Nichts was bleibt

Ich kämpfe aber dennoch immerwieder mit dieser Überlegung daß die Familie das einzige ist was in einer Krisengeschüttelten Welt im Notfall Rückhalt bieten würde. Ich weiß es ist absurd denn daß ich als komplett gescheiterte Existenz zur Mutter zu Kreuze kriechen müsste wäre wahrscheinlich ihr Innigster Wunsch, aber dennoch möchte ich mich nicht komplett desillusionieren und feststellen müssen daß ich keine Rückzugsmöglichkeit mehr habe. Ich habe diese Ängstlichkeit vor der Welt selbst mit der Muttermilch aufgesogen und wehre mich mit aller kraft dagegen daß diese mich aufzehrt.


Es ist wichtig, dass Du Dir selbst Rückhalt geben kannst. Aber ich verstehe was Du meinst. Man wünscht sich, dass man nicht alles alleine bewältigen muss. Eine "Familie" bei der Du Rückhalt findest, muss nicht zwangsläufig diejenige sein, mit der man Blutsverwandt ist. Du könntest Dir Deine eigene Familie mit Freunden aufbauen oder eben auch Rückhalt bei Deiner Frau finden - wenn Du es zulässt. Noch hältst Du selbst an Deiner Geschichte und Deiner Vergangenheit fest. Das sollte aufgearbeitet werden und ich bin mir sicher, dass Wellenreiterin Dir gute Tipps geben kann, ob die Therapie stimmt oder nicht, die Du gerade hast. Oder wo Du da ansetzen kannst.

 
Ich schicke dir per PN mal den Link zu einer Seite, auf der die verschiedenen Formen von Therapien, die verschiedenen Schwerpunkte verschieden ausgebildeter Therapeuten und weitere Möglichkeiten aufgezeigt werden. Es wäre hilfreich zu wissen, wie dein Therapeut genau arbeitet, und an deiner Stelle würde ich mich nach einer Diagnose erkundigen, fragen, wie die Behandlung weiter gehen soll, usw. Hast du das schon mal gemacht? Ebenfalls wichtig: Schau mal in deine Unterlagen von der Entlassung aus der Klinik. Dort stehen meist sehr ausführlich Anamnese, Diagnose, usw., um eine weitere Behandlung möglich zu machen. 

Mich würde das an deiner Stelle - besonders bei der langen Behandlungszeit - interessieren, was da los ist und wo es hin gehen soll. Das sollte dein Therapeut so oder so immer mal mit dir abgleichen. 

Nachsatz: Vielen Menschen - gerade in Deutschland - geht es so, dass sie sich als Patient dem Arzt gegenüber "klein" fühlen und sich nicht trauen, zu widersprechen oder Forderungen zu stellen. Gerade dann, gerade in einer Therapie!, ist es jedoch wichtig, dass man eben aus dieser Opferrolle raus kommt - indem man fragt, sich selbst erkundigt, einen Ausblick haben möchte. Du hast jedes Recht dazu, danach zu fragen.

 
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Bei den Therapieansätzen kann ich nicht gut mitreden. Habe da zu wenig Erfahrung. Allerdings kenne ich viele alternative Ansätze, die ich nicht empfehlen würde, wenn es bei mir nicht geholfen oder was gebracht hätte.

Mit der Familienaufstellung (und natürlich habe ich angenommen, dass man sich einen seriösen Vertreter sucht) dachte ich, dass es eine gute Möglichkeit ist, deine Familiensituation aus anderer Perspektive zu betrachten und so auch Abstand zu gewinnen. Meine Richtlinie, was Seriösität angeht ist unter anderem diese, dass einem nicht vorgegeben oder eingeredet wird, was man zu glauben oder denken hat, sondern bestensfalls unterstützt wird, sich selber mehr zu erforschen. Das ist ohnehin ne spannende Reise.

Nichts was bleibt schreibst du. Vielleicht konzentrierst du dich auch mal auf die Dinge, die bleiben, anstatt die, die deiner Ansicht nach immer wieder verschwinden. Gibt es garnichts, dass für dich bleibt? Dann wäre dein Leben ja ein einziges Chaos. Dass du keinen stabilen Halt in der Familie spürst, ist ein wichtiger Faktor, der auch vielleicht nicht ausgeglichen werden kann. Aber Familie ist nicht das Einzige das Halt gibt. Wie oben schon jemand beschrieben hat, auch andere Menschen, Institutionen können und werden Halt bieten, wenn du bereit bist diesen anzunehmen.

Außerdem wirst du immer an deiner Seite sein, ob du dich nun magst oder nicht ;-).

Erzähl doch mal von den Sachen, die dir an dir gefallen!

Lg

 
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Bei den Therapieansätzen kann ich nicht gut mitreden. Habe da zu wenig Erfahrung. Allerdings kenne ich viele alternative Ansätze, die ich nicht empfehlen würde, wenn es bei mir nicht geholfen oder was gebracht hätte.

Mit der Familienaufstellung (und natürlich habe ich angenommen, dass man sich einen seriösen Vertreter sucht) dachte ich, dass es eine gute Möglichkeit ist, deine Familiensituation aus anderer Perspektive zu betrachten und so auch Abstand zu gewinnen. Meine Richtlinie, was Seriösität angeht ist unter anderem diese, dass einem nicht vorgegeben oder eingeredet wird, was man zu glauben oder denken hat, sondern bestensfalls unterstützt wird, sich selber mehr zu erforschen. Das ist ohnehin ne spannende Reise.


Das ruhige, geschützte therapeutische Setting ist oft einfach weg sobald ich an meine Familie denke. Ich beginne in Gedanken zu flüchten und fühle eine nervöse innere Anspannung aufkeimen. Diese geht nicht vom Kopf aus, die breitet sich vom Bauch über das Zwerchfell aus und lässt sich nur sehr schwer beruhigen. Da muss ich mich zurückziehen.

Nichts was bleibt schreibst du. Vielleicht konzentrierst du dich auch mal auf die Dinge, die bleiben, anstatt die, die deiner Ansicht nach immer wieder verschwinden. Gibt es garnichts, dass für dich bleibt? Dann wäre dein Leben ja ein einziges Chaos. Dass du keinen stabilen Halt in der Familie spürst, ist ein wichtiger Faktor, der auch vielleicht nicht ausgeglichen werden kann. Aber Familie ist nicht das Einzige das Halt gibt. Wie oben schon jemand beschrieben hat, auch andere Menschen, Institutionen können und werden Halt bieten, wenn du bereit bist diesen anzunehmen.

Außerdem wirst du immer an deiner Seite sein, ob du dich nun magst oder nicht ;-).

Erzähl doch mal von den Sachen, die dir an dir gefallen!

Lg


Wenn meine Familie mal wieder in mein Leben tritt, sei es weil einer der außer Landes geflüchteten zu besuch kommt oder weil die Mutter mich sehen will hat das oft gravierende Folgen. Ich tendiere dann in alte Verhaltensmuster zu fallen mit Sozialphobie und Minderwertigkeitskomplexen und einer generell ablehnenden Haltung allem gegenüber. Ich werde unsicher und verliere meine Authentizität. Da alle Sachen die mir gefallen eben auch einen großen sozialen Faktor haben wird das alles oft weggeschwemmt wie nach einer Sintflut. Da bleibt dann nur vielleicht Sport, sowie Radfahren und Musik hören oder Lesen.

Nachsatz: Vielen Menschen - gerade in Deutschland - geht es so, dass sie sich als Patient dem Arzt gegenüber "klein" fühlen und sich nicht trauen, zu widersprechen oder Forderungen zu stellen. Gerade dann, gerade in einer Therapie!, ist es jedoch wichtig, dass man eben aus dieser Opferrolle raus kommt - indem man fragt, sich selbst erkundigt, einen Ausblick haben möchte. Du hast jedes Recht dazu, danach zu fragen.


Genau das fehlt mir oft. Der Mut dinge auf einer menschlichen Ebene aufklären zu wollen und zu können bis die Dinge für mich klar sind, ohne Angst davor Naivität oder Verletzlichkeit zu zeigen oder Manipuliert zu werden. Das leben scheint manchmal so einfach aber wenn es einem dreckig geht scheint es oft viel zu kompliziert.

 
Das leben scheint manchmal so einfach aber wenn es einem dreckig geht scheint es oft viel zu kompliziert.
Jawohl.

Hast du deiner (Ex)Freundin denn davon erzählt, dass es enorm triggert bei Familienbesuchen? Ich finde, dafür kann man doch Verständnis haben als Freundin oder? Klar ist sie nicht verantwortlich dafür und deine Sache, aber zeig mir mal einen Menschen, der kein Päckchen mit sich trägt.

Auch verstehe ich immer noch nicht, warum du überhaupt Familienbesuch empfängst, wenn er dir jedesmal so zusetzt. Du scheinst irgendwie davon auszugehen, dass du deiner Mutter nicht auch einfach "nein" sagen kannst.

Und falls du es echt nicht sagen kannst, dann schreib es ihr. Ist nicht so die feinste Art, aber mal ein Anfang um aus dieser Starre da rauszukommen. Nichts spricht dagegen, später einen neuen Anlauf zu probieren. Doch wär ne klare Abgrenzung jetzt nicht einfach das Notwendigste?

 
Jawohl.

Hast du deiner (Ex)Freundin denn davon erzählt, dass es enorm triggert bei Familienbesuchen? Ich finde, dafür kann man doch Verständnis haben als Freundin oder? Klar ist sie nicht verantwortlich dafür und deine Sache, aber zeig mir mal einen Menschen, der kein Päckchen mit sich trägt.


Ja das habe ich ihr so gesagt. Sie meinte sogar unter Tränen daß sie mit mir durch meine Krise gehen wollte aber ich hatte auch das Gefühl daß ihr etwas fehlt in dieser Beziehung und daß sie mit dem Kopf woanders ist. Darum habe ich die Beziehung aus Angst vor noch zerstörerischen Mechanismen die sich einspielen könnten beendet. Bitte erspar mir jetzt die Frage ob das schlau war oder nicht es ist so.

Quote

Auch verstehe ich immer noch nicht, warum du überhaupt Familienbesuch empfängst, wenn er dir jedesmal so zusetzt. Du scheinst irgendwie davon auszugehen, dass du deiner Mutter nicht auch einfach "nein" sagen kannst.

Und falls du es echt nicht sagen kannst, dann schreib es ihr. Ist nicht so die feinste Art, aber mal ein Anfang um aus dieser Starre da rauszukommen. Nichts spricht dagegen, später einen neuen Anlauf zu probieren. Doch wär ne klare Abgrenzung jetzt nicht einfach das Notwendigste?


Das ist ja das Problem ich könnte es überhauptnicht ertragen jetzt in dem Zusammenhang irgendwas zu schreiben. Und ja, innerhalb meiner Familie ist die Situation so verhackt daß ich eigentlich mit allen brechen müsste. Ich habe zu meiner Mutter bereits einmal den Kontakt für ein paar Monate abgebrochen und ging in der Zeit durch die Hölle. Da mein Vater so weit weg ist und mir relativ selten schreibt hielt ich es nicht für notwendig ihm zu sagen daß ich mit ihm nichts zu tun haben will. Außerdem habe ich Angst davor was ihm alles einfällt wenn ich das täte. Ich ziehe schon genug Hass auf mich.

 
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Hast du dir die Seite mal angeschaut, die ich dir geschickt habe? In deine Unterlagen gesehen?

Du wirkst gerade, als hättest du keinen Boden unter den Füßen - da kann gerade sowas sehr dabei helfen, sich seiner selbst wieder zu ermächtigen. 

Du bist kein Kind mehr. Du bist nicht mehr hilflos ausgeliefert - es sei denn, du lieferst dich selbst aus. Ermächtige dich. 

 
ich muss ehrlich sagen, dass es mir schwerfällt, das nachzuvollziehn. Ich glaube dir, dass es dir so geht... aber es ist für mich rätselhaft.

Wieso könntest du es nicht ertragen ihr zu schreiben oder ihr das zu sagen? Das wäre ja dafür, um erstmal den äußerlichen Raum zu schaffen und damit du nicht ständig befürchten musst, dass jemand hinter der Ecke steht. Willst du doch den Kontakt behalten? Ich blicke nicht durch...

 
Hast du dir die Seite mal angeschaut, die ich dir geschickt habe? In deine Unterlagen gesehen?

Du wirkst gerade, als hättest du keinen Boden unter den Füßen - da kann gerade sowas sehr dabei helfen, sich seiner selbst wieder zu ermächtigen. 

Du bist kein Kind mehr. Du bist nicht mehr hilflos ausgeliefert - es sei denn, du lieferst dich selbst aus. Ermächtige dich. 
Stimmt, dazu kam ich noch nicht. Ich bedanke mich für Deine Anteilnahme! In meinen Unterlagen steht die Diagnose "Depressio".

ich muss ehrlich sagen, dass es mir schwerfällt, das nachzuvollziehn. Ich glaube dir, dass es dir so geht... aber es ist für mich rätselhaft.

Wieso könntest du es nicht ertragen ihr zu schreiben oder ihr das zu sagen? Das wäre ja dafür, um erstmal den äußerlichen Raum zu schaffen und damit du nicht ständig befürchten musst, dass jemand hinter der Ecke steht. Willst du doch den Kontakt behalten? Ich blicke nicht durch...
Es ist so daß ich der einzige nicht-Akademiker in dieser Familie bin. Ich lebe am unteren Einkommensrand, habe kein Auto etc, und hatte bislang keine Zeit/keine Ressourcen mehr aus mir zu machen. Ich fühle mich also ein bisschen wie ein Bürger zweiter Klasse und das ist für meine Existenzängste nicht besonders förderlich - wenn man als solcher auch keine stabilen Familiären Verhältnisse hat gilt man als Absturzgefährdet. Einen erneuten Kontaktabbruch würde ich mir jedenfalls besser überlegen und ich weiß nicht ob ich derzeit die Kraft dazu habe.

 
Vermutung: Du hast so lange in diesem misbräuchlichen Familiensystem gelebt, dass du gelernt hast, das sich-totstellen immer die beste Option ist - einfach still liegen bleiben und sich nicht wehren, keine Angriffsfläche schaffen. Wird man nicht gesehen, ist man Niemand, dann kann einem auch nichts passieren.

Ist vielleicht ein wenig Eigenwerbung, aber lies dir mal meinen letzten Text in meinem Thread "Inmittendrin" durch. Findest du dich dort wieder?

 
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Vermutung: Du hast so lange in diesem misbräuchlichen Familiensystem gelebt, dass du gelernt hast, das sich-totstellen immer die beste Option ist - einfach still liegen bleiben und sich nicht wehren, keine Angriffsfläche schaffen. Wird man nicht gesehen, ist man Niemand, dann kann einem auch nichts passieren.


Ja das ist wohl so. Und es kommt wieder. Jedesmal wenn sie sich melden. Wie eine knöcherne würgende Hand die mir den Zufluss meiner Lebensenergie im Ansatz zudrückt. Lähmung, Kälte und Schwäche die sich von innen ausbreitet.

Ist vielleicht ein wenig Eigenwerbung, aber lies dir mal meinen letzten Text in meinem Thread "Inmittendrin" durch. Findest du dich dort wieder?


Du scheinst in einer ähnlichen Situation zu sein. Ich habe das jetzt erst gelesen, das ist Zufall, nicht daß du denkst ich würde mich darauf beziehen. Ich habe jetzt wenig Zeit, ich werde mir den gesamten Thread mal genauer durchlesen, danke.

Gute nacht allerseits

 
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@Wellenreiterin, das ist schön. Du hast alles an einem Tag geschrieben. An diesem Tag konntest du wohl auf eine Metaebene gehen und alles für dich ordnen aber es lässt sich rauslesen daß du wohl zwischendurch auch in einigen Verstrickungen gefangen bist. Oder kannst du immer ganz in dich horchen so wie beim Verfassen dieses Textes? Kannst du immer deine Innere Mutter, das Bild was du von ihr in dir trägst von der realen äußeren Mutter trennen? Hast du keine Angst daß das jemand aus deiner Familie lesen könnte?

 
Ich habe zwei Texte an einem Tag geschrieben, den letzten ein paar Wochen später.

Oder kannst du immer ganz in dich horchen so wie beim Verfassen dieses Textes?
Nein, absolut nicht. Im größten Teil der Zeit habe ich große Probleme, meine eigenen Gefühle zu benennen, zu sortieren und zu äußern. Diese "klaren" Momente sind dann jedoch umso wichtiger - deswegen schreibe ich sie auf. Dann habe ich es schwarz auf weiß. Das sich-selbst-nicht-glauben-können ist ein großer Bestandteil meines Krankheitsbildes und typisch für komplex Traumatisierte, Kinder von Narzissten.

Kannst du immer deine Innere Mutter, das Bild was du von ihr in dir trägst von der realen äußeren Mutter trennen?
Nein, definitiv nicht. Die Innere Mutter - bzw. ihre Intrusionen, wie man das in der Psychotherapie auch nennt - schlägt mir oft noch rein, sowohl im Alltag als auch in emotional intensiven Momenten. Ich habe das sehr verinnerlicht, und das ist ein Teil meiner Symptomatik und ein Teil meiner heutigen Arbeit. Ich schreibe jetzt vielleicht etwas emotionslos, allerdings ist das ein hartes Stück Arbeit, das mir sehr viel Tränen, Blut und Schweiß abverlangt. Jeden Tag, im Kleinen und im Großen. Bin ich das wert, ist die Arbeit es wert getan zu werden? - Ja. Zumindest, wenn ich irgendwann eine andere Lebensqualität leben können will.

Hast du keine Angst daß das jemand aus deiner Familie lesen könnte?
Nein, warum? Das ist meine _Realität, wie ich sie erlebe, empfinde, wahrnehme.

 
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Nein, definitiv nicht. Die Innere Mutter - bzw. ihre Intrusionen, wie man das in der Psychotherapie auch nennt - schlägt mir oft noch rein, sowohl im Alltag als auch in emotional intensiven Momenten. Ich habe das sehr verinnerlicht, und das ist ein Teil meiner Symptomatik und ein Teil meiner heutigen Arbeit. Ich schreibe jetzt vielleicht etwas emotionslos, allerdings ist das ein hartes Stück Arbeit, das mir sehr viel Tränen, Blut und Schweiß abverlangt. Jeden Tag, im Kleinen und im Großen. Bin ich das wert, ist die Arbeit es wert getan zu werden? - Ja. Zumindest, wenn ich irgendwann eine andere Lebensqualität leben können will.


Ja das kenne ich aus meiner Situation auch. Scheinbar harmloses Eindringen bis in die letzte Privatsphäre und Bloßstellen sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene. Tagebuch beim Essen vorlesen und darüber lachen. Pseudomedizinische Ganzkörperuntersuchungen bei denen die ältere Schwester auch mitmachen darf damit sie gleich was dabei lernt. Oder wenn diese durch von der Mutter gekonnt geschürten Hass jähzornig und ohne Rücksicht auf Gürtellinien auf mich eindrischt. So erfahre ich wenigstens auch etwas körperliche Züchtigung weil ja kein Vater zur Hand war der das übernehmen würde. Und noch mehr Erinnerungen dieser Art. all das kommt hoch und versperrt eine Klare Sicht auf die Anforderungen des Alltages.

Nein, warum? Das ist meine _Realität, wie ich sie erlebe, empfinde, wahrnehme.


Wenn du diese Realität teilst und es besteht daran Interesse seitens unliebsamer personen, hast du keine Angst daß es dich verletzlich macht? Gerade wenn du mit Intrusionen etc kämpfst.

Wie dem auch sei, vielen Dank euch. Ich habe mittlerweile bei der Polizei nachgefragt. Solange keine direkte Kontaktaufnahme erfolgt ist der Tatbestand des Stalking nicht erfüllt. Selbst wenn sie hinter einer Hecke stehen würde und Fotos von mir machen würde wäre das nichts verbotenes.

 
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ich muss ehrlich sagen, dass es mir schwerfällt, das nachzuvollziehn. Ich glaube dir, dass es dir so geht... aber es ist für mich rätselhaft.

Wieso könntest du es nicht ertragen ihr zu schreiben oder ihr das zu sagen? Das wäre ja dafür, um erstmal den äußerlichen Raum zu schaffen und damit du nicht ständig befürchten musst, dass jemand hinter der Ecke steht. Willst du doch den Kontakt behalten? Ich blicke nicht durch...


Es ist nicht so einfach. Wie bereits gesagt: als ich ihr erstmals gesagt habe sie soll sich aus meinem Leben raushalten, nicht mehr anrufen, nicht mehr E-mails schreiben und nicht an meiner Türe läuten ging ich für einige Zeit durch die Hölle, wurde in meinem damaligen Job gekündigt und hatte sehr große Existenzängste. Außerdem meldete sich plötzlich mein Vater der mich sonnst eher auf Distanz hielt was mir auch immer Probleme bereitet. Ich habe einfach das Gefühl daß ich ihr noch zuviel Macht über mich gebe und habe keine Ahnung wie ich dagegen ankämpfen kann.

 
Es ist wichtig, dass Du Dir selbst Rückhalt geben kannst. Aber ich verstehe was Du meinst. Man wünscht sich, dass man nicht alles alleine bewältigen muss. Eine "Familie" bei der Du Rückhalt findest, muss nicht zwangsläufig diejenige sein, mit der man Blutsverwandt ist. Du könntest Dir Deine eigene Familie mit Freunden aufbauen oder eben auch Rückhalt bei Deiner Frau finden - wenn Du es zulässt. Noch hältst Du selbst an Deiner Geschichte und Deiner Vergangenheit fest. Das sollte aufgearbeitet werden und ich bin mir sicher, dass Wellenreiterin Dir gute Tipps geben kann, ob die Therapie stimmt oder nicht, die Du gerade hast. Oder wo Du da ansetzen kannst.


Danke für den Rat. Ich habe bereits viele Beziehungen beendet weil ich mir keine Zukunft vorstellen konnte solange ich diese Probleme habe, und neige dazu mich eher zurückzuziehen. Das macht es für mich zeitweise auch schwer auf Leute zuzugehen und Freunde zu finden.

 
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Ok. Du bist durch die Hölle gegangen als du letztes Mal einen Kontaktabbruch hattest. Darf ich noch fragen warum? Haben deine Eltern ihre Stalkingbemühungen daraufhin intensiviert? Also, deine Kontaktsperre nicht akzeptiert? Oder lag es an dir, aus welchem Grund auch immer, dass du es als Hölle bezeichnest?

Schon traurig, zu lesen was Eltern alles anstellen können und wie sehr selbst nach einer räumlichen Trennung sowas noch nachwirkt. Und trotzdem hilft es nicht, bei der Schuldthematik zu bleiben. Was denkst du, was dir am ehesten helfen kann, dich nichtmehr in der Opferrolle zu erleben? Hast du mal irgendwann das Gefühl gehabt, "Das hat mir jetzt so richtig gut getan"? Konzentrier dich auf das was hilft.

 
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all das kommt hoch und versperrt eine Klare Sicht auf die Anforderungen des Alltages.
Nicht verwunderlich. Harter Tobak, und bei mir ganz ähnlich.

Hast du dich mal in das Thema Narzisstische Eltern und Traumatisierung (PTBS/PTSD, komplexe Traumafolgestörung) eingelesen? Denke da könntest du dich wiederfinden. Und wo man sich wiederfindet, findet man sich auch.

Wenn du diese Realität teilst und es besteht daran Interesse seitens unliebsamer personen, hast du keine Angst daß es dich verletzlich macht? Gerade wenn du mit Intrusionen etc kämpfst.
Ich _bin in dieser Hinsicht verletzlich. Und verletzt. Das ändert sich durch meine Worte dazu nur insofern, dass ich meine eigene Sprache wiederfinde, dass _ich entscheide, ob und wem ich das mitteile, wie und warum. Es ist kein Tabu mehr, kein Geheimnis, nicht mehr meine Schuld und meine Scham, die ich alleine stemmen muss. Und diese Art damit umzugehen macht einen großen Unterschied. Ich ermächtige mich da, wo ich machtlos gemacht wurde. Und Worte sind meine Waffe, nicht mehr ihre.

Ich habe mittlerweile bei der Polizei nachgefragt.
Auch wenn das Ergebnis sicher nicht beruhigend für dich ist: DU hast etwas getan, dein Leben wieder in die Hand genommen. Respekt davor - und genau _so weiter.

Ich habe einfach das Gefühl daß ich ihr noch zuviel Macht über mich gebe und habe keine Ahnung wie ich dagegen ankämpfen kann.
Klassisches Krankheitsbild nach einer so missbräuchlichen Beziehung. Und dass sie sich heftig wehrt gegen dein dich-ihr-entwinden-wollen ist nicht verwunderlich. Sie will die Kontrolle nicht verlieren. Deswegen dieser Terror. Sie will dich genau da haben, wo du bist, wenn sie tut, was sie tut: hilflos und klein.

Das bist du aber nicht mehr. Du bist kein Kind mehr. Du bist nicht mehr abhängig. Du darfst dich wehren, auch wenn es gegen die Indoktrination deiner Mutter/Eltern spricht. Die Angst vor den Konsequenzen ist schlimmer als jede Konsequenz jemals seink könnte. Deswegen ist die Angst ja auch so mächtig.
Die Realität ist aber: Die Macht, die sie jetzt noch über dich zu haben scheint, ist - wie du schon ganz richtig erkennst - die, die du ihr gibst. Das ist alles antrainiert und deswegen nachvollziehbar, aber es ist an dir, da auszubrechen.

Und trotzdem hilft es nicht, bei der Schuldthematik zu bleiben.
Da möchte ich dir widersprechen - denn so unsicher und geschüttelt, wie Blinded Soul wirkt, ist es durchaus wichtig, eine Position beziehen zu können. Wenn man sich nicht spürt, damit auch die Verletzung meistens als solche auch gar nicht verbalisieren oder überhaupt benennen kann, kann man sich auch nicht davor schützen, sich nicht distanzieren, und vor allem: sich selbst nicht ernst nehmen. Und da fängt die Heilung meiner Meinung nach an: Ernst nehmen, wie es einem geht und was einem passiert ist, damit man schauen kann, was zur Heilung nötig ist, was man eigentlich selber für Bedürfnisse hat, was man braucht.

Es hilft natürlich nicht, immer nur "Ihr habt.." und "Du bist aber schuld!" zu sagen, aber es hilft, sich zu distanzieren und dadurch sich selbst zu spüren. Das scheint mir hier noch nicht mal möglich zu sein, trotz der sehr neutralen Erklärungen zu den Misshandlungen und dem Missbrauch lese ich hier keinen Schmerz heraus - eher wie eine dissoziative Entfernung vom eigenen Opfer-sein. Das Innere Kind hat da gar keinen Platz.

Was denkst du, was dir am ehesten helfen kann, dich nichtmehr in der Opferrolle zu erleben? Hast du mal irgendwann das Gefühl gehabt, "Das hat mir jetzt so richtig gut getan"? Konzentrier dich auf das was hilft.
Auf jeden Fall ein sehr guter Punkt!

 
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Ok. Du bist durch die Hölle gegangen als du letztes Mal einen Kontaktabbruch hattest. Darf ich noch fragen warum? Haben deine Eltern ihre Stalkingbemühungen daraufhin intensiviert? Also, deine Kontaktsperre nicht akzeptiert? Oder lag es an dir, aus welchem Grund auch immer, dass du es als Hölle bezeichnest?


Naja, die erste Reaktion auf meinen Bruch mit der Mutter war eine E-Mail mit der Frage wann denn ausnahmsweise Kontaktaufnahme erfolgen darf, sowie etwa zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Daraufhin habe ich versucht meine Standpunkte noch einmal klarer und deutlicher über einer Tasse Kaffee darzulegen.

Es folgte eine Funkstille während derer ich mich von meinen Kollegen gemobbt fühlte und meinen Job verlor. Ich hatte das Gefühl daß sich alle meine Freunde von mir distanzierten und wähnte sämtliche Behörden gegen mich verschworen, konnte kaum meine Miete zahlen. Ich fand keinen neuen Job und mein Bankkonto wurde plötzlich aufgrund von Bonitätsgründen gesperrt obwohl ich seit Jahren ein eigenes Einkommen und kein überzogenes Konto oder Schulden habe. Ich bekam plötzlich Briefe vom Vermieter daß in meiner Wohnung (zu unrecht) Küchenschaben wären und mein Vater (der vor Jahren bereits ausgewandert ist) meldete sich und kündigte unverhofft seinen baldigen Besuch an. Ich hatte Angst vor dem totalen Absturz, das Chaos war perfekt und ich stürzte in eine Krise während derer ich mir professionelle Hilfe suchte.

Auch wenn das Ergebnis sicher nicht beruhigend für dich ist: DU hast etwas getan, dein Leben wieder in die Hand genommen. Respekt davor - und genau _so weiter.


Das tue ich schon seit meiner Jugend aber mir drängt sich der Eindruck auf daß mein Leben nur eine einzige Flucht vor der Übermacht meiner Mutter (und meiner Schwester) ist. Eine Flucht die für keine überlegte Handlung Platz lässt.

Du bist kein Kind mehr. Du bist nicht mehr abhängig. Du darfst dich wehren, auch wenn es gegen die Indoktrination deiner Mutter/Eltern spricht. Die Angst vor den Konsequenzen ist schlimmer als jede Konsequenz jemals seink könnte. Deswegen ist die Angst ja auch so mächtig.

Die Realität ist aber: Die Macht, die sie jetzt noch über dich zu haben scheint, ist - wie du schon ganz richtig erkennst - die, die du ihr gibst. Das ist alles antrainiert und deswegen nachvollziehbar, aber es ist an dir, da auszubrechen.


Ich versuche ihr ja weniger Macht zu geben aber wenn ich darüber nachdenke macht die Thematik doch über 50 Prozent meines Denkens aus. Schwer zu glauben wie Tief sowas sitzt.

Schon traurig, zu lesen was Eltern alles anstellen können und wie sehr selbst nach einer räumlichen Trennung sowas noch nachwirkt. Und trotzdem hilft es nicht, bei der Schuldthematik zu bleiben. Was denkst du, was dir am ehesten helfen kann, dich nichtmehr in der Opferrolle zu erleben? Hast du mal irgendwann das Gefühl gehabt, "Das hat mir jetzt so richtig gut getan"? Konzentrier dich auf das was hilft.


Ich suche mir oft neue Hobbies um mich abzulenken und Zugang zu einer anderen Welt zu finden. Meine Jugendfreunde sind alle verheiratet mit Kindern oder einem Schicksal erlegen das eine Kontaktaufnahme unmöglich macht. Ich habe kein Stammlokal da ich es vermeiden möchte zuviel Alkohol zu trinken und alleine ins Kino etc ist auch keine Erfüllung. Eine Zeitlang fand ich ein Karbarett in meiner Nähe das wöchentliche Improvisationen darbot. Dort zu sitzen und zuzuhören half mir mich ein bisschen zu verlieren, doch leider wurde das Lokal mittlerweile geschlossen. Aber Spaziergänge in der Natur usw sind hilfreich.

 
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Es folgte eine Funkstille während derer ich mich von meinen Kollegen gemobbt fühlte und meinen Job verlor. Ich hatte das Gefühl daß sich alle meine Freunde von mir distanzierten und wähnte sämtliche Behörden gegen mich verschworen, konnte kaum meine Miete zahlen. Ich fand keinen neuen Job und mein Bankkonto wurde plötzlich aufgrund von Bonitätsgründen gesperrt obwohl ich seit Jahren ein eigenes Einkommen und kein überzogenes Konto oder Schulden habe. Ich bekam plötzlich Briefe vom Vermieter daß in meiner Wohnung (zu unrecht) Küchenschaben wären und mein Vater (der vor Jahren bereits ausgewandert ist) meldete sich und kündigte unverhofft seinen baldigen Besuch an. Ich hatte Angst vor dem totalen Absturz, das Chaos war perfekt und ich stürzte in eine Krise während derer ich mir professionelle Hilfe suchte.
Das klingt schlimm. Was oft nicht beachtet wird: In einer solchen abhängigen Beziehung zu den Eltern ist das Kind nicht nur im negativen Sinne abhängig, es bekommt durch die Kontrolle natürlich auch einen Rahmen geboten, in dem es sich bewegen kann. Das ist - wenn auch paradox klingend - eine Sicherheit, an der es sich orientieren kann, auch als erwachsener Mensch. Bei einem Kontaktabbruch geht diese vermeintliche Sicherheit verloren  - und da die Ich-Stärke hier fehlt, ist der äußere gegebene Rahmen der einzige, an dem sich festgehalten werden kann.

Das tue ich schon seit meiner Jugend aber mir drängt sich der Eindruck auf daß mein Leben nur eine einzige Flucht vor der Übermacht meiner Mutter (und meiner Schwester) ist. Eine Flucht die für keine überlegte Handlung Platz lässt.
Vermutung: Du erlebst deine Mutter (und deine Schwester) als (lebens-)bedrohlich.

Ich versuche ihr ja weniger Macht zu geben aber wenn ich darüber nachdenke macht die Thematik doch über 50 Prozent meines Denkens aus. Schwer zu glauben wie Tief sowas sitzt.
Du hast diese Angst im wahrsten Sinne des Wortes mit der Muttermilch aufgesogen.

Sich davon zu befreien wird lange dauern, und nicht einfach werden.

Hast du das Gefühl, die Therapie hat dir bisher geholfen?