Wo ist der Wind ...

Schnuti

Erfahrener Benutzer
19. Mai 2003
209
0
0
Die beiden Gedichte waren eine Art Frage-Antwort-Gedicht zwischen meinem Mann und mir. Die "Frage" kam in einer traurigen Stimmung von mir, noch bevor ich meinen Mann kennenlernte. Die Antwort darauf ist von ihm - damit begann so ziemlich unsere Beziehung.

17 Jahre her .... habe den Zettel mit den Gedichten vor kurzem erst wiedergefunden ... man vergisst einfach zuviel Schönes im Laufe der Zeit ...

frage

wo ist der wind,

der durch dein haar strich

wo ist das meer,

das deine füße benetzte;

im sand aller länder

suche ich vergebens deine spur.

nur die rauschenden bäume flüstern noch deinen namen

und auch sie werden einmal gefällt.

antwort

lass mich der wind sein,

der durch dein haar streicht;

lass mich das meer sein,

dass deine füße benetzt;

und im sand aller länder

sehe ich unsere spuren.

selbst die bäume werden noch unsere namen flüstern.

und sie werden noch flüstern,

wenn es uns nicht mehr gibt.

 
Es ist Unsinn

sagt die Vernunft

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Es ist Unglück

sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz

sagt die Angst

Es ist aussichtslos

sagt die Einsicht

Es ist was es ist

sagt die Liebe

Es ist lächerlich

sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig

sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich

sagt die Erfahrung

Es ist was es ist

sagt die Liebe

(Erich Fried)

 
*smile* kenne ich auch... und immer wenn ich drüber nachdenke warum ich ihn liebe lese ich mir dieses Gedicht durch....

 
Gesetzt ich verliere dich

und habe dann zu entscheiden

ob ich dich noch ein Mal sehe

und ich weiß:

Das nächste Mal

bringst du mir zehnmal mehr Unglück

und zehnmal weniger Glück

Was würde ich wählen?

Ich wäre sinnlos vor Glück

dich wiederzusehen

(auch von Erich Fried. Wer noch mehr mag, dem kann ich das Bändchen: Erich Fried: Als ich mich nach dir verzehrte ... Liebesgedichte, aus dem Wagenbach Verlag, empfehlen. Einfach nur schön ...)

 
Dieses Gedicht ist so extrem wahr und es hat mir schon sehr oft geholfen... :rolleyes: Vor allem in letzter Zeit...

 
Schön, das zutreffendste Gedicht zum Thema Liebe auch mal woanders zu lesen als an meinem Kühlschrank - da hängt es nämlich schon monatelang und ermutigt mich jeden Morgen. :]

 
Khalil Gibran: Von der Liebe

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr,

Sind ihre Wege auch schwer und steil.

Und wenn ihre Flügel dich umhüllen,

Gib dich ihr hin,

Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert

Dich verwunden kann.

Und wenn sie zu dir spricht,

Glaube an sie,

Auch wenn ihre Stimme deine Träume

Zerschmettern kann

Wie der Nordwind den Garten verwüstet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt,

Kreuzigt sie dich.

 
600 km überwinden,

für einen Augenblick

mit Dir ...

Dich für einen Moment

einfach nur sehen,

fühlen, riechen, schmecken,

und berühren dürfen ...

Deine Augen leuchten,

sie lachen, verschmitzt,

zufrieden, glücklich

von ganz tief innen

leuchtet aus ihnen

das Glück und

Deine Liebe zu mir

Zürich im Frühling

Sonnenschein

glitzerndes Wasser

und Du.

Danke

für Dich

 
For You

I will be here for you

All I want is you

When I see your face

All the Angels are shamed

Lay with me beauty

Feel me close to you

Take my hand to you

Touch you softly. Your warm skin

All I ever wanted

I have, I need never wish again

You are heaven sent

 
Für S.

Der du meine Wege mit mir gehst,

Jede Laune meiner Wimper spürst,

Meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst –

Weißt du wohl, wie heiß du oft mich rührst?

Wenn ich tot bin darfst du gar nicht trauern.

Meine Liebe wird mich überdauern

Und in fremden Kleidern dir begegnen

Und dich segnen.

Lebe, lache gut!

Mache deine Sache gut!

(Joachim Ringelnatz)

 
Ist alles stumm und leer;

Nichts macht mir Freude mehr;

Düfte, sie düften nicht,

Lüfte, sie lüften nicht;

Mein Herz so schwer!

Ist Alles so öd' und hin;

Bange mein Herz und Sinn;

Möchte, nicht weiß ich was;

Treibt mich ohn' Unterlaß,

Weiß nicht, wohin!

Ein Bild von Meisterhand

Hat mir den Sinn gebannt;

Seit ich das holde sah,

Ist's fern und ewig nah,

Mir anverwandt.

Ein Klang im Herzen ruht,

Der noch erquickt den Muth

Wie Flötenhauch ein Wort,

Tönet noch leise fort,

Stillt Thränenfluth.

Frühlinges Blumen treu

Kommen zurück auf's Neu;

Nicht so der Liebe Glück,

Ach, es kommt nicht zurück -

Schön, doch nicht treu!

Kann Lieb' so unlieb sein,

Von mir so fern, was mein?

Kann Lust so schmerzlich sein,

Untreu so herzlich sein?

O Wonn', o Pein!

Phönix der Lieblichkeit,

Dich trägt dein Fittig weit

Hin zu der Sonne Strahl,

Ach was ist dir zumal

Mein einsam Leid?

Karoline von Günderrode

(1780-1806)