht sagen können, wie sehr mich dieser andere geliebte Mensch berührt. Seht, ich bin mit 32, bald 33, relativ alt. Ich hatte zwei jahrelange, knietiefe Beziehungen: die eine, die mit meinem jetzigen Partner, dauert nun schon fast zehn Jahre. Ich kann und will treu sein. Ich kenn die Überlegungen von "frei" sein und "besetzt" sein, habe das auch schon mal von verschiedenen Seiten durchgemacht. Ich liebe meinen Partner immer noch. Wenn mir aber in meiner jetzigen Beziehung nichts "Entscheidendes" fehlen würde, hätte ich mich wohl nie so in "die Leinwand" verliebt. Ich habe nach diesem "Entscheidenden" gesucht, sowohl in mir selbst als auch bei meinem jetzigen Partner: da war nichts. Im Moment bin zu dieser Suche auch nicht wirklich in der Lage, denn ich weiss nicht, was das "Entscheidende" ist, ich weiss nicht, nach was ich suchen muss.

wieso ich mich verachte:

Ich verachte mich, wie sich ein Süchtiger verachtet: ich weiss, dass ich das Rauchen aufgeben soll, aber qualme immer noch wie ein Schlot. Ich verachte mich, weil ich "meine Liebe habe leicht aussehen lassen", nur um ihm zu gefallen. Ich finde mich zum Kotzen, weil mich dies alles so verzweifeln lässt (ich habe mir den halben Liquor Cerebrospinalis (das Zeug, in dem das Hirn schwimmt) aus den Augen geweint, ich bleibe der Arbeit fern mit der Ausrede, ich hätte eine Grippe und am Telefon habe ich auch ganz glaubwürdig getönt). Ich verabscheue mich, weil ich meine Gelassenheit und Konzentration einbüsse, weil ich nach meinem Herzen noch den Kopf verliere. Das schlimmste ist: ich hasse mich, weil er nichts an mir findet, was ihn an mich denken lässt (da haben wir wieder den mit der Reflexion). Ich bin nicht liebenswert.

Medusa

 
Liebe Medusa, Dein Nickname ist gut gewählt, Du wirkst versteinert und hart. Weil Du so wirken willst? Gibt Dir das Sicherheit? Du weißt nicht was an Dir liebenswert wäre und brauchst jemanden, der das kleine Funkeln findet und Dir den Weg dorthin zeigt?

Ich verstehe Dich so gut, Deine Worte hätten von mir sein können, noch vor ein paar Monaten. Ich habe durch den, den ich liebte einen neuen Zugang zu mir selbst gefunden, er hat mir in meinem Haus einen Gang geöffnet und einen Weg gezeigt in Räume, von den ich nicht wusste das sie da waren, dann hat er mich weggeschickt. Ich habe geweint, geweint, geweint. Und dann habe ich es gesehen. Ich habe mich auf den Weg gemacht und den Gang wieder gefunden und die schönste Erfahrung in meinem ganzen leben gemacht: Ich habe mich selbst getroffen. Ich sehe mich, ich spüre mich, ich bin gut zu mir. Medusa, Du kannst das was Du von ihm willst, nicht von einem anderen Menschen bekommen. Im ganzen Leben gibt es nur einen einzigen Menschen, der einem so etwas wichtiges und großes geben kann: dem kleinen Kind die Mutter, die ihm durch Wiederspiegeln zeigt, das seine Gefühle berechtigt und angemessen sind und es sich im liebenden Blick der Mutter wiederfindet. Den Rest müssen wir alle selber machen. Ich bin sicher, wenn Du damit anfängst, Dir selber zu begegnen, wird auch er Dich anders ansehen, weil er das liebenswerte an Dir sehen kann, wenn Du es selbst entdeckt hast.

Du wolltest wissen wie man sich entliebt. Du hast gerade die Chance etwas einzigartiges zu erleben. Sei gut zu Dir, gib Dir die ganze Liebe, die Du ihm gerne geben würdest.

Sag nicht Du kannst nicht!

Deine Anna Lüse

P.S. Wonach Du suchen sollst? Such doch mal nach den Zimmern, die Du noch nicht kennst und von denen Dir jemand mal erzählt hat, das es sie in deinem Haus geben soll. Das was Du suchst findest Du weder bei Deiner Beziehung noch bei Deiner Liebe. Das findest Du bei Dir.

 
Ich bin sehr froh über Deinen Beitrag, liebe Anna Lüse! Seit Stunden denke ich darüber nach, mit zunehmender Folgerichtigkeit. Im Ernst, ich bin Dir wirklich dankbar!

Meine Liebe hat mich "begeistert, obwohl sie nicht erwidert wird". Ich bin nicht jemand, der nur durch Bestätigung von aussen leben kann. In dem Moment, in dem mir das Herz gebrochen ist, habe ich mich tatsächlich verloren: "Angst und Anspruch" haben ihre Fratzen gezeigt. Und Anna, Du hast recht: ich reagiere mit Verhärtung, weil dies mir scheinbar Sicherheit vor Dingen gibt, vor denen ich Angst habe. Ich habe mich bereits leise "versteinert", als er mir gesagt hat, dass er mich nicht liebt. Und nun denke ich, ich habe mich in diesem Moment versteinert, als ich mich verliebt habe. Roland Barthes schreibt in ´Fragmente einer Sprache der Liebe´ über Angst (Winnicott interpretierend): " [Die Angst des Liebenden] ist die Furcht vor einer Trauer, die bereits stattgefunden hat, von Anbeginn der Liebe an, da ich hingerissen war. Jemand müsste sagen können: ´Haben sie keine Angst mehr, Sie haben ihn (sie) bereits verloren.´"

Liebe hat eine erotische Seite. Das macht sie mächtig und grausam. Mit der Sehnsucht nach Sinnlichkeit bedrohen mich die schmerzhaftesten Verletzungen. Wenn ich mir vorstelle, wie ich ihn umarmen und berühren will, wie er mir Lust machen könnte, wie zärtlich wir uns küssen könnten etc., schmerzt es wie Wunden von einem stumpfen Messer. Ich habe kein einziges Mal an Zärtlichkeit gedacht ohne selbstzerostörerischen Beigeschmack. Ich denke oft an ihn, an sein Gesicht und an seinen Körper und mein Körper reagiert mit dem physischem Schmerz der vermuteten Zurückweisung.

Ich weiss, niemand kann mich zu mir bringen, ausser ich selbst. Dem ist nichts mehr beizufügen. Ich sehe einen Widersinn: wieso kann mich etwas (ein Gedanke, siehe Abschnitt oben) so grauenhaft verwunden, wenn ich doch als Selbstschutz "zu Stein erstarrte"?

Medusa

 
Hallo Medusa,

ich kann sooooo gut nachvollziehen, was Du da durchmachst. Wenn ich Deine Geschichte so lese, ist es, als würde ich meine eigene Geschichte lesen. Mit dem Unterschied, dass ich ihm meine Liebe nicht gestanden habe... Ich liebe diesen Mann, wie keinen zweiten. Es ist nicht gut für mich und dennoch kann ich nicht anders. Er wird mir nie die Liebe entgegenbringen können, die ich für ihn empfinde. Für ihn bin ich nur die gute Freundin, die immer für ihn da, die ihn auffängt, wenn es ihm schlecht geht. Aber ich habe letztens einen schönen Spruch gelesen, der mir Kraft gibt weiter zu machen: Nur weil Dich jemand nicht so liebt, wie Du es Dir wünschst, heißt es nicht, dass er Dich nicht mit ganzer Seele liebt...

Medusa, die Situation wird erst dann wieder für Dich erträglich, wenn DU es zulässt. Ich habe mich damals dafür entschieden, weiter an der unerwiderten Liebe festzuhalten und habe mittlerweile gelernt damit umzugehen. Wie Du Dich entscheidest, ist allein Deine Sache. DU bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben, also tu das, was für DICH das Beste ist...

sternchen

 
Liebe Medusa, es freut ich, wenn Du mit meinen Überlegungen etwas anfangen kannst. Wie ging die Geschichte der Medusa eigentlich aus? Wie wurde sie aus der Versteinerung befreit? Aber egal wie es bei ihr war, Du solltest einen leichteren Weg wählen...

Du schreibts, das Du einen Widersinn darin siehst, das Dich etwas so verwunden konnte, wo Du doch zu Stein erstarrt bist. Deine Geschichte berührt mich, auch weil ich dadurch meine eigene gerade noch einmal reflektieren kann. In allem was ich hier sage steckt also auch ein Stück von mir!

Du schriebst,

Diese Liebe hat mich begeistert, obwohl sie einseitig war, denn sie hat mir und somit sich selbst genügt. Es war mir, als hätte ich eine Ewigkeit auf diesen Typ gehofft, auf einen, von dem ich nichts will und dennnoch alles. Ich habe geschrieben: "ich war voller Leben, Lust und Leidenschaft, doch ohne Angst und Ansprüche", daran kann ich mich noch erinnern. Während mehr als einem halben Jahr liebte ich also einen, der mich nicht liebt und ich war recht zufrieden damit. Das gab mir (es war zauberhaft) ein Gefühl der emotionalen Sicherheit. Ich wollte, dass es ihm gut geht, ich wollte ihn nicht mit meinen Abgründen (That deep, romantic chasm which slanted down the green hill -- Coleridge) nerven und habe meine Liebe leicht aussehen lassen.
Entweder hast Du über diese ganze Zeit Dich selbst verleugnet und verdrängt was wirklich in Dir vorgeht oder aber Du warst damals noch nicht versteinert, sondern im Gegenteil: Offen, beweglich, empfänglich. Die Versteinerung kam dann erst im Moment der vorweggenommenen Zurückweisung?

So oder so sehe ich da keinen Widersinn, es ist mehr die Frage, was in welcher Reihenfolge passiert ist. Kannst Du versuchen, Dich zurückzuversetzen in die Zeit als Du offen warst und glücklich voller Liebe ("die sich selbst genügte")?

Ich glaube Du solltest versuchen diese Empfindungen zurückzuholen, Sternchen hat Recht, Du darfst nicht dagegen ankämpfen. Liebe will zugelassen werden, sonst versteinert sie.

Hilfst Du mir mal? Wie ging die Geschichte der Medusa aus?

Lieben Gruß von Anna Lüse

 
*Tief luftholend*

Liebe Medusa,

vielleicht hörst Du mal auf in Deinem Selbstmitleid zu versinken, und versuchst zwischendurch zumindest andeutungsweise klare Gedanken zu fassen.

Du zitierst einen wunderbaren Satz: Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Sie haben ihn bereits verloren.

Du hast in diesem Falle nicht unbedingt ihn (Deine Leinwand) verloren, Du hast bereits jetzt sie (Deine Liebe) verloren!

In dem Moment seiner Aussage, er fährt seitdem er Dich kennt viel lieber mir seiner Freundin in den Urlaub als vorher, hast Du nichts weiter als Eifersucht empfunden und fühltest Dich zu tiefst verletzt. Verständlicher Weise.

Sei Dir sicher, dass Deine Gefühle und die momentane Stimmung nicht einzigartig sind! Viele allein hier aus dem Forum kennen es in zumindest ähnlicher Form!

Du schreibst, Du willst treu sein und bist es auch.

Ob Dein Lebensgefährte diese Aussage bestätigen könnte?

Große "Schuld" Deines Leidens ist meiner Ansicht nach Dein schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Und das wohl auch zu recht.

Kläre Deine Fronten und schau wieder nach vorn. Momentan siehst Du das Vorn nicht, da Du damit beschäftigt bist zu allen Seiten zu gucken.

Eine gute Reihenfolge des "Entliebens" ist:

Knicken - Lochen - Abheften

Gruß

Fly

 
@Sternchen

Ich möchte so gerne das tun, das sein, was für mich das Beste ist: ich würde ihn ja so gerne lieben wie zu der Zeit, als ich nicht eifersüchtig und voller Angst und Ansprüche war. Als der Selbsthass sich noch keinen Durchbruch verschaffen konnte, als es mich noch nicht zugeschnürt und niedergemacht hat, wenn ich mir vorgestellt habe, seinen grossen, wunderbar weichen Körper anzufassen. Ich bin eigentlich ein stabiler Mensch, jemand dem vieles gelingt, jemand der "Niederlagen wegsteckt", doch diese Hoffnungslosigkeit färbt ab auf mein Leben. Ich bin wirklich unendlich traurig, verstecke mich hier in gedrechselten Formulierungen und harten Zerlegungen und sonst in Arbeitswut, Schlaflosigkeit oder hinter Büchern.

Die Geschichte der mythologischen Medusa

Sie ist entsetzlich. Nicht sie ist versteinert, sondern sie versteinert andere. Ich habe hier nie auf der Mythologie herumgeklugscheissert, denn das würde uns vom Thema abbringen. Die schöne Version von Gustav Schwab (Sagen des klassischen Altertums) ist vollständig im Internet. Hier der Link: http://www.gutenberg2000.de/schwab/sagen/sch1119.htm

Und hier meine kurze Zusammenfassung:

Polydektes begehrt Danae. Danae hat einen Sohn der ihn stört: Perseus. Um ihn aus dem Weg zu schaffen, sollte Perseus dem Polydektes das Haupt der Medusa bringen. Medusa ist die einzige sterbliche Gorgone. Gorgonen sind grässliche, hässliche, abstossende Wesen mit Drachenschuppen, Schlangenhaaren, Hautflügeln und spitzen Zähnen. Wer die Gorgonen nur anschaut, versteinert auf der Stelle! Perseus, ein kleiner Draufgänger, freut sich, endlich ein Held sein zu können (Trainingslevel). Er machte sich auf den Weg mit der Hilfe der Götter Hermes und Athene. Diese führen ihn (Level 1) erst zu den Graien, das sind alte Schwestern der Gorgonen und teilen sich ein Auge und einen Zahn. Perseus erpresst sie, nimmt ihnen Auge und Zahn weg, bis sie ihm den Weg zu den Nymphen verraten. Die Nymphen (Level 2) schenkten ihm Flügelschuhe, eine Tarnkappe (aus Hundefell) und einen Beutel. Von Hermes bekommt er eine Sichel, von Athene einen Schild. So ausgerüstet gelangt er auf die Insel, auf der die Gorgonen hausen (Level 3). Dort benutzt Perseus den Schild der Athene als Spiegel, damit er die Gorgonen nicht anschauen muss und schlägt der schlafenden Medusa (Level 4) mit der Sichel den Kopf ab ab. Aus dem Rumpf der verstümmelten Medusa entspringt Pegasos, das geflügelte Pferd, und Chryasor, ein Ungeheuer. Perseus steckt den Medusenkopf in den Beutel und befreit auf dem Nachhauseweg noch Andromeda (aus Äthiopien) und nimmt sie zur Frau. Wieder angekommen, tötet er Polydektes (das eigentliche Endmonster), indem er ihm das Medusenhaupt zeigt, worauf dieser sofort versteinert. Game Over.

Die Medusa ist tot, so geht die Geschichte aus. Es ist nicht mal ihre Geschichte, es ist die Geschichte von Perseus und Andromeda. Es ist das "Adventure" eines jungen Helden, bei dem Polydektes der Boss der Bösen ist. Medusa ist nicht mal das. Andromeda ist die Trophäe.

Wer Medusa anschaut, versteinert auf der Stelle. Sie kann darum, selbstredend, auch nicht geliebt werden. Ihr Schutz ist ihre Hässlichkeit, sie ist absolut nicht liebenswert. Nicht dass ihr mich falsch versteht: ich bin keineswegs hässlich wie Medusa. Der Punkt ist der: Ich nenne mich Medusa, weil sie nicht geliebt werden kann, denn wer sie wirklich anschaut, der versteinert. Ich glaube, der den ich liebe, hat mich wirklich angeschaut. Medusa war sehr wahrscheinlich ein sehr trauriges, hoffnungsloses Monster.

Ich Danke Euch für Eure Antworten.

Medusa

 
Hallo Medusa,

mit Interesse verfolge ich Deine Ausführungen und die Antworten.

Deine Eloquenz und Phantasie läßt die Geschichte sehr anschaulich werden.

Gerade Deine Phantasie ist es, die Dich leiden läßt.

Du kannst Dir en detail vorstellen was auch immer Dich beschäftigt, sei es die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft.

Ich frage mich nur ernsthaft, wieviel Energie Du in diese Gedankenreisen steckst und wieviel auf der Strecke bleibt von Deiner "glücklichen Beziehung".

Nimm Deine Liebe als gedankliche Eskapade für Dich in Anspruch aber kehre in die Realität zurück, sieh Dir den Mann an, der morgens an Deiner Seite aufwacht und mit dem Du glücklich bist.

Und mach den Satz für Dich wahr, den Du selber gehört hast:

Seitdem ich Dich kenne, fahre ich viel öfter in Urlaub -mit dem Mann der mir zur Seite steht..

justine

 
Das Fiese an der Liebe ist, dass sich keine Grenze ziehen lässt zwischen Phantasie und Realität. Liebe, Sexualität und Freundschaft sehe ich nicht vom Standpunkt der Nützlichkeit, sie sind zum Beispiel keine Gesunderhaltungsmassnahmen (Werkzeuge zur Herstellung seelischen Gleichgewichts oder Maschinen zur Reproduktion der Arbeitskraft). Nützlichkeit wird oft mit Realität verwechselt. Realität ist mehr als das. Mehr als etwas, das einem zurückstreichelt oder das "zurückschlägt" (wie unerbittlich hart die Realität zurückschlägt!). Ich benötige keinen Mann, habe absolut keine Angst davor, alleine zu sein: ich habe noch kein Kind, das einen Vater braucht, ich bin noch nicht alt und brauche noch keinen Gefährten, den ich hinkend im Rollstuhl zur Ärztin schiebe. Ich bin nicht einsam, kann arbeiten, bin interessiert, will unabhängig sein.

Meinem Mann will ich das nicht antun: er ist nicht Fallback und Trost, sondern jemand Eigenständiges. Zum Glück basiert unsere Beziehung auf Freiwilligkeit, zum Glück will ich mit ihm zusammen bleiben, ich möchte sehr gerne, dass ich die Gefühle, die es zu einer wirklich "glücklichen Beziehung" braucht, wieder finde.

Ich habe viele Beiträge in diesem Forum gelesen. Einige haben mich berührt, gerührt, andere erschüttert. Ich stehe diesen Beiträgen sehr unbeholfen gegenüber, wüsste nicht was raten. Vieles dreht sich um diese entsetzliche Verzweiflung. Einsamkeit, Einseitigkeit, Wut, Verzerrung, Ungleichzeitigkeit, Panik, Kummer, Schmerz, Trauer. Schriftstellerinnen und Schriftsteller schafften es immer wieder, Verzweiflung über Hoffnungslosigkeit in Literatur zu überhöhen, manche schreiben dann sogar gute Bücher. Wir lesen das, nähren unsere eigene Verzweiflung und finden so Trost.

Verlassenen rät man: geh (aus Dir) hinaus, schau gut zu Dir und vielleicht liebt dich bald ein(e) ander(e)! Jenen, deren Liebe unerwidert bleibt, sagt man: da sind noch Milliarden anderer, jemand wird Dich vielleicht lieben, Du bist nicht alleine, Du wirst Dich wieder verlieben, vielleicht wirst Du glücklich, es liegt an Dir. Das sind nützliche Gebrauchsanweisungen, die Verzweifelte erden sollten. Aber Sinead O'Connor singt: "Nothing compares 2 u", Werther erschiesst sich, Friedrich (Wolfgang Koeppen) wird selbstquälerisch, etc.

Der Typ den ich liebe, hat mir empfohlen, nicht auf Liebe einzusteigen. Er hat mir dazu wunderbare Opperettenlyrics gemailt, hat mir vorgesungen (seine Stimme ist grauenhaft, doch ich liebe sie). Wir haben nie mehr darüber geredet. Der Typ hat oft recht, aber hier irrt er, er war zu spät mit seiner Fürsorge. <abheb> Die Liebe ist ein Text aus Gefühlen, die sich gegenseitig widersprechen. Ein Text ist ein Set (eine Menge, ein Haufen) von Dingen mit Bedeutung. Wenn Bedeutung in der Zeit abgearbeitet wird, wird es zu "Realität": es wird wirklich. "Das Gedachte und das Sein ist dasselbe --Parmenides" in der physikalischen Realität. </abheb>

Ich vermute, spekuliere: so lange meine grosse Liebe eine Gedankenreise war, war ich bei mir. Seit mir (schmerzlich) bewusst geworden ist, dass ich nicht, sehr wahrscheinlich nie, von ihm geliebt werde, begehre ich die Realität (mit samt der Implikation von: "let’s get physical"). Vorher wollte ich die Empfindungen, die ich für den geliebten Menschen habe leben, ohne dass sich etwas ändert: ich war glücklich. In der Realität gibt nicht nur Ursachen und Wirkungen, sondern auch Veränderungen. Anna Lüse hat mich darauf hingewiesen, die Gefühle aus der Zeit zurückzuholen, "als ich noch nicht versteinert war", als "die Liebe sich selbst genügte". Es war die Zeit, in der ich wollte, dass alles gleich bleibt, dass sich nichts verändert, nichts zur Realität wird. Jetzt will ich, das alles sich ändert. Ich will geliebt werden, zurückgeliebt, physikalisch.

Ist "Versteinern" gleichbedeutend mit "etwas zur Realität werden" lassen?

Medusa

 
Du stösst jeden Trost, jeden Beitrag, der versucht, Dir Verständnis entgegenzubringen, zurück. Du akzeptierst keine Hinterfragung sonder untermauerst nur Deine bitterschwarze Stimmung. Bitte sehr - kannst Du haben - paint it black!

Was erwartest Du denn eigentlich von uns?

Du kannst Dich jetzt weiterhin selbstzerstörerisch in der Pathologie Deiner sog. Liebe wälzen und über Literatur- und Opern-Parallelen sinnieren. :heulen:

Oder Du suchst mal nicht aussen, bei den anderen (was interessiert mich Werther?) sondern bei Dir. Und gestehst Dir ein, dass Du Dich in den Falschen verliebt hast. Und lässt die Trauer und das Loslassen-müssen zu. Tut auch noch genug weh, keine Angst, Du kannst Dich weiterhin in Emotionen suhlen. Aber es verspricht Hoffnung, auch wenn es lange dauert.

Noch zwei Überlegungen zu Deinen Postings:

1) "Seit er Dich kennt, geht er viel lieber mit seiner Freundin in die Ferien." Das muss ja nicht schlecht sein, Du interpretierst da einfach die schlechtest mögliche Variante in ihn hinein (statt zu fragen, wie er das genau meint). Vielleicht ist die Bekanntschaft mit Dir auch so anregend, dass seine Beziehung wieder aufgefrischt ist und er mehr Spass an den Ferien hat?!

2) Viele Männer, die einmal grösseren seelischen Schmerz erleiden mussten, gehen einem weiteren möglichen Schmerz aus dem Weg. D.h. sie vermeiden die Situation, dass ihnen jemand so nahe kommen könnte, dass sie ihm wieder Schmerz zufügen können.

 
@Indry

Ich habe keine der Antworten und Beiträge zurückgestossen, liebe Indry. Und ich schau bei mir. Ich bemühe mich sehr darum. Versteh mich richtig: ich sehe im Moment schwarz, zugegeben. Scheisse. Ich will nicht schwarzsehen, wirklich nicht! Es ist nicht so einfach abzustellen. Es geht darum herauszufinden, was ich zulassen will und kann. Ich will herausfinden, was ich überhaupt will. Ich glaube (immer noch), dass ich mich nicht in den Falschen verliebt habe. Das ist das Problem mit der Hoffnung. Ich bin hoffnungslos verliebt und Dein Trost ist mir wichtig.

Mein Schwarzsehen...

...geht mir selber auf den Keks! Ich lese meine eigenen Beiträge und denke: was für ein Scheissdefätismus, was für ein lautes Trübsalblasen ( :D ach, die Zensurkiste! Ich glaub's nicht, wäre nie draufgekommen, dieses Stück Software hat wirklich eine schmutzige Phantasie) was bin ich für ein trübsinniger, griesgrämiger intellektualistischer Trauerkloss! Wozu das alles, wenn ich doch, obwohl ich ihn kenne, seit ich ihn kenne, öfters fett snowboarden gehen könnte? Wieso nicht? Ja, wieso eigentlich nicht? Ich hasse mich für meine Schwarzseherei, darüber habe ich geschrieben.

Ich lese Eure Geschichten und schreibe hier meine. Dies ist das erste Mal dass ich Persönliches in ein Forum poste. Ich stelle meine Gedanken zur Disposition. Nehmt sie auseinander, ihr könnt mich auch auslachen, hätte wirklich kein Problem damit. Sagt Eure ehrliche Meinung, das erwarte ich von Euch. Ich argumentiere, um meinem eignen Problem auf die Spur zu kommen, um wieder klar und nicht mehr schwarz zu sehen.

Ihr helft mir sehr dabei! Ganz herzlichen Dank! Ich bin überrascht, wie viel Zeit ihr mir gebt mit Euren Antworten. Nochmals: Danke, vielen, vielen Dank! Ich freue mich auf weitere kritische, tröstende, verständnislose, zustimmende und ablehnende Antworten.

Medusa

 
Versteinern= nur noch den Teil der Realität wahrnehmen, der rational zu begreifen ist und alles was erweichen könnte ausklammern

Wennn ich gerade an Dich denke sehe ich jemanden in SW, Dir fehlt die Farbe, Die fehlen die Mitteltöne.

Wo ist diese andere Seite von Dir, während Du versteinert bist? Wann lässt Du sie wieder zu?

Indry hat Recht, Du hast Dich dazu entschieden alles in der negativ-Version zu sehen. Aber: Du könntest Dich doch jetzt umentscheiden, bewerte doch einfach alles um. Sieh es z.B. wie Indry vorschlägt als Kompliment, das Du einen solchen positiven Einfluss auf ihn und sein Leben hast. Freu Dich an dem was er Dir geben kann, statt zu betrauern, was Du möglicher Weise nicht von ihm bekommen wirst. Durch eine derart positive Haltung wird er sicher auch mehr geben können als unter den jetzigen Umständen bzw. Deiner jetzigen Art mit ihm umzugehen.

Ansonsten denke ich wir handeln hier alle auf freiwilliger Basis, entweder kannst Du mit dem was man antwortet etwas anfangen oder nicht. Meinetwegen kannst Du auch weiter in SW sehen wenn Du das gerade brauchst um an einen neuen Punkt zu kommen.

Ich habe hier in dem Forum einiges gelesen, was mir die Haare hat zu Berge stehen lassen und dachte manchmal, wie schwierig die Liebe sein kann, wenn man manches so gar nicht überblickt... An Deinem Beispiel sehe ich, das es aber auch nicht leichter sein muss, wenn man tiefer blicken kann, denn der See in den Du schaust ist so tief wie Du nun mal schauen kannst. In Deinem Fall nunmal ziemlich tief.

Alles Gute und ich wünsche Dir ein baldiges und sanftes Erweichen! Gruß, Anna

 
Hallo,

ich kann Dich in Deinem Verliebtsein gut verstehen, da ich auch gerade eine lange unerwiederte Liebe begraben habe. Es war jahrelang mein bester Freund und ich habe ihn geliebt, aber nie getraut es zu sagen, obwohl es genug Anzeichen dafür gab, daß er wohl auch auf eine gewisse Art mich geliebt hat. Als dann meine lange Beziehung mit meinem Ex kaputtgegangen ist bin ich dann auf völliges Risiko gegangen und habe ihn verführt. Und habe ihm danach meine Liebe gestanden, da sonst wohl niemals die Situation geklärt gewesen wäre. Er hat mich als Partnerin abgelehnt. Es tut weh, daß der Traum zerstört ist, aber gleichzeitig bin ich auch befreit und frei. Frei für mich und andere Männer. Oftmals ist klarheit das einzige, was weiterhilft. Der Schmerz dieser langen unerfüllten Liebe ist groß, doch ich weiß, daß Freundschaft erst danach wirklich möglich ist. Wenn der Schmerz der unerfüllten Liebe zu groß wird muß man auf abstand gehen und die Liebe begraben. Der andere braucht sie nicht. Wenn Du noch das Gefühl genießen kannst ihn zu lieben ohne, daß er es tut dann freu Dich darüber wenn nicht zerstöre es, Du wirst Dich wundern, daß Du letztendlich ihn dadurch nicht verlierst, aber Dich findest.

Alles Liebe und gib Dich nicht auf

Lolili