Nichts was bleibt

Blinded_Soul

New member
07. Okt. 2016
49
4
0
Aufgrund einer Krise überwinde ich mich jetzt und möchte ich hier nochmal in einem eigenen Thread den Grund schreiben warum ich dieses Forum gesucht habe. Ich sehe im Moment keinen Ausweg mehr, meine Gedanken machen mich verrückt und ich fühle mich komplett ausgehöhlt. Ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll. Es nützt nichts hier Details meiner aktuelle Situation aufzuzählen denn ich ich erkenne in Beziehungssachen ein immer wieder kehrendes Muster.

Bei mir endet Liebe jedesmal im Wahnsinn was vor einiger Zeit schonmal aufgrund einer Trennung in stationärer Behandlung resultierte. Ich bin bereits über 30, lebe in einer sehr schwierigen Familiären Situation und habe mich von der Familie weitestgehend abgegrenzt da ich feststellen musste daß durch den Kontakt krankhafte Verhaltensmuster ausgelöst werden - depressionen, tendenz zu trinken, Misstrauen und mangelndes Selbstwertgefühl. Meine Kernfamilie ist über die ganze Welt zersprengt und bis ins Mark zerstritten. Meine Eltern haben sich bei meiner Geburt getrennt und ich bin mit meiner Schwester bei meiner Mutter großgeworden. Alle beteiligten sind eigentlich einsam obwohl sie nicht voneinander lassen können und es herrscht ein uralter Rosenkrieg unter dem alle leiden. Die Beziehungen sind von MIssgunst und Neid geprägt und ich habe die Hoffnung auf eine klärende Aussprache schon längst aufgegeben da es keine Authentizität gibt. Mir scheint daß alles was an Kommunikation stattfindet eiskaltes Kalkül und Manipulation ist. Nach zahllosen Familientherapien und einzeltherapien sämtlicher Mitglieder und der kompletten Pallette an Problemen wie Magersucht, sexuellen- und Gender-issues, Spiel- und Drogensucht sehe ich keinen Sinn darin Kommunikation zu suchen sondern will mich einfach nur abgrenzen und auf eigenen Beinen stehen.

Aber alles holt mich ein sobald ich mich in eine Frau verliebe. Spätestens wenn mich dann wieder jemand aus meiner Familie kontaktiert flaut das erste hochgefühl ab und ich durchlebe eine tiefe Krise wo mich Probleme heimsuchen die ich seit meiner Kindheit habe. Auch wenn ich mich abgrenze und auf die Kontaktaufnahme nicht reagiere so hat meine Familie doch einen sechsten Sinn dafür wenn ich mich einer Frau auch nur nähere. Ich fühle mich plötzlich wie ausgewechselt, werde nervös und abweisend, alles ist anders und ich habe das Gefühl daß ich keine emotionale Basis bieten kann und habe Angst daß sich die Frau bei mir ungeliebt und unwohl fühlt. Auch sexuell ist dann plötzlich alles anders, sex wird lustlos und langweilig und ich kann mir nicht vorstellen daß ich es je wert wäre zurückgeliebt zu werden. Früher war es noch oft so daß mich Familienmitglieder zu den unpassendsten Zeiten angerufen haben - Beim romantischen Essen, beim Kuscheln oder kurz vor dem Sex. Was sie taten überschritt zeitweise die Grenze zum stalking. Da wurden nummern und Adressen herausgesucht und Fenster still aus dem parkenden Auto heraus beobachtet. Jetzt ist es etwas anders, da ich versucht habe da eine klarere Trennlinie zu ziehen und nach einiger Zeit wieder sporadisch Anrufe, E-Mails oder Treffen zuließ. Aber dennoch habe ich Bedenken vor einem erneuten, möglicherweise endgültigen Kontaktabbruch. Ich habe die Probleme mit dieser Familie verinnerlicht und manchmal ändert sich plötzlich mein gesamtes Denken, meine geistigen Ressourcen kreisen zum Großteil um die alten Geschichten aus Kindheit und Jugend und es fühlt sich an als würden Traumata wachgerufen. Ich kann mich dann unmöglich der Beziehung widmen, werde misstrauisch und depressiv, kann nicht schlafen und mein Fokus liegt auf allem was negativ ist. Die Frau in die ich mich verliebt habe scheint auch plötzlich ausgetauscht worden sein und ich sehe jemanden aus meiner Familie vor mir und ich weiß nicht wie ich den eigentlichen Menschen und die Basis die da war wieder herzaubern soll.

Meine gesamte Existenz wird vereinnahmt und ich fühle mich selbst nicht. Ich ziehe mich dann oft von selbst zurück und muss zusehen wie mein Liebesglück zerrinnt, denn das ist das einzige was ich außer hoffnungslos zu klammern tun kann. Meine Situation ist eigentlich keiner Partnerin zumutbar. Obwohl es Zeiten gibt in denen ich mich allen Anforderungen gewachsen fühle beeinträchtigen solche Krisen mein gesamtes Leben sosehr daß meine Beziehungen und auch mein Beruf darunter leidet und ich fast verzweifle. Die Emotionale Basis ist immer so zerstört daß es nichts gibt was bleibt.

Ich habe mir schon öfter professionelle Hilfe gesucht und bin in Therapeutischer Behandlung aber ich fühle mich dennoch so alleine mit diesem Problem. Ich habe niemand in der Familie der auf meiner Seite ist und für sämtliche Ambitionen in diese Richtung ist es zu spät, ich habe ein Leben, bin froh über meine bescheidene Wohnung und meinen Job auf diesem prekären Arbeitsmarkt, will Rechnungen bezahlen und vielleicht irgendwann sogar Glück in der Liebe finden und da ist einfach kein Platz für derartige emotionale Instabilität. Wieso zerstören manche Eltern ihre Kinder so, was ist das für eine Kraft?

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Toll dass du den Mut gefunden hast, uns dein Problem zu schildern.

Zu deiner letzten Frage: Alle Eltern sind auch Menschen und alle Menschen machen Fehler. Die meisten nur "kleine", so dass viele Kinder gestärkt und nicht zerschmettert aus ihrer Kindheit ins Erwachsenleben kommen. Aber es gibt auch Menschen, die aufgrund ihrer eigenen Vorgeschichte, ungünstigen Lebensumständen,  Krankheit nicht die Eltern sein können, welche das Kind gebraucht hätte. 

Die Situation ist nun so wie sie ist und du hast nur noch die Wahl ob du daran wachsen oder zerbrechen willst.

Ich finde es schwierig dir konkret einen Rat zu geben. Was ich mich beim Lesen gefragt habe, ist, ob nicht ein vollständiger Kontaktabbruch sinnvoll wäre? Es ist dein Leben und du darfst das tun, was sich für dich am Besten anfühlt und nicht, was für die andern gut wäre. Vielleicht wäre ein Kontakt zu einem späteren Zeitpunkt - wenn du stabiler bist - wieder möglich.

Ganz entfliehen können wir alle unseren Eltern nie, wir tragen ihr Erbe in uns; das Negative aber auch das Positive. Wichtig ist, dass du lernst damit umzugehen. Was meint denn dein Therapeut?
Danke für die Antwort. Ganz ehrlich: bei einem endgültigen Kontaktabbruch hätte ich Angst vor Konsequenzen. Meine Eltern verfügen beide über finanzielle Mittel und haben aufgrund ihrer beruflichen Laufbahn gute Kontakte zu diversen Institutionen. Ich vermute daß beide Eltern wege und MIttel haben mir gewissermaßen die Hölle heiß zu machen. Als sie zum beispiel erstmalig bemerkte daß ich mich von ihr abwenden will hat meine Mutter befürchtet daß bei mir Radikalisierungsgefahr besteht und bei einem Beratungsgespräch bei der Polizei meinen Namen genannt.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe mich vor langer Zeit entschieden kein Geld mehr von ihnen anzunehmen da ich darin die einzige Basis für einen nachhaltigen Kontaktabbruch sah. Im moment sehe ich keine Möglichkeit, eine längere Reise wäre ein Wagnis da ich Job und Wohnung aufgeben und sämtliche Ersparnisse opfern müsste.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, ein Jobwechsel findet bei mir ohnehin alle paar Jahre statt. Ich habe so oft schon überlegt ins Ausland zu gehen aber da ich bis auf Abi keine Ausbildung hätte ich da zuviel Existenzängste. Das scheint mir zu unerreichbar in meiner Situation.

 
Lieber Blinded_Soul

Wow.. da hast Du schön etwas mit Dir im Leben zu tragen. Ich finde es gut, dass Du hier nun Profil gezeigt hast und wir Dir vielleicht auch etwas helfen können und wenn es nur ist, dass wir ein offenes Ohr für Dich haben. Noch besser finde ich, dass Du Deine Probleme bereits therapeutisch angehst. Ohne professionelle Hilfe würdest Du - so denke ich - unter gehen.

Was den Kontakt angeht, so kannst Du das wirklich versuchen auf ein Minimum zu halten. Wie Matilda schon schrieb, kannst Du auch innerlich von Ihnen auf Abstand gehen, das wird Dir bereits helfen für Dich. Ich würde auch empfehlen, nur dann Kontakt zu halten, wenn Du Dich gut genug dafür fühlst und sozusagen gewappnet für die Eltern bist. Ob ein gänzlicher Kontaktabbruch sinnvoll ist, solltest Du für Dich entscheiden, aber Du bist auch nicht handlungsunfähig. Du kannst entscheiden, was Du zulässt und was nicht. Was Du persönlich an Dich ranlässt und was nicht. Leider nimmt man bei den eigenen Eltern meistens zu viel an, weil es ja eben die Eltern sind. Dennoch kannst Du das selbst regulieren.

Ganz allgemein empfehle ich Dir, an Deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. In Deiner Situation sicherlich nicht leicht, aber es ist machbar. Du kannst Dir selbst einen Wert geben. Wieviel Wert bist Du Dir? Schlichter gefragt: Liebst Du Dich?

Alles Liebe

Minusch

 
Danke für die Antworten. Ja, zumindest versuche ich zu lernen mich zu lieben, funktioniert nicht immer. Aber ich denke das ist nunmal eine Lebensaufgabe.

Leider kann ich es mir nicht aussuchen wann ich kontakt zu meiner Familie habe denn die Kontaktaufnahme erfolgt zum Großteil nicht aus eigener Initiative sondern geht fast immer von den anderen aus und das meistens in den unpassendsten Momenten.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zum Thema Kontaktaufnahme: es kam auch schon vor daß die Mutter auf meinen Wegen plötzlich hinter einer Ecke hervorspringt und mich begrüßt. Bei der Art wie sie das tat stellte sich mir gefühlsmäßig schon die Frage ob das wirklich Zufall war.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nun, bis zu einem gewissen Masse kannst Du es: Telefone kann man klingen lassen, Mails muss man nicht lesen. Aber ja, ausserhalb hilft da wenig. Vielleicht wäre ein Jobwechsel ins Ausland das Richtige für Dich. Gerade wenn Du es Dir schon länger überlegt hast. Unsicher zu sein ist normal und auch die Angst, zu versagen. Aber es ist auch ein Gewinn: man lernt neue Leute kennen, neue Umgebungen und neue Möglichkeiten. Wie sehr wünschst Du Dir dies? Ist es Dein Wunsch? Oder ist der Wunsch entsprungen, wegen Deinen Eltern?

Hast Du die Vorfälle dokumentiert, wenn Du wie beschrieben von Deiner Mutter "überrascht" wurdest? Evt. wäre es gut, wenn Du Dich rechtlich beraten würdest. Schliesslich bist Du ein erwachsener und eigenständiger Mensch, der Recht auf sein Privatleben hat. Dies auch so zu führen, wie Du es willst.

Ja, zumindest versuche ich zu lernen mich zu lieben, funktioniert nicht immer. Aber ich denke das ist nunmal eine Lebensaufgabe.
Es muss keine Lebensaufgabe sein, aber soweit bist Du offenbar noch nicht. ;)  Wie sieht es mit der Akzeptanz aus?

 
Danke. Es zieht mich gerade schwer hinunter hier über das alles zu schreiben aber es ist auch sehr befreiend.

Der Wunsch ins Ausland zu gehen geht schon von mir aus. Vielleicht indirekt von meiner Familie da der Abstand der Hauptgrund wäre. Ich bin relativ früh von zuhause ausgezogen und habe in dieser Zeit sehr viele Wohnungswechsel mitgemacht weshalb ich jetzt über ein einigermaßen ruhiges Leben froh bin. In dieser Zeit habe ich die Erfahrung gemacht daß man die gleichen Probleme auch überall hin mitnimmt wenn man sich nicht damit befasst.

Die Überlegung ob ich vom rechtlichen Aspekt als Stalking Opfer gelte hege ich schon länger. Der Tatbestand wäre möglicherweise schon da und vielleicht würde ihr das endlich klarmachen daß ich eigentlich noch ein eigenes Leben habe. Ich habe ihr bereits früher gedroht sie deswegen anzuzeigen vor allem weil ich damals bemerkt habe daß sie nicht nur mich sondern auch menschen die mir wichtig sind runterzieht. Sie hat diese Drohung aber erstmal ignoriert und ins lächerliche gezogen. Sie hat mir unisono mit ihrer Tochter schon als jugendlicher einreden wollen daß an Verfolgungswahn etc leide. Obwohl sie sehr hysterisch sein kann scheint sie in solchen dingen schon genau zu wissen was sie tut und wie weit sie gehen kann.

Beratung klingt gut aber außer der Polizei weiß ich keine Einrichtungen die in diesem Fall hilfe anbieten würden. Die meisten Einrichtungen sind für Kinder und Jugendliche und haben eher den Zweck zur Selbsthlife, außerdem spielen oft auch Kosten eine Rolle. Ich weiß oft wirklich nicht was ich denken, fühlen oder tun soll.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es ist ja auch kein leichtes Thema. Dennoch ist ein öffnen gut und kann Dir helfen. Du merkst es bereits dadurch, dass es befreiend ist.

Das ist vollkommen richtig. Deine Probleme nimmst Du überall mit hin und von daher bringt ein Wohnortwechsel nicht viel. Allerdings bringt Dir zumindest räumlicher Abstand etwas mehr Freiheit zu Deinen Eltern. Wenn sie allerdings genug Reich sind, wird's auch da schwieriger... Gibt es denn ein bestimmtes Land, wo Du hin möchtest oder ist es Dir egal. Was wäre Dein Traum (unabhängig von Deiner Familie)?

Rechtliche Beratung kannst Du auch bei einem Anwalt kriegen und ich würde auch zu einem solchen gehen. Versuche einen zu finden, der auf Stalking spezialisiert ist, dieser kann Dir auch genau aufzeigen, was alles Deine Rechte sind, was Deine Möglichkeiten sind und wo Rechtsverletzungen stattfinden/stattgefunden haben. Bist Du unsicher, wer da spezialisiert ist, kann Dir sicherlich die Polizei auch weiterhelfen. Diese hat ebenso Beratungsstellen oder weiss, wohin sie Dich schicken kann. Dass Deine Mutter Deinen Versuch ihr Grenzen aufzuzeigen ins Lächerliche gezogen hat, wundert nicht. Sie hat damit erfolgreich erreicht, dass Du Dich wieder klein fühlst und nicht für Dich einstehst. Lässt Du sie gewähren, in dem Du ihr zustimmst, dass Du ihr ausgeliefert bist, kommst Du nicht aus dieser Abhängigkeit heraus. Denn genau das ist es momentan noch: ein Machtverhältnis, in dem Du abhängig auf ihre Gnade bist. Lass nicht sie entscheiden, ob eine Beratung für Dich gut wäre oder nicht. Finde es selbst heraus. ;)

 
Danke nochmal für die Antworten. Mein Therapeut ist weitestgehend unabhängig, ein unbehelligter dritter quasi. Am besten wäre vielleicht eine Selbsthilfegruppe da habe ich mich auch bereits informiert. Es ist eben immer auch eine einfache Kostenfrage. Vielleicht werde ich das tun obwohl ich natürlich überlege ob ich die Energie nicht einfach anders aufwenden könnte, aber viele Versuche mehr aus mir zu machen sind an genau solchen Krisen gescheitert. Ich habe es jetzt lange Zeit so versucht und festgestellt daß ich dennoch nicht dahinkomme wo ich will. Mein Gefühl sagt mir einfach daß da etwas im argen liegt.

Ich habe respekt vor der Öffentlichkeit im Internet und schreibe aus Angst vor Cyber-stalking seitens meiner Familie sehr ungern über persönliche Dinge, aber vielleicht hilft es ja auch.

Ich werde es jetzt gut sein lassen für heute, mich zur ruhe begeben und wünsche euch eine gute nacht.

 
Es ist so verrückt mit einer emotionalen Ausgangslage wie dieser eine Entscheidung treffen zu müssen. Soll ich eine Beziehung beenden die möglicherweise auch von ihrer Seite schlechte Vorzeichen hat (Altlasten, Kinder etc...) nur um mich zurückzuziehen und eine ruhe zu finden die ich vielleicht so nie haben werde? Ist das zu narzisstisch? Wenn es ruhig ist, wenn alle dämonen schlafen dann kommt sie wie heiße Lava durchs Mark gekrochen, die tiefen Empfindungen, für die nur ein Wahnsinniger nicht kämpfen würde, dann wird alles wieder von Alltag und Sorgen verschüttet, und der Entschluss die Sache zu beenden scheint unausweichlich fest zu stehen. Ich weiß nicht weiter...

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Darf ich fragen, auf welcher Grundlage/Diagnose dein Therapeut mit dir arbeitet..? Ich meine da ein paar Sachen erkennen zu können, die meinen Sachen ähneln und fände es interessant, was bei dir der Ansatz ist.

Wirst du auch medikamentös behandelt?

 
Darf ich fragen, auf welcher Grundlage/Diagnose dein Therapeut mit dir arbeitet..? Ich meine da ein paar Sachen erkennen zu können, die meinen Sachen ähneln und fände es interessant, was bei dir der Ansatz ist.

Wirst du auch medikamentös behandelt?
Ich wurde während eines stationären Aufenthaltes vorübergehend medikamentös behandelt, derzeit besteht kein Bedarf danach.

Die Grundlage ist der Leidensdruck aufgrund meiner Familie.

 
Hallo Blindet_Soul,

schön, dass du dich getraut hast.

Eventuell kannst du es mal mit einer Familienaufstellung versuchen. Das ist ne tolle Sache, und kein Familienmitglied muss dafür anwesend sein. Auch wird das öfters im absolut bezahlbaren Rahmen angeboten.

Mich wundert, dass deine Familie (vorallem Mutter so wie ich das rauslese) dir so viel Unbehagen und Angst einjagen kann. Was wäre denn, wenn du den Kontakt erstmal ganz einstellst? Das wurde vorher schon gefragt, ich weiß, aber ich kann mir da nicht vorstellen, dass solch schlimme Konsequenzen folgen können, auch wenn deine Familie nen Haufen Geld hat. Was wäre das Schlimmste? Dass dir der Geldhahn zugedreht wird oder du enterbt wirst etc.? Du bist genausowenig hilflos, wie andere. Darfst auch von Einstweiligen Verfügungen gebrauch machen usw. wenn es sein muss.

Die Gesprächsbasis suchst du ohnehin nicht mehr momentan.

Es kommt mir so vor, als würdest du dir nicht erlauben, anders zu denken als deine Mutter/ Familie. Als dürftest du nicht aus dem Bild raustreten, dass du nicht gut genug bist, etwas nicht wert bist, nicht kannst, etc. Dass das Unsinn ist, weißt du bestimmt. Nur nicht, wie du es annehmen kannst, oder?

 
Familienaufstellung rate ich DRINGEND von ab! Kann für jemanden, der bereits gefestigt ist, von einem seriösen Therapeuten angeboten, durchaus hilfreich sein, aber ich lese hier viel Instabilität und Hilflosigkeit heraus - da kann sowas verheerend sein; vor allem, da sich viele schwarze Schafe unter denen finden, die das anbieten (denn um das zu dürfen, muss man keinerlei Ausbildung durchlaufen haben!). Das ist ein tolles und mächtiges Werkzeug, genau deswegen auch mit Vorsicht zu genießen. 

Du warst also stationär. Wie lange, wo und warum? Gab es eine Diagnose im Arztbrief bei der Entlassung (müsste es meines Wissens nach eigentlich gegeben haben)? Welche Form von Therapie verfolgst du jetzt? Wie lange schon? 

Ich frage so spezifisch, um nicht unnötig ins Blaue vermuten zu müssen. Es kann natürlich auch sein, dass du gar nicht "richtig" (im Sinne von: auf dich abgestimmt/passend) behandelt wirst, gleichzeitig braucht jede Therapie aber auch Zeit, und bei deiner Thematik dürfte es einige Jahre in Anspruch nehmen. 

Falls du das nicht öffentlich Posten willst, kannst du mir auch eine PN schreiben.

 
  • Like
Reaktionen: Minusch
Mich wundert, dass deine Familie (vorallem Mutter so wie ich das rauslese) dir so viel Unbehagen und Angst einjagen kann. Was wäre denn, wenn du den Kontakt erstmal ganz einstellst?


Sie ist eine Furie. Ich habe bereits als jugendlicher miterlebt wie sie eingeheiratete Familienmitglieder oder Nachbarn die ihr nicht passten in den Ruin und sogar in den Tod getrieben hat mit ihrem stillen Terror. Sie ist von einem tiefen Haß gegen Männer und gegen glückliche Paare erfüllt, ist selbst seit über 30 jahren alleinestehend, war lange Zeit nur als Mutter für ihre Kinder da und hat es perfektioniert andere Menschen fertig zu machen. Das schlimme ist daß sie gegen Ende ihrer Karriere als ihre Kinder bereits älter waren sogar in einer relativ einflussreichen Position saß. Manchmal muss ich erkennen daß mein gesamter Lebensweg bislang nur eine einzige Flucht vor ihr war.

Ich kämpfe aber dennoch immerwieder mit dieser Überlegung daß die Familie das einzige ist was in einer Krisengeschüttelten Welt im Notfall Rückhalt bieten würde. Ich weiß es ist absurd denn daß ich als komplett gescheiterte Existenz zur Mutter zu Kreuze kriechen müsste wäre wahrscheinlich ihr Innigster Wunsch, aber dennoch möchte ich mich nicht komplett desillusionieren und feststellen müssen daß ich keine Rückzugsmöglichkeit mehr habe. Ich habe diese Ängstlichkeit vor der Welt selbst mit der Muttermilch aufgesogen und wehre mich mit aller kraft dagegen daß diese mich aufzehrt.

Was wäre das Schlimmste? Dass dir der Geldhahn zugedreht wird oder du enterbt wirst etc.? Du bist genausowenig hilflos, wie andere. Darfst auch von Einstweiligen Verfügungen gebrauch machen usw. wenn es sein muss.


Mit der Frage des Erbens habe ich mich auch beschäftigt - mein Vater hat schon wie ich 13 war ständig darüber gesprochen. Ich erwarte in dieser richtung nichts. Ich bin finanziell unabhängig und hoffe einfach nur inständig daß es so bleibt, daß ich meinen job behalten kann und meine Ziele verfolgen kann.

Mir stellt sich nur die frage ob ich mit meiner psychischen Krankengeschichte nicht eher den Eindruck eines verzweifelten verwirrten erwecken würde wenn ich tatsächlich zur Polizei gehen würde. Schließlich: wer zeigt schon seine eigene Mutter an?

Nur nicht, wie du es annehmen kannst, oder?


Ja bzw einfach damit leben lernen. Das ist ein sehr schwieriger und schmerzhafter Prozess.

Du warst also stationär. Wie lange, wo und warum? Gab es eine Diagnose im Arztbrief bei der Entlassung (müsste es meines Wissens nach eigentlich gegeben haben)? Welche Form von Therapie verfolgst du jetzt? Wie lange schon? 


Wieso fragst du so genau nach? Damals hatte ich als Diagnose Depressio wenn ich mich recht erinnere. Das wurde in einem standardisierten Testverfahren festgestellt. Ich habe meinen derzeitigen Therapeuten nicht gefragt nach welcher Methode er genau arbeitet. Ich habe erst kürzlich aufgrund meiner schwierigen Lebenssituation nach ca. 1,5 Jahren Pause wieder mit Therapie begonnen. Davor war ich mit kurzen unterbrechungen über gut 4 Jahre in therapeutischer begleitung.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wieso fragst du so genau nach?
Das hatte ich oben bereits beantwortet - um nicht raten zu müssen, um zu schauen, inwiefern deine Behandlung mittlerweile eventuell gefruchtet hat, ob du eventuell "falsch" behandelt wirst und was da eigentlich handfestes bei heraus gekommen ist. Mein Eindruck: bisher nicht so viel. Die Frage ist, woran das liegt - und damit spreche ich nicht von einem Versagen deinerseits.

Ich kenne beide Seiten des Therapeutendaseins und wundere mich ein wenig über zB fehlende Diagnose. Die Anamnese in der Klinik sollte aus mehr als einem standardisierten Tests bestehen, ebenso eine Diagnose durch deinen Therapeuten zustande gekommen sein - sonst hätte die Krankenkasse eine weitere Behandlung gar nicht genehmigen können/dürfen. Oder bist du Selbstzahler?

 
Das hatte ich oben bereits beantwortet - um nicht raten zu müssen, um zu schauen, inwiefern deine Behandlung mittlerweile eventuell gefruchtet hat, ob du eventuell "falsch" behandelt wirst und was da eigentlich handfestes bei heraus gekommen ist. Mein Eindruck: bisher nicht so viel. Die Frage ist, woran das liegt - und damit spreche ich nicht von einem Versagen deinerseits.

Ich kenne beide Seiten des Therapeutendaseins und wundere mich ein wenig über zB fehlende Diagnose. Die Anamnese in der Klinik sollte aus mehr als einem standardisierten Tests bestehen, ebenso eine Diagnose durch deinen Therapeuten zustande gekommen sein - sonst hätte die Krankenkasse eine weitere Behandlung gar nicht genehmigen können/dürfen. Oder bist du Selbstzahler?
Du siehst in meinem Einzelfall ein strukturelles Problem? Ich habe bereits Therapie auf Kasse als auch Therapie zum Studententarif beansprucht. Ich möchte da nicht zuviele Ansprüche stellen und bin Froh daß wir hier diese Möglichkeit überhaupt haben. Ich bin Laie auf diesem Gebiet und kenne die genauen Unterschiede der einzelnen Therapiemethoden nicht.

 
Ich kann dazu wann anders gerne noch etwas mehr Auskunft geben, ob nun hier oder per PN. Für heute bin ich allerdings erstmal müde und verschwinde ins Bett. :)