Wort-Fetzen von einer zerfetzten Seele... (von mir)

Agrinor

Neuer Benutzer
10. Mai 2013
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opfer an den tiefenvater

ich stehe vor dem abgrund

und nebel sehe ich, nur nebel

ich sehne mich nach seiner nähe,

nach seiner lichterlosen tiefe.

unsichtbar gähnt eine kluft,

vom nebel ganz verborgen,

und doch so nah, da unten.

alleine stehe ich, alleine,

wiederum alleine vor der grube.

soll ich in den unsichtbaren schlund mich werfen?

ein opfer für den tiefenvater?

hinab nur in die nebelschlucht,

wo mich gnadenvoll umfangen

die dunklen Schatten?

O dass sie mich zu sich zögen!

In die Tiefe, in das Grab.

Dass sie mich erstickten und mein Leben endeten,

nie mehr tageslicht, nur ewige nacht.

die würgeschlange

die würgeschlange, siehst du sie nicht?

sie umarmt doch ihre opfer auch, genauso

wie die liebenden ihre liebsten.

und doch presst sie ihnen das leben aus dem leib

und begräbt ihre seelen unter qualen.





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der felsen und der fluss

es waren einmal ein felsen und ein fluss. der felsen liebte es, wie der fluss seine steinernen füsse kitzelte und sich neckisch an ihm entlangschlängelte. eines tages sprach der felsen zum fluss: "ich liebe dich und will dich behalten." der fluss antwortete: "behalte mich und fliess mit mir." traurig sah der fels, dass sich sein schweres gestein nicht einfach mitschwemmen liesse im leichtfüssigen strom des flusses. der fluss aber sagte: "sei nicht traurig felsen, denn ich liebe dich, ich weiss, wie du mir folgen kannst, damit wir zusammenbleiben immerdar." und als er so gesprochen hatte, riss er ein klein wenig von des felsens seite ab mit seiner flut und es schwamm damit weg und - versank darin. der felsen stand aber noch immer, und sprach: "ich liebe dich, fluss. ich liebe dich! aber schau, immer noch stehe ich hier." und der fluss antwortete ihm: "sorge dich nicht, meine flut trägt dich schon weg." und wieder fielen teile vom felsen ab unter der heissen flut und wurden vom fluss weggeschwemmt - und versanken in seinem reissenden schoss. spät erst, sehr spät, erkannte der felsen: "der fluss, den ich doch liebe, trägt teil für teil von mir ab und schwemmt es fort, aber es versinkt in seinem schoss. aber wenn er das immer weiter tut, dann bin ich kein felsen mehr, sondern nur noch versunkene brocken, abgetrennt von meinem wesen, nur ihm, dem fluss zuliebe." und da sah der fels, dass seine liebe und dass die liebe des flusses keine heilsame war, versuchte er, den fluss zu verändern und sprach zu ihm: "ich liebe dich, fluss, ich liebe dich. aber sieh doch: so verliere ich mich in deines schosses tiefen, bis ich kein fels mehr bin. wenn du zum see wirst, kann ich in dir weilen immerdar." der fluss aber antwortete: "ich liebe dich auch, felsen. aber schau: ich muss fliessen, sonst bin ich kein fluss mehr, und ein see kann ich nimmer werden." so trennten sich der fels und der fluss und ihre liebe war nurmehr gram.





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leere

leere, grenzenlos und unumwunden

bildet meinen innern kern,

tiefe, klaffe seelenwunden,

nachthimmel ohne jeden stern.

darin pocht, in dieser stille,

mein altes, trübes herz,

darin pocht's, fast ohne wille,

nurmehr ohnmacht fühlt's im schmerz.

warum ist liebe so ein leiden,

wieso verwandelt sie sich oft,

wieso kann sie nicht einfach bleiben,

in ihrer süsse, unverhofft,

warum wird sie nur so oft zum zwang

und verliert des tanzes wilde?

wieso verklingt ihr süsser klang

und verblasst ihr frühlings-bilde?

ich vermisse dich, unser gemeinsamer weg ist zuende.

 
schuld

schwer wie lastende wolken

wiegt das gefühl der schuld

die du mir aufgelastet hast.

du sagst: ich lasse dich hängen

ich hätte ja alles, du hättest nichts.

alles, was ich habe, hatte ich mit dir geteilt

und jetzt ist alles, was ich habe, mit dir durchzogen.

und überall fühle ich schuld, unverzeihen, schlechtes gewissen.

ich will diese gefühle nicht, denn ich wollte nicht, dass es zuende ist.

doch so geht es nicht weiter.

liebe darf nicht schuld sein.

ring

du wirfst es mir nun vor,

dass ich dir den ring geschenkt,

weil ich dich liebe.

dir heisst der ring: gleicher wille, gleicher weg, gleiches fühlen.

bündelung der liebenden zu einem wesen.

mir heisst der ring: gemeinsames umhegen und verschiedenes zulassen.

auch aus der ferne freudig sicher fühlen, wen man liebt.

 
furcht

einst lernt ich dich in liebe kennen,

wir teilten freude und auch leid,

doch jetzt fühle ich furcht vor dir,

wie ich sie noch nie empfunden.

ich treffe dich, um dir zu geben,

was du bei mir gelassen hast.

ich treffe dich, um dir zu sagen,

was du in mir gelassen hast.

ich trage furcht in mir

denn ich weiss, dass du mich

nicht verstehen willst,

nicht verstehen kannst vielleicht.

es tut mir leid, dass all die monate

des zusammenseins

mir nun zur bittren galle

und zu seelenqualen werden.

warum warst du am anfang noch so frei,

so wild und ohne jeden zwang?

warum wurdest du so über-fordernd,

so zwingend, befehlend und verständnislos?

ich liebe dich, aber ich will die furcht nicht.





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grab

ich stand an den gräbern meiner ahnen,

auf dem friedhof, oben auf dem hügel.

ich sprach zu ihnen, den hingeschiedenen,

und sie sprachen zu mir, ohne worte.

ich sagte: ich neide euch eure ruhe,

die stille, die euch sanft umgibt,

und einen augenblick lang fühlte ich,

wie sehr sie mich lieben, die toten.

und ich fühlte die versuchung,

mich zu ihnen zu begeben - nur ein einziger schritt vor,

hinab ins grab, ins kalte ihnen folgen,

um ihren frieden zu teilen.

leidenschaftsloser leichnam lieber

als seelengepeitschter lebendiger.





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sehn-furcht

ich sehne mich nach dir

doch fürchte ich dich.

ich sehne mich nach deiner nähe

doch fürchte ich deines fleisches wärme

ich sehne mich nach deinen augen

doch fürchte ich ihren kalten hass

ich sehne mich nach deinem lachen

doch fürchte ich seinen hohn

ich sehne mich nach deinem mund

doch fürchte ich seine verurteilung

ich sehne mich nach deinen händen

doch fürchte ich ihre abweisung

ich sehne mich nach dir

doch fürchte ich dich.