Ich ziehe es in Betracht doch so ein Label was macht das dann? Alles bleibt ja gleich.
Es geht ja nur darum, wenn man es für sich selbst irgendwo einordnen kann, kann man damit "arbeiten", sich (und andere) besser verstehen, und außerdem kann man sich in entsprechenden Selbsthilfegruppen bestenfalls treffen und neue, vor allem gleichgesinnte Leute (persönlich) kennenlernen. Oder in Foren darüber schreiben.
Ich selbst bin ja auch nicht die normale Person, die sich an Smalltalk aufhalten kann und Freude an oberflächlichen Unterhaltungen oder Freundschaften hätte.
Das läßt einen aber auch manchmal recht einsam sein.
Deine Ansätze, was zu beleuchten und zu hinterfragen, gefallen mir im Prinzip ziemlich gut. Nur die Reihenfolge stimmt für meinen Geschmack nicht ganz.

Mir fehlt (um bei dem Beispiel Deines genannten Falles mit der Dame zu bleiben) ein Anfang mit Flirt und bisschen verliebten Augen usw, stattdessen kommst Du gleich mit dem schwerwiegenden Thema um die Ecke, von dem sie in trunkenem Zustand berichtet hat. Das wäre mir to much.
So beginnt selten eine schöne Beziehung.
Leicht bleibt es ja nicht, aber Probleme zu beackern sollte erst der nächste Schritt sein, nicht der erste.
Ich habe mein eigenes Beispiel im Kopf, angeblich habe ich mal einem guten Kumpel betrunken (viele Jahre her, zu Disko-Zeiten) irgendwas anvertraut, und nein, ich habe keinerlei Erinnerung gehabt, es ist durchaus möglich. Er hat es nie ausgesprochen und ich wollte es auch gar nicht hören, weil ich ihm dann nie wieder so entgegentreten hätte können, wie es bis dahin war - und auch danach blieb.
Ich war aber damals nicht in ihn verliebt oder so.
Und mein letzter Freund, den ich alles in allem 40 Jahre kannte, habe ich, bevor wir zusammen gekommen sind, ganz viel anvertraut, weil ich nie gedacht hätte, dass wir jemals zusammen kommen könnten. Denn dann hätte ich ihm einiges nicht erzählt! So aber haben wir uns einfach nur vertrauensvoll über email ausgetauscht. Ich habe es während unserer Beziehung manchmal bereut, das ich so offen war.
Das sind dann immer Dinge, die man vor Augen hat, und den anderen wahrscheinlich nicht mehr so unbeschwert sehen kann, wie man es am Anfang wohl sollte.
Du müsstest, in meinen Augen, einfach etwas Tempo rausnehmen. Analysieren, wenn die rosarote Brille etwas weniger rosa wird, wäre vermutlich der erfolgreichere Weg ...
Aber auch ich bin nur in der Theorie wissend

, in der Praxis habe ich auch so gut wie alles verkehrt gemacht, was man bei einem Partner verkehrt machen kann. Einschließlich meines Analyse- und Redebedürfnisses ...
Die anderen hier haben sehr viel wertvolle Dinge geschrieben, und Du hast in den Raum gestellt, ob man sich mit paar in die vierzig Jahre noch ändern sollte ...
Nun, ich bin bereits paar in die fünfzig Jahre, und habe erst kürzlich erkannt, dass sich sowas durchaus lohnen kann.
Vor allem aber sollte man mit seinem Handeln seinen eigenen Frieden machen können, mit allen Konsequenzen. Ansonsten lohnt es sich, über die eine oder andere Veränderung nachzudenken. Keine Verbiegungen!
"Als man mir sagte, ich sei nicht gesellschaftsfähig, warf ich einen Blick auf die Gesellschaft, und war überaus erleichtert."