Ich lese gerade Hans-Joachim Maaz - Die narzissstische Gesellschaft.
Unsere Gesellschaft ist in die Narzissmus-Falle geraten. Solange wir keine Mittel und Wege finden, den Narzissmus und die ihm zugrunde liegende Bedürftigkeit zu zähmen, so lange gleichen alle unsere Versuche, die Krise zu überwinden und die gesellschaftlichen Verhältnisse doch noch zum Besseren zu verändern, einem Stühlerücken auf der Titanic. Gier – den Hals nicht voll kriegen zu können, so lautet die mit Abstand häufigste Antwort auf die Frage nach der tieferen Ursache der Krise unseres Finanz- und Gesellschaftssystems. Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Gier, sei es nach Geld oder anderen Lebensvorteilen, so kann er zeigen, ist Ausdruck einer narzisstischen Störung. Der narzisstische Mensch ist im Kern ein um Anerkennung ringender, stark verunsicherter Mensch. So tut er alles, um die Bestätigung, die er zum Leben braucht, zu erhalten. Diese narzisstische Kompensation bedarf ständig erweiterter Ablenkung durch Konsum, Besitz, Animation und Aktion. Gier ist keine spezifische Charaktereigenschaft etwa von Bankern oder lediglich Folge falscher Anreize: Für Maaz ist sie ein zentrales Symptom der narzisstischen Bedürftigkeit der meisten Bürger der westlichen Konsumgesellschaften. Besonders ausgeprägt ist sie allerdings bei den Trägern gesellschaftlicher Macht anzutreffen: bei Politikern, Managern und Stars.
Ich hab es jetzt so ungefähr zu 50% durch und ich muss sagen PUH! - Es liest sich nicht hoffnungsvoll. Es liest sich apokalyptisch. Trotzdem muss ich ihm in vielen Punkten recht geben. Bis jetzt würde ich es trotzdem empfehlen, wenn der zukünftige Leser gewillt ist ein deprimierendes Buch zu lesen.
Ich sehe allerdings auch die Gefahr, dass ein nicht entsprechend ausgebildeter Laie in Zukunft nur noch Narzissten sieht. Wer aber psychologisch, psychoanalytisch interessiert ist, sollte das Buch ruhig mal lesen.